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Primatenernährung - oder auch, was tun wir uns an?

 
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 08.09.2007 22:32    Titel: Primatenernährung - oder auch, was tun wir uns an? Antworten mit Zitat

Ich glaub, langsam und sicher werde ich dieses Forum endgültig hauptsächlich für Gerade-eben-mal-so-schon-Off-Topic mißbrauchen ... Twisted Evil

Einleitung - oder auch die Geschichte des menschlichen Essens
Diesmal geht es um menschliche Ernährung. Haustiere und Menschen haben das gleiche Problem: Sie sind darauf angewiesen, was ihnen zum Essen vorgesetzt wird, es gibt wohl so gut wie kaum jemanden im deutschsprachigen Raum, der tatsächlich noch selbst sein Fressi zusammensucht - und selbst wenn, findet er dann überhaupt noch das, was wir Menschenaffen wirklich brauchen?
Wir bauen Häuser, wir fahren Auto, wir lernen Mathematik und arbeiten in der Fabrik ... aber genetisch sind wir immer noch die wilden Menschenaffen aus Afrika, die vor ca. 100.000 Jahren anfingen, die gesamte Welt zu erwandern und zu erobern. Möglich wurde dies unter anderem auch aufgrund der Flexibilität in der Ernährung. Es ist fast egal, was man einem Schimpansen, einem Bonobo oder einem Menschen vorsetzt, es wird vertragen ... hoher Fleischkonsum ist dabei genauso möglich wie eine fast vollständig vegetarische Ernährung.

Damals dürften sich menschliche Gruppen noch recht angepaßt an die Umgebung ernährt haben, so können an den Knochen von Neanderthalern nachgewiesen werden, daß sie hauptsächlich sich von Fleisch ernährt hatten. Es gab bis in das 20. Jhr hinein einige Menschengruppen, welche sich ähnlich ernährt haben: Inuits, Ewenken, Ewenen, Jakuten, Samen und viele andere Völker essen in traditioneller Lebensweise mehr wie 50% tierische Produkte, ein Teil des Fleisches und des Fisches wird roh gegessen, insbesondere im Winter. Allen diesen Völkern gemeinsam ist das Leben im hohen Norden - wenig Sonne, eiskalte, lange Winter, kaum Pflanzenwachstum. Und das, was wächst, ist auch noch selbst für den Menschen schwer bis gar nicht verdaulich ... dafür wird Energie gebraucht. Rohes Fleisch ist dafür bestens geeignet, da das nicht durch Kochen zerstörte Eiweiß besonders gut auch in Energie umgewandelt werden kann - wichtig für einen Säuger, der normalerweise zur Energiegewinnung Einfachzucker und Fett benutzt und deshalb die Stoffwechselwege zur Umwandlung von Eiweiß in Energie kaum ausgeprägt besitzt.

Die nach den Neanderthalern sich ausbreitenden Menschengruppen waren deutlich schlanker im Wuchs - Direktimport aus dem heißen Afrika. Sie waren kulturell angepaßt an eine hauptsächlich pflanzliche Kost. Um auch giftige Pflanzen nutzen zu können, hatten diese neuzeitlichen Menschen eine Reihe unterschiedlichster Zubereitungsmethoden erfunden, die sie nun mit in die neuen Welten brachten. So ist zum Beispiel die Herstellung von alkoholischen Getränken für eine Zeit vor 80.000 Jahre nachgewiesen, das Feuer wurde im Gegensatz zum Neanderthaler intensiv zur Essensbereitung benutzt. Rohes Fleisch wurde vermutlich nicht gegessen - in Afrika wäre so etwas tödlich, verdirbt doch schließlich Fleisch in heißfeuchten Klimaten sehr schnell und Traditionen brauchen lange, bis sie sich ändern ... die Einwanderung in Europa, Asien Amerika und schließlich Australien jedoch ging in mehreren Wellen und relativ schnell vor sich.

