Indigene Mikroorganismen

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Indigene Mikroorganismen (IMO) sind das Hauptpräparat in der Koreanischen Natürlichen Landwirtschaft. Es sind selbsthergestellte Mikroorganismenprodukte und sie werden durchnummeriert nach den Arbeitsschritten, die für ihre Herstellung nötig sind. IMO 1 bezeichnet die frisch gesammelten Mikroorganismen, die wenig haltbar sind. IMO 2 sind die in Rohrzucker konservierten Mikroorganismen, welche sich mehrere Jahre lagern lassen. Als IMO 3, 4 und 5 werden Mikroorganismenprodukte bezeichnet, die aus IMO 2 hergestellt und auf einem stärkehaltigen Trägerstoff (IMO 3) und auf Erde (IMO 4) vermehrt werden.

Inhaltsverzeichnis

IMO 1: Sammeln

Siehe auch: IMO 1

Gesammelt werden die Mikroorganismen, indem eine Box mit hart gekochtem Reis (d.h. er ist nicht ganz durchgekocht und innen noch etwas hart) draussen in der Natur an einer Stelle aufgestellt wird, welche reich an Mikroorganismen ist und dort je nach Klima für vielleicht 3-7 Tage aufgestellt wird. Wichtig ist, dass die Box mit einer atmungsaktiven Membran (z.B. Küchenpapier) abgedeckt wird, damit die Mikroorganismen ein für sie günstiges Mikroklima schaffen können. Die Mikroorganismen besiedeln dann den Reis und bilden im Idealfall einen weissen, pelzigen Belag aus Pilz, oft hat er aber auch Verfärbungen, die je nach dem auf ungewünschte Mikroorganismen hinweisen oder aber die Qualität nicht merklich beeinflussen.

Das Sammeln einer guten Sammlung (Collection) von Mikroorganismen ist nicht ganz einfach, da viele Parameter die Qualität beeinflussen und letztlich zu einem gewissen Grad auch noch der Zufall einen Einfluss hat. Es braucht daher etwas Erfahrung für gute Mikroorganismen-Sammlungen.

Der richtige Standort: Was den geeigneten Standort angeht, ist ebenfalls ein Thema für sich, das sehr facettenreich sein kann. Grundsätzlich eignen sich Gebiete in erhöhten Lagen, insbesondere in Wäldern, die in der Vergangenheit wenig gestört wurden, das heisst, dass sie möglichst natürlich sind und eine entsprechende natürliche Vielfalt an Mikroorganismen aufweisen. Da die Mikroorganismen zur lokalen Umgebung passen sollten, wo man sie einsetzen möchte, ist es wichtig, dass man in der Region sammelt, vielleicht in einem Umkreis von 20 bis 50 km. Denkbar ist auch, dass man in unmittelbarer Umgebung sammelt, beispielsweise im Hof, auf den Feldern usw. und dass man zu verschiedenen Jahreszeiten sammelt, da sich die Mikroorganismen je nach Saison auch verändern können.

Umgang mit schwierigen Bedingungen: Um Mikroorganismen sammeln und vermehren zu können, müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Der Boden braucht eine gewisse Feuchte, damit die Mikroorganismen aktiv werden, die Temperatur spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, wie aktiv die Mikroorganismen sind und wenn es stark regnet und es sehr feucht ist, kann das auch einen erheblichen Einfluss darauf haben, dass sich dadurch die Qualität beim Sammeln deutlich verschlechtert. Das andere Extrem sind Wüstengebiete, die durch ihre Trockenheit das Sammeln auch erschweren. Hier schafft man beispielsweise Abhilfe, indem man vor dem Sammeln den Boden für mehrere Tage, vielleicht eine Woche befeuchtet mit Wasser oder mit SES. Sehr feuchte Bedingungen oder kalte Witterung kann man beispielsweise durch das Sammeln in einem Gewächshaus ausgleichen.

Anwendung von IMO 1: Die gesammelten Mikroorganismen (IMO 1) können nach dem Sammeln direkt genutzt werden, sei es um einen Kompost, einen Komposttee, einen Asthaufen, etc. zu impfen, oder auch als Beigabe für die Fermentation, beispielsweise bei Fish Amino Acid (FAA). Der grosse Vorteil der indigenen Mikroorganismen hat man jedoch, wenn man sie zuerst haltbar macht (siehe IMO 2), bevor man sie verwendet. Das hat zwei Vorteile, erstens kann man sich den Weg in den Wald sparen, um frische Mikroorganismen zu holen und zweitens kann man so auf Mikroorganismen zurückgreifen, die in der Natur nicht mehr in der gewünschten Form vorhanden sind oder wenn es nicht möglich ist, sie zu sammeln (beispielsweise, weil es draussen zu kalt ist, weil Schnee liegt).

IMO 2: Konservieren

Das Konservieren der gesammelten Mikroorganismen ist vergleichsweise einfach. Die Box wird geborgen und ungeöffnet zum Arbeitsplatz transportiert. Wird die Membran entfernt, sollte man die Mikroorganismen zeitnah verarbeiten, das heisst etwa innerhalb der nächsten Viertelstunde.

