Degu
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==Allgemeines== | ==Allgemeines== | ||
- | Der Degu ist ein etwa 15 bis 20 cm grosses [[Agouti (Fell)|agoutifarbens]] Nagetier mit einem fast ebenso langen [[Deguschwanz|Schwanz]], welcher am Ende einen pinselförmigen Fellbüschel (Quaste) aufweist. Die Heimat des Degus sind steppenähnliche und mediterane Gebiete des nördlichen Mittelchiles. Er zählt wie auch die [[Meerschweinchen]] und [[Chinchilla]]s, welche ebenfalls in Südamerika beheimatet sind, zu den Stachelschweinverwandten. In seiner Heimat ist er weit verbreitet, gilt als Kulturfolger und wird daher teils in der Landwirtschaft als Schädling bekämpft. Er ernährt sich in der Wildnis vorwiegend von [[Laub]], [[Gras|Gräsern]], [[Kräuter]]n und [[Samen]], in geringeren Mengen aber auch von [[Rinde]] und [[Wurzel]]n. | + | Der Degu ist ein etwa 15 bis 20 cm grosses [[Agouti (Fell)|agoutifarbens]] Nagetier mit einem fast ebenso langen [[Deguschwanz|Schwanz]], welcher am Ende einen pinselförmigen Fellbüschel (Quaste) aufweist. Die Heimat des Degus sind steppenähnliche und mediterrane Gebiete des nördlichen Mittelchiles. Er zählt wie auch die [[Meerschweinchen]] und [[Chinchilla]]s, welche ebenfalls in Südamerika beheimatet sind, zu den Stachelschweinverwandten. In seiner Heimat ist er weit verbreitet, gilt als Kulturfolger und wird daher teils in der Landwirtschaft als Schädling bekämpft. Er ernährt sich in der Wildnis vorwiegend von [[Laub]], [[Gras|Gräsern]], [[Kräuter]]n, in geringeren Mengen aber auch von [[Rinde]] und [[Wurzel]]n und zu einem guten Teil auch von [[Samen]] (20-40 %). |
[[Bild:Kuschelgruppe01.jpg|thumb|360px|right|Degus sind sehr soziale Tiere]] | [[Bild:Kuschelgruppe01.jpg|thumb|360px|right|Degus sind sehr soziale Tiere]] | ||
==Der Degu als Heimtier== | ==Der Degu als Heimtier== | ||
- | Die Heimtiervergangenheit der Degus ist relativ jung. In Westeuropa war er etwa bis 1980 kaum verbreitet. In der DDR wurden schon früher Degus als Heimtiere gehalten. Etwa um die Jahrtausendwende nahm seine Bekanntheit merklich zu. Das zeigte sich auch darin, dass immer öfters Degus in [[Tierheim]]en landen. Einige haben gar mit regelrechten Deguschwemmen zu kämpfen, ein Problem das sich trotz beispielshafter Prävention und Hilfeleistung der deutschen [[Degucommunity]] nicht entschärfen konnte. Dennoch ist Degu für viele Menschen immer noch kein Begriff, aber in der Heimtierwelt hat er seine Anhänger gefunden und wird in Zukunft bestimmt weiter an Bedeutung gewinnen. | + | Die Heimtiervergangenheit der Degus ist relativ jung. In Westeuropa war er etwa bis 1980 kaum verbreitet. In der DDR wurden schon früher Degus als Heimtiere gehalten. Etwa um die Jahrtausendwende nahm seine Bekanntheit merklich zu. Das zeigte sich auch darin, dass immer öfters Degus in [[Tierheim]]en landen. Einige haben gar mit regelrechten Deguschwemmen zu kämpfen, ein Problem das sich trotz beispielhafter Prävention und Hilfeleistung der deutschen [[Degucommunity]] nicht entschärfen konnte. In jüngerer Zeit entstanden mehrere [[Deguhilfen]], welche sich aktiv um die Deguvermittlung in Deutschland kümmern und in den Medien findet der Degu öfters Aufmerksamkeit. Dennoch ist "Degu" für viele Menschen immer noch kein Begriff, aber in der Heimtierwelt hat er seine Anhänger gefunden und wird in Zukunft bestimmt weiter an Bedeutung gewinnen. |