Trotzdem sollte es nochmal 90.000 Jahre dauern, bis der Mensch nicht nur durch aufwendige Essensaufbereitung sich selbst für ihn giftige Nahrungspflanzen nutzbar und eßbar machte, sondern die für ihn wichtigsten Nahrungspflanzen auch gezielt anbaute.

Mittelalter - oder auch, rohe Kost verschleimt, eßt gut durchgekocht!
Das Mittelalter war zwar entgegen gewisser Vorurteile keineswegs dunkel und finster, dafür jedoch eine ziemlich wilde Umbruchzeit - auch was die Ernährung angeht. In Europa trafen rohfleischessende, nordische Barbaren auf hochzivilisierte Römer, Viehzüchter auf Ackerbaukulturen, nomadische Stämme auf seßhafte Kulturen und von Meeresfrüchten sich ernährende Küstenbewohner auf wasserscheue Landbewohner ... eine Vermischung der Eßkulturen blieb nicht aus, man lernte voneinander - oder auch nicht.

In der Ernährung bestimmend wurden die ehemals herrschenden Völker - Römer und Keltische Völker. Während die römische Oberschicht eine sehr ausgefeilte und hochkomplexe Luxuskost, bestehend aus Hülsenfrüchten, Wild, exotischen Gewürzen und Früchten kannten, welche bei den Kelten unbekannt war, gab es dennoch eine gemeinsame Grundlage:
Die Landkost bestand aus Getreide und Hülsenfrüchten, wobei der Getreideanteil bei den Kelten höher war wie bei den Römern, die ihr Getreide lieber ans Vieh verfüttert hatten. Diese Kost wurde ergänzt durch Fleisch von Rind, Schaf, Ziege und Schwein, Milch und Milchprodukten, etlichen Kräutern, Rüben, Kohl und Zwiebeln.
Im Mittelalter verfiel die Kochkunst der Römer - es gab keine Zutaten dafür, Küchen wurden nicht mehr gepflegt, die Gasthäuser der Römer verfielen. Die hochstehende Zucht von Haustieren für den Export verkam zu einer Selbstversorgungsvermehrung, Nutztiere wurden durchgängig sehr viel kleiner. Offenbar war die Ernährungslage durch die unruhigen Zeiten fürs Vieh nicht sonderlich gut. Wild wurde sowohl von der Landbevölkerung als auch von der herrschenden Oberschicht gejagt und als Nahrungsergänzung betrachtet. Erst nach 1100 wurde zunehmend von der Oberschicht versucht, die Jagd dem gemeinen Volke zu verbieten. Im Laufe des 12. - 13. Jahrhunderts stand Wilderei endgültig im gesamten europäischen Raum für Nichtadlige unter Strafe, körperliche Züchtigungen und Verstümmelungen als Strafe wurde sogar erst noch später eingeführt.

In dieser Zeit wurde Fleisch nicht mehr, wie bei den Römern, gekühlt, sondern es wurde in der Sonne getrocknet, und mit einem ziemlich strengen Ougout verspeist - was damals mit Hochgenuß gegessen wurde, würden wir heutzutage als Gammelfleisch bezeichnen ...
Auch Pflanzen wurden nicht mehr korrekt aufbereitet, sondern zum Teil unsachgemäß als halb durchgegarter Brei gereicht - die Folge waren eine ganze Reihe nahrungsbedingter Magen- und Darmerkrankungen.
Hildegard von Bingen, eine herausragende heilkundige Nonne, erkannte den Zusammenhang und brachte der Bevölkerung bei, Nahrung möglichst gut durchzukochen, da rohe Nahrung den Körper verschleime und damit zu den beobachteten Verdauungsstörungen führe ...

