Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 29.09.2007 11:53 Titel: Re: Agrobs Kräuter... oder die Qualität bei FM |
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@Mine: Ich nicht - immer wenn ich es probiert hab, gings nach hinten los ... *g*
Ich hatte schon früher, einfach weil ich Exoten gehalten hatte, wo damals niemand wußte, was genau die fressen, im Grunde genommen erst das Futter, was sie kannten, als Basis genommen und dann immer mehr frische und getrocknete Kräuter, Insekten, Weichtiere, Körner, Gras etc angeboten ... im Wahlversuch konnte ich dann ziemlich genau abschätzen, was lieber genommen wurde und was nicht.
Wenn klar war, was die Biester fressen, dann hab ich das, was sie nicht fressen, weggelassen ...
Ich hab es auch ein paar mal anders gemacht:
Beim Hund: Hab ich auf dieses wundervolle, erstklassige und überaus gesunde Royal Canin bestanden, weil das ja das einzig wahre Futter gewesen war - wie verblendet muß ich damals eigentlich gewesen sein?
Meine Hunde litten unter Ekzemen, Ohrenzwang, die Hündin bekam irgendwann Fisteln am Anus, der Rüde hatte Lipome, beide konnten Knochen nicht richtig verdauen, beide hatten ein schlechteres Fell, wie sie hätten haben können, wenn sie das bekommen hätten, was sie wollten usw usf - der Witz der Sache war jedoch, wir bekamen über ca. 2 Wochen UNSER Futter nicht mehr und hatten halt mit Pansen, fleischigen Rinderoberschenkelknochen, Haferflocken und Gemüse gefüttert - etwas, was sie viel lieber fraßen wie das Royal Canin. Die zwei Wochen hatten ausgereicht, daß die Ekzeme zurückgingen, Knochen besser verdaut wurden, das Fell besser wurde - ich hab es nur nicht mit dem Futter in Zusammenhang gebracht!
Die Hündin hatte sich die ersten Tage geweigert, Royal Canin weiter zu futtern - nun, gelernt ist gelernt, sie bekam nix anderes ... und der Hunger treibt auch krankmachendes Futter rein.
Ich wollte die vielen tollen Futtermittel einer großen Firma mit einem großen V am Anfang ausprobieren - die Dogwurst fraßen zwar die Hunde mehr oder weniger freiwillig, aber nicht gerade so, wie sie normalerweise Würste verschlangen. Die Folge war ne Art Zwischenmauser oder so, die Haare gingen aus. Meine Vögel fraßen das Zeug, weil nix anders da war - und auch sie hatten ne Zwischenmauser, diesmal ne echte, weil Federn gewechselt wurden. Zusätzlich hatte ich das erste Mal in meinem Leben das Äquivalent zu Durchfall bei meinen Zwergwachteln ...
Alle andern Tierarten rührten das Zeug entweder nicht an oder bekamen die gleichen Probleme ... meine Selbstmischungen nach obigen Chema waren da offensichtlich die bessere Wahl.
Als ich meine ersten Degus bekam, wollte ich nix falsch machen, also ging ich in ein Deguforum (David kann sich da bestimmt noch dran erinnern, als ich da das erste Mal aufschlug ), dort hieß es, nix Obst, nix Energie - karg füttern heißt die Devise ... ich hätte das mit dem karg besser bleiben lassen sollen, meine armen erst nur fehlernährten Degus wurden auf die Art und Weise zu halb verhungerten Degus ...
Erst, als ich sie genauso hab wählen lassen und letztendlich irgendwann sogar Sonnenblumenkerne ad libitum reichte, besserte sich ihr Zustand zusehends - und sie verweigerten zuverlässig die Sonnenblumenkerne .
Die ersten Kaninchen hatte ich trotz besseren Wissens mit Ovator zugefüttert - mal ganz davon abgesehen, daß sie das Zeug nur fraßen, weil sie schlichtweg Hunger hatten, hatte ich eine Menge Probleme einschließlich schwere Kokzidiosefälle, die unter anderem auf diese Pellets zurückgeführt werden konnten. 200g Frischkost und Heu pro Kaninchen reicht halt nicht ... inzwischen suchen sich meine Kaninchen ihr Futter selbst, ich füttere nur noch gepflückte und gesenste Kräuter, sowie Gemüse und Obst abends zu, um sie in ihren Stall zu bekommen. Hier achte ich schon lange nicht mehr drauf, daß da nur bekömmliches drin ist ... die Kaninchen sind fit wie Turnschuh, die alten Probleme mit Koliken, Kokzidiose und Co gehören der Vergangenheit an.
Wie du siehst - alle meine Versuche, meinen Tieren ein Futter vorzuschreiben, ging jedesmal gründlich in die Hosen!
Inzwischen wählt sogar der Kater, ob er lieber Mäuse futtern will, meinen Fraß annimmt, trotzdem ich mich inzwischen weiger, es zu wolfen und in mikroskopische Bestandteile zu zerlegen, vegan fressen will oder Dosenfutter, Trockenfutter und was sonst die Industrie so bereitstellt zu futtern.