===Sozialverhalten=== | ===Sozialverhalten=== | ||
- | Degus haben ein sehr spannendes und ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie pflegen untereinander engen Körperkontakt, dazu gehört unter anderem das Kuschelhaufen bilden, gegenseiteige Fellpflege, Nase-zu-Nase-Kontakt und das Aufreiten. Diese Kontakte werden meist untermalt mit einem breiten Spektrum an [[Lautesäusserungen]], welche von ganz leisen Fiepsen, über intensives Muckern bis hin zu eher unfreundlichen Quäklauten führen kann. Letztere werden intensiver auch bei Streitigkeiten verwendet um dem Gegenüber seinen Unmut kund zu tun. Bei Gefahr stossen sie einen kurzen, schrillen und unüberhörbaren Warnruf aus, infolgedessen alle Gruppenmitlgieder blitzschnell Deckung aufsuchen. | + | Degus haben ein sehr spannendes und ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie pflegen untereinander engen Körperkontakt, dazu gehört unter anderem das Kuschelhaufen bilden, gegenseitige Fellpflege, Nase-zu-Nase-Kontakt und das Aufreiten. Diese Kontakte werden meist untermalt mit einem breiten Spektrum an [[Lautesäusserungen]], welche von ganz leisen Fiepsen, über intensives Muckern bis hin zu eher unfreundlichen Quäklauten führen kann. Letztere werden intensiver auch bei Streitigkeiten verwendet um dem Gegenüber seinen Unmut kund zu tun. Bei Gefahr stossen sie einen kurzen, schrillen und unüberhörbaren Warnruf aus, infolgedessen alle Gruppenmitlgieder blitzschnell Deckung aufsuchen. |
===Haltung=== | ===Haltung=== | ||
- | Ein weiteres, ausgeprägtes Merkmal ist der starke Nagetrieb. Vor dem Nagetrieb der Degus ist nichts sicher, was nicht nagefest oder in unerreichbarer Entfernung ist. Sie nagen mühelos [[Holz]], [[Papier]], Karton, Stoff, [[Kunststoff]], ja gar dünne, weiche [[Metall]]e. So muss man beim Aluminium darauf achten, dass man eine harte Sorte findet, da sie weiches Aluminium durchaus annagen, wenn es genug dünn ist, gar mühelos durchnagen können. Man kann ihnen diesen Nagetrieb weder verbieten noch abgewöhnen. Daher ist es wichtig, dass ihre Unterkunft absolut nagefest ist - geeignet ist ein Käfig aus robustem Metall, bei Holzkäfigen müssen alle Kanten mit Metall geschützt werden, auch [[Voliere]]n oder grosse [[Terrarium|Terrarien]] sind geeignet - und dass sie stets auch genügend Nagematerial wie z.B. [[Äste]] oder Holzstücke zur Verfügung haben. Ihre Unterkunft muss für sie genügend Platz bieten. Als Mindestmass für 2 bis 3 Degus gilt ein Käfig mit 1m x 0.5m Grundfläche auf 1m Höhe. Kleiner sollte die Unterkunft auf keinen Fall sein, bei grösseren Gruppen muss sie zwingend grösser sein. Grundsätzlich gilt je grösser die Unterkunft, desto besser für die Tiere. Als notwendige Mindesteinrichtung brauchen sie [[Einstreu]] (aber bitte keine Dufteinstreu!), Steine und [[Äste]] zum Klettern, [[Etagen]] (möglichst über die gesamte Grundfläche des Käfigs), damit die Degus den Raum ihrer Unterkunft auch gut nutzen können, ein Sandbad, stets frisches