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atropa belladonna Freak
Anmeldungsdatum: 02.12.2008 Beiträge: 1252
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Verfasst am: 27.05.2009 13:12 Titel: Ovulationsterror auf Deguart |
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In meinen Weibchengruppen kommt es zu Zeiten der Ovulation leider immer zu mehr oder minder ausgeprägtem Aggressionsverhalten bis hin zu blutigen Beißereien. Erst heute wieder habe ich ein Mädel herausgefischt, das einen ordentlichen Biss in die Lippe kassiert hat und nun wie Lady Frankenstein aussieht
Da fast alle Mädels gleichzeitig ovulieren, schaukelt sich das Ganze immer unnötig hoch. Zum Schluß hab ich das Szenario einer Kneipenschlägerei, aus der ein Verursacher nicht mehr ermittelbar ist, aber alle machen mit.
Gibt es irgendeinen Hemmer auf natürlicher Basis, der dieses Verhalten ein bisschen runterpegelt? Mit Agnus castus hab ich bisher bei Degus (Tieren im allgemeinen) keine Erfahrungen, ich weiß jedoch vom Selbstversuch und von Berichten anderer Tierhalter, dass eine Wirkung nur sehr zögerlich und dann auch nur kurzfristig eintritt. Möglicherweise gibts noch andere Mittel? |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 27.05.2009 15:46 Titel: Re: Ovulationsterror auf Deguart |
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Es gäbe ein Mittel:
Ein nicht kastriertes Männchen zusetzen, dann treten diese Aggressionen in dieser Form nicht mehr auf.
Aber mal ganz ehrlich - wieviele Weiber hast du?
Selbst bei nur einem einzigen Deguweibchen würde das zu ausufernden Deguschwemme werden ... vor allem, wenn es den Degus gut geht. Dafür sind sie halt nunmal auf der Welt ...
Du müßtest also die Jungen verfüttern, so wie es ja auch in der Natur geschieht - nur, dafür hältst du dir die Degus nicht! Gibt nur wenige, die ihre geliebten Mäuse verfüttern könnten.
Die andere Version wäre, die natürlichen Rhytmen der Weibchen zu dämpfen oder ganz zu eliminieren. Also entweder Hormongaben, oder Beruhigungsmittel (der Mönchspfeffer ist ein Zwischending aus Beidem, er hemmt die Prolactinausschüttung und selbst auf wissenschaftlicher Seite wird vermutet, daß er noch weitere dopaminerge Substanzen erhält). Man setzt also die Degus zu gut Deutsch auf Drogen!
Gerade der Degukörper arbeitet da extrem gegen - du wirst wie bei anderen Tierarten wenn, dann nur nen kurzfristigen Effekt haben, danach wird so viel Prolactin ausgeschüttet, daß es trotz Hemmung durch Mönchspfeffer noch für ne ordentliche Deguweiberschlacht reicht ... im Extremfall kann das sogar dazu führen, daß bei Absetzen des Mönchspfeffers die Aggressionen sich noch verschärfen, sprichweg, du hast unter Umständen dann die ersten Schwerverletzten.
Das Thema Sexualität und Fortpflanzungsrhytmen ist in der Tierhaltung, wenn man nicht züchten will, ein ernstes und ungelöstes Problem. Wenn du eine für die Degus und für dich angenehme Lösung findest, sind dir eine Menge Leute dankbar für (Kastration der Deguweiber halte ich persönlich für eine nicht praktikable Möglichkeit, die Risiken überwiegen bei weitem den Nutzen).
Man kann das Ganze dadurch entschärfen, indem man den Tieren möglichst viel Platz und eine sehr gute Strukturierung anbietet, also viele Versteckmöglichkeiten mit mind. zwei Ausgängen, möglichst viel Bodenfläche zum Rennen. Dann können sich die Streithennen wenigstens aus dem Wege gehen (wobei ... werden das Deguweiber während ihrer fruchtbaren Phase wirklich tun, wenn sie sich auch fetzen können? Hab da irgendwie meine Zweifel, Degus sind in dem Punkt einfach keine Kaninchen, wo das mit dem mehr Platz = weniger Aggressionen erstklassig funktioniert.)