Was soll ich sagen - er bevorzugt meinen Fraß und geht zuverlässig nicht auswärts fressen - und ihm gehts erstaunlich gut, trotzdem ich schon lange nicht mehr auf eine optimale Zusammensetzung achte. Ab und an mal, wenn mein Fraß zu schlimm wird, fängt er sich Mäuse und frißt die sogar mal, statt sie nur totzuquälen.
Wenn du es bei deinen Chins auch so machen würdest, könntest du auch einen enormen Unterschied zu den Chins jetzt und zu den Chins natürlich ernährt erkennen ... der Kot ändert sich, wird größer, feuchter und heller (kurzum er gleicht plötzlich dem Kot wilder Chinchillas), die Tiere werden weniger empfindlich, werden absolut robust, was Futter angeht, werden seelisch und geistig stabiler, wenn das Futter nun auch noch mit Heu oder mit Sand gemischt wird, werden die Chins ausgeglichener und lassen sich besser vergesellschaften bzw es gibt weniger Streit. Mangelerscheinungen bei Belastung treten nicht auf, Knochenbrüche und Nagezahnabbrüche beim Herunterfallen aus größeren Höhen nach einem Jahr auch so gut wie nicht mehr ...
So, da hier jemand von der PHW-Front aufgeschlagen ist, nochmal die Vorgehensweise, wie man ein Tier auf natürliche Kost umstellt, hierbei muß nämlich sehr wohl erst einmal das Futter vorgegeben werden, da das Tier noch gar nicht gelernt hat, Futter richtig zu erkennen und zu selektieren und außerdem damit gerechnet werden muß, daß die Darmschleimhaut im Allerwertesten ist (eine kaputte Darmschleimhaut wird nicht mal beim Menschen zuverlässig erkannt, bei Tieren noch viel weniger, zudem können die Tiere anders wie der Mensch uns nicht mal mitteilen, daß es ihnen im Grunde genommen irgendwo immer ein wenig unwohl ist und sie leichtes Bauchgrimmen haben).
1. Schritt:
Das alte Futter bleibt bis auf weiteres, daran sind die Tiere gewöhnt, da passiert nicht mehr, wie eh schon passiert ist. Es werden aber nach und nach immer mehr neue Futterkomponenten aus harmlosen Kategorien angeboten. Beim Chinchilla wären das Äste und Zweige (natürlich erst in kleinen Mengen, kein Wald!), Kleinsämereien, Apfel getrocknet und frisch, getrocknete Kräuter, Kallisie und Löwenzahn auch in Kleinstmengen frisch, alle Teile von Topinambur getrocknet und in Kleinstmengen auch frisch.
Wichtig: Jede Woche nur höchstens EINE neue Futterkomponente, beim Chinchilla ist die tägliche Reichung eines neuen Futtermittels nicht unbedingt notwendig, bei fast allen anderen Tierarten ein Muß. Wird das problemlos vertragen, auch im Überangebot, dann kann Schritt zwei gewagt werden.
2. Schritt:
Die Mengen der neuangefütterten Futterkomponenten wird erhöht, Frischfutter wird systematisch nach im ersten Schritt beschriebenen Verfahren vorsichtig angefüttert. Es wird rigoros weggelassen, was matschigen Kot oder auf Bauchschmerzen hindeutendes Verhalten verursacht. Für Chinchillas scheint ein reichhaltiges Angebot an vielen getrockneten Kräuterarten jeden Tag von großer Wichtigkeit zu sein - sollte beachtet werden, gute Kräutermischungen kann man sich entweder selbst trocknen und mischen oder man bestellt sich eine solche ... es gibt dazu inzwischen einige sehr bewährte Mischungen, deren Bezugsquellen man bei den Ketzern in der Chinchillahaltung aus dem alten CI-Forum erfragen kann. Viele von ihnen haben Chinchillas, die keine Pellets mehr fressen - die Chins sind sichtbar gesünder, agiler und munterer wie vorher.
Gerade Chinchillas lassen im zweiten Schritt von selbst immer mehr Pellets weg.
Wird Frischfutter freiwillig liegengelassen und es gibt keine Verdauungsbeschwerden, egal, was man reinschmeißt, kann zu Schritt drei übergegangen werden.
Schritt 3:
Ab hier kann eigentlich beliebig alles an Futter in beliebiger Menge angeboten werden - hauptsache abwechslungsreich. Das oft prophezeite Überfressen mit Rosinen und Erdnüssen bleibt aus, das lassen die Chins nämlich liegen ... genauso auch Pellets. Man kann nun anfangen, alles, was nicht oder nur sehr wenig gefressen wird, aus seinen Mischungen und seinem Futter zu eliminieren.
Die Tiere haben ein natürlich großes Angebot, aus dem sie selbst das Futter, was sie tatsächlich brauchen, selbst raussuchen - Vorgabe an Futter?
Nur insoweit man eben nur Verfügbares in den Käfig schmeißen kann und tödlich giftige Komponenten wegläßt ... eine Selektion ist möglich, was bei Pellets und Heu nicht möglich ist.