Heu, welches ihnen auch als Nahrung dient und genügend Versteckmöglichkeiten. Die VErstecke sollten wenn möglich nagesicher und einsturzsicher sein. Ein [[Wassernapf]] oder eine [[Trinkflasche]] sollten auf keinen Fall fehlen. | + | Ein weiteres, ausgeprägtes Merkmal ist der starke Nagetrieb. Vor dem Nagetrieb der Degus ist nichts sicher, was nicht nagefest oder in unerreichbarer Entfernung ist. Sie nagen mühelos [[Holz]], [[Papier]], Karton, Stoff, [[Kunststoff]], ja gar dünne, weiche [[Metall]]e. So muss man beim Aluminium darauf achten, dass man eine harte Sorte findet, da sie weiches Aluminium durchaus annagen, wenn es genug dünn ist, gar mühelos durchnagen können. Man kann ihnen diesen Nagetrieb weder verbieten noch abgewöhnen. Daher ist es wichtig, dass ihre Unterkunft absolut nagefest ist - geeignet ist ein Käfig aus robustem Metall, bei Holzkäfigen müssen alle Kanten mit Metall geschützt werden, auch [[Voliere]]n oder große [[Terrarium|Terrarien]] sind geeignet - und dass sie stets auch genügend Nagematerial wie z.B. [[Äste]] oder Holzstücke zur Verfügung haben. Ihre Unterkunft muss für sie genügend Platz bieten. Als Mindestmaß für 2 bis 3 Degus gilt ein Käfig mit 1 m x 0.5 m Grundfläche auf 1 m Höhe. Kleiner sollte die Unterkunft auf keinen Fall sein, bei größeren Gruppen muss sie zwingend größer sein. Grundsätzlich gilt je größer die Unterkunft, desto besser für die Tiere. Als notwendige Mindesteinrichtung brauchen sie [[Einstreu]] (keine Dufteinstreu!), Steine und [[Äste]] zum Klettern, [[Etagen]] (möglichst über die gesamte Grundfläche des Käfigs), damit die Degus den Raum ihrer Unterkunft auch gut nutzen können, ein Sandbad, stets frisches Heu, welches ihnen auch als Nahrung dient und genügend Versteckmöglichkeiten. Die Verstecke sollten wenn möglich nagesicher und einsturzsicher sein. Ein [[Wassernapf]] oder eine [[Trinkflasche]] sollten auf keinen Fall fehlen. |
[[Bild:Hoehlendegu.jpg|thumb|240px|right|Heu fressender Degu]] | [[Bild:Hoehlendegu.jpg|thumb|240px|right|Heu fressender Degu]] | ||
===Ernährung=== | ===Ernährung=== | ||
- | Degus sind auf karge, zuckerarme Kost eingestellt. Daher bekommen sie in Gefangenschaft als [[Grundnahrungsmittel]] zellulosehaltiges Futter. Dieses besteht in der Regel aus [[Heu]], welches ihnen stets in guter Qualität und in genügend grossen Mengen zur Verfügung stehen muss. Als Ergänzungsfutter eignet sich eine Futtermischung aus [[Kräuter]]n, Trockengemüse und anderen kargen Futterbestandteilen, gemischt mit ein paar Sämereien (z.B. Gras-, Unkraut- und Wildsaaten, [[Hirse]], [[Amaranth]], [[Quinoa]], ...). Auf [[Getreide]] sollte weitestgehend verzichtet werden, da dieses zu energiehaltig ist. Vorsicht ist ebenso bei manchen getrockneten Gemüsesorten geboten, so sind z.B. getrocknete [[Karotten]], da sehr süß, eher als Leckerlie geeignet. Man kann ihnen auch regelmässig [[Frischfutter]] geben. Es eignen sich [[Gemüse]], [[Gräser]] und [[Küchenkräuter]], nicht aber [[Obst]] und andere zuckerhaltige Futtermittel, da der Verdacht besteht, dass zuckerhaltige Nahrung den Ausbruch von [[Diabetes]] begünstigen kann. Man sollte allerdings nur Gemüse und Pflanzen verfüttern, die für Degus