Was Kräuter angeht, welche hier auf hormoneller Basis oder beruhigender Basis wirken könnten, wären alle Kräuter, welche auch bei Frauen bei Regelanomalien eingesetzt werden:
Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora):
Frauenmantel wirkt leicht entkrampfend - und vermutlich ist es gerade diese Wirkung, welche Regelschmerzen weniger stark werden läßt und regulierend in den Zyklus eingreift. Eine weitere Erklärungsmöglichkeit wäre die Fähigkeit der Gerbsäuren vom Frauenmantel, mit Eiweißen eine Verbindung einzugehen (adstringierende Wirkung, diese Wirkung macht sich durch ein zusammenziehendes Gefühl, im Mund durch einen pelzigen Geschmack, bemerkbar. Die Funktion von Drüsen wird bei direkter Einwirkung eines Adstringens verhindert. Die Kapillarwirkung wird vermindert.)
Beim jetzigen Wissenstand wird jedoch die Wirkung auf den weiblichen Zyklus angezweifelt ... ich selbst konnte dagegen sowohl beim Menschen, als auch beim Hund und beim Degu durchaus Besserungen von Zyklusanomalien beobachten, ich bin also absolut davon überzeugt, daß das Zeug wirkt (insbesondere beim Degu).
Herzgespann (Leonurus cardiaca):
Das Herzgespann ist eigentlich ein typisches Herzkraut, hat jedoch auch eine leicht beruhigende Wirkung. Gerade bei überhitztem Gemüt wirkt es oftmals wahre Wunder, zusammen mit anderen typischen Frauenkräutern soll sich die Wirkung der Frauenkräuter verstärken ... so richtig nachgewiesen ist da nix, es gibt keine Studien drüber. Bisher sind laut Frohne, Heilpflanzen nur die Wirkung aufs Herz, leicht blutdrucksenkende Wirkung und leicht beruhigende Wirkung anerkannt.
Mädesüß (Filipendula ulmaria):
Das Mädesüß ist in der Lage, durch den weiblichen Zyklus bedingte Kopfschmerzen zu hemmen. Es gibt jedoch bisher keine Untersuchungen darüber und die Wirkung in diesem Bereich ist nicht anerkannt.
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus):
Er hemmt die Prolaktinausschüttung und hat vermutlich weitere dopaminerge Wirkungen. Prolaktin ist ein Hormon, welches in erster Linie die Milchproduktion in den Brustdrüsen und die Größe der Brustdrüsen beeinflußt. Es wird jedoch offenbar auch gebraucht, um die weiblichen, sexuellen Zyklen zu steuern, beim Hund beispielsweise wird die Gelbkörperproduktion in der zweiten Hälfte des Zyklusses mitbeeinflußt. Weiterhin wird gerade beim Degu bei jeglicher sexueller Betätigung Prolaktin ausgeschüttet ... ein sicheres Zeichen, daß Sex den Degus Spaß macht
Weiterhin wird Prolaktin bei allen Säugern für den Tag-Nacht-Rhytmus gebraucht. Es wechseln sich Zeiten mit hoher Prolaktinausschüttung mit Zeiten mit hoher Dopaminausschüttung ab. Mönchspfeffer greift hier beruhigend in die Aktivitätsphase ein, allerdings ist der Effekt bei den unterschiedlichen Säugerarten unterschiedlich - ob Degus zu den Tieren gehören, die durch Mönchspfeffer deutlich ruhiger werden, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Schafgarbe (Achillea millefolium):
Schafgarbe wirkt entkrampfend und blutdrucksenkend, es sollte theoretisch sowohl die Wirkung vom Herzgespann als auch die Wirkung vom Mönchspfeffer verstärken.
Das sind so die Kräuter neben den beruhigenden Kräutern (Johanniskraut und Co), welche mir zu dem Thema einfallen ...
