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Miriam Freak
Anmeldungsdatum: 06.09.2010 Beiträge: 370 Wohnort: Offenbach
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Verfasst am: 22.01.2017 12:52 Titel: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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Hallo,
ich habe mich jetzt doch entschieden, ein neues Thema aufzumachen und das Thema vom reinen Wildkaninchen-Thread zu trennen.
Mich interessieren vor Allem die Unterschiede im Verhalten zwischen Wildkaninchen und Hauskaninchen.
Rein biologisch dürfte es ja keine Unterschiede geben. Ich würde hier gerne diskutieren, wodurch und in welchen Situationen die Hauskaninchen besonders beeinträchtigt sind. Ich möchte mich dabei nicht nur an den schlechtesten Haltungsbedingungen wie Einzel- und Käfighaltung orientieren.
Wie ist das z.B. mit den Rangkämpfen bei den Wildkaninchen? Gehen bei den wilden auch mal Böcke auf Häsinnen los, so dass sie sich auch mal stark verletzen können, oder ist das ein Problem in der Haustierhaltung (evtl. Platzmangel, Fehlprägung durch lange Einzelhaft, Kastration)? Mit Platzmangel meinte ich jetzt nicht die extremen Zwangsvergesellschaftungen, bei denen die Tiere auf kleinstem Raum zusammengepfercht werden, um schneller "zusammenzufinden".
Platzmangel entsteht natürlich zwangsläufig in der Haustierhaltung. Egal wie groß das Gehege ist, müssen die Kaninchen miteinander auskommen und können nicht einfach abwandern. Aber wäre das für die gegengeschlechtlichen Parteien schon ein Grund, sich derart anzugehen? Dass Böcke sich Rangkämpfe geben, finde ich nicht ungewöhnlich, aber nicht selten gibt es zwischen Häsinnen und Böcken richtig entstellende Wunden, auch an den Geschlechtsteilen. Gibt es so etwas auch unter Wildkaninchen? _________________ Liebe Grüße
Miriam |
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 22.01.2017 21:28 Titel: Re: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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Zitat: |
Platzmangel entsteht natürlich zwangsläufig in der Haustierhaltung. Egal wie groß das Gehege ist, müssen die Kaninchen miteinander auskommen und können nicht einfach abwandern. Aber wäre das für die gegengeschlechtlichen Parteien schon ein Grund, sich derart anzugehen?
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Gut, aber das Problem hast du auch bei Wildkaninchen. Die können in der Regel auch nicht einfach abwandern, einerseits weