Nacktmull
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Beschreibung
Es handelt sich um die kleinste und basalste Mullart. Die Haut ist weich und locker, alle Körperflächen sind nackt. Die Färbung ist pink oder bräunlich. Die dunkle Färbung verschwindet beim Erreichen des Erwachsenenstatus‘. Oberhalb deutlich dunkler als unterseits. Kopf konisch und kegelförmig, Augen winzig, mit dicken Augenlied. Ohren ohne äußere Ohrmuscheln, Schenkel kurz und schlank, kurze Füße mit kleinen behaarten Gliedern (jeweils fünf). Schwanz etwa 50 % der Kopf-Rupf-Länge (5-15 cm). Gewicht 30-50 g. Körpergröße sehr unterschiedlich, je nach Geschlecht und sozialem Status. Nasenlöcher hufeisenförmig angeordnet, von Hautfalte abgedeckt. Die großen Schneidezähne sitzen vor den Lippen der Tiere um Eindringen von Erde zu verhindern, sie werden als Grabwerkzeug eingesetzt. Kaumuskulatur macht etwa 25 % der Muskelmasse aus. Kein Sexualdimorphismus ausgeprägt, eine dunkle Linie zwischen Anus und Klitoris lässt nichtreproduktive Weibchen von Männchen unterscheiden. Zahnformel lautet: 1/1 0/0 0/0 3/3.
Gewichte verschiedener sozialer Ränge und Geschlechter
Quelle | Alpha-Weibchen (nicht trächtig) | Arbeiter | Reproduktive Männchen |
Nowak, R. (1991) | 53 g | 32-38 g | - |
Ludwig, W. & Collmar, M. (2003) | 49 g, 50 g | 22-38 g | 45 g, 50 g |
Lebensweise
Lebt rein subterran (unterirdisch), bewegt sich schnell vorwärts und rückwärts in bis zu 3 km langen Gängen (bei 89-90 Tieren pro Kolonie) fort. Schwanz dient zur Tasthilfe. Eusoziale Lebensverbände mit 20 bis 300 Individuen, davon nur ein reproduktives Weibchen (Königin), welche meistens in der Nestkammer verweilt. Die jüngeren Mitglieder kümmern sich um die Jungtiere, Alttiere sind entweder in ihrer Funktion Gräber und graben entsprechend die Gänge oder Wächter und bewachen und verteidigen die Ausgänge vor ihrem Hauptfeind der Rötlichen Schnabelnasen-Natter. Sie sorgen außerdem für den Auswurf der Erde aus den Gängen. Gangtiefe der liegt bei 2-30 cm, in etwa 30 cm Tiefe Lager, „Toilettenkammer“ in bis zu 2 m Tiefe. Temperatur zwischen 28 und 32°C mit einer Luftfeuchte von ca. 80%. Die Tiere sind piokilotherm und erhalten ihre Körpertemperatur mit engem Körperkontakt („Huddling“). Die Metabolismusrate ist sehr gering (ca. 40%). Die Körpertemperatur beträgt 32°C. Die Temperatur innerhalb der Bauten beträgt zwischen 30 und 32°C. Die Tiere werden bis 26 Jahre alt, wobei nichtreproduktive Tiere früher sterben.
Verbreitung
Anzufinden in Halbwüsten (Niederschlag: 200-400 mm/Jahr) in Somalia, Djibuti, Ost-Äthiopien, sowie Nord- und Südost-Kenia. Lebt bevorzugt Lehmböden, aber auch in weicheren Sand- und Gipsböden zu finden.
Haltung
Nur in Zoos da sehr kompliziert. Haltung in Röhrensystemen mit Kammern verbunden. System aus Plexiglasröhren und Lexankammern geeignet. Kammergröße in Dresden ca. 22 x 17 x 19. Der Deckel besteht aus einem luftdurchlässigen Lochblech. Röhrendurchmesser 4,3 cm, Dicke 3,5 mm. Die Röhren werden einfach mit den Kammern zusammengesteckt und können bei Bedarf ausgetauscht werden. Sehr steile Röhren können an der Untertseite mit eingesägten Querrillen versehen werden. Die ganze Konstruktion wird auf Trägerplatte befestig sodass Röhren und Kammern ausgeschnitten werden um eine Durchsicht zur Besucherseite zu gewährleisten. Wichtig ist eine dass es zu so geringen Vibrationen wie möglich kommt. Deshalb sollten die Anlagen am besten in Sand oder auf Gummistücken gesetzt werden. Die Vorderseite wird mit Zement oder ähnlichem bestricken um ein möglichst natürliches Aussehen zu bewirken. Zur Besucherseite eine weitere Glasscheibe um weiteren Erosionen zu verhindern. In einigen Zoos (beispielsweise Columbus oder Emmen) wird im Pflegerraum ständig ein Radio laufen gelassen um die Tiere mit dem Lärm der durch die Besucher verursacht wird zu sensibilisieren. Die Temperaturen müssen entsprechend der natürlichen Bedingungen zwischen 28 und 32°C betragen, die Luftfeuchte zwischen 70 und 80%. Als Untergrund eignen sich aus Hygienegründen am besten Hobelspäne, die täglich stellenweise ausgetauscht werden sollten.
Ernährung
Die Nahrung besteht aus Wasserspeichern wie faserigen Pflanzenknollen. Der Wasserbedarf wird nur aus der Nahrung gewonnen. Die Fütterung erfolg mit Karotten, Sellerie, Süßkartoffel, gekochter Kartoffel, Banane, Apfel und anderem Knollengemüse.
Fortpflanzung und Zucht
Reproduktive Weibchen kennzeichnen sich durch die Krümmung des Lumbal-Wirbels um die vielen Jungen auszutragen zu können. Der Inzuchtkoeffizient liegt bei 0,42! Im Vergleich liegt er bei Die Königin sorgt durch stress dadurch dass der Östrus der anderen Weibchen ausbleibt. Nachdem Weibchen nach bis zu sieben Tagen von der Königin getrennt sind, sind sie wieder völlig fertil und pflanzen sich wieder fort. Insgesamt pflanzen sich pro Kolonie nur ein bis drei Männchen mit der Königin fort. Diese kann vier bis fünf Mal im Jahr nach einer 70 bis 90 tägigen Tragzeit 1 bis 27 Junge gebären. Anfangs wiegen sie etwa 1,9 Gramm. Nach 30 Tagen öffnen sie die Augen und sind mit etwa einem Monat entwöhnt. Nach 7.5 Monaten sind die Tiere bereits geschlechtsreif.
Literatur
- Nowak, R. M., (1999): Walker’s Mammals of the World. The John Hopkins University Press.
- Kingdon J., Happold, D., Hoffmann, M., Butynski T., Happold M. & J. Kalina (2013) Mammals of Africa, Volume 3. Rodents, Hares and Rabbits. Bloomsbury Publishing.
- Ludwig, W. & M. Collman (2009): Erfahrungsbericht zur Haltung von Nacktmullen (Heterocephalus glaber) im Zoo Dresden. Der Zoologische Garten 78.