Degu
aus Degupedia, der freien Wissensdatenbank
Inhaltsverzeichnis |
Allgemeines
Der Degu ist ein etwa 15 bis 20 cm grosses agoutifarbens Nagetier mit einem fast ebenso langen Schwanz, welcher am Ende einen pinselförmigen Fellbüschel (Quaste) aufweist. Die Heimat des Degus sind steppenähnliche und mediterane Gebiete des nördlichen Mittelchiles. Er zählt wie auch die Meerschweinchen und Chinchillas, welche ebenfalls in Südamerika beheimatet sind, zu den Stachelschweinverwandten. In seiner Heimat ist er weit verbreitet, gilt als Kulturfolger und wird daher teils in der Landwirtschaft als Schädling bekämpft. Er ernährt sich in der Wildnis vorwiegend von Laub, Gräsern, Kräutern und Samen, in geringeren Mengen aber auch von Rinde und Wurzeln.
Der Degu als Heimtier
Die Heimtiervergangenheit der Degus ist relativ jung. In Westeuropa war er etwa bis 1980 kaum verbreitet. In der DDR wurden schon früher Degus als Heimtiere gehalten. Etwa um die Jahrtausendwende nahm seine Bekanntheit merklich zu. Das zeigte sich auch darin, dass immer öfters Degus in Tierheimen landen. Einige haben gar mit regelrechten Deguschwemmen zu kämpfen, ein Problem das sich trotz beispielshafter Prävention und Hilfeleistung der deutschen Degucommunity nicht entschärfen konnte. Dennoch ist Degu für viele Menschen immer noch kein Begriff, aber in der Heimtierwelt hat er seine Anhänger gefunden und wird in Zukunft bestimmt weiter an Bedeutung gewinnen.
Sozialverhalten
Degus haben ein sehr spannendes und ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie pflegen untereinander engen Körperkontakt, dazu gehört unter anderem das Kuschelhaufen bilden, gegenseiteige Fellpflege, Nase-zu-Nase-Kontakt und das Aufreiten. Diese Kontakte werden meist untermalt mit einem breiten Spektrum an Lautesäusserungen, welche von ganz leisen Fiepsen, über intensives Muckern bis hin zu eher unfreundlichen Quäklauten führen kann. Letztere werden intensiver auch bei Streitigkeiten verwendet um dem Gegenüber seinen Unmut kund zu tun. Bei Gefahr stossen sie einen kurzen, schrillen und unüberhörbaren Warnruf aus, infolgedessen alle Gruppenmitlgieder blitzschnell Deckung aufsuchen.
Haltung
Ein weiteres, ausgeprägtes Merkmal ist der starke Nagetrieb. Vor dem Nagetrieb der Degus ist nichts sicher, was nicht nagefest oder in unerreichbarer Entfernung ist. Sie nagen mühelos Holz, Papier, Karton, Stoff, Kunststoff, ja gar dünne, weiche Metalle. So muss man beim Aluminium darauf achten, dass man eine harte Sorte findet, da sie weiches Aluminium durchaus annagen, wenn es genug dünn ist, gar mühelos durchnagen können. Man kann ihnen diesen Nagetrieb weder verbieten noch abgewöhnen. Daher ist es wichtig, dass ihre Unterkunft absolut nagefest ist - geeignet ist ein Käfig aus robustem Metall, bei Holzkäfigen müssen alle Kanten mit Metall geschützt werden, auch Volieren oder grosse Terrarien sind geeignet - und dass sie stets auch genügend Nagematerial wie z.B. Äste oder Holzstücke zur Verfügung haben. Ihre Unterkunft muss für sie genügend Platz bieten. Als Mindestmass für 2 bis 3 Degus gilt ein Käfig mit 1m x 0.5m Grundfläche auf 1m Höhe. Kleiner sollte die Unterkunft auf keinen Fall sein, bei grösseren Gruppen muss sie zwingend grösser sein. Grundsätzlich gilt je grösser die Unterkunft, desto besser für die Tiere. Als notwendige Mindesteinrichtung brauchen sie Einstreu (aber bitte keine Dufteinstreu!), Steine und Äste zum Klettern, Etagen (möglichst über die gesamte Grundfläche des Käfigs), damit die Degus den Raum ihrer Unterkunft auch gut nutzen können, ein Sandbad, stets frisches Heu, welches ihnen auch als Nahrung dient und genügend Versteckmöglichkeiten. Die VErstecke sollten wenn möglich nagesicher und einsturzsicher sein. Ein Wassernapf oder eine Trinkflasche sollten auf keinen Fall fehlen.
