Pellets in der Chinchilla-Ernährung

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(Weitergeleitet von Chinchilla-Pellets)

Pellets gelten in Tierhalterkreisen allgemein als umstrittenes Futtermittel. Nicht so in der Chinchilla-Ernährung. Dort galten Pellets lange als das Hauptfutter schlechthin und auch heute noch gelten für viele Chinchillahalter die Pellets als unverzichtlicher Ernährungsbestandteil. Doch geht es tatsächlich nicht ohne? Bevor wir uns dieser Frage zuwenden wollen, betrachten wir die Geschichte, wie es üerhaupt dazu kam.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Prä-Pellet Ära

Pellets sind in der Kleinsäugerernährung eine eher jüngere Ernährungsform, die etwa zwischen den 1950er und 1960er Jahre aufkam. Zuvor wurden Chinchillas ähnlich ernährt wie beispielsweise Kaninchen oder Meerschweinchen. Ihr Speiseplan umfasste meist verschiedene Sorten von Grünfutter (Gemüse, Salate, Gras oder Luzerne), Heu, aber auch Getreidefutter oder getrocknetes Brot.

Die Entstehung von kommerziell hergestellten Futtermitteln geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Mitte des Jahrhunderts wurden in Grossbritanien solche Futtermittel für Nutztiere untersucht (Klemme 2003: 161), in den 1870er Jahre enstanden spezielle Pressfuttermittel für Pferde, die anfänglich als Futterbrot oder Pferdebisquits vermarktet wurden (Kariger 1963: 26-30; vgl. Klemme 2003: 161) und in gewisser Weise als Vorläufer von Pellets, Cobs, Briketts und Co. betrachtet werden können.

Aufstieg der Pellets

Nach dem Auftreten der ersten Pelletfuttermittel folgte ein beispielsloser Siegeszug, welchen den Pellets eine weite Verbreitung und eine hohe Akzeptanz als bequemes Futtermittel verschafften. Daran dürfte sicher auch die nach dem zweiten Weltkrieg intensivierten und verfeinerten Marketing-Kampagnen beteiligt gewesen sein. Nicht zuletzt bemühten sich in dieser Zeit die Hersteller auch vermehrt die Endkunden selber zu umwerben, statt wie bisher nur die Vertriebspartner. Mit farbigen Werbebroschüren wurden Informationen zur Tierernährung unter die Leute gebracht, welche das Wissen der Tierhaltung über die Ernährung nachhaltig prägten. Bei den Chinchillas spielte jedoch noch ein anderer Faktor eine wichtige Rolle. Als Pelztiere, die erst mit der aufkommenden Pelleternährung auch häufiger als Heimtiere gehalten wurden, orientierte sich die Ernährung der Tiere stets rationellen Aspekten: Die Fütterung musste für die kommerzielle Zucht einfach und unkompliziert sein, durfte zudem auch nicht viel kosten, sollten lange haltbar und unkompliziert in der Lagerung sein. Die Pellets erfüllten diese Kriterien optimal.

Umdenken auf Raten

Mit der zunehmenden Haltung der Chinchillas als Heimtiere und dem Niedergang der deutschen Pelzchichillazuchten, aber auch durch den Austausch über Internetforen und Mailinglisten kam es zunehmend zu Berichten von Tiere, welche Probleme mit der Pelletfütterung hatten und daher leise Zweifel an der vorherrschenden Pelleternährung aufkamen. Doch die anfänglichen Bemühungen waren klein und bestanden darin die Pellets lediglich zu reduzieren und nur in Einzelfälle wie bei kranken Tieren auf Pellets gänzlich zu verzichten. Erst nach und nach entwickelte sich daraus eine wirklich pelletfreie Ernährung.

Probleme der Pelleternährung

Obwohl als Begründung für die Pelletfütterung gerne die lange Erfahrung dieser Fütterungsform und die optimierung der Pellets an die Tiere angeführt werden, zeigten in der Vergangenheit gerade nahmhafte und weit verbreitete Pelletmarken wie Ovator oder Berkel auch Probleme. Einerseits haben Probleme in der Mischung in Vergangenheit dazu geführt, dass ganze Tierbestände erkrankten oder teilweise gar starben und dadurch die Chinchillahalter als Reaktion oft die Pelletmarke änderten. Andererseits gibt es Probleme, die sich nicht so einfach nachweisen lassen und oft auch individuell bedingt sind. Beispielsweise Unverträglichkeiten (siehe auch Küpfer 2012). Ferner stehen die Pellets im Verdacht, dass sie als Hauptfutter verfüttert eine empfindliche Verdauung fördern und die Tiere anfälliger für Änderungen in der Ernährung machen können, sei es durch den Wechsel der Pelletmarke oder durch eine andere Zusammensetzung der neuen Pelletpressung.

Alternativen?

Die pelletfreie Ernährung von Chinchillas orientiert sich an der Ernährung anderer Pflanzenfresser, insbesondere die Ernährung der Degus bietet gute Ansätze, die sich auch auf Chinchillas übertragen lassen. Da die pelletfreie Ernährung an sich kein konkretes Ernährungskonzept darstellt, gibt es je nach Ansichten der Halter sehr unterschieldiche Vorstellungen. Als weit verbreitete Fütterungsanteile, welche anstatt der Pellets gefüttert werden, gelten getrocknete Kräuter, frisches Grünfutter (Unkräuter, Wiesenpflanzen), Gemüse und Kleinsaaten. Eine solche Variante, die auch viele dieser Varianten einbezieht, wird in dem Artikel von Küpfer und Kautz (2008) vorgestellt.

Siehe auch

Literatur

  • Kariger, A. (1963): Die Entwicklung der Mischfutterindustrie in Deutschland. W. Kohlhammer, Stuttgart.
  • Klemme, J. (2003): Entwicklung der Ernährungsforschung bei Wiederkäuern im 19. Jahrhundert. Dissertation. Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover. (DNB (http://d-nb.info/968945236) | PDF (http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/klemmej_2003.pdf))
  • Küpfer, D.M. Kauz, A. (2008): Naturnahe Ernährung von Chinchillas (Chinchilla lanigera). Degupedia Magazin 2: 1-8. (PDF (http://www.degupedia.de/forum/download.php?id=8))
  • Küpfer, D. (2012): Samenunverträglichkeit bei Chinchillas. Mitteilungen der BAG Kleinsäuger, Heft 1/2012: 6-7.

Internetquellen (Chinchillaboard.de):

Internetquellen (Degupedia-Forum):

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