Der Reis wird dann stellenweise beurteilt. Stellen, die nicht gut aussehen, die zu feucht sind oder die eine unerwünschte Färbung aufweisen, werden aussortiert und nur das Reis, das gut aussieht, wird genutzt und gewogen. Dann wird in gleicher Menge Rohrzucker beigegeben und zusammen in einer Schüssel vorsichtig miteinander vermengt und dann in ein Glas gegeben. Dieses sollte so gewählt werden, dass der Reis etwa 2/3 bis 3/4 des Glases füllt. Wichtig ist, dass genug Zucker beigegeben wird, etwa 10-20% der Zuckermenge sollte zusätzlich noch dazugegeben werden, welche am Schluss als Schicht zum Abdecken oben auf den Reis kommt. Die zusätzliche Zuckermenge ist sehr wichtig, da bei zu wenig Zucker die Mikroorganismen im Reis nicht zur Ruhe kommen. Das kann dazu führen, dass durch die Aktivität der Mikroorganismen die ganze Sammlung verderben kann. Der Reis sollte daher nach dem Einflüssen in das Glas noch ein paar Stunden beobachtet werden. Kommen die Mikroorganismen im Glas trotz zusätzlichem Zucker nicht zur Ruhe, kann auch ein Schluck Schnaps beigegeben werden, der die Aktivität auch beruhigen kann. Am Schluss wird das Glas mit einer atmungsaktiven Membran (Küchenpapier) wieder abgedeckt.

Wichtig ist, dass die einzelnen Sammlungen getrennt in Gläsern aufbewahrt werden, damit die Vielfalt ihrer Mikroorganismen gewährt bleibt. Werden Sammlungen vermischt können Mikroorganismen aus einer Sammlung die Mikroorganismen der anderen Sammlung(en) verdrängen und wir verlieren unsere Vielfalt.

Anwendung von IMO 2: Die konservierten Mikroorganismen werden wieder aktiviert, indem ihnen Wasser beigegeben wird. IMO 2 lässt sich dann ähnlich einsetzen wie IMO 1 oder es kann eingesetzt werden, um die Mikroorganismen weiter zu vermehren, indem Trägermaterial beimpft (IMO 3) und damit dann Erde beimpft wird (IMO 4).

IMO 3 und 4: Vermehren und akklimatisieren

Die Herstellung von IMO 3 und 4 ist wiederum anspruchsvoller. Es ist genug Platz nötig um die Mikroorganismen zu vermehren und während der aktiven Fermentation kann sich viel Wärme bilden, weshalb das fermentierende Material regelmässig gewendent werden muss, um die Temperatur zu kontrollieren. Wird der Haufen zu heiss, sterben gewünschte Mikroorganismen ab und wir verlieren Diversität. Durch die Regulierung der Temperatur wird gewährleistet, dass sich die Mikroorganismen optimal im Trägermaterial vermehren können.

Um mehr Vielfalt zu bekommen, sollte das Trägermaterial zur Herstellung von IMO 3 mit IMO 2 aus verschiedenen Sammlungen geimpft werden, am besten von verschiedenen Standorten und von Sammlungen aus verschiedenen Jahreszeiten. Da sich diese in der Zusammensetzung der Mikroorganismen unterscheiden, haben wir mehr Vielfalt an Mikroorganismen. Bei der Vermehrung werden nun auch einige Mikroorganismen verdrängt, jedoch durch die grössere Vielfalt können sich diejenigen Mikroorganismen am besten durchsetzen, die am besten mit den aktuellen klimatischen und standortbedingten Bedingungen zurecht kommen.

Literatur

  • Keliikuli et al. (2019): Natural Farming: The Development of Indigenous Microorganisms Using Korean Natural Farming Methods. Sustainable Agriculture SA-19, University of Hawai'i, Mānoa. 9 S. (PDF (https://www.ctahr.hawaii.edu/oc/freepubs/pdf/SA-19.pdf))
  • Kumar, B.L., Gopal, D.V.R.S. (2015): Effective role of indigenous microorganisms for sustainable environment. 3 Biotech 5, 867–876. https://doi.org/10.1007/s13205-015-0293-6
  • Park, H. DuPonte, M.W. (2008): How to Cultivate Indigenous Microorganisms. Biotechnology BIO-9, College of Tropical Agriculture and Human Resources. University of Hawai'i, Mānoa. 7 S. (PDF (https://www.ctahr.hawaii.edu/oc/freepubs/pdf/BIO-9.pdf))
  • IMO-Forschung aus Vietnam/Türkei: Xa et al. (2021): Organic material decomposition capacity of indigenous microorganism communities from different farming systems in Soc Trang province, Vietnam. (PDF (https://so01.tci-thaijo.org/index.php/APST/article/download/242944/169691/929125))
  • Weinert, E.D. (2015): KNF Microbes Recipe for IMO. (https://naturalfarminghawaii.net/2015/03/28/indigenous-micro-organisms-march-2015-meeting/) Natural Farming Hawaii Website, Blog Post. (IMO collection video (https://www.youtube.com/watch?v=oKBiw7cs7mM))

Weiterführende Infos:

Videos:

  • Playlist von Drake (https://www.youtube.com/playlist?app=desktop&list=PLatJX7i1alq7HAtRp8G-2D-mKitNfuIoc)
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