Ernährung
Degus sind auf karge, zuckerarme Kost eingestellt. Daher bekommen sie in Gefangenschaft als Grundnahrungsmittel zellulosehaltiges Futter. Dieses besteht in der Regel aus Heu, welches ihnen stets in guter Qualität und in genügend grossen Mengen zur Verfügung stehen muss. Als Ergänzungsfutter eignet sich eine Futtermischung aus Kräutern, Trockengemüse und anderen kargen Futterbestandteilen, gemischt mit ein paar Sämereien (z.B. Gras-, Unkraut- und Wildsaaten, Hirse, Amaranth, Quinoa, ...). Auf Getreide sollte weitestgehend verzichtet werden, da dieses zu energiehaltig ist. Vorsicht ist ebenso bei manchen getrockneten Gemüsesorten geboten, so sind z.B. getrocknete Karotten, da sehr süß, eher als Leckerlie geeignet. Man kann ihnen auch regelmässig Frischfutter geben. Es eignen sich Gemüse, Gräser und Küchenkräuter, nicht aber Obst und andere zuckerhaltige Futtermittel, da der Verdacht besteht, dass zuckerhaltige Nahrung den Ausbruch von Diabetes begünstigen kann. Man sollte allerdings nur Gemüse und Pflanzen verfüttern, die für Degus geeignet sind. Als Ergänzungsfutter haben sich auch Cobs bewährt. Die meisten Pellets bestehen zu einem guten Teil aus Melasse und Getreide und sollten somit aus oben genannten Gründen nicht verfüttert werden. Als Leckerbissen kann man ihnen Frischfutter geben, sofern sie dies mögen. Hierfür auch sehr gut geeignet sind Erbsenflocken und Ackerbohnen. Diese und auch die fetthaltigen Nüsse sollte man ihnen nur in kleinen Mengen verfüttern und nicht zu oft, damit sie nicht verfetten.
Fortpflanzung
Frei lebende Degus haben ein bis zwei Mal Junge (je nach Quelle) pro Jahr. In Gefangenschaft sind Würfe das ganze Jahr durch möglich. Die Tragzeit beträgt 90 Tage, die Wurfgrösse variiert zwischen 1 und 12 Jungtiere. Die Jungen kommen mit Fell und offenen Augen zur Welt und wiegen etwa 14 g. Das Geschlechts-Verhältnis der Neugeborenen beträgt 100 Weibchen zu 110 Männchen. Die Jungen werden mit 4 bis 6 Wochen entwöhnt. Die Deguweibchen besitzen 8 Zitzen. Die Weibchen werden etwa mit 7 Wochen, Männchen werden etwa mit 3 Monate geschlechtsreif. Allerdings gibt es auch frühreife Degus, dass eine Geschlechtertrennung mit 6 bis 8 Wochen notwendig ist um Inzucht zu vermeiden.
Genetik Die Degus haben einen diploiden Gensatz von 58 Chromosomen.
Der Mensch und seine Degus
Vielfach unterschätzt wird beim Zusammenleben von Mensch und Degu, dass die Kobolde in der Nacht gehörig Lärm machen können und deshalb nicht unbedingt in einem Schlafzimmer untergebracht werden sollten. Das gilt besonders dann, wenn man noch einen leichten Schlaf hat. Degus sind zwar tagaktiv, können aber bis spät in die Nacht noch Lärm machen. Auch sie sind Individuen, die ihre eigenen Bedürfnisse haben und dazu kommt noch durch die künstliche Beleuchtung wird ihr Zeitsinn auch etwas durcheinander gebracht und Degus sind auch in der Wildnis während der Dämmerung besonders aktiv.
Auch wenn man das Vertrauen der Degus gewinnen will, wird man wieder ihre stark individuellen Charakter bemerken. Allgemein ist dieser Prozess mit viel Zeit und Geduld verbunden. Leckerbissen können dabei hilfreich sein, indem sie Anreize schaffen, den Kontakt zu ihren Menschen aufzunehmen. Sehr wichtig ist, man sollte nicht zu viel aufs mal wollen. Kleine Schritte und stetige Erfolge können so nach und nach das gegenseitige Vertrauen verbessern.
Siehe auch
- Ernährung
- Degu Haltung
- Degunotfälle
- Community
Literatur
- Tremblay, M. L'octodon. Nos amis les animaux. Le Jour, éditeur, 2005.
- Woods, C.A. Boraker, D.K. Octodon degus. Mammalian Species, 1975.