Bevölkerungsexplosion - ups, wovon sollen wir uns denn nu ernähren?
Durch eine gezielte Bevölkerungspolitik am Ende des Mittelalters konnte nicht nur die Bevölkerungsdichte in den Pestzeiten im 15. Jhr gehalten werden, sondern es wurde auch der Grundstock gelegt, um europäische Kultur in alle Welt zu verfrachten, in Form von Auswanderungswellen. Trotz der enormen Auswanderungszahlen nahm die Bevölkerung bis zur Industrialisierung enorm zu und ermöglichte letztendlich auch erst die in der Anfangszeit menschenverbrauchende Industrialisierung.
Gleichzeitig jedoch nahm mit der Zunahme der Bevölkerungszahlen der Hunger zu - es konnte gar nicht mehr genügend Nahrung produziert werden, wie die Bevölkerung eigentlich bräuchte.
Nur zum Vergleich:
Bei den Römern besaß eine durchschnittliche Bauersfamilie ca. 50 - 100 Hektar, im Frühmittelalter konnten aufgrund des Arbeitskräftemangels nur noch 5 - 10 Hektar bewirtschaftet werden, wobei sehr viel Land brach lag.
Im Spätmittelalter waren es nur noch die Adligen, die mehr Land wie 5 Hektar besaßen.
Im 16. Jhr besaß ein durchschnittlicher süddeutscher Bauer nur noch 1 - 2 Hektar, Anfang des 19. Jhr waren es schließlich nur noch ein halber Hektar. Im Norddeutschland wurde durch die Besonderheiten im Erbsystem zwar die großen Ländereien von 5 Hektar und mehr erhalten - allerdings zum Preis dafür, daß alle, die nicht auf dem Land gebraucht wurden, in die Städte oder ins Ausland auswandern mußten.
Die Ernährungslage auf dem Land war zum Teil schlecht, im 19. Jhr war Getreide die Hauptnahrung (außer Norddeutschland und einigen Gegenden auf den britischen Inseln), in den Städten war die Nahrungslage desolat. Es waren noch nie so viele Menschen in Europa verhungert wie zu Beginn der Industrialisierung!
Die beiden Weltkriege taten ein übriges - man vergaß zu kochen! Man brauchte plötzlich Kochbücher mit genauen Anweisungen, um herauszufinden, wie man Nahrung aufbereitet!

Es wird jedoch noch schlimmer - seid den 50er Jahren wird auch zunehmend die Nahrungsmittelproduktion industrialisiert - seit den 70er Jahren mit zunehmend katastrophaleren Folgen. Es ist inzwischen fast gar nicht mehr möglich, gesunde Nahrung zu bekommen.
Der Vitamingehalt diverser Obstsorten hat durch die Züchtung und Trimmung auf Hochleistung ebenso abgenommen, wie die Zusammensetzung der ungesättigen Fettsäuren zu gesättigten Fettsäuren im Fleisch und Fisch sich negativ verändert hat. Problematische Zusatzstoffe sind inzwischen Normalität, ob man nun die Folgen solch neuer Stoffe erforscht hat oder nicht, ist dabei nebensächlich. Folge sind eine ganze Reihe von zivilisationsbedingten Krankheiten, wie Kreislauferkrankungen, Morbus Crohn, Allergien usw usf ...
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 09.09.2007 18:56    Titel: Re: Primatenernährung - oder auch, was tun wir uns an? Antworten mit Zitat

Du willst uns tatsächlich dazu bringen neben Tierernährung uns auch mal mit der eigenen zu beschäftigen? Twisted Evil Very Happy

Was sollen wir dagegen tun? Lokal einkaufen auf dem Wochenmarkt, Unterstützung von Slowfood und Organisationen, die sich um den Erhalt der Arten- und Rassenvielfalt unserer Nahrung bemühen?
Mehr ausgeben für qualitativ hochwertiges essen, bewusster essen und beim Einkauf darauf achten, was man genau kauft?
Oder vielleicht auch gar selbst Gemüse und Nutzpflanzen anbauen?
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
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BeitragVerfasst am: 09.09.2007 21:17    Titel: Re: Primatenernährung - oder auch, was tun wir uns an? Antworten mit Zitat

