Biodynamischer Anbau
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Der Biodynamische Anbau, auch Biodynamische oder Biologisch-Dynamische Landwirtschaft ist eine Form der biologischen Landwirtschaft und umfasst Viehwirtschaft, Ackerbau, Saatproduktion und Landschaftspflege. Sie geht zurück auf die Ideen von Rudolf Steiner, welche er 1924 erstmals in einer Vortragsreihe in Koberwitz (https://de.wikipedia.org/wiki/Kobierzyce) in Niederschlesien (heute Polen), präsentierte.
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Geschichte
Die Ideen des biologischen Anbaus wurde von der Anthroposophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie) nur aufgegriffen und waren in den 1920er Jahre keineswegs Neuland. Die Anfänge reichen zurück in die 1860er Jahre, als unter Verfechtern schon eine biologische Landwirtschaft diskutiert wurde. Auch die Düngerfrage wurde schon seit dem Ersten Weltkrieg zwischen alternativen Landwirten diskutiert.
Steiners Ideen von einer spirituell reformierten Landwirtschaft, die er anscheinend spontan über Nacht in Breslau (https://de.wikipedia.org/wiki/Breslau) niederschrieb, hat er vermutlich vom deutschen Agrarwissenschaftler Richard Krzymowski (https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Krzymowski), welcher seine Ideen 1919 in dem Buch Philosophie der Landwirtschaftslehre veröffentlichte. Diese weisen frappante Ähnlichkeiten auf zu den Ideen Steiners.
In den USA:
- Alan Chadwick, biodynamischer Anbau, kombiniert mit "French Gardening"
- John Jeavons, Biointensiver Anbau
- Wolf Dieter Storl: Culture and Horticulture
Lehre
Betriebsführung
Im Zentrum steht eine ganzheitliche Bewirtschaftung. Der Hof wird als lebendiger Organismus betrachtet und soll individuell gestaltet werden, angepasst an Standort, Landschaft, Tiere und Menschen. Dabei gilt es möglichst einen geschlossenen Betriebskreislauf herzustellen, der auf möglichst wenig Zufuhr von aussen angewiesen ist. So wird beispielsweise ein hoher Anteil des Futtermittelbedarfs auf dem Hof hergestellt.
Boden und Pflanzen werden als Einheit gesehen. Übermässiger Schädlingsbefall oder Pilzerkrankungen gelten entsprechend als Folge eines gestörten Gleichgewichts. Massnahmen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit spielen eine wichtige Rolle. Dazu gehört die Art der Tierhaltung und -fütterung, Kompostierung oder auch Fruchtfolgen. Angestrebt wird ein Gleichgewicht zwischen den Naturkräften und der landwirtschaftlichen Produktion, welche gemäss Steiner tendenziell Raubbau an den lebendigen Kräften des Bodens betreibe. Zum Ausgleich kommen neben dem Futter-Mist-Kreislauf zusätzlich biodynamische Präparate zum Einsatz, die in oft homöopathischen Dosen eingesetzt werden.
Einen hohen Stellenwert hat auch das Tierwohl und dass die Integrität und natürliche Entwicklung der Tiere gefördert wird. So werden beispielsweise Rinder nicht enthornt und Bienen wird erlaubt zu schwärmen.
Weltanschauung
Wie bereits erwähnt, hat die Grundlagen Rudolf Steiner mit seiner Vortragsreihe von 1924 gelegt. Diese ist stark von der Theosophie und Anthroposophie beeinflusst und ist mit dem modernen Wissensstand beispielsweise aus der Regenerativen Landwirtschaft nur schwer zu verstehen.
Präparate
Spritzpräparate:
- Präparat 500, Hornmist: Frischer Kuhmist in einem Kuhhorn bei Vollmond in die Erde vergraben
- Präparat 501, Hornkiesel: Zermahlener Bergkristal in einem Kuhhorn bei Neumond in die Erde vergraben
Kompostpräparate:
- Präparat 502, Schafgarbenblüten fermentiert in einer Hirschblase
- Präparat 503, Kamillenblüten im Rinderdarm präpariert
- Präparat 504, Brennessel mit Erde in Wasserlösung verrührt
- Präparat 505, Eichenrinde in Haustierschädel
- Präparat 506, Kamillenblüte in Rindergekröse präpariert
- Präparat 507, Saft oder Auszug der vergorenen Blüten des Baldrians
Rezeption
In jüngerer Zeit geniesst die Biodynamische Landwirtschaft, insbesondere mit ihrem Demeter-Label einen Boom, da die Konsumenten zunehmend strengere Richtlinien oder eine weiterreichende Form des Bioanbaus verlangen. In den USA gibt es zwar insbesondere aus Kreisen der Regenerativen Landwirtschaft Bestrebungen, sehr hochwertige Qualität anzubieten, was unter dem Slogan "food as medicine" umschrieben wird (u.a. von John Kempf, Gabe Brown usw.). Da sich die Bemühungen bisher noch nicht auf dem Markt niedergeschlagen haben, kommt dies dem Biodynamischen Anbau zugute, dass sie den Ruf haben, die strengsten Qualitätsanforderungen zu haben. Ob diese hohe Qualität tatsächlich auch in der Praxis nachweisbar wäre, ist wiederum umstritten. Es gibt zwar Hinweise für diese Annahme, Kritiker bemängeln aber beispielsweise auch, dass es keine Methoden gäbe, welche beispielsweise die Anbauweise eines bestimmten Lebensmittels verlässlich nachweisen lassen können.
In Kritik kam die Biodynamische Landwirtschaft in jüngerer Zeit wegen den ideologischen Ansichten von Rudolf Steiner, welche als okkult und unwissenschaftlich nicht zu vereinen seien mit dem positiven Image, welches die Marke Demeter in weiten Kreisen der Gesellschaft geniesse.