Natürlich wäre es, diese Kräuter einfach ständig im Angebot zu haben, sowohl getrocknet, als auch frisch. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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atropa belladonna Freak
Anmeldungsdatum: 02.12.2008 Beiträge: 1252
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Verfasst am: 28.05.2009 09:32 Titel: Re: Ovulationsterror auf Deguart |
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Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | Es gäbe ein Mittel:
Ein nicht kastriertes Männchen zusetzen, dann treten diese Aggressionen in dieser Form nicht mehr auf. |
Hehe, Du Scherzkeks. Wenn ich das machte, brächte ich die Kleinen dann zu Dir, und Dein Kater müßte dann als Spielzeug für die Minis herhalten.
Die Sache mit dem Ovulationsverhalten von Deguweibchen ist - wie so vieles andere degubetreffende auch - eine sehr diffizile Sache. Nicht alle verhalten sich nämlich gleich.
Ich habe bzw. hatte Degugruppen in fast jedweder Konstellation (außer jene: unkastrierter Bock zu gebährfähigem Weibchen und mehrere Kastraten mit einem oder zwei Mädels, das ist mir zu heikel, um es auszuprobieren, muß ich ehrlich gestehen), das meint:
Gemischte Gruppen:
Kastrat, 1 Weibchen (meist Konstellation junger Bock, älteres Weib, ganz entgegen dem gängigen Klischee *g*)
Kastrat, 2 Weibchen
Gleichgeschlechtliche Gruppen:
Junge Böckchen mit alten Böckchen (blutsfremd)
Nur Geschwister, alle gleichaltrig männlich
Junge Weiber mit älteren Weibern (Mutter/Tochter/Tante/Cousine-Mixtur)
Nur Geschwister, alle gleichaltrig weiblich
Über die Jahre hinweg konnte ich feststellen, dass sich das (Ovulations)verhalten der Degus geändert hat.
Noch vor ein paar Jahren hätte ich noch nicht mal gewußt, dass Deguweibchen unabhängig von Böckchenkontakt überhaupt ovulieren. Eine Freundin hat mich darauf gebracht, deren beide Weiber sich manchmal "komisch" verhielten, daraufhin packte mich der Forscherdrang und ich schaute meinen Mädels immer mal wieder unter den Rock (ja ich weiß, ich bin pervers ) So stellte ich fest, dass der männchenunabhängige Eisprung bei Degus real existent ist. Früher ging man ja davon aus, dass Degus sowas nicht hätten, man sprach lediglich von Spontanovulation bei oder vor der Kopulation (was ich irgendwie praktischer fände, mal objektiv betrachtet... also kein Rammeln, kein Eisprung = kein Terror).
Eine Regelmäßigkeit im Ovulationsverhalten der Mädels konnte ich jedoch dennoch nicht feststellen. Mal waren es zwei Wochen, mal Monate dazwischen. Also alles wieder ohne festen Plan. Und wenn es regelrecht kam, dann auch nur ca. 2-3 Zyklen, danach verschob sich wieder alles kreuz und wirr und für mich irgendwie völlig planlos.
Meine Mädels, bei denen ich damals die Ovulation erstmals beobachtete, zeigten sich kein wenig verändert. Gut, wer sie kennt, konnte bemerken, dass sie kurzfristig etwas zickiger reagierten, aber im großen und ganzen war da nix mit Hysterie und Mega-Aggression wie ich es jetzt erleben darf.
Auch von anderer Seite trugen mir die Leute keine Hinweise auf aggressives Ovulationsverhalten in Weibchengruppen zu. Ich war zu der Zeit noch recht aktiv in der Deguszene und kannte damals mehr Leute mit Weibchen als Männchen (Weibchen galten - zurecht? - eine ganze Weile verträglicher im Vergleich zu Männchen). Alle schwärmten nur immer von relativ harmonischen Weibchengruppen, und ich war ja damals selbst von meinen ersten Mädelsgruppen sehr positiv überrascht (hatte lange Zeit nur Böcke). Der Clou darüberhinaus war ja noch der, dass man vor einigen Jahren noch wesentlich kleinere Käfige für legitim hielt. Also das Platzargument .... hm, kommt bzw. kam für damalige Generationen zumindest nicht zum Tragen.