Si! Twisted Evil

Zumal die Probleme, die wir in der Tierernährung sich in unserer eigenen Ernährung wiederfinden ... auch die Krankheiten, die durch eine ungeeignete Fertigkost entsteht, gleichen sich enorm. Dazu kommt, daß ein Großteil von uns sich auch von Tieren und Tierprodukten ernährt - wenn diese aber auch schon nicht gesund ernährt werden, wie sollen dann wir als Endverbraucher gesund bleiben?
Es bleibt gehupft wie gesprungen - gesunde Nahrung bekommen wir nur für unsere Haustiere, wenn wir selbst auch für uns für eine gesunde Nahrung sorgen, denn nur so ist der Bedarf hochqualitativer Nahrung groß genug, als daß es sich für Bauern lohnen würde, sich für die Produktion von Nahrung mit hoher Qualität abzurackern. Bei Erzeugerpreisen von Biomilch bei gerade mal 60 - 70 cent oder Erzeugerpreisen für Eier von nur noch 35 cent kann man nicht mal die Grundsteuer solch riesiger Grunstücke bezahlen, wie sie für eine qualitativ hochwertige Nahrung notwendig wären.

Es gibt mehrere Ansätze raus aus dem Dilemma - die meisten dieser Ansätze sind für Otto-Normalverbraucher nicht umsetzbar.
Beispiel Orkos:
Mit dem Rohkostgedanken, der ursprünglich aus ethischen Gründen entstand und somit vegetarisch bzw vegan ausgerichtet war, entstand relativ schnell das Bedürfnis zu einer qualitativ hochwertigen Kost, da anders eine solch extreme Lebensform wie die vegetarische bzw vegane Lebensform nicht möglich ist. Es bildete sich hier eine weltweit agierende Gruppe, die möglichst wenig belastete Gegenden ausfindig machte und von den dort lebenden Menschen Produkte aufkaufte - es durfte getrocknet sein, aber keinesfalls über 40°C erhitzt werden, es darf maschinell geerntet werden, der Einsatz von mineralischen Düngern oder Pflanzenschutzmitteln ist tabu usw usf ...
Inzwischen gibt es auch Rohköstler, die sich auch tierisch ernähren - auch diese können qualitativ hochwertige Eier, qualitativ hochwertiges Fleisch etc über Orkos bestellen. Orkos garantiert, daß die Tiere ihr Futter größtenteils selbst suchen, kein Fertigfutter verfüttert wird etc.
Orkos fördert also indirekt den Natur- und Tierschutzgedanken enorm.
Allerdings ist für eine solche Essensbeschaffung ein enormer logistischer Aufwand nötig. Früchte für Orkos werden reif geerntet, sie müssen binnen Stunden an die Empfänger geliefert werden - dies ist nur mit Flugzeugen und hohem technischen Aufwand möglich, was wiederum zu einer Verschlechterung der Umwelt führt ...
Dazu kommt, wer sich die Preisliste von Orkos anschaut, wird verstehen, weshalb nur wenige Menschen überhaupt sich hauptsächlich von Orkosprodukten ernähren können - es sind reale Preise ... aber schlichtweg für die meisten von uns nicht bezahlbar!
Für mich persönlich wird Orkos bestenfalls noch eine exotische Option für Weihnachten darstellen ...

Der Biogedanke:
Grundgedanke war es, Pflanzen ohne Pestizide und mineralische Dünger, also qualitativ hochwertige Nahrung, zur Verfügung stellen zu können. Die Anbaumethoden sind jedoch die gleichen wie im konventionellen Anbau, die Probleme sind ähnlich gelagert, was unter Bio hergestellt wird, entspricht der Qualität konventioneller Kost vor 30 Jahren!
Immerhin ist Bio ein brauchbarer Kompromiß, um wenigstens noch halbwegs annehmbare Nahrung zu kaufen und keinen Sondermüll ...
Der Preis von Bio ist höher, aber durch eine bewußtere und gesündere Ernährung läßt sich das gut ausgleichen, so daß im Schnitt Leute, die sich 100% Bio ernähren, weniger Geld ausgeben wie Leute, die sich konventionell ernähren.
Dadurch, daß der Drang besteht, das Gleiche wie Konventionell anzubieten, nimmt die Qualität in Bio genauso ab wie konventionell, dazu kommen die gleichen umweltschädigenden logistischen Probleme wie bei Orkos, da unbedingt exotische Früchte in unsere Bioläden gebracht werden müssen. Der Kunde will es so ...

