Masanobu Fukuoka
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Masanobu Fukuoka (Japanisch: 福岡 正信, 1913 – 2008) war ein japanischer Bauer und Philosoph, der bekannt wurde für seine Natürliche Landwirtschaft und die Wiederbegrünung von Wüsten. Mit seiner Natürlichen Landwirtschaft vertrat er die Prinzipien des Nicht-Pflügens, den Verzicht auf Herbiziden und eine weiterentwickelte traditionelle Kultivierung von Reis mit Wintergetreide als ganzjährige Fruchtfolge, welche er soweit optimierte, um möglichst viel Arbeit durch die Natur erledigen zu lassen, was teilweise als Nichts-Tun-Landwirtschaft bezeichnet wurde, vom Daoistischen Wu-wei (nicht-handeln) Ansatz inspiriert.
Fukuoka schrieb mehrere Bücher, wissenschaftliche Texte und andere Veröffentlichungen und er trat ab den 1970er Jahre in Dokumentarfilmen im Fernsehen auf und gab Interviews. Sein Einfluss reichte über die Landwirtschaft hinaus und inspirierte Leute innerhalb von Bewegungen, die sich mit natürlicher Ernährung und Lebensweise beschäftigten.
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Natürliche Landwirtschaft
Im Zentrum von Fukuokas Natürlichen Landwirtschaft steht seine Philosophie. Diese beruht auf guter Beobachtung der Natur und dem Sammeln von Erfahrungen im Austausch mit der Natur und der Verbesserung der Methoden, die darauf abzielen, dass der Mensch mehr der Natur überlassen kann, dass sie die Arbeit übernimmt und der Mensch nur dann eingreift, wenn es nötig ist und unnötige Eingriffe weitgehend vermeidet. Was gerne als "nichts-tun" beschrieben wird, ausgehend von "Wu-wei" (nicht-handeln) im Daoismus, bedeutet nicht, dass möglichst wenig gemacht wird, sondern dass die Arbeit so geschickt gemacht wird, dass durch Verständnis, wie die Natur sich reguliert und durch die Nutzung der richtigen Eingriffe zum richtigen Zeitpunkt der Aufwand minimiert werden kann. Bis das System aber soweit funktioniert, dass es sich selber regulieren kann und bis der Bauer die nötigen Praxis und Erkenntnis hat, um seine Arbeit gering halten zu können, braucht es aber entsprechend Zeit zum Ausprobieren, Fehler machen und um zu verstehen, wie man mit der Natur am besten zusammenarbeiten kann. Das steht im Gegensatz zur modernen Landwirtschaft, die auf schnelle Erfolge angewiesen ist. Ebenso hat Fukuoka sehr viel von Hand gemacht, sodass trotz seinen "minimalen Eingriffen" es immer noch viel zu tun gab und der Eindruck sicher falsch wäre, dass er nur wenig gearbeitet hätte.
Reisanbau
Im Zentrum seiner Anbaumethoden stand der Anbau von Reis in Kombination mit einer Folge von Wintergetreide im Winter. Fukuoka praktizierte Direktsaat, nutzte Mulch und bewässerte die Felder nur jeweils zu Beginn der Einsaat des Reises, um die konkurrierende Bodendecker-Vegetation zu schwächen, bis sich der Reis etablieren konnte. Als Mulch diente der Stroh vom Reis und Wintergetreide. Daher rührt der Titel seines Buches in der englischsprachigen Fassung von der Strohhalm-Revolution. Die Revolution ist der Stroh, der als Mulch dient und zum Erfolg seines Anbaus beiträgt.
Es gab mehrere Versuche seine Anbaumethoden im Westen zu kopieren und teilweise auch auf andere Getreide anzupassen, was in der Regel wenig erfolgreich war. Im Rahmen der Regenerativen Landwirtschaft und der Entwicklung von Direktsaatmethoden haben sich aber auch im Westen Praktiken entwickeln, die jenen von Fukuoka zumindest ähnlich sind.
Gemüseanbau
Larry Korn beschrieb bei seiner Biographie über den Besuch von Fukuokas Hof, dass er anfänglich das Gemüse gar nicht sah, denn es wuchs etwas versteckt zwischen den wild wachsenden Pflanzen. Fukuoka hatte verschiedene Flächen, an denen er das Gemüse anbaute, umgeben von wilder Vegetation.
Obstgarten
Fukuoka hatte verschiedene Obstbäume, die in Plantagen wuchsen, insbesondere Zitrusfrüchte. Im Rahmen seiner Umstellung auf eine natürliche Landwirtschaft war Fukuokas erster Ansatz, die bisher gut gepflegten und geschnittenen Bäume seines Vaters nicht mehr weiter zu schneiden, da er der Ansicht war, das sei nicht natürlich und daher unnötig. Er beschrieb die Folgen seines Tuns als Auswirkungen, wenn man nicht handeln mit Vernachlässigung verwechsle. Die Bäume wuchsen dann ineinander, wurden krank und starben schliesslich. Er hatte nicht gut genug beobachtet, welche Bedürfnisse die Bäume haben und hat am falschen Ort mit Arbeit gespart. Aus diesem Fehler lernte er und er schaute dann bei späteren Bäumen darauf, dass sie von klein an nicht geschnitten werden und dass sie daran angepasst sind.