geeignet sind. Als Ergänzungsfutter haben sich auch [[Cobs]] bewährt. Die meisten [[Pellets]] bestehen zu einem guten Teil aus [[Melasse]] und Getreide und sollten somit aus oben genannten Gründen nicht verfüttert werden. Als Leckerbissen kann man ihnen Frischfutter geben, sofern sie dies mögen. Hierfür auch sehr gut geeignet sind [[Erbsenflocken]] und [[Ackerbohnen]]. Diese und auch die fetthaltigen [[Nüsse]] sollte man ihnen nur in kleinen Mengen verfüttern und nicht zu oft, damit sie nicht verfetten. | + | Degus sind Kräuterfresser (Folivore) und ernähren sich daher von reichhaltiger Blätterkost mit mäßigem Anteil energiereicher Nahrung (insbesondere [[Samen]] und [[Nüsse]]). Da die Degus im Verdacht stehen, anfällig zu sein, an Diabetes zu erkranken, werden sie in Gefangenschaft oft [[Stärke]]- und [[Saccharose|Zuckerarm]] ernährt. Die Kohlenhydraten stehen nämlich im Verdacht [[Diabetes]] zu begünstigen. Daher werden [[Getreide]] und andere [[Mehlsaaten]] oft nur in geringen Mengen an Degus verfüttert. [[Obst]] insbesondere in getrockneter Form wird meist sogar weggelassen. |
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+ | In Gefangenschaft besteht ihre Hauptnahrung aus [[Frischfutter|Grünfutter]] (Wildkräuter und Wiesenpflanzen) ergänzt mit [[Sämereien]] (z.B. [[Gras]]-, [[Unkräuter|Unkraut-]] und [[Wildsaaten]], [[Hirse]], [[Amaranth]] oder [[Quinoa]]) oder aus einer getrockneten Blüten-Kräutermischung, welche mit Sämereien bereichert wird. Als rationelle Fütterung eignet sich frisches [[Gemüse]] und [[Heu]], welche mit einer Samenmischung ergänzt werden. Ansonsten gilt das Heu eher als Notnahrung, Nestmaterial und Einstreu, das aber durchaus eine wichtige Rolle erfüllt. Daher wird es häufig als unentbehrlich für die Deguhaltung empfohlen und es sollte, sofern keine Allergien vorhanden sind, nach Belieben zur Verfügung gestellt werden. Die Degus mögen es insbesondere als Einstreu, aber fressen teilweise auch davon. An [[Frischfutter|Grünfutter]] eignen sich neben [[Gemüse]] auch diverse [[Wildpflanzen]], [[Gräser]], [[Küchenkräuter]] und [[Blüten]]. Verfüttert werden sollte allerdings nur was für Degus geeignet ist. Als Ergänzungsfutter haben sich auch [[Äste]] mit Laub bewährt, aber auch [[Nüsse]] mit Schale ([[Haselnuss]], [[Walnuss]], [[Pekannuss]], [[Mandel]], [[Macadamia]]) oder [[Sonnenblume]]nkerne und [[Kürbis]]kerne, welche Leckerbissen und Beschäftigung zugleich darstellen. Von käuflichen [[Leckerbissen]] sollte Abstand genommen werden, da diese oft ungesund sind. Auch pelletierte Mischfutter ([[Pellets]], [[Extrudate]]) und herkömmliche Körner- und Trockenfutter sollten besser nicht verfüttert werden. Pressfutter aus Grünpflanzen wie [[Cobs]], [[Briketts]] oder Kräuterpellets sollten allenfalls in geringen Mengen verfüttert werden, sind aber grundsätzlich nicht nötig für die Deguernährung. Gesunde und natürliche Alternativen zu den herkömmlichen Leckerbissen sind neben den erwähnten Nüsse und Kerne auch verschiedene Blüten und Blütenblätter, sowohl frisch als auch getrocknet wie [[Rosenblüte]]n, [[Malven]]blüten oder [[Gänseblümchen]]. | ||
===Fortpflanzung=== | ===Fortpflanzung=== | ||
