Wie ist das eigentlich ... wenn ich nun als halbaufgeklärter Rassechinkäufer mir mein supergesundes Überchin kaufen will, lassen mich dann die Chinzüchter auch in ihr Bestandsbuch und ihr Zuchtbuch schauen?
Darf ich mir die Zuchttiere samt Wurfgeschwister, die noch innerhalb der Zucht vorhanden sind, persönlich anschauen?
Ich mein - ok, ein wirklicher Garant für gesunde Tiere sind solche Kleinigkeiten auch nicht, man braucht ja das Bestandsbuch gar nicht zum TA mitschleppen, dann können da ja auch keine unliebsamen Einträge gemacht werden ... aber interessant fänd ich schon, ob die Superdoopergesunden Stammbuchchinzüchter überhaupt sowas kennen ...
Ich kenne es halt von dem Kaninchenzüchter, von dem ich meine ersten Kaninchen hatte - er hatte mich damals sogar regelrecht zu seinem Bestandsbuch gezerrt und wenigstens einen halbherzigen Blick in seine Auffassung von Zuchtbuch mußte ich auch machen. Bei ihm hing das Bestandsbuch am Stalleingang, das Zucht"buch" war so eine Art lockere Zettel-Sammlung, die er dann zur Sichtbarmachung der Verwandschaftsverhältnisse an einer Pinwand ausbreiten konnte - einen Stammbaum dagegen bekam ich nicht, schließlich hätte ich ja jeder Zeit wiederkommen können und seine Aufzeichnungen studieren und abschreiben können (in seinem Fall hätte das geheißen, daß ich einen Stammbaum bis in die fünfte bis achte Generation hätte erstellen können, wenn ich drauf bestanden hätt).
Unter der Vorraussetzung, daß beide Bücher korrekt und lückenlos geführt werden, läßt sich hier nämlich dann schon der Zuchtstand ablesen - werden viele Fremdtiere in die Zucht eingebracht (Bestandsbuch), ist schon mal Vorsicht geboten, weil hier offenbar entweder mit Züchten angefangen wird oder aber das Zuchtziel sich geändert hat (oder versucht wird, aufgetretene Zuchtprobleme durch "Verdünnung" zu kaschieren). Weiterhin geben beide Bücher Aufschluß über Krankheiten, die bei Geschwistern und Elterntieren aufgetreten sind. Auch wichtig ist hierbei der Inzuchtgrad im Verhältnis zu aufgetretenen Krankheiten - wenn hier mit steigendem Inzuchtgrad beispielsweise Knochenbrüche häufiger werden, liegen die Knochenbrüche mit einiger Wahrscheinlichkeit daran, daß die Knochen erblich bedingt spröde sind. Treten mit steigendem Inzuchtgrad Krankheiten weniger häufig auf, scheint der Züchter was richtig zu machen ...
Im Zuchtbuch sind die Wurfstärken ablesbar. Ich weiß nun nicht, wie es mit Chinchillas ist, aber bei den meisten Tierarten, die ich kenne, sind gleichmäßig starke und regelmäßige Würfe in der Regel ein Zeichen für Zuchttiere mit hoher Fitness. Schwanken jedoch die Würfe, also mal nur ein Junges, dann wieder acht Junge im Wurf etc, stimmt die Zuchtbasis meist schon mal nicht. Leider gibt es Arten, für die dieses Merkmal nicht zutrifft, Vielzitzenmäuse, Streifenmausarten und Farbratten beispielsweise haben einfach unterschiedlich starke Würfe, das ist bei denen durchaus normal.
Für viele Tierarten gibt es gewisse Grenzwerte, die, wenn sie unter- oder überschritten werden, auf eine verminderte Fitness hindeuten. Bei Kaninchen z. B. sind Wurfstärken von unter vier Jungen ein Alarmzeichen. Werden solche Tiere weiter in der Zucht verwendet, nimmt der Züchter offenbar eine verminderte Fitness in Kauf ...
Ein Garant dafür, daß das individuelle Tier, welches man nun sich aussucht, tatsächlich gesund ist, ist jedoch auch das nicht - aber die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Tier zu erwischen, bei sauberer Buchführung in einer Zucht und entsprechenden Konsequenzen seitens des Züchters ist halt immens viel größer.