artgerechte Tierhaltung:
... ist eine Milchkuhhaltung, bei der die Kälber nach wie vor von ihren Müttern getrennt werden und Hochleistungskühe im Stall stehen.
... unterstützt die gleiche Perversion der getrennten Broiler- und Legehennenzucht, so daß die Hälfte der Kücken als Eintagsküken getötet werden müssen.
... gleicht der Massentierhaltung vor 40 Jahren.

Der Vorteil ist jedoch, daß man wenigstens die schlimmsten Haltungszustände in Massentierhaltungen boykottieren kann, wie zum Beispiel Käfighaltung und Bodenhaltung von Hühnern, lebenslängliche Anbindehaltung von Milchkühen, Mästen von Mastbullen in engen Mastboxen, Putenbodenhaltung etc

Produkte aus regionalem Anbau:
Hier kann man sich beim Produzenten davon überzeugen, ob auch alles so, wie man sich das vorstellt mit der Nahrungsmittelproduktion, gemacht wird. So kann man zum Beispiel direkt auf eine ganzjährige Weidehaltung von Milchvieh und Schlachtvieh achten, man kann sich Anbieter heraussuchen, die nur mit leichten Traktoren und keinen überschweren Geräten aufs Feld fahren etc. Dazu kommt, daß die Produkte nicht weit transportiert werden müssen, es ist also weniger umweltbelastend.
Die Nachteile sind jedoch die eingeschränkte Produktauswahl. Nicht alles, was aus dem regionalen Anbau kommt, ist tatsächlich unbelastet - im Gegenteil, wer in einer Gegend wohnt, wo selbst die Biobauern heimlich die Giftspritze rausholen oder wo die Felder direkt neben dem nächsten Industriezentrum liegen, hat geloost ...

Selbstanbau:
Die Vorteile liegen auf der Hand Very Happy
Nur - was machen dann die Leute, die in der Stadt in einer Einzimmerwohnung wohnen?
Permakultur als Zimmerpflanzenzucht? *g*
Der Vermieter wird sich freuen, wenn er mal überraschend zur Wohnungsinspektion kommt und einen Urwald vorfindet Twisted Evil

Kurzum, letztendlich muß jeder für sich selbst entscheiden, wieviel er für seine Nahrung tun will und wieviel er opfern will ...

Es gibt jedoch noch eine sehr beunruhigende Entwicklung der Nahrungsmittelindustrie - sie macht sich unabhängig vom Kunden!
Wie will man eine pervertierte und ungesunde Nahrungsmittelproduktion boykottieren, wenn man letztendlich diese "Nahrungsmittel" als halbwegs bezahlbares Brennmaterial zum Wohnungsheizen verwenden muß oder durch Tabletten und Nahrungsmittelzusätze sein Essen ergänzen muß?
Nur noch ein geringer Teil der konventionellen Nahrungsmittel kommen tatsächlich auf den Tisch, die meisten Nahrungsmittel werden als Benzinzusätze, Medikamente, Brennmaterialien, Baumaterialien, Bettwäscheinletts und ähnliches verkauft!
Neben einer solchen Industrie kann jedoch keine hochqualitative Nahrungsproduktion mehr stattfinden! Spätestens mit freigesetzten genetisch veränderten Pflanzen im Freiland wurde endgültig die Büchse der Pandora geöffnet, die Schäden sind bestenfalls noch zu begrenzen, jedoch nicht mehr aus der Welt zu schaffen ...
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 10.09.2007 22:20    Titel: Re: Primatenernährung - oder auch, was tun wir uns an? Antworten mit Zitat