- | Frei lebende Degus haben ein bis zwei Mal Junge (je nach Quelle) pro Jahr. In Gefangenschaft sind Würfe das ganze Jahr durch möglich. Die Tragzeit beträgt 90 Tage, die Wurfgrösse variiert zwischen 1 und 12 Jungtiere. Die Jungen kommen mit Fell und offenen Augen zur Welt und wiegen etwa 14 g. Das Geschlechts-Verhältnis der Neugeborenen beträgt 100 Weibchen zu 110 Männchen. Die Jungen werden mit 4 bis 6 Wochen entwöhnt. Die Deguweibchen besitzen 8 Zitzen. Die Weibchen werden etwa mit 7 Wochen, Männchen werden etwa mit 3 Monate geschlechtsreif. Allerdings gibt es auch frühreife Degus, dass eine Geschlechtertrennung mit 6 bis 8 Wochen notwendig ist um [[Inzucht]] zu vermeiden. | + | Frei lebende Degus haben ein bis zwei Mal Junge (je nach Quelle) pro Jahr. In Gefangenschaft sind Würfe das ganze Jahr durch möglich. Die Tragzeit beträgt 90 Tage, die Wurfgröße variiert zwischen 1 und 12 Jungtiere. Die Jungen kommen mit Fell und offenen Augen zur Welt und wiegen etwa 14 g. Das Geschlechts-Verhältnis der Neugeborenen beträgt 100 Weibchen zu 110 Männchen. Die Jungen werden mit 4 bis 6 Wochen entwöhnt. Die Deguweibchen besitzen 8 Zitzen. Die Weibchen werden etwa mit 7 Wochen, Männchen werden etwa mit 3 Monate geschlechtsreif. Allerdings gibt es auch frühreife Degus, dass eine Geschlechtertrennung mit 6 bis 8 Wochen notwendig ist um [[Inzucht]] zu vermeiden. |
'''Genetik''' Die Degus haben einen diploiden Gensatz von 58 Chromosomen. | '''Genetik''' Die Degus haben einen diploiden Gensatz von 58 Chromosomen. |
Version vom 00:06, 18. Apr 2010
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Allgemeines
Der Degu ist ein etwa 15 bis 20 cm grosses agoutifarbens Nagetier mit einem fast ebenso langen Schwanz, welcher am Ende einen pinselförmigen Fellbüschel (Quaste) aufweist. Die Heimat des Degus sind steppenähnliche und mediterrane Gebiete des nördlichen Mittelchiles. Er zählt wie auch die Meerschweinchen und Chinchillas, welche ebenfalls in Südamerika beheimatet sind, zu den Stachelschweinverwandten. In seiner Heimat ist er weit verbreitet, gilt als Kulturfolger und wird daher teils in der Landwirtschaft als Schädling bekämpft. Er ernährt sich in der Wildnis vorwiegend von Laub, Gräsern, Kräutern, in geringeren Mengen aber auch von Rinde und Wurzeln und zu einem guten Teil auch von Samen (20-40 %).
Der Degu als Heimtier
Die Heimtiervergangenheit der Degus ist relativ jung. In Westeuropa war er etwa bis 1980 kaum verbreitet. In der DDR wurden schon früher Degus als Heimtiere gehalten. Etwa um die Jahrtausendwende nahm seine Bekanntheit merklich zu. Das zeigte sich auch darin, dass immer öfters Degus in Tierheimen landen. Einige haben gar mit regelrechten Deguschwemmen zu kämpfen, ein Problem das sich trotz beispielhafter Prävention und Hilfeleistung der deutschen Degucommunity nicht entschärfen konnte. In jüngerer Zeit entstanden mehrere Deguhilfen, welche sich aktiv um die Deguvermittlung in Deutschland kümmern und in den Medien findet der Degu öfters Aufmerksamkeit. Dennoch ist "Degu" für viele Menschen immer noch kein Begriff, aber in der Heimtierwelt hat er seine Anhänger gefunden und wird in Zukunft bestimmt weiter an Bedeutung gewinnen.