Reisen
- USA Sommer 1979, für 6 Wochen: French Meadows Camp mit Hermann und Cornelia Aihara, Olala-Farm (https://www.rememberingolalafarms.com/north-san-juan) in North San Juan, Lundberg Family Farms (https://en.wikipedia.org/wiki/Lundberg_Family_Farms) (organic rice farm) in Richville, Sacramento Valley, Berkeley Tour (u.a. Farallones Institute's Integral Urban House), Green Gulch Zen Center bei Muir Beach, Davis (University Organic Farm, Village Homes), Sacramento, New York, Rodale Press in Emmaus, Pennsylvania und Rodale Research Farm in Kutztown, East West Foundation, Amherst College, Massachusetts, Beverly Hills und Griffith Park beim Hollywood-Schriftzug in Los Angeles.
- Europa Herbst/Winter? 1979: ein Grieche und eine junge Italienerin luden ihn ein und führten ihn durch Europa (Fukuoka 2012, S. 74)
- Europa 1981
- Afrika 1985
- USA 1986, Fukuoka war Gast an einem Permakultur-Designer Treffen in Breitenbush Hot Springs in Oregon und Gast an der 2. Internationalen Permaculture Conference am Evergreen State College in Olympia, Washington.
Weitere Reisen ohne Jahresangabe: Indien (5 Mal), Thailand (mehrere Male); Philipinien, China (Fukuoka 2012, XXV).
Schüler
- Yoshikazu Kawaguchi (https://en.wikipedia.org/wiki/Yoshikazu_Kawaguchi)
- Larry Korn
- Rosana Tositrakul (https://en.wikipedia.org/wiki/Rosana_Tositrakul)
Zitate
Fukuoka über die Nutzung von Höhenlinien beim Anlegen eines Obstgartens (aus Fukuoka 1998, "In Harmonie mit der Natur", 2. Auflage, Pala-Verlag, S. 57):
"Für das Pflanzen von Obstbäumen und das Anlegen eines Obstgartens gelten meist die gleichen Prinzipien wie für die Wiederaufforstung. Das heißt, daß man die Stämme, Äste, Zweige und Blätter von gefällten Bäumen besser nicht vom gerodeten Obstgartengelände entfernen sollte. Es ist besser, das Material entlang der Höhenlinien aufzuschichten und zu warten, bis es von selbst zerfällt."
Kritik
Wirtschaftlichkeit
Fukuokas Landwirtschaft wurde als unrentabel kritisiert. Fukuoka hätte seine Experimente nur durchführen können, weil seine Eltern wohlhabend waren und er entsprechende Reserven hatte, die ihm erlaubte, die teilweise schweren Ernteverluste hinzunehmen. Seine Nachkommen, welche den Hof übernahmen, kehrten letztlich nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen zu einem konventionelleren Bio-Anbau zurück. Larry Korn hingegen erwähnt in seinem Buch über Fukuokas USA-Reise, dass er dort eine grosse Bio-Reisfarm (Lundberg Family Farms (https://en.wikipedia.org/wiki/Lundberg_Family_Farms)) beraten hatte, wie sie zur Natürlichen Landwirtschaft umstellen könne. Inwiefern dieses Vorhaben erfolgreich war und es an den Methoden der natürlichen Landwirtschaft festhielt, ist nicht bekannt.
Da die Wirtschaftlichkeit letztlich von vielen Faktoren abhängt und die Dokumentation der Natürlichen Landwirtschaft bezüglich der Wirtschaftlichkeit spärlich ist, lässt diese sich letztlich nur schwer einschätzen. Grundsätzlich ist es aber denkbar, dass Natürliche Landwirtschaft unter geeigneten Umständen und mit passenden Methoden wirtschaftlich betrieben werden kann. Dafür spricht beispielsweise auch, dass die ähnliche Syntropische Landwirtschaft oder die Koreanische Natürliche Landwirtschaft (als auch JADAM) durchaus wirtschaftlich sind.
