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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 23.04.2009 10:08 Titel: Eiche für Degus |
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HUhu,
ich habe gestern Eiche mit jungem Laub bei meinen Degus getestet. Das Ergebnis stimmte mich sehr nachdenklich und auch etwas verwundert:
von 5 Degus waren vier richtig wild danach und bevorzugten es gegenüber diversem anderem Laub. Nur ein Degu fragte dem Zeug nichts danach. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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Tina01 Freak
Anmeldungsdatum: 07.03.2007 Beiträge: 329 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 27.04.2009 15:41 Titel: |
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Das ist interessant, davX. Sagen doch viele, Eichenlaub sollte man wegen der Gerbsäure nicht geben.
Jedoch würde mich interessieren, ob Deine Degus auch in ein paar Wochen noch frisches Eichenlaub fressen, wenn es schon länger am Ast ist.
Junges Grün schmeckt nach meinen Beobachtungen Kleinnagern und auch Pferden anscheinend grundsätzlich besonders gut. _________________ Liebe Grüsse
Simone
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 27.04.2009 17:07 Titel: Re: Eiche für Degus |
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Dem "man sagt" braucht man nicht viel Glauben schenken ...
An Degus werden verschiedene Äste und Zweige samt Laub verfüttert, unter anderem gerbstoffreiche Birke, gerbstoffreiche Haselnuß, gerbstoffreiche Hainbuche usw usf ... dabei enthält junges Eichenlaub deutlich weniger Gerbsäure wie Weidenrinde - und Weidenzweige werden doch auch an Degus verfüttert, oder nicht?
Prinzipiell kann man von ausgehen, daß Rinde einen Gerbstoffanteil von ca. 10 - 15% hat (die meisten Laubbäume einschließlich Eiche liegen meist bei 10%, Fichte liegt bei 15%), Laub enthält deutlich weniger Gerbstoff, einige Pflanzengallen bis zu 70% Gerbstoff (Eichengallen z. B. ). Je jünger die Blätter eines Baumes sind, desto geringer ist auch der Gerbstoffgehalt. Holz hat einen Gerbstoffgehalt zwischen 1% und 15%.
Die genauen Werte für die einzelnen Baumarten können Fachbüchern zur vegetabilen Gerbung entnommen werden.
Was mich halt gegenüber Eiche vorsichtig werden ließ, war einzig die Beschreibung des sog. oak leaf poisoning, welches im Frohne und Pfänder, Giftpflanzen beschrieben wird. Nun wird hier allerdings gesagt, daß ausgerechnet unreife Eicheln, junge Eichenblätter und Knospen besonders zu Vergiftungen führen und es werden Gerbstoffe, Gallussäure und Pyrogallol für die Vergiftung verantwortlich gemacht - dies ist insofern unlogisch, als daß in Knospen und jungen Eichenblättern weniger dieser Stoffe enthalten sind wie in alten Blättern - entweder ist also die Erklärung falsch, oder die Beobachtung von Vergiftungen hat andere Gründe, beispielsweise durch Industriefutter vorgeschädigter Darm und Niere der Tiere. Dafür sprechen die Symptome, welche für Gerbstoffe und deren Abbauprodukte eher untypisch sind:
Freßunlust, Duchfall, Kolik und Nierenschäden.
Bei Kaninchen kann Durchfall und Kolik sehr gut über Gerbstoffe, Gallussäure und Pyrogallol behandelt werden, ich selbst hatte früher noch bei Durchfall eben insbesondere Eiche angeboten - jedoch gilt das vermutlich nur bei Kaninchen, welche nicht schon durch unsachgemäße Fütterung irreversible Magen-Darm-Schäden und Nierenschäden aufweisen. Da der Frohne und Pfänder leider nur am Rande die Tierfütterung mitbehandelt und mir die Originalliteratur, auf die sich der Frohne und Pfänder bezieht, fehlt, ist diese Theorie für mich nur schwer überprüfbar.
Frohne und Pfänder bezieht sich in diesem Punkt auf:
Spier, S. J., B. P. Smith, A. A. Seawright et al.: Oak toxicosis in cattle in northern California: Clinical and pathological findings. J. Am. Vet. Med. Assoc. 191(8), 958 - 964 (1987)
Vielleicht kommt ja jemand von euch da ran (David? *ganz, ganz lieb guck*) _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 29.04.2009 23:38 Titel: Re: Eiche für Degus |
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So, ich habe nochmals eine Runde gestartet... die Blätter werden ja von Tag zu Tag ledriger. Sie scheinen jedenfalls schon weniger interessant zu sein, aber ausgewertet habe ich die heutige Fütterung noch nicht...
Ich denke es dürfte tatsächlich damit zu tun haben, dass die Frasschutzstoffe/Tannine weitgehend noch fehlten in den sehr jungen und zarten Blättern. Das dürfte sich aber bald ändern.