Sozialverhalten
Degus haben ein sehr spannendes und ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie pflegen untereinander engen Körperkontakt, dazu gehört unter anderem das Kuschelhaufen bilden, gegenseitige Fellpflege, Nase-zu-Nase-Kontakt und das Aufreiten. Diese Kontakte werden meist untermalt mit einem breiten Spektrum an Lautesäusserungen, welche von ganz leisen Fiepsen, über intensives Muckern bis hin zu eher unfreundlichen Quäklauten führen kann. Letztere werden intensiver auch bei Streitigkeiten verwendet um dem Gegenüber seinen Unmut kund zu tun. Bei Gefahr stossen sie einen kurzen, schrillen und unüberhörbaren Warnruf aus, infolgedessen alle Gruppenmitlgieder blitzschnell Deckung aufsuchen.
Haltung
Ein weiteres, ausgeprägtes Merkmal ist der starke Nagetrieb. Vor dem Nagetrieb der Degus ist nichts sicher, was nicht nagefest oder in unerreichbarer Entfernung ist. Sie nagen mühelos Holz, Papier, Karton, Stoff, Kunststoff, ja gar dünne, weiche Metalle. So muss man beim Aluminium darauf achten, dass man eine harte Sorte findet, da sie weiches Aluminium durchaus annagen, wenn es genug dünn ist, gar mühelos durchnagen können. Man kann ihnen diesen Nagetrieb weder verbieten noch abgewöhnen. Daher ist es wichtig, dass ihre Unterkunft absolut nagefest ist - geeignet ist ein Käfig aus robustem Metall, bei Holzkäfigen müssen alle Kanten mit Metall geschützt werden, auch Volieren oder große Terrarien sind geeignet - und dass sie stets auch genügend Nagematerial wie z.B. Äste oder Holzstücke zur Verfügung haben. Ihre Unterkunft muss für sie genügend Platz bieten. Als Mindestmaß für 2 bis 3 Degus gilt ein Käfig mit 1 m x 0.5 m Grundfläche auf 1 m Höhe. Kleiner sollte die Unterkunft auf keinen Fall sein, bei größeren Gruppen muss sie zwingend größer sein. Grundsätzlich gilt je größer die Unterkunft, desto besser für die Tiere. Als notwendige Mindesteinrichtung brauchen sie Einstreu (keine Dufteinstreu!), Steine und Äste zum Klettern, Etagen (möglichst über die gesamte Grundfläche des Käfigs), damit die Degus den Raum ihrer Unterkunft auch gut nutzen können, ein Sandbad, stets frisches Heu, welches ihnen auch als Nahrung dient und genügend Versteckmöglichkeiten. Die Verstecke sollten wenn möglich nagesicher und einsturzsicher sein. Ein Wassernapf oder eine Trinkflasche sollten auf keinen Fall fehlen.
Ernährung
Degus sind Kräuterfresser (Folivore) und ernähren sich daher von reichhaltiger Blätterkost mit mäßigem Anteil energiereicher Nahrung (insbesondere Samen und Nüsse). Da die Degus im Verdacht stehen, anfällig zu sein, an Diabetes zu erkranken, werden sie in Gefangenschaft oft Stärke- und Zuckerarm ernährt. Die Kohlenhydraten stehen nämlich im Verdacht Diabetes zu begünstigen. Daher werden Getreide und andere Mehlsaaten oft nur in geringen Mengen an Degus verfüttert. Obst insbesondere in getrockneter Form wird meist sogar weggelassen.