Also was ist da passiert?
Nochmal zurück zu meinen gemischten Gruppen:
Ein Paar rammelt ziemlich oft im gegenseitigen Einvernehmen. Vor allem das Weibchen (müßte schon um die 6 Jahre alt sein mittlerweile) hat immer noch Riesenspaß an der Freud
Das Paar ist absolut harmonisch, keine Aggression zu keiner Zeit.
Bei einem anderen Paar möchte er (Jungspund, 11/2 Jahre) immer mal wieder gerne, aber sie (knapp 5) hat selten Lust. Der Kleine kommt aber mit der Abweisung gut zurecht und versuchts halt so lange, bis sie ihm entnervt seinen Willen läßt. Auch dieses Paar ist sehr harmonisch.
Ein weiteres Paar besteht wieder aus einem Jungspund und einer ca. 3 Jahre alten Dame, die einige Zeit lang Babies am Fließband produzieren mußte (mindestens 3 Würfe hintereinander), und jetzt heidenfroh ist, ihre ganze Brut losgeworden zu sein. Sie ist sehr selbstbewußt und hat sich den Kleinen dazu erzogen, dass er sich ihrem Willen unterwirft. Das heißt, wenn sie möchte, darf er, ansonsten kriegt er das Nudelholz über den Kopf Klappt soweit ganz gut, zumal sie auch eine recht große und respekteinflößende Dame ist.
Ein weiteres Paar (ungefähr gleichaltrig) rammelt so gut wie nie. Sie sitzen seit 4 Jahren zusammen, aber er hats in der Zeit maximal 5x probiert (also in der Zeit, wo ich dabei war, weiß ja nicht, was die den Tag sonst so machen *g*). Auch hier trotzdem keine Aggression. Ich weiß, dass sie trotzdem ovuliert, ihn macht das aber irgendwie nicht wirklich ... fickrig.
In einer anderen Dreiergruppe war der Kastrat jenseits von Gut und Böse, vermutlich ist er in einem Kloster aufgewachsen. Die Mädels bedrängten ihn auch nie, auch nie Aggression, Ovulation nur durch Sichtkontrolle feststellbar.
Tja. Und nun habe ich seit anderthalb Jahren eine neue Generation von Weibchen, die sich an bestimmten Tagen irgendwie nur noch den Schädel einschlagen. Komischerweise sind alle Degus aus diesen Würfen so seltsam aggressiv, Männlein wie Weiblein. Die Böckchen sind zum Großteil durchkastriert, weil sie sich sonst nicht mehr hätten vergesellschaften können.
Ich erlebe sowas seit Jahren öfter, und ich hab die latente Vermutung - ganz platt gesprochen - dass sich das Wesen des Degus irgendwie anfängt zu seinem Nachteil zu verändern. Es wäre zu platt, die Entwicklung der Degus irgendwie mit der von Rennmäusen zu vergleichen, das ist auch nicht meine Absicht. Aber irgendwas passiert da seit ca. 3 Jahren.
Zurück zu Deiner Antwort, für die ich Dir sehr danke. Es sind hilfreiche Tips, die ich auf jeden Fall mal beherzigen werde. Bis auf Herzgespann (und agnus castus, das lass ich wie bereits angesprochen auch mal außen vor) habe ich eigentlich alles in greifbarer Nähe (und verfüttere es auch, aber offenbar nicht in ausreichender Menge). |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 28.05.2009 17:18 Titel: Re: Ovulationsterror auf Deguart |
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Das würde meine Theorie stützen, wonach es gar nicht möglich ist, in Gefangenschaft echte Koloniebildner mit ihrem Wesen zu erhalten - werden sie nur vermehrt, werden sich die Tiere durchsetzen, die noch am Besten mit unnatürlicher Gruppenzusammensetzung, zuwenig Platz und häufigerem Gruppenwechsel klar kommen und das ist offenbar nicht das, was in der Natur in einer Kolonie an Wesen gebraucht wird.
