Tollkirsche
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Tollkirsche - Atropa bella-donna | ||||||||||
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Bild GPL, aus Wikipedia (http://de.wikipedia.org) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name und Synonyme | ||||||||||
Atropa belladonna L. | ||||||||||
Pflanze | ||||||||||
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Eignung für Degus | ||||||||||
Nicht geeignet.
Alle Pflanzenteile sind sehr stark giftig. |
Inhaltsverzeichnis |
Allgemeines
Die Tollkirsche (Atropa bella-donna L.) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae).
Namen
Atropa bella-donna: "Atropa" ist auf die griechischen Sagen zurückzuführen. Die Göttin Atropos ("Die Unabwendbare") zertrennt den Lebensfaden. Der Beiname "Bella-donna" bedeutet "schöne Frau" und beschreibt die Damen, die sich früher den Saft der Pflanze in die Augen träufelten um große, dunkle, glänzende Augen zu bekommen.
Tollkirsche: kommt von der Ähnlichkeit der Früchte mit denen der Kirsche und der Wirkung die das Gift auf Menschen hat: Tobsucht und Raserei.
Weitere Namen: Dollwurz, Irrbeere, Rasewurz, Saukraut, Schafsbinde, Schönmädchen, Schlafkirsche, Schwindelkirsche, Taumelstrauch, Teufelsbinde, Teufelskirsche, Tollkraut, Waldnachtschatten, Walkerbeere, Wolfsbeere, Wutbeere
Eignung als Futterpflanze
Schon geringe Mengen Tollkirsche können zu starker Atemnot, Herzrasen und letztendlich zum Tod führen.
Kaninchen vertragen im Vergleich zu anderen Säugetieren außerordentlich große Mengen Tollkirsche, sowohl von Blättern, als auch von der Frucht. Trotzdem gilt auch für Kaninchen, daß Tollkirsche zumindest stark giftig für sie ist, Tollkirsche gehört nicht in die Volieren von Säugern, auch nicht in Volieren von Kaninchen.
Die Tollkirsche als Heilpflanze
Giftigkeit
stark giftig! [Details]
Giftige Pflanzenteile
Alle Pflanzenteile sind stark giftig
Erste Hilfe
- Medizinische Aktivkohle verabreichen (zur Entgiftung)
- Es ist sofort der Tierarzt aufzusuchen; er kann symptomatisch behandeln
- Spezifisches Antodot: Physostigminsalicylat
- Morphin und opiathaltige Medikamente dürfen nicht verabreicht werden
Inhaltsstoffe
Bestimmend für die Giftigkeit der Pflanze sind die Tropanalkaloide:
- S-Hyoscamin: Blätter bis zu 1,5%, Früchte bis zu 0,7%
- Scopolamin (nur in Spuren vorhanden)
- Atropamin
- Belladonnin
- Scopin
- In der lebenden Pflanze wird kein Atropin gefunden. Atropin besteht aus S-Hyoscamin und R-Hyoscamin (das sich erst durch die Verarbeitung von S-Hyoscamin bildet)
Wirkung
S-Hyoscyamin vermindert die Wirkung des Parasympatikus (Teil des vegetativen Nervensystems; zuständig für Ruhe und Regeneration) oder hebt sie auf. Daraus folgen in sehr kurzer Zeit (innerhalb 15 Min.) die typischen Symptome:
- Weite Pupillen (damit verbunden: verschwommenes Sehen im Nahbereich, extreme Lichtempfindlichkeit)
- Erhöhung des Augeninnendrucks
- erst kurz verminderte, dann gesteigerte Pulsfrequenz
- Erweiterung der Bronchien
- Die Schleimsekretion wird eingeschränkt oder komplett eingestellt (damit verbunden: Schweißlosigkeit, Trockenheit des Mund und Rachenraumes mit schmerzhaftem Schluckreiz und Krämpfen. Flüssigkeiten werden durch die Nase herausgeschleudert); Vorher kann es auch zu einer vermehrten Sekretion kommen.
- Rötung der Haut durch vermehrte Durchblutung
- Steigerung der Temperatur (u.a. durch fehlende Schweißsekretion)
- Krämpfe, Zittern, Ataxie (schwankender Gang)
- Lähmungen
- Sehr starke Erregung (Unruhe, starker Bewegungsdrang, Schreien, Wut und Raserei bis zu Tobsucht und Delirium)
- extreme Überempfindlichkeit gegen Licht und jedes Geräusch
- Schließlich zunehmende Bewustlosigkeit, Erschöpfung, narkoseähnlicher Schlaf, Zyanose und Tod durch Atemlähmung
Atropin ruft die gleichen Symptome hervor.
Die Pflanze
Geschichte
Die Tollkirsche (Atropa bella-donna) wurde bereits wärend der europäischen Steinzeit als Pfeilgift verwendet. Später wurden Kriege entschieden, indem man dem Wein des Feindes Tollkirschensaft zugefügte um ihn zu betäuben oder zu töten.
Im Mittelalter galt die Pflanze als "Hexenkraut". Sie wurde Hexensalben und Liebestränken zugesetzt, die die Menschen in Rausch- und Lustzustände versetzten. Außerdem träufelten sich die Frauen den Saft der Pflanze in die Augen, da große Pupillen dem Schönheitsideal entsprachen.
In Hexenprozessen zwang man die Angeklagten Tollkirschen zu essen, wonach sie sich wie besessen aufführten und sich im Wahn selbst beschuldigten.
Belladonna wurde vielfach für Giftmorde gebraucht, diente aber auch schon immer als Heilmittel.
Habitus
- Die Blätter sind lanzetten- bis eiförmig und flaumig behaart.
- Die glockenförmigen Blüten sind außen dunkel-violett und innen grünlich-gelb.
- Die Frucht ist kirschgroß und glänzend schwarz. Sie sitzt auf einem sternförmig angeordeten Blätterkelch aus 5 Blättern.
Standort
An warmen Waldrändern, Kahlschlägen und auf Lichtungen in Laub- und Laubmischwäldern. Sie benötigt humus- und leicht kalkreiche Böden.
Fortpflanzung
Für die Verbreitung sorgen einige Vogelarten für die die Früchte nicht giftig sind.
Sorten
Neben der schwarzfrüchtigen, violett blühenden Belladonna gibt es noch eine weitere seltene Sorte mit gelben Früchten und blassgelben Blüten (Atropa belladonna var. lutea).
Verwendung
Nur nach ärztlicher Verordung! Jede Selbstbehandlung ist nicht ratsam und kann schnell zum Tode führen!
- Schulmedizinisch: unter anderem zur Erweiterung der Pupillen für augenärztliche Untersuchungen
- Homöopathisch: Bei plötzlich eintretenden und heftig verlaufenden Krankheiten mit extremer Hitze ("glühen"), starker Rötung ("scharlachrot") und erweiterten Pupillen, wenn dies mit Überempfindlichkeit (auf alle äußeren Einflüsse) und evtl. Tobsucht, Wut und starkem Durst, jedoch der Unfähigkeit zu trinken einhergeht.