In Gefangenschaft besteht ihre Hauptnahrung aus Grünfutter (Wildkräuter und Wiesenpflanzen) ergänzt mit Sämereien (z.B. Gras-, Unkraut- und Wildsaaten, Hirse, Amaranth oder Quinoa) oder aus einer getrockneten Blüten-Kräutermischung, welche mit Sämereien bereichert wird. Als rationelle Fütterung eignet sich frisches Gemüse und Heu, welche mit einer Samenmischung ergänzt werden. Ansonsten gilt das Heu eher als Notnahrung, Nestmaterial und Einstreu, das aber durchaus eine wichtige Rolle erfüllt. Daher wird es häufig als unentbehrlich für die Deguhaltung empfohlen und es sollte, sofern keine Allergien vorhanden sind, nach Belieben zur Verfügung gestellt werden. Die Degus mögen es insbesondere als Einstreu, aber fressen teilweise auch davon. An Grünfutter eignen sich neben Gemüse auch diverse Wildpflanzen, Gräser, Küchenkräuter und Blüten. Verfüttert werden sollte allerdings nur was für Degus geeignet ist. Als Ergänzungsfutter haben sich auch Äste mit Laub bewährt, aber auch Nüsse mit Schale (Haselnuss, Walnuss, Pekannuss, Mandel, Macadamia) oder Sonnenblumenkerne und Kürbiskerne, welche Leckerbissen und Beschäftigung zugleich darstellen. Von käuflichen Leckerbissen sollte Abstand genommen werden, da diese oft ungesund sind. Auch pelletierte Mischfutter (Pellets, Extrudate) und herkömmliche Körner- und Trockenfutter sollten besser nicht verfüttert werden. Pressfutter aus Grünpflanzen wie Cobs, Briketts oder Kräuterpellets sollten allenfalls in geringen Mengen verfüttert werden, sind aber grundsätzlich nicht nötig für die Deguernährung. Gesunde und natürliche Alternativen zu den herkömmlichen Leckerbissen sind neben den erwähnten Nüsse und Kerne auch verschiedene Blüten und Blütenblätter, sowohl frisch als auch getrocknet wie Rosenblüten, Malvenblüten oder Gänseblümchen.
Fortpflanzung
Frei lebende Degus haben ein bis zwei Mal Junge (je nach Quelle) pro Jahr. In Gefangenschaft sind Würfe das ganze Jahr durch möglich. Die Tragzeit beträgt 90 Tage, die Wurfgröße variiert zwischen 1 und 12 Jungtiere. Die Jungen kommen mit Fell und offenen Augen zur Welt und wiegen etwa 14 g. Das Geschlechts-Verhältnis der Neugeborenen beträgt 100 Weibchen zu 110 Männchen. Die Jungen werden mit 4 bis 6 Wochen entwöhnt. Die Deguweibchen besitzen 8 Zitzen. Die Weibchen werden etwa mit 7 Wochen, Männchen werden etwa mit 3 Monate geschlechtsreif. Allerdings gibt es auch frühreife Degus, dass eine Geschlechtertrennung mit 6 bis 8 Wochen notwendig ist um Inzucht zu vermeiden.
Genetik Die Degus haben einen diploiden Gensatz von 58 Chromosomen.
Der Mensch und seine Degus
Vielfach unterschätzt wird beim Zusammenleben von Mensch und Degu, dass die Kobolde in der Nacht gehörig Lärm machen können und deshalb nicht unbedingt in einem Schlafzimmer untergebracht werden sollten. Das gilt besonders dann, wenn man noch einen leichten Schlaf hat. Degus sind zwar tagaktiv, können aber bis spät in die Nacht noch Lärm machen. Auch sie sind Individuen, die ihre eigenen Bedürfnisse haben und dazu kommt noch durch die künstliche Beleuchtung wird ihr Zeitsinn auch etwas durcheinander gebracht und Degus sind auch in der Wildnis während der Dämmerung besonders aktiv.
Auch wenn man das Vertrauen der Degus gewinnen will, wird man wieder ihre stark individuellen Charakter bemerken. Allgemein ist dieser Prozess mit viel Zeit und Geduld verbunden. Leckerbissen können dabei hilfreich sein, indem sie Anreize schaffen, den Kontakt zu ihren Menschen aufzunehmen. Sehr wichtig ist, man sollte nicht zu viel aufs mal wollen. Kleine Schritte und stetige Erfolge können so nach und nach das gegenseitige Vertrauen verbessern.
Siehe auch
- Ernährung
- Degu Haltung
- Degunotfälle
- Community
Literatur
- Tremblay, M. L'octodon. Nos amis les animaux. Le Jour, éditeur, 2005.
- Woods, C.A. Boraker, D.K. Octodon degus. Mammalian Species, 1975.