Werden sie gezüchtet, tja - dann ist halt immer die Frage, auf was die Leute wirklich hinselektieren ...
In einer Kolonie ist nunmal Arbeitsteilung angesagt - es müssen also unterschiedlichste Charaktere da sein, die sich dann in den Familiengruppen einpassen oder in benachbarte Gruppen schon als Jungtiere abwandern und sich in die Gruppe einpassen, wo ihr Charakter noch am meisten gebraucht wird. Das wird auch der Grund sein, weshalb wir es bei den Degus mit solchen Individualisten zu tun haben.
In Gefangenschaft ist weder das Abwandern eines unpassenden Charakters möglich, es knallt halt einfach nur irgendwann, wenn Mensch das nicht rechtzeitig mitbekommt, daß da was ganz und gar nicht paßt, noch ist eine Arbeitsteilung vonnöten. Der aggressive Charakter dagegen wird sich bei Vermehrung noch am ehesten durchsetzen können, da in der Gruppenhaltung ohne Feinddruck und bei beengter Haltung die aggressiven Tiere die sanftmütigen derartig mobben, daß die sanftmütigen also eher kleine Würfe, die aggressiven dagegen durch die bessere Nahrungslage größere Würfe durchbringen können.
Ist bisher aber nur ne reine Theorie, ich kenne Degus weder in freier Natur, noch unter naturnahen Bedingungen. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
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atropa belladonna Freak
Anmeldungsdatum: 02.12.2008 Beiträge: 1252
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Verfasst am: 01.06.2009 08:37 Titel: Re: Ovulationsterror auf Deguart |
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Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | Das würde meine Theorie stützen, wonach es gar nicht möglich ist, in Gefangenschaft echte Koloniebildner mit ihrem Wesen zu erhalten - werden sie nur vermehrt, werden sich die Tiere durchsetzen, die noch am Besten mit unnatürlicher Gruppenzusammensetzung, zuwenig Platz und häufigerem Gruppenwechsel klar kommen und das ist offenbar nicht das, was in der Natur in einer Kolonie an Wesen gebraucht wird.
Werden sie gezüchtet, tja - dann ist halt immer die Frage, auf was die Leute wirklich hinselektieren ... |
Naja, ich denke Du weißt es. Für die Leute zählt in erster Linie die Farbe. Und wieder muß ich die Rennmäuse als Vergleich ins Spiel bringen, denn bei ihnen wars ja das gleiche. Und bei Ratten, Chins... Wobei sich bei den beiden letztgenannten Tierarten möglicherweise zwischenzeitlich die Vernunft durchgesetzt hat bzw. es auch seriöse Züchter gibt, die ihr Hauptaugenmerk auf die Fitness gerichtet haben. Ich muß hier viel mutmaßen, weil ich die anderen "Heimtierszenen" kaum bzw. gar nicht verfolge.
Eine Arbeitsteilung gibt es in Degugruppen jedoch. Auch in meiner Gruppe, in der es jetzt so geknallt hat.
Ich frage mich jedoch, wie es sein kann, dass einige Degus in Heimhaltung dennoch so anpassungsfähig sind und sich miteinander zu aller Zufriedenheit arrangieren können (ich schreibe das deshalb, weil es da Unterschiede gibt. Man kann wirklich sehen, was "Zweckgemeinschaften" sind (die früher oder später zerbrechen) und wann Degus in einer Gemeinschaft glücklich sind, auch wenns vorher oder zwischendrin immer mal wieder Knatsch gibt).
Neulich hatte ich vergessen zu erwähnen, dass ich noch drei weitere ziemlich heikle Weibchen habe. Eine davon mischte ihre Gruppe heftig auf, die andere vertrieb sogar ihre Mutter (sowas ist mir noch nie passiert). Das Mädel, das ihre Gruppe aufmischte, dachte ich, könne ich nicht mehr mit anderen Degus vergesellschaften weil sie richtig fies und ablehnend war. Ich versuchte es dann aus der Not heraus mit einem anderen einzeln sitzenden Weibchen - damals Neuzugang -, klein, zierlich, aber unheimlich taff. Komischerweise hat die Zicke diese kleine energische Dame sofort als Alphaweibchen akzeptiert. Bis auf harmlose Zickereien gehen die beiden sehr ungleichen Tiere nach wie vor erstaunlich respektvoll miteinander um. Und das jetzt seit fast anderthalb Jahren.
In der anderen Gruppe nahm ich die Mutter raus. Die zwei Mädels fingen daraufhin an, sich untereinander sukzessive zu bekriegen (ebenfalls Ovulationsterror, in schöner Regelmäßigkeit 3 Monate lang alle 3 Wochen für ca. 24 Stunden). Es war mal mehr, mal weniger ausgeprägt, zuletzt schlugen sie sich jedoch fast den Schädel ein und gerade in dem Moment, wo ich dachte, jetzt ist Sense, ich muß die beiden trennen, hörte der Ovulationsterror auf. Ich weiß noch wie ich dem darauffolgenden Datum, an dem es wieder hätte soweit sein sollen, entgegenbangte, weil ich ja auch "mal" weg bin und nicht immer nur neben dem Käfig wachen kann. Aber der Terror blieb aus, mittlerweile ist es der vierte Monat infolge.
Und sie ovulieren immer noch. Nur der Streit hat aufgehört. Seitdem herrscht Harmonie zwischen den beiden. Seltsam.
Deine Kolonie-Theorie finde ich interessant und es ist sicherlich auch einiges dabei, das man auf die Degus hier in Heimhaltung herunterbrechen kann. Die Frage ist halt für mich nach wie vor, warum sie so unterschiedlich agieren. Das meint: warum geht in Gruppe A, was in Gruppe B nicht funzt. Das ist für mich schon ein äußerst hohes Maß an Individualität, das da ausgelebt wird. Die Individualität bezieht sich da imho nicht nur auf die Arbeitsteilung und ist für mich ein Grund mehr zu sagen, dass man gerade bei Degus kaum grundsätzlich gültige Regeln für das Zusammenleben aufstellen kann. Und das macht den Degu als Heimtier einerseits so reizvoll, andererseits aber auch sehr schwierig. Gerade für Anfänger, die sich von einer gut funktionierenden Gruppe blenden lassen und meinen, ihren Bestand mal schnell auf das Doppelte aufstocken zu müssen....... |
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SaScha Nager-Erforscher
Anmeldungsdatum: 24.08.2020 Beiträge: 42 Wohnort: D - 74***
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Verfasst am: 10.06.2023 13:05 Titel: Re: Ovulationsterror auf Deguart |
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Eigentlich auf der Suche nach etwas anderem, bin ich hier hängengeblieben und die Überegungen und Beobachtungen oben sind mE auf allen Ebenen so interessant und weiterhin gültig (oder haben sich teilweise nach der Meinung vieler noch verstärkt, so dass inzwischen nur noch ein Bruchteil der Degugruppen unbeschadet dauerhaft zusammenbleibt und die Akzeptanz von sehr großen Verletzugen und Todesfällen, um bloß nicht eine Gruppe trennen zu müssen, in der gewerblichen Szene und den von ihnen beeinflussten jüngeren Haltern schon fast zum guten Ton gehört bedauerlicherweise), dass ich es durch den Kommentar gerne mal etwas "nach vorne" ziehen möchte für die wenigen etwas tiefer Interessierten aus der Deguszene, die doch immer mal hier reinschauen (und sich nicht alles nur in Whatsapp-Gruppen und auf Life-Sesions in Instagram servieren lassen .... da kursierte im vergangenen Jahr angeregt durch eine einzelne Dame die Überzeugung, dass Degus ausgesprochen Vollmond-reagibel seien.
Nun sind es keine Chinchillas und eher tagaktiv - zudem kann ein Mondrhythmus durchaus in etwa mit dem weiblichen Zyklus übereinstimmen, man müsste ja nur einfach mal "unter den Rock schauen" wie es oben so schön heißt und am besten ein Zickigkeits-Tagebüchlein dazu führen..... und genau das schlage ich dann auch immer vor. )
Ich selber habe keine Möglichkeit, das durch Eigenbeobachtungen zu untermauern, halte ich doch bisher ausschließlich Männchen.
