Mischkultur

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Die Mischkultur oder Polykultur (seltener auch Mischanbau oder Mischfruchtanbau genannt) ist eine Anbautechnik im Gartenbau und der Landwirtschaft, bei der mehrere Kulturen an einem Ort miteinander oder nahe beieinander angebaut werden.

Die Mischkultur bietet eine Reihe von Vorteilen. Aus wirtschaftlicher Sicht bietet sie eine bessere Nutzung des Platzes und trägt zur Gesundheit der Pflanzen bei. Aus ökologischer Sicht schafft sie bessere Lebensräume für Tiere und durch die Vermeidung von Monokulturen fördert sie die Vielfalt von Leben sowohl über dem Boden wie auch im Boden selbst. Als Nachteil der Mischkultur kann sich die höhere Komplexität erweisen, welche ein effizientes Beernten erschwert.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Im deutschsprachigen Raum wird oft nicht deutlich getrennt zwischen Polykultur, als System mehrerer Kulturen an einem Ort, das anstatt Monokultur eingesetzt wird und verschiedenen Ideen und Techniken des Mischkulturanbaus.

Der Begriff

Im englischen Sprachraum wird unterschieden zwischen:

  • "Polyculture": Anbau von mehreren Kulturen an einem Ort, das Gegenteil von Monokultur. Es handelt sich um den Oberbegriff zum gemischten Anbau von Kulturen.
  • "Intercropping": man pflanzt in eine Kultur eine oder mehrere weitere Kulturen dazwischen.
    • "Mixed intercropping": Die verschiedenen Kulturen wachsen wild durcheinander.
    • "Row cropping": Die verschiedenen Kulturen werden abwechselnd in Reihen gepflanzt.
    • "Temporal cropping": In eine schnell wachsende Kultur wird eine langsam wachsende Kultur gepflanzt. Die langsam wachsende Kultur wird zu Beginn von der schnell wachsenden Kultur geschützt und wenn letztere geerntet wird, bekommt die langsam wachsende Kultur mehr Platz für ihr weiteres Wachstum.
    • "Relay cropping": Es wird eine zeitliche Distanz zwischen den Kulturen geschaffen, indem kurz vor der Ernte der ersten Kultur bereits die Folgekultur eingesät wird.
  • "Compagnon planting": Anbau von Pflanzen in Gemeinschaften (Pflanzengemeinschaften), die gut zusammen harmonieren, also gute Nachbarn sind.

Gute Nachbarn

Die Beobachtung, dass gewisse Pflanzenarten zusammen gut harmonieren oder sich nicht gut vertragen, führte dazu, dass es mittlerweile zahlreiche Tabellen gibt, die Empfehlungen abgeben, welche Pflanzen gut miteinander angepflanzt werden und welche Kombinationen man eher vermeiden sollte. Dabei kommt es nicht selten vor, dass auch einander widersprechende Angaben zu finden sind. Das ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass unterschiedliche lokale Bedingungen je nach Klima, Region und Ort zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können und diese sich nicht immer verallgemeinern lassen.

Neben Erfahrungswerten lässt sich die Auswahl der Nachbarn auch systematischer angehen, indem man einige grundsätzliche Überlegungen berücksichtigt:

  • Pflanzen konkurrieren oberirdisch und unterirdisch um Ressourcen und Platz. Indem man Pflanzen kombiniert, die unterschiedliche Nischen nutzen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Pflanzen besser miteinander zurecht kommen.
    • Oberirdisch ist unter anderem die Wuchsform von Bedeutung. Bodendecker, Horst bildende oder staudenartig wachsende Pflanzen und Kletterpflanzen lassen sich gut kombinieren.
    • Unterirdisch spielt die Wurzelform eine Rolle. Flach- und Tiefwurzler konkurrieren sich normalerweise eher wenig. Auch ist es sinnvoll nicht unbedingt mehrere Wurzel- oder Knollenfrüchte in Nachbarschaft anzubauen, gerade wenn sie beide beispielsweise oberflächlich verteilt ihre Wurzelknollen bilden.
  • Pflanzenfamilien werden gerne als Indikator verwendet, da Pflanzen aus den gleichen Familien, die sich also enger verwandt sind, oft ähnliche Bedürfnisse haben. Werden Pflanzen aus verschiedenen Familien gemischt, gibt das mehr Diversität und es steigt die Wahrscheinlichkeit, dass durch unterschiedliche Bedürfnisse sich die Pflanzen eher ergänzen, anstatt dass sie sich konkurrieren. Wie das Beispiel der Darwinfinken auf den Galapagos-Inseln zeigt, können auch nahe verwandte Arten über den Lauf der Zeit sich an unterschiedliche Nischen anpassen, was bedeutet, dass eine nahe Verwandtschaft nicht unbedingt negativ sein muss, aber in der Regel doch eher die Einseitigkeit des Systems fördert und es anfälliger macht. In der Praxis ist dieser Sachverhalt jedoch etwas komplexer, zumal die Düngewirkung dadurch erreicht wird, dass die Hülsenfrüchte früh und noch vor der Fruchtbildung untergehackt werden und dass Stickstoff in grösseren Mengen oft die Pflanzen schwächt und saugende Insekten (Schädlinge) anlockt und dadurch Pflanzenkrankheiten fördert.
  • Mehrere Starkzehrer sollten auch nicht unbedingt miteinander kombiniert werden. Oft liest man die Empfehlung, dass Hülsenfrüchte durch ihre Fähigkeit mit Wurzelbakterien Stickstoff zu fixieren sich positiv auswirken würden, da sie den Boden mit Stickstoff anreichern würden.
  • Die Pflanzengesundheit ist ein weiterer elementarer Faktor, der jedoch gerne vergessen geht. Gesunde und kräftige Pflanzen kommen besser mit Stresssituationen zurecht, zu welchen auch ungünstige Nachbarschaften gehören. Die Basis für gesunde Pflanzen sind neben passenden Standort- und Klimabedingungen insbesondere die optimale Nährstoffversorgung der Pflanzen. Diese erfolgt primär duch die Optimierung der Photosyntheseleistung der Pflanzen, welche verbessert werden kann, indem Nährstoffe durch Sprays direkt auf die Blätter aufgetragen werden. Dadurch kann die Pflanze mehr Kohlenstoff in den Boden einbringen, den Boden verbessern und den lokal verfügbaren Kohlenstoff erhöhen, der in Form von CO2 tagsüber der Pflanze wieder bereit steht und dazu führt, dass sie nicht mangels CO2 bei guter Sonneneinstrahlung in ihrer Photosyntheseleistung beeinträchtigt wird.

Das bekannteste Beispiel für gute Nachbarn oder Pflanzengemeinschaften sind wahrscheinlich die Drei Schwestern: Kürbis, Mais und Bohne.

Literatur

  • Flury, Dominique (2022): Pflanzenschutzmittel-Reduktion im Direktsaatsystem. UFA Revue 1/2022: 20-21. (PDF (https://no-till.ch/wp-content/uploads/2022/01/D_UFA_Revue_0122_PSM_No-Till_Flury.pdf))
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