Ja, das mit Orkos hatte ich auch gelesen, als du da diesen Link angabst...
Ich bin ehrlich stets wieder überrascht auf welchen Seiten du dich rumtreibst oder du aufspührst... Wink. Das hat aber nicht per Zufall mit deiner eigenen Ernährung zu tun!? Wink

Zitat:
Der Biogedanke:
Grundgedanke war es, Pflanzen ohne Pestizide und mineralische Dünger, also qualitativ hochwertige Nahrung, zur Verfügung stellen zu können. Die Anbaumethoden sind jedoch die gleichen wie im konventionellen Anbau, die Probleme sind ähnlich gelagert, was unter Bio hergestellt wird, entspricht der Qualität konventioneller Kost vor 30 Jahren!

Ich hatte da vor einer Weile mal einen sehr ähnlichen Gedanken bezüglich Bio. Es ist ein Zurückdrehen des Rads, zurück zur weniger belasteten, aber immer noch konventionellen Landwirtschaft die in der Vergangenheit praktiziert wurde... nur bei den Jahren hätte ich jetzt ein bisschen mehr dazugegeben Wink.
Eines der Hauptprobleme ist doch, nehmen wir an die Fütterung von Wiederkäuer insbesondere Kühe. Wie werden die ernährt? Konventionell mit Getreide bzw. Getreidenebenerzeugnisse... und bei Bio, wenn man auf die Qualität achtet und vielleicht noch etwas mehr will z.B. Demeter, dann werden sie vielleicht etwas natürlicher ernährt, sonst bekommen sie ebenfalls Getreide, das in ihrer natürlichen Ernährung rein gar nichts zu suchen hat! Und die Folgen? Pathogene Bakterienstämme, die sich im Verdauungstrakt rasant ausbreiten können und die Tiermedizin und Humanmedizin vor neue, unbekannte Probleme stellen und die nächste Tierseuche ist dann vermutlich auch nicht weit...
Wozu macht man das? Zur Steigerung der Leistung und Produktion und zur Kostensenkung, aber was ist der Preis? Nicht ein zu hoher, als dass wir vielleicht da doch umdenken sollten? Artgerechte Ernährung sollte doch gerade auch bei Nutztieren wichtig sein. Wer aber möglichst billig einkaufen will beim Discounter um die Ecke, tut sich damit keinen Gefallen... aber zum Glück werden Gesundheitskosten im Kollektiv getragen... Augenrollen
...und solange die Ärzte da keine Korellationen öffentlich machen wollen, wird das wohl auch niemand wirklich kümmern... Zivilisationskrankheiten lassen grüssen!

Zitat:
artgerechte Tierhaltung:

Was verstehst du darunter? Die Biolinie Du-Darfst von Unilever, bei der die Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall das Fleisch liefert und für hohe Qualität garantiert? Oder "5-Sterne" Biofleisch von Herstellern mit sehr hohen Ansprüche und Zusatzregelungen die weit über die Standards der EU-Bio-Richtlinie hinausgehen?

Was ich zudem sehr fraglich finde, die Bio-Hypes der grossen Discountern... Bio zum Schnäppchenpreis, das widerspricht doch dem eigentlichen Gedanken nach hochwertiger Qualität und der Ideologie... die Bauern werden wohl wieder unter Druck gesetzt, billiger zu produzieren... und damit nix als ein leicht besserer Abklatsch der konventionellen Produkte... oder sehe ich das falsch?
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Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 11.09.2007 09:37    Titel: Re: Primatenernährung - oder auch, was tun wir uns an? Antworten mit Zitat