Jegliche Futterumstellung ist nunmal mit Sachverstand und langsam anzugehen, wenn du zu einem Chinchilla mit Hauptfutter Heu und Pellets dazu mal kurz nen Frischkräuterberg reinschmeißen würdest, würde mit deinen Tieren das Gleiche passieren, wie mit Kaninchen oder Meerschweinchen, die in ihrem Leben nur Fertigfutter und Heu gesehen haben und nun Frischkost in rauhen Mengen bekommen - sie sterben zuverlässig an Blähungen!
In das Heu und den Sand kommen natürlich nur Körner und Trockenkräuter, kein Frischfutter *g*
Laß dich mal einladen von einem derjenigen, die im alten CI-Forum waren und vergleich deren Chins mit den deinigen ... vielleicht fällt dir der Unterschied von alleine auf
(hab ich schon mal gesagt, daß ich Ketzer liebe? - Die haben sowas von Katzen ... ihre eigene Meinung durchsetzen, wenn sie die bessere ist, entgegen jeglichen Widerstandes!)
Das Hauptproblem aller Pellets ist, daß sie kleingemahlen und trocken sind. Die Nährstoffe befinden sich ausschließlich auf der Oberseite der Pellets und sind so dem natürlichen Abrieb im Futtersack preisgegeben. Die Pellets entziehen dem Körper regelrecht Wasser - beim Chinchilla nicht ganz so schlimm, die sind an Trockenkost angepaßt, aber gesund ist das für sie auch nicht.
Eine weitere Wirkung der weizenhaltigen Pellets und eiweißhaltigen Pellets ist, daß die freiliegenden Eiweiße, insbesondere Weizengluten, nicht vollständig verdaut werden können. Sie gelangen halbverdaut in den Dünndarm und züchten dort regelrecht Bakterien ran, die durch ihre Milchsäureproduktion wiederum die Darmwand schädigen. Gleichen Effekt hat Saccharose, die in der in den meisten Pellets enthaltenen Melasse zu 50% enthalten ist. Eine weitere Schädigung kommt durch die oft scharfkantigen getrockneten Krümel im Pelletnahrungsbrei zustande, sie kratzen an der eh schon angegriffenen Darmschleimhaut und reizen sie zusätzlich, was in ganz schweren Fällen zu Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa führen kann (nicht muß). Die Folge ist, daß einige Nährstoffe nicht mehr genügend, andere dagegen wieder im Übermaß aufgenommen werden, etliche Hormonsysteme funktionieren nicht mehr richtig und es können trotz genügender Nährstoffzufuhr latente Mangelzustände entstehen. Du siehst übrigens diese latenten Mangelzustände bei den Züchtern, die Velvet SE füttern (oder auch andere Pellets) - deren Weibchen haben während der Jungenaufzucht sehr oft weiße Flecken auf den Zähnen, weil durch die Belastung mit den Jungen die Mangelzustände akut werden.
Die entstehenden Köttel sind zu hart für den Enddarm, sie verletzen dort wiederum die Schleimhaut, was zumindest das Scheißen schmerzhaft macht.
Mangelzustände werden vom Chinchilla versucht auszugleichen (und nicht nur vom Chinchilla), das bedeutet allerdings, daß sie bei der Wahl Heu - Pellets nur bei Kieselsäuremangel Heu wählen können, alles andere, was sie brauchen, ist in den Pellets drin. Sie können aber die wichtigen Nährstoffe nicht mehr in genügendem Maße aufnehmen, müssen also von den Pellets zuviel fressen (wenn sie denn können und die Pellets nicht wie bei dir rationiert sind), was wiederum zu einer Aufnahme von zuviel Fetten und Eiweißen führt - diese führt zur Fettleber und Fettleibigkeit ... zumindest solange der Darm noch genügend Nähstoffe aufnehmen kann, denn ihrgendwann werden auch Fette nicht mehr richtig aufgenommen, das Tier verhungert regelrecht bei gut gefülltem Napf.
Durch Pellets wird ein Tryptophanmangel induziert, welcher wiederum zu einem Mangel an Serotonin führt - dies wird versucht auszugleichen, indem die Chins einen regelrechten Heißhunger auf Süßes entwickeln. PHW-Chins kann man tatsächlich mit Rosinen überfüttern, Kräuterchins nicht ... Die kurzkettigen Zucker setzen Insulin frei, welches wiederum zu einer vermehrten Aufnahme von Tryptophan in die Zellen führt und damit wiederum zu mehr Serotonin. Leider aber wird das gesamte Insulinregelsystem überlastet, bei entsprechend veranlagten Tieren kann das dann der Auslöser für Diabetes sein.
Das fatale - dies sind alles Langzeitwirkungen, die erst nach einigen Monaten, manchmal erst nach Jahren auftreten - aber sie entstehen auch, wenn nur wenige Pellets regelmäßig gefüttert werden. Wieviele Pellets im sicheren Bereich für das einzelne Tier sind, weiß niemand. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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