Eurasische Zwergmaus
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Beschreibung
Winzig ist die Erscheinung der Zwergmaus. Unter den generell meist eher kleinen Nagetieren ist die Zwergmaus zumindest in Europa der kleinste Vertreter. Mit ihrem Gewicht von gerade einmal 7 bis 8 Gramm halten sie sogar Grashalme aus. Hierbei hilft der lange Greifschwanz der sich bei Abstürzen oder “Abgängen” um die Halme wickelt. Die Finger sind opponierbar und können hierdurch gut um die Halme fassen. Die Kopfrumpflänge beträgt 5,5 bis 7,5 cm und die Schwanzlänge 5 bis 7 Zentimeter. Ihr Aussehen ist sehr mäusetypisch: Ohren und Augen sind klein und rund. Das dunkel bis rot-braun gefärbte Fell ist weich und hebt sich an der Unterseite weißlich-grau ab. Während die Färbung im Sommer ockerfarben mit scharf weiß abgesetzten Bauch ist, ist dass Fell während des Winters deutlich länger und graubraun bis rostrot (Krapp, 1983). In feuchten Region generell dunkler gefärbt. Der Schwanz ist an der Unterseite etwas heller gefasst und mit kleinen Härchen besetzt. Innerhalb ihres Tribus gehört als einziges Mitglied in Europa der Micromys-Gruppe an und wird als basale (ursprüngliche) Gattung angesehen. Es wurden einige Unterarten beschrieben, die heute jedoch meist als Synonyme geführt werden (Wilson et al., 2005).
Weitere Mitglieder sind die südostasiatischen Pinselschwanz-Baummäuse (Chiropodomys) und Zwergbaummäuse (Haeromys), die Asiatische Kletterratten (Hapalomys) aus China bis hin zur Malayischen Halbinsel, die Langschwanz-Klettermäuse (Vandeleuria) aus Indien, Sri Lanka, Thailand und China und außerdem die Vernay-Klettermäuse (Vernaya) aus China und Myanmar.
Verbreitung
Trotz der riesigen Verbreitung in Ost- und Mitteleuropa, über Russland und bis hin nach Japan ist das konkrete Vorkommen heute deutlich kleiner. Der Lebensraum ist vielseitig und von trockenen Wiesenregionen, über Schilfgebiete bis hin zu halbfeuchten Bambuswäldern. Bezeichnend sind die von stärkeren Halmen bewachsenen Hochstaudenfluren und ähnliche von Halmen besetze Zonen, die von den Tieren stenök (in Abhängigkeit) bevorzugt werden. In Landwirtschaftlichen Getreidefeldern erreichen Zwergmaus-Dichten sogar ihren Höhepunkt. So ist den Menschen vom Land diese Maus gut bekannt und umso passender erscheint auch der englische Name “Harvest Mouse“, der übersetzt soviel wie “Erntemaus” bedeutet. Gleiches gilt auch für die französische Bezeichnung “Rat Des Miossons” (Maus der Ernte).
Lebensweise
Eurasische Zwergmäuse leben zumindest über den Sommer hin strikt einzelgängerisch und sind in den Morgenstunden und in der Nacht aktiv. Im Winter wurden bereits über 5000 Exemplare gemeinsam in Kornspeichern lebend beobachtet. Sie fressen Samen, Insekten und verschiedene Früchten. Zur Jungaufzucht und als Schlafplatz richten sich die Tiere aus Blättern und Ästen runde Kugelnester, die einen Durchmesser von etwa 6 bis 13 cm aufweisen und 1 bis 1,3 Meter vom Erdboden entfernt liegen ein. In kühleren Monaten werden zum Teil auch bodennahe Verstecke oder Erdhöhlen bezogen.
Fortpflanzung
Die Geburtensaison beginnt im Frühjahr (Mai) und erreicht ihren Höhepunkt im Hochsommer (Juli). Nach gerade einmal 16 bis 18 Tagen werden durchschnittlich 3 bis 8 Junge geboren. Die Jungen öffnen mit 8 bis 10 Tagen ihre Augen und sind mit etwa zweieinhalb Wochen selbstständig. Die Größe der Adulten mit etwa dem 35. Lebenstag -zu diesem Zeitpunkt tritt auch die Geschlechtsreife ein sodass sich eine Generation im Jahr etwa vier mal vermehren kann.
Bedrohung und Haltung in Menschenobhut
Die Eurasische Zwergmaus gilt heute als nicht gefährdet (“Least Concern”). In vielen Gebieten fehlt sie oder Populationen ist in den letzten Jahren zurückgegangen, weshalb sie in Östereich schon als gering gefährdet eingeordnet werden. Als Bedrohung wird die Zerstückelung ihres Habitats durch Bewirtschaftung und andere Nutzung angegeben. Kommt es in einigen Jahren zu nur geringen Beständen, so gibt es auch Zeiten in denen es zu regelrechten Invasionen kommt. Eurasische Zwergmäuse dürfen nur mit Herkunftspapieren gehalten werden, da sie in Deutschland einem Schutzstatus unterliegen. Heute gibt es laut Zootierliste.de insgesamt 38 Einrichtungen die Eurasische Zwergmäuse halten (Stand Juni 2016). Auch bei privaten Haltern sind Eurasische Zwergmäuse beliebt.
Literatur
- Ehrlich, C. (2006): Kleinsäuger im Terrarium. 2. Auflage. Natur und Tier-Verlag, Münster.
- Grimmberger, E, Rudloff, K. & C. Kern, (2009): Altas der Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, NTV-Verlag
- Krapp, F. (Hg.) (1983): Handbuch der Säugetiere Europas; Band 1/I, Wiesbaden
- Wilson, Don E./Reader DeeAnn (Hrg.) (2005): Mammal species of the world: a taxonomic and geographic reference, Vol. 1
- Micromys minutus in der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN 2008. Erstellt von: Aplin, K., ua., 2008. (Abgerufen am 06. Juni 2016)
- Eurasische Zwergmaus auf Zootierliste.de (Abgerufen am 06. Juni 2016)