Ich hatte ja eigentlich vor, jetzt, wo ich eh schon meinen Heilpraktikerschein habe, um nachzuweisen, daß ich Tiere heilen kann, dann kann ich eigentlich auch die Ernährungsberatung für den Mensch mit übernehmen ... ich mußte allerdings schon nach kurzem Studium der unterschiedlichen Eßstile entsetzt feststellen, daß menschliche Ernährung genauso einfach und kompliziert zugleich wie Hundeernährung ist - mit einem Unterschied. Wenn ich Menschen beraten soll, sollte ich wenigstens die grundlegenden Theorien hinter den einzelnen Nahrungsphilosophien kennen und bewerten können, beim Hund brauch ich mich wenigstens nur auf Stoffwechselwege und Chemie beschränken, unsere Tierfütterungsverordnung kennen und wissen, was Barf ist ... ist also schon vom Umfang her ein wenig weniger beim Hund.

Tja ... und so wälz ich schon wieder Bücher und schau mich im Internet um, was es denn sonst so für Ernährungskuriositäten gibt *g*
Das ich dabei auch gleich noch meine Ernährung ein wenig optimieren konnte, ist doch ein netter Nebeneffekt Very Happy

Zitat:

Was ich zudem sehr fraglich finde, die Bio-Hypes der grossen Discountern... Bio zum Schnäppchenpreis, das widerspricht doch dem eigentlichen Gedanken nach hochwertiger Qualität und der Ideologie... die Bauern werden wohl wieder unter Druck gesetzt, billiger zu produzieren... und damit nix als ein leicht besserer Abklatsch der konventionellen Produkte... oder sehe ich das falsch?

Ich denke nicht, daß du das falsch siehst - ich kippe hier gerade Füllhorn-Milch, also Discounterbiomilch, weg, weil die wirklich selbst frisch gekauft nicht mehr trinkbar ist ...
Das Problem liegt bei vielen, unter anderem auch bei uns, in der Finanzierbarkeit ... in Deutschland gehen 25 - 60%, je nach Gehalt, an Abgaben an Staat und staatlich vorgeschriebenen Versicherungen drauf. Kommt irgendwas Besonderes dazwischen, hast du selbst mit einem besseren Gehalt ein echtes Problem, dich durchzubringen ... es sei denn, du ziehst die Konsequenzen, ziehst in irgendeine überteuerte, aber dennoch billigere Einraumwohnung in die Stadt und gibst letztlich alles auf, was du bisher dir erwirtschaftet hast ...
Momentan sind wir durch Umzug, Unfall und meinem schlechten Gesundheitszustand in so einer Zwangslage - trotz guten Gehaltes meines Mannes!
Wenn man langsam überlegen muß, was man bezahlen will, also Tierarzt, Essen für uns, Fressi für Tiere, Öl oder Holz zum Heizen, probiert man den Kompromiß und spart wider besseren Willens eben doch an der Qualität des Essens - die Folge?
Ich schmeiß gerade Füllhorn-Milch weg, weil sie einfach nicht mehr trinkbar ist und bei mir Bauchschmerzen verursacht ... so kam uns also letztendlich der Versuch, über den Discounter zu sparen, teurer wie als wenn wir halt mal ne Woche ohne Milch ausgekommen wären ...
Ich bewundere diejenigen, die mit weitaus weniger sich, ihre Kinder und dann noch ihre Tiere vernünftig durchbringen! Ich hab jedoch bisher noch keinen getroffen, der nicht doch wenigstens zeitweise irgendwann faule Kompromisse eingehen mußte.

Und an der Stelle bin ich unserem Staat richtig sauer! Wozu müssen wir mehr von unserem Gewinn an den Staat abdrücken, wie jemals in der Geschichte zuvor, wenn der Staat nix dafür tut, daß wenigstens lebenswichtige Dinge wie Essen in einer annehmbaren Qualität und bezahlbaren Preis vorhanden sind?
Das Argument Bildung zieht auch nicht mehr - wir zahlen mehr Steuern bei weniger Investitionen in Bildung ... wie kann das sein?
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