Rückkehr zur Natur

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Rückkehr zur Natur ist der Titel des ersten Teils der deutschen Übersetzung von Masanobu Fukuokas Buch The Natural Way of Farming. Es ist das Hauptwerk zu seiner Natürlichen Landwirtschaft und behandelt vertieft dessen Theorie/Philosophie und Praxis.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

Der erste Teil Rückkehr zur Natur beschäftigt sich hauptsächlich mit der Philosophie und der Theorie von Fukuokas Wirken, während im zweiten Teil In Harmonie mit der Natur überwiegend die Praxis behandelt wird. Allerdings überschneiden sich Theorie/Philosophie und Praxis in den beiden Teilen auch teilweise.

Entgegen der gängigen Annahme ist nicht der zweite Teil mit der Praxis der wichtigere Teil für Praktiker sondern der erste Teil. Dieser Umstand wurde in der Vergangenheit insbesondere im Westen oft missverstanden. Der Grund liegt darin, dass Fukuokas Philosophie von zentraler Bedeutung ist, dass man sie versteht, um seine Ideen in die Praxis umzusetzen. Seine Praxis hingegen ist nahezu wertlos, da sie zu einer falschen Herangehensweise an sein Werk verleitet, nämlich der Versuch seine Methoden, die an seine ganz speziellen lokalen Bedingungen angepasst sind, zu kopieren für eine Umgebung, die ganz andere Bedingungen hat und dementsprechend sehr wahrscheinlich ganz andere Herangehensweisen benötigt. Natürlich ist sein Praxisteil nicht wertlos, aber auch wenn der einfachste Weg zu sein scheint, sich nur aus dem Praxisteil die interessantesten Ideen herauszupicken, so ist der Umweg über seine Philosophie der deutlich bereicherndere Weg, auch wenn es nicht einfach ist, seine Gedanken zu verstehen und es sicher Zeit braucht für eine vertiefte Lektüre, um den Inhalt entsprechend zu würdigen.

Wer dennoch eine Abkürzung zu Fukuokas Werk nehmen möchte, dem sei folgendes Rezept empfohlen: man überlasse ein Stück seines Gartens ganz der Natur und greife dort nur wenig ein: vielleicht etwas Unkräuter jäten, wenn gewisse Pflanzen überhand nehmen, das Ausstreuen von vielen verschiedenen Gemüse- und Kräutersamen und dann die Natur entscheiden lassen, was wächst und was nicht. Wenn man eingreift, sollte der Eingriff möglichst gering sein, vielleicht in einer kleinen Ecke etwas Gemüse pflanzen und dieses pflegen, damit es nicht gleich vor Schnecken oder anderen Schädlingen gefressen wird und es nicht gleich bei etwas längerer Trockenheit vertrocknet. Man sollte aber auch den Mut haben, auf dem grössten Teil des Gartenstücks für den grössten Teil der Zeit der Natur die Führung übergeben, sie machen lassen und beobachten, wie sie wirkt und wenn man eingreift, zuerst eine gewisse Zurückhaltung walten lassen und auch Feedback akzeptieren. Beispielsweise wenn eine Pflanze auch nach dem x-ten Versuch nicht wachsen will, dann passen wohl die Bedingungen nicht für sie. Eine weitere lohnende Möglichkeit, gerade für den Beginn des Gartens, liegt im Ausbringen von Mulch in Form von getrockneten Pflanzenteile wie Zweige, Blätter, kleinere Äste, Rindenstücke, Tannzapfen, etc. was man gerade zur Hand hat. Aber auch beim Zurückschneiden der üppig wachsenden Vegetation und beim Entfernen von Kräutern an Orten, wo man sie nicht erwünscht, lassen sich auf dem Boden verstreut als Mulch ausbringen oder auf kleineren Haufen, wo sich dann konzentriert Biomasse und Erde bilden kann. Bei der ganzen Arbeit sollte man sich mehr von der eigenen Intuition und Gefühlen leiten lassen als vom Kopf und rationalen Gedanken oder gar irgendwelchen Plänen. Mit etwas Beobachtung, kann die Natur Anregungen geben für spontane Ideen und Experimente, die vielleicht auch gängigen Vorstellungen und Regeln wie ein Garten zu pflegen wäre, widersprechen.

