Innenhaltung (Degu)
aus Degupedia, der freien Wissensdatenbank
Degus werden in der Regel im Haus/in der Wohnung in einem Gehege gehalten. Dieser Artikel bietet einen Überblick über mögliche Gehege- und Käfigformen und ihre Praxistauglichkeit.
Inhaltsverzeichnis |
Die ideale Unterkunft
Hauptartikel siehe Lebenweise wildlebender Degus
Die ideale Unterkunft orientiert sich an der Lebensweise der Degus in ihrer Heimat. Dort haben sie mehrere Aren grosse Reviere, in welchen sie mehrere Degubaue graben, bestehend aus je ein paar Kammern. Diese sind wiederum oberirdisch miteinander verbunden durch Trampelpfade. Das Revier wiederum grenzt an andere Degu-Reviere, so dass die Degus als Teil einer Kolonie in Interaktion mit anderen Individuen aus anderen Gruppen stehen. Das Terrain, das sie besiedeln ist oft nur spärlich bewachsen mit gerade mal buschhoher Vegetation, teils aber auch offene Landschaften mit nahezu keiner Schutz spendender Vegetation. Aufgrund dieser Vegetation haben Degus auch kaum die Möglichkeit gross in Sträucher oder gar Bäume rumzuklettern. Sie verbringen daher einen grossen Teil ihrer Zeit am Boden oder in ihren Bauen.
Die ideale Unterkunft dürfte daher ein grosser Käfig mit mehreren Aren Grundfläche sein, welcher vereinzelt Büsche aufweist. Idealerweise wäre die Unterkunft so gross zu wählen, dass genug Platz wäre für mehrere Degugruppen, dass sie in Nachbarschaft zueinander leben könnten und eine kleine Kolonie bilden könnten. Zudem wäre es wichtig, dass der Boden so beschaffen ist, dass die Degus bis zu einem Meter tief in die Erde ihre Gänge graben könnten. Das tönt nach viel Platzanspruch, was in der Praxis wohl die wenigsten zur Verfügung haben. So gesehen kann ein Käfig nie gross genug sein, denn erscheint er uns auch noch so gross, im Vergleich zum genutzten Bewegungsfreiraum in der Wildnis ist das was wir unseren Degus bieten können stets knapper Raum und einen solcher Käfig, den wir ihnen bieten als artgerecht zu bezeichnen, sollte doch mit Vorsicht genossen werden.
Mindestgröße
Je länger die Lauffläche am Stück ist, desto artgerechter ist ein Käfig für Degus, vor allem mit Blick auf die Lebensweise wilder Degus und die Strecken, die sie täglich zurücklegen.
Als Abstand zwischen Volletagen werden 30 bis 50cm empfohlen. Je nach Einrichtung sind ca. 50cm Abstand notwendig, um z.B. ein Laufrad unterzubringen. Eine große Absturzhöhe ist aufgrund der Verletzungsgefahr zu vermeiden.
gesetzliche Mindestanforderungen
Laut der Tierschutzverordnung gilt eine Grundfläche von 0,5m2 bei einer Mindesthöhe von 0,56m und einem Volumen von mindestens 0,35m3 für 2 bis 5 Degus.
Empfehlungen des Tierschutz
Die deutsche Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz TVT (http://www.tierschutz-tvt.de/) empfiehlt für Degus eine Käfiggröße von 100 cm x 50 cm x 100 cm (B x T x H) für 2 bis 4 Tiere.
Der Schweizer Tierschutz (STS (http://www.tierschutz.com/)) empfiehlt 2m2 Grundfläche bei einer Gehegehöhe von 2 bis 5 Tieren. Zusätzlich erhöhen mehrere Etagen die Grundfläche.
Jeder Käfig, der unter den empfohlenen Maßen des Tierschutz liegt, ist tierschutzwidrig und sollte zum Wohl der Tiere umgebaut/erweitert werden.
Standort
Der Standort sollte bei der Ausführung des Käfigs unbedingt mit berücksichtigt werden. Degus mögen helle Standorte und Orte, an die sie sich auch einmal zurückziehen können. Die Luftzirkulation ist ein wichtiger Punkt, in der Nähe von Fenstern und Türen muss darauf geachtet werden, dass keine Zugluft entsteht. Sonneneinstrahlung ist kein Problem, solange sie nicht zu intensiv ist, keine Gegenstände aufgeheizt werden können oder Reflektionen heisse Punkte entwickeln und die Tiere sich an einen schattigen Ort zurückziehen können. In der Nähe des Käfigs sollte nicht geraucht oder gekocht werden, da Gerüche als auch Geräusche von Degus empfindlicher als beim Menschen wahrgenommen werden. Zigerettenrauch ist sowohl für Mensch als auch für Tiere gesundheitsschädlich. Degus haben jedoch diesbezüglich noch empfindlichere Atemwege und können beim Einatmen von Zigarettenqualm schnell erkranken. Das alles bedeutet jedoch nicht, dass der Standort nicht in einem belebten Zimmer sein kann.
Anforderungen an die Unterkunft
Im Handel gibt es einige Käfige die im Grunde den Anforderungen der Deguhaltung entsprechen oder durch Modifizierungen umgebaut werden können. Eigenbauten sind in der Anschaffung meist günstiger.
Bei einem Kauf oder der Eigenfertigung ist auf folgende Punkte zu achten:
- Helle Materialien wählen, je nach Helligkeit des Standortes.
- Die Grösse des Käfigs sollte stets grösser gewählt werden, als die empfohlenen Mindestmasse.
- Keine Kunststoffteile im Degukäfig.