Zitat: |
Frohne und Pfänder bezieht sich in diesem Punkt auf:
Spier, S. J., B. P. Smith, A. A. Seawright et al.: Oak toxicosis in cattle in northern California: Clinical and pathological findings. J. Am. Vet. Med. Assoc. 191( 8 ), 958 - 964 (1987)
Vielleicht kommt ja jemand von euch da ran (David? *ganz, ganz lieb guck*)
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Da siehts eher schlecht aus. Einerseits sitze ich nicht mehr so nahe an der Quelle, andererseits ist Vetmed Literatur ein wunder Punkt des Nebis-Bibliothekenverbundes. Ich habe auch kurz geprüft, aber die Zeitschrift nicht gefunden. Vermutlich haben sie die tatsächlich nicht.
Aber wie wäre es vielleicht mit Blasius? Ihn einfach mal fragen... Vetmed Literatur ist mehr sein Ding.
Mich darfste dagegen gerne fragen bei Verhaltensbio- und Zoologieliteratur. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 18.09.2009 20:43 Titel: Re: Eiche für Degus |
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Update, kurz und knapp:
Meine Degus fressen Eicheln. Die sind offenbar nicht nur bei Kaninchen beliebt. Ich hatte sie nun endlich mal getestet, zusammen mit Buchennüsschen (werden ebenfalls gefressen und als lecker befunden) und Hainbuchennüsschen (ist baba, weil zu klein, zu harte und zu dicke (!!) Schale und zu wenig dran), nachdem ich die ganze Literatur über Eicheln fressende Kaninchen gelesen habe... _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 18.10.2009 22:29 Titel: Re: Eiche für Degus |
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Und noch eine Anmerkung, zum Thema Eicheln füttern gäbe es hier noch eine Diskussion:
http://deguboard.de/fpost63438.html#63438
Da habe ich mich unter anderem intensiv nochmals mit dem Thema beschäftigt, den Für und Wider, Mythen und Fachliteratur. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 19.10.2009 09:33 Titel: Re: Eiche für Degus |
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Gerade Bucheckern waren noch Anfang des vorigen Jahrhunderts ein beliebtes Futter, um exotische Säuger und größere Vögel durchzubekommen ... dazu kommt, daß aus Bucheckern in Kriegsjahren Mehl gemahlen wurde, welches nach Aussagen einiger alter Menschen, welche diese Bucheckernzeiten noch mitgemacht hatten, sogar bekömmlicher gewesen sein soll wie Weizenmehl. Einzig die Backeigenschaften ließen arg zu wünschen übrig, man konnte kein vernünftiges Brot draus backen und vom Geschmack her soll ein Bucheckernbrot sehr gewöhnungsbedürftig gewesen sein.
Ich selbst hab immer mal wieder Bucheckern so geknackt und roh gegessen - Magenkrämpfe etc hatte ich davon noch nie bekommen, hab jedoch mit Sicherheit auch keine 50 Stück auf einmal geknackt und gefuttert, dazu bin ich viel zu faul. Mit Eicheln hab ich da eher ein Problem, die schmecken roh einfach widerlich ...
Im zweiten Weltkrieg wurden übrigens auch Eicheln zu Mehl gemahlen und zum Backen verwendet, allerdings nur, um Getreidemehle zu strecken. Der Grund dafür soll gewesen sein, daß Eichelmehl eben doch nicht so bekömmlich war (Durchfall bei hohem Eichelanteil? Ich hab nix näheres bisher in Erfahrung bringen können).
Roßkastanien wurden im Winter viel an das Vieh verfüttert, insbesondere als Kraftfutter an arbeitendes Vieh, wie Pferde und Ochsen. Zur Mast galten Roßkastanien als zu wertvoll! Scheint also ein wertvolles Kraftfuttermittel gewesen zu sein. Weiterhin wurden Blätter und Früchte an Pferde bei Dämpfigkeit und Husten verfüttert. Die Rinde wurde dagegen bei Lahmheit verfüttert oder von Menschen bei Gliederreißen gegessen, Grund dürften hier allerdings eher Venenleiden gewesen sein, dann wäre der Wirkstoff, der da ausgenutzt wurde, das Aescin - ein gutes Mittel gegen Venenleiden.
Die Quelle hatten wir glaubs hier schon mal, aber es zeigt, wie früher Eicheln, Kastanien und Bucheckern als Notfutter an Pferde verfüttert wurden und welche Probleme bei den Pferden auftraten - zumindest bei dem, was bekannt war.
Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn des
19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und
Nordamerika) ab Seite 145
Nach dieser Quelle wurde nur sehr wenig an Pferde verfüttert. _________________ Marx ist die Theorie
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Verfasst am: 21.10.2009 16:36 Titel: Re: Eiche für Degus |
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dankeschön, das ist eine interessante Sache.
Ich kannte die Diss bisher noch nicht. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
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