Inhalt

Rückkehr zur Natur

In diesem Teil skizziert Fukuoka in groben Zügen, dass jeder sich seine Natürliche Landwirtschaft umsetzen kann. Er spricht konkret vom 1000-Quadratmeter Bauer und betont damit, dass es nicht viel Platz braucht für den Anfang. Die kurze Beschreibung seiner eigenen Landwirtschaft zu Beginn dieses Teils ist stark geprägt von seiner japanischen Umgebung und Anbaukultur, sowie seinem Anbausystem aus Reis, Gerste, Weizen und Klee. Für uns ist bei diesen Beschreibungen weniger interessant seine konkreten Methoden und Kulturen, sondern mehr wie er seine unkonventionelle Herangehensweise beschreibt. Wo andere Bauern viel Mühe aufwenden für die Kultur des Reises und dessen Pflege, hat Fukuoka durch ausprobieren, beobachten und Erfahrungen über Jahre sein System so optimiert, dass mit auf einander abgestimmte Arbeitsschritte, die auch zeitlich optimiert sind, dass er mit möglichst geringem Aufwand einen grossen Effekt erzielen kann.

Nach dem kurzen praktischen Exkurs leitet Fukuoka zu seiner Philosophie über und erklärt die Philosophie der Natürlichen Landwirtschaft, bei dieser Mensch, Nahrung, Natur und Acker eine untrennbare Einheit ergibt. Nicht die relative Welt herrscht hier, wo es eine Trennung gibt vom Mensch, dem Acker, den Tieren etc., sondern alles ist auf harmonische Weise miteinander verbunden und beeinflusst sich gegenseitig. Da lässt sich die Ernährung des Menschen nicht trennen von seinen Gedanken, seiner Arbeit auf dem Feld und seiner Interaktion mit der Natur. In dieser absoluten Welt stört alles, was sich nicht im Einklang mit der Natur befindet: intensives Pflügen und Kunstdünger zerstören das Bodenleben und die Lebendigkeit des Bodens, zu langes Überfluten der Reisfelder fördert Faulprozesse, die ebenfalls viel Leben im Boden abtöten. Und das bringt wieder kränkliche Reispflanzen hervor und der Bauer muss mit Dünger und Pestizide die Pflanzen schützen, führt sich damit aber tiefer in den Teufelskreis, da dadurch die Umweltbedingungen für die Pflanzen noch ungünstiger werden und die kränklichen Pflanzen bringen letztlich auch minderwertigere Nahrung hervor und beeinflussen somit auch den Bauer. Ist hingegen der Bauer mit seiner Umwelt, dem Anbau und der Natur im Einklang, verbessern sich die Pflanzengesundheit, das Wohlbefinden der Natur, des Bauern etc. Bei diesem Prozess ist das rationale Denken nicht hilfreich, steht dem Menschen gar im Weg. Statt dass der Bauer sich über die 1000 Dinge sorgt, die er beachten sollte beim Anbau, bei seiner Ernährung usw., erkennt er die Illusion, dass seine Gedanken darüber nur sein Leben nur unnötig kompliziert machen. Stattdessen folgt er dem Weg der Natur (dem Dao) und lässt sich intuitiv leiten. Dabei wird er feststellen, wie unbedeutend und überflüssig menschliches Wissen und Handeln ist, denn alles was er benötigt, ist das Vertrauen in die Natur und sich von ihr leiten zu lassen.

Gegen Ende geht Fukuoka noch auf die Illusion der modernen, wissenschaftlichen Landwirtschaft ein und stellt sie seiner natürlichen Landwirtschaft gegenüber und stellt dessen wichtigste Ansätze vor, nämlich jene des Nichts-Tun oder Nicht-Handeln, das zu einer Rückkehr zur Natur führt. Er beschreibt sie als eine Landwirtschaft die in der Philosophie des "Mu" (https://de.wikipedia.org/wiki/Mu_%28Philosophie%29), des Nichts beruht und zu einer Natur des "Nicht-Handelns" (https://de.wikipedia.org/wiki/Wu_wei) zurückführt. Das ist die Essenz der Natürlichen Landwirtschaft, welche Fukuoka als den buddhistischen Weg der Landwirtschaft bezeichnet.

Kapitel 1: Kranke Landwirtschaft in einer kranken Zeit

Im ersten Kapitel schlägt Fukuoka den grossen geschichtlichen Bogen der Landwirtschaft. Zuerst behandelt er die Entfremdung des Menschen und der menschlichen Zivilisation von der Natur und geht dann ausführlich auf die Entwicklung der japanischen Landwirtschaft ein, beginnend mit dem einfachen Leben der traditionellen Bauern, die noch mit Natur und Gott in Verbindung standen und wie sich durch die Modernisierung, Industrialisierung und den westlichen Einfluss Mensch, Zivilisation und Landwirtschaft zunehmend von der Natur entfremdeten und wie das eine Reihe von Problemen nach sich zog: Das Verschwinden der Bauerndorfkultur und Bauerndorfphilosophie, der dramatische Wandel Japans und dessen Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg mit einhergehender Urbanisierung der Bevölkerung, Mechanisierung, Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft, Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt, steigende Energieverschwendung, steigende Produktionskosten, die Aushöhlung der Landwirtschaftspolitik, welche zu Hofsterben und zunehmendem Aufkommen von Grossbetrieben führte, der Zerfall der Lebensmittelpreise und Lebensmittelqualität... Fukuoka charakterisierte es als das endlose Wüten der Wissenschaft, dass durch Technologie zunehmend Natur und Kultur zerstört werden. Die Ethik bleibt auf der Strecke, während die Grenzen des technisch möglichen durch Gentechnik, Retorten-Babys, Kernspaltung und Roboter immer mehr ausgeweitet wurden. Diese Träume der Wissenschaftler seien jedoch nur eine Fata-Morgana, nichts als "wilde Tänze in der Hand des großen Buddha."

Kapitel 2: Die Illusionen der Naturwissenschaften

Im zweiten Kapitel geht Fukuoka ausführlich auf die wissenschaftliche Theorie der modernen Landwirtschaft ein, stellt sie der Philosophie der Natürlichen Landwirtschaft gegenüber und zeigt Schritt für Schritt die Schwächen ersterer auf.

Kapitel 3: Theorie der natürlichen Landwirtschaft

Im dritten Kapitel vergleicht er die wissenschaftliche Landwirtschaft mit der Biolandwirtschaft und der natürlichen Landwirtschaft und zeigt auf, dass sowohl bei der wissenschaftlichen, als auch der biologischen Landwirtschaft es sich um eine Hinayana-Landwirtschaft handelt, die in der relativen Welt verankert ist, während nur die naürliche Landwirtschaft die absolute Welt erreicht hat, in welcher der Mensch eins ist mit der Natur, den Gipfel des Verstehens, die Erleuchtung, das "Nichts" erreicht hat. Die Biolandwirtschaft ist zwar bemüht, die Ideale der natürlichen Landwirtschaft zu erreichen, da der Mensch ernsthaft den Eintritt in die Mahayana-Landwirtschaft suche, während in der wissenschaftlichen Landwirtschaft der Mensch stark von der Natur entfremdet und voller Widersprüche lebt, in einer vollkommen künstlichen, materialistischen Welt.

Nach dem Vergleich der verschiedenen Landwirtschaften stellt Fukuoka die vier Prinzipien der Natürlichen Landwirtschaft vor, die da sind:

  • keine Bodenbearbeitung (kein pflügen) - der Boden bearbeitet sich selbst, unzählige Mikroorganismen arbeiten für den Bauern
  • kein Düngen - Dünger schwächt Pflanzen, versauert den Boden, tötet das Bodenleben und hemmt die Aufnahme von Spurenelementen
  • kein Unkrautjäten - gibt es soetwas wie Unkräuter oder gehören diese Pflanzen zum natürlichen Zustand? Die Grasdecke ist nützlich für den Boden
  • keine Schädlingsbekämpfungsmittel - es gibt keine schädliche Insekten. Pestizide belasten die Umwelt

Im nächsten Teil geht Fukuoka ausführlich auf die ganzheitliche Betrachtungsweise (Holismus) der Natürlichen Landwirtschaft ein, die sich von der wissenschaftlichen Landwirtschaft unterscheidet, welche versucht das Ganze in Teile zu zerlegen und die einzelnen Teile zu verstehen, dabei aber ausser Acht lässt, dass das Ganze mehr ist als die Summe der einzelnen Teile, dass das Ganze unteilbar ist und daher das Erforschen der einzelnen Teilen nie zu einem vollständigen Bild führen kann. Das Ziel ist es, eins zu werden mit der Natur. Der Reis wird nicht bloss beobachtet, sondern man versucht sich in den Reis zu versetzen. Dabei verschwindet das Selbst, das auf den Reis blickt. Fukuoka bezeichnet das als "sehen, ohne zu erforschen und durch das Nicht-Erforschen zu verstehen." Man widmet sich also seinen Reispflanzen und arbeitet losgelöst und befreit von weltlichen Sorgen. Das eigene Ego beiseite zu lassen, ist der schnellste Weg zur Einheit mit der Natur. Fukuoka meint dazu: "Wenn der Mensch anfängt, über die verschiedenen Faktoren von Anbau und Wachstum der Feldfrüchte nachzudenken und sich über Produktionsmittel den Kopf zu zerbrechen, verliert er die Pflanzen als einheitliches Ganzes aus den Augen." Das unvollkommene menschliche Wissen bleibe hinter der Vollkommenheit der Natur zurück, so Fukuokas Erkenntnis, die er aus seinen eigenen Erfahrungen gewonnen hatte. Er stellte sich dabei die Frage, ob eine rein natürliche Landwirtschaft ohne menschliche Manipulation schwach und ohnmächtig und eine auf Technologie und wissenschaftliche Erkenntnis basierende Landwirtschaft überlegen sei oder ob die natürliche Landwirtschaft mit ihrer Konkurrenz mithalten könne. Das erforschte er am Anbau von Reis und Gerste und Obstbäumen, wobei Wachstum und Ertrag ihm als Massstab dienten. Je tiefer er sich damit beschäftigte mit dem Beobachten und Vergleichen, wurde ihm die grosse Überlegenheit der Natur deutlich. Dabei ist es wichtig die relative Welt zu überwinden, die unterscheidet in gut und schlecht, Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, grosse und kleine Erträge und versucht die relativen Dinge auf eine Ursache, die zwei Hälften auf ein Ganze zusammenzuführen. Dadurch werden die Fehler korrigiert, die aus der relativen Betrachtung der Dinge entsteht. Verlassen wir die relative Welt, die Grenzen von Raum und Zeit, sehen wir beispielsweise, dass dass die im Herbst absterbende Reispflanze auch so verstanden werden kann, dass ihr Leben in die Samen übergeht und auf diese Weise ewig überdauert. Die Perspektive erweitert sich und wir sehen die Illusion, dass wir uns sorgen über Leben und Tod, Gewinn und Verlust, da uns der Blick auf das Ganze fehlt.

Die natürliche Landwirtschaft, die Mahayana-Landwirtschaft steht desshalb ausserhalb von Raum und Zeit, ihre Perspektive reicht über die relative Welt hinaus, während die wissenschaftliche Landwirtschaft in Raum und Zeit, in der relativen Welt gefangen bleibt. In der natürlichen Landwirtschaft ist es wichtig, das volle Bemühen darauf zu richten, die Zwänge von Raum und Zeit zu überwinden. Während also in der wissenschaftlichen Landwirtschaft der Bauer ein Insekt auf seiner Reispflanze sieht, wertet er und macht sich Gedanken. Ist das Insekt ein Schädling, wie ernährt es sich. Er erforscht und klassifiziert es und versucht dann mit diesem Wissen herauszufinden, wie er es am besten bekämpfen kann. In der natürlichen Landwirtschaft hingegen lässt sich der Bauer nicht von unwichtigen Dingen in die Irre führen. Er sieht die Reispflanze und das Insekt und nimmt es in einer absichtslosen Weise wahr. Er lässt sich davon nicht irritieren, noch will er Nachforschungen zu dem Insekt betreiben, was es auf der Pflanze macht und ob es schädlich sei. Indem er die relative Welt verlässt und die Haltung einnimmt, dass es in der Natur soetwas wie gute Insekten und schädliche Insekten nicht gibt und dass diese Kategorien in der natürlichen Ordnung bedeutungslos sind, denn sein Bestreben ist, dass in der natürlichen Landwirtschaft er Anbaumethoden entwickelt, in welchen ein Vorkommen von "Schädlingen" nicht problematisch ist. Er konzentriert sich also auf den Anbau von gesunden Pflanzen, die mit Schädlingen zurechtkommen, auf eine gesunde Natur in der Nützlinge die Schädlinge regulieren, anstatt sich zu sorgen, wie er schwächliche Pflanzen vor den Auswirkungen der Natur schützen kann - wir erinnern uns, dass hier der Mensch der Natur stets unterlegen ist. Mit einer relativen Welt verbunden ist ferner auch, dass der Mensch sich Pläne macht, Vorstellungen sich macht, wie die Natur sein soll, anstatt dass er die Pläne aufgibt und sich darauf einlässt, die Natur so zu erfahren, wie sie wirklich ist. Dasselbe gilt für Wünsche und Begirden, auch sie verstellen dem Menschen den Blick die Natur so zu erfahren, wie sie wirklich ist. In der natürlichen Landwirtschaft ergibt sich der Bauer der Natur, anstatt dass er sich von Ehrgeiz, Macht, Ruhm, etc. verführen lässt.

Im letzten Teil gibt Fukuoka schliesslich einen Ausblick, wie die natürliche Landwirtschaft ein neues Zeitalter einläuten werde und dass sie die Landwirtschaft der Zukunft sei und den Menschen eine Zukunft biete.

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