Nichtstun-Landwirtschaft
Immer wieder wurde Kritik geäussert, dass Fukuokas Natürliche Landwirtschaft im Westen nicht verstanden wurde. Das "nichts-tun" Prinzip (wu-wei) wurde von vielen Leuten fälschlicherweise mit Vernachlässigung gleichgesetzt und sie glaubten, dass Fukuoka tatsächlich praktisch nichts gemacht habe auf seinen Äckern. Es ist aber bekannt, dass Fukuoka viel arbeitete und das "nichts-tun" Prinzip bezieht sich auf das nicht-eingreifen in die Natur, soweit das möglich ist und die Natur die Probleme regeln zu lassen. Eine treffendere Übersetzung für seine nichts-tun Landwirtschaft wäre daher der Begriff "hands off" oder wenn man es mit einem klugen Management umschreiben würde, das bestrebt ist möglichst wenig eingreifen zu müssen. Damit man trotzdem gute Erträge erzielen kann, bedarf es aber einiges an Erfahrung und vorallem auch eine gute Beobachtung und Verständnis der Natur. Ein wesentliches Problem im Westen, um Fukuoka zu verstehen, ist vermutlich auch ein fehlendes Verständnis der daoistischen Philosophie und Denkweise, die Fukuokas Methoden zugrunde liegt. Statt einfach blind Fukuokas Methoden kopieren zu wollen, was im Westen oft scheiterte, gründet die Beliebtheit von Fukuokas Methoden in Indien und Ostasien darin, dass die Leute dort oft noch einen ähnlichen spirituellen Hintergrund haben und Fukuokas Philosophie für sie leichter verständlich ist.
Ausgewählte Arbeiten
Anmerkungen:
- Mu: als Mu wird das Nichts bezeichnet, das in den Büchern von Fukuoka eine wichtige Rolle spielt. Es ist das Nichts des Daoismus, die Nicht-Materialisierung, der Verzicht auf Symbole und Namen für Dinge.
- Shizen Nōhō: Natürliche Landwirtschaft, Natural Farming (nach Fukuoka) oder Nature Farming (nach MOA, Mokichi Okada)
In Japanisch (Auswahl von Wikipedia (https://en.wikipedia.org/wiki/Masanobu_Fukuoka#Bibliography)):
- 1947 – Mu (無), Selbstverlegt (Englisch: The God Revolution)
- 1969 – Mu 2: Midori no Tetsugaku (無2 緑の哲学), Selbstverlegt
- 1972 – Mu 3: Shizen Nōhō (無3 自然農法), Selbstverlegt
- 1975 – Shizen Nōhō: Wara Ippon no Kakumei (自然農法 わら一本の革命); republished by Shunjūsha, 1983. ISBN 978-4-393-74103-0
- 1975 – Shizen Nōhō: Midori no Tetsugaku no Riron to Jissen (自然農法 緑の哲学の理論と実践), Jiji Press Co.. ISBN 978-4-7887-7626-5
- 1984 – Shizen ni Kaeru (自然に還る), Shunjūsha. ISBN 978-4-393-74104-7
- 1992 – "Kami to Shizen to Hito no Kakumei": Wara Ippon no Kakumei – Sōkatsuhen (「神と自然と人の革命」わら一本の革命・総括編), Selbstverlegt. ISBN 978-4-938743-01-7.
International:
- 1978 [1975] – One-Straw Revolution (Deutsch: Der Grosse Weg hat kein Tor)
- 1985 [1975] – The Natural Way Of Farming - The Theory and Practice of Green Philosophy
- 1987 [1984] – The Road Back to Nature - Regaining the Paradise Lost
- 1996 [1992] – The Ultimatum of God Nature The One-Straw Revolution A Recapitulation
- 2012 [1996] – Sowing Seeds in the Desert
Literatur über Fukuoka und Natural Farming:
- ohne Jahr – Der große Weg hat kein Tor. 45 min. Verein Weg der Natur, Gamlitz, Österreich.
- 1982 – The Close To Nature Garden; produziert von Rodale Press. 24 min. Auf Englisch.(Film)
- 2015 – One-Straw Revolutionary (https://www.chelseagreen.com/product/one-straw-revolutionary/); von Larry Korn, erschienen bei Chelsea Green Publishing. (Buch)
- 2015 – Final Straw (https://en.wikipedia.org/wiki/Final_Straw:_Food,_Earth,_Happiness); produziert von Patrick M. Lydon und Suhee Kang. 74 min. Englische Untertitel. (Film)
Literatur
- Fukuoka, M. (2012): Sowing Seeds in the Desert. Chelsea Green, White River Junction, Vermont.
- Trent Brown (2020): The Philosophy of Masanobu Fukuoka. (https://www.permaculturenews.org/2020/07/25/the-philosophy-of-masanobu-fukuoka/) Buddhism and Agriculture - Part 1. Permaculture Research Institute (permaculturenews.org (https://www.permaculturenews.org/)).
- Trent Brown (2020): Hope and Despair on Fukuoka Farm. (https://www.permaculturenews.org/2020/08/01/hope-and-despair-on-fukuoka-farm/) Buddhism and Agriculture - Part 2. Permaculture Research Institute (permaculturenews.org (https://www.permaculturenews.org/)).
- Trent Brown (2020): Fukuoka, Natural Farming, and the Developing World. (https://www.permaculturenews.org/2020/08/08/fukuoka-natural-farming-and-the-developing-world/) Buddhism and Agriculture - Part 3. Permaculture Research Institute (permaculturenews.org (https://www.permaculturenews.org/)).