- Splitternde Materialen (z.B. Glas) sollte eine genügende Dicke aufweisen,so dass keine Gefahr beim Annagen besteht.
- Kanten von Hölzern müssen geschützt werden, sofern sie nicht regelmässig ausgetauscht werden können.
- Die Belüftung (Gitterflächen einplanen!) sollte ausreichen berücksichtig werden, meist reichen Standardbelüftungen für Reptilien nicht aus.
- Leicht abwaschbare Materialien für Böden verwenden.
- Bei mit Einstreu bedeckte Ebenen sollten Schutz gegen das Herausfallen der Einstreu eingeplant werden.
- Käfig sollte von vorne zugänglich sein, nicht von oben (Greifvogelähnliches Schema vermeiden).
Unterkunfttypen
Grundsätzlich gibt es verschiedene Unterkunftstypen, die sich für Degus eignen und die im folgenden aufgezählt sind. Voraussetzung ist, dass die Unterkunften den Mindestmaßen entsprechen.
Terrarien
Hauptartikel siehe Terrarium
Terrarien werden hauptsächlich in der Terraristik genutzt. In bestimmten Ausführungen sind sie allerdings auch für Degus geeignet. Die Belüftung ist ein wichtiger Punkt, der nicht zu unterschätzen ist. Vor allem bei Volletagen muss jede Etage über Belüftungsmöglichkeiten verfügen. Diese Art der Unterkunft ist relativ teuer in seiner Anschaffung, was von der Größe und dem verwendeten Material abhängt.
Unterschieden wird oft zwischen OSB-/Holzterrarien und Glasterrarien, wobei unbeschichtete Holzterrarien auf Dauer nicht für die Deguhaltung geeignet sind. Sie können aber durch einen wasserfesten, ungiftigen Lack oder Umbau modifiziert werden. Glasterrarien dagegen sind schwerer umzubauen. Volletagen sind nur dann möglich, wenn auf jeder Etage eine Belüftung möglich ist. Ansonsten sollten die Etagen nicht über die gesamte Tiefe gehen, um durch den Kamineffekt für genügend frische Luft zu sorgen. Auch eine Etagenbefestigung ist schwieriger, aber möglich (Anleitung (http://degus-online.de/phpbb/viewtopic.php?f=6&t=40845)).
Volieren
Hauptartikel siehe Voliere
Volieren sind bekannt als Gehege für Vögel, werden aber auch für Nager und andere Kleintiere genutzt. Sie sind weit verbreitet und in ihrer Anschaffung relativ billig, allerdings sind die wenigsten Volieren wegen ihrer Größe für Degus geeignet. Nachteile der Volieren im Handel sind oft die zu kleinen Türen, die das Reinigen und Hineinstellen von größeren Gegenständen erschweren, und das Herausfallen von Einstreu. Volletagen müssen meist nachträglich eingebaut werden.
Aquarien
Hauptartikel siehe Aquarium
Ein Aquarium ist hauptsächlich als Anbau/Unterbau geeignet. Häufig wird ein Aquarium zusammen mit einem größeren Holzaufbau mit Volletagen genutzt. In letzter Zeit kommt die Nutzung als Sandbad oder Buddelbereich hinzu. Volletagen können nicht eingebaut werden, da nur durch den Deckel belüftet werden kann. Als alleinige Unterkunft sind sie in den vorherrschenden Größen für Degus nicht geeignet.
Holzkäfige
Anbieter für Holzkäfige sind selten und dementsprechend ist der Preis. Bei den meisten Anbietern ist es aber möglich, Wünsche des Kunden umzusetzen, sodass keine Eigenleistung nötig ist, um eine artgerechte Unterkunft zu schaffen.
Eigenbau
Hauptartikel siehe Käfigbau
Um für eine bestmögliche Unterkunft für Degus zu sorgen, bauen viele Deguhalter selbstgestaltete Käfige. Je nach Material (Vollholz, Spanplatten, Drahtgitter, Glas, Alu etc.) kann dies günstiger sein als einen Käfig zu kaufen oder bauen zu lassen, zusätzlich kann man seine eigenen Wünsche realisieren und die Unterkunft auf die Tierart anpassen, um z.B. Kanten vor Annagen zu schützen. Ohne handwerkliches Geschick und die nötigen Werkzeuge ist ein Eigenbau allerdings nicht möglich. Manche Halter bauen Schränke um (aktuell sind Pax-Umbauten sehr beliebt) oder nehmen als Grundlage ein Alu-Stecksystem, was den Aufwand minimieren kann. Wichtig sind Kantenschutz, Ausbruchssicherheit und eine gute Planung vorher!
Feste Bodengehege/Freilauf
Manche Halter bieten vor dem eigentlichen Käfig einen festen Freilauf an, den die Degus jederzeit nutzen können. So kann mehr Fläche angeboten werden, wenn sie dauerhaft zur Verfügung gestellt wird. Ohne eine sehr hohe, stabile Umzäumen (~1m) oder eine Abdeckung können Degus allerdings leicht ausbrechen. Auch der Boden sollte vor Urin und Deguzähnen geschützt werden.
Siehe auch
Literatur
Internet
- Merkblätter der TVT (http://www.tierschutz-tvt.de/merkblaetter.html#c138) - Merkblatt Degu Stand 2013
- Merkblatt des STS (http://www.tierschutz.com/publikationen/heimtiere/infothek/kleintiere/degus.pdf) -
- Deguforum.de: Liste verschiedener Unterkunften für Degus (http://degus-online.de/phpbb/viewtopic.php?p=185#p185)