(allerdings sind mit Lilla und Mariechen kürzlich 2 reizende jüngere Damen aus dem TH Böblingen hier eingezogen für meinen frischkastrierten Schorschi .... was auch Hintergrund der Suche war:
Studien zur Kastrationsfrist, dazu habe ich als schnellen guten Treffer bisher das hier https://www.salat-killer.de/geschlecht/pl_kastra.html gefunden und wollte dann gleich mal hier im Forum dazu schauen. Die Quellen in dem Link sind aber auch schon ein guter Anker für den Start.).
Doch bin ich in den vergangenen Jahren bei der Beratung von Weibchenhaltern genau über das Thema gestolpert.
Das Wissen über den weiblichen Zyklus und damit verbunden eine erhöhte Zickigkeit (auch) vieler Degu-Weibchengruppen ist allerdings in der Deguszene eher nie weiter angekommen.
Oder verloren gegangen.
Zumindest habe ich meine Ideen und Infos dazu komplett aus einer guten Chinchillaseite und -gruppe .
Da durchaus bekannt war/ist, WIE man diese kritischen Tage beim Degu anhand der Scheidenregion selber überprüfen kann, habe ich inzwischen schon einige Weibchenhalter dahingehend instruiert.
Und nicht immer , aber desöfteren konnten sie den Zusammenhang (der meist anhand der Beschreibung des wellenförmigen Wiederkehrens auch ohne Käfigputzaktionen schon klar war) feststellen.
In einigen Fällen konnten pflanzliche oder homöopathische Mittel oder ein Kastrat auch Abhilfe schaffen.
Ich möchte Mitlesern aber stark anraten, bitte mit diesen Weibchen einen fähigen TA aufzusuchen, da auch Gebärmutterentzündugen oder leider auch Zysten bis Tumore eine Ursache sein können! Ich vermute, dass das Unbehagen in dieser Zeit dann eben noch verstärkt wird, was die gepeinigten Mädels dann wirklich unleidlich werden lässt.
Hier landen wir allerdings oft beim üblichen Problem: Es braucht hierfür eine TA, der die Zusammenhänge da unten begriffen hat (sie lassen sich eigtl schon gut vom Menschen ableiten - man braucht kein tierartspezifsches Studium für die ersten Zusammenhänge/Grundlagen, aber so ist das ja bei vielen Themen), sich das am besten gleich mit entspanntem Unterbauch in einer gut verträglichen Narkose gründlich anschaut (meine TÄ kann hier sehr gute Tastbefunde liefern - sie ist damit aber auch heraussragend und weithin relativ bekannt, also nicht davon ausgehen dass der eigene TA das kann), Blasenentzündugnen ausshließt - und mit dem entsrpechenden bildgebenden Verfahren noch weiter Klarheit schafft). Bei der Gelegenheit auch darum bitten, dass die Zähne gründlich untersucht werden (und natürlich können auch andere Probleme wie unentdeckte Ohrentzündungen gereizte Reaktionen auslösen - nur dann eher nicht zyklisch. Aber wenn Zweifel am Zyklus bestehen, sollte die Gelegenheit nicht verstreichen, sich den Degu rundum in Ruhe anzuschauen. Klingt logisch, aber vielerorts muss man darauf drängen und Möglichkeiten vorgeben, deshalb die Erwähnung).
Wenn hier keine krankhaften Ursachen erkennbar ist: PMS/Zyklusbeschwerden sind per se keine Krankheit. Aber sich ernsthaft angreifende zusammen eingesperrte Degus sind durchaus ein Problem, das man angehen sollte: da viele gute Nager-TÄ heute bereits schon auch hierfür sanftere Mittel kennen, lohnt es sich durchaus, den TA hier dann gleich zum Problem um einen Rat/Mittel zu fragen. _________________ Degus : Frischfutter, Pflanzenbestimmung, artgerechte Ernährung https://www.facebook.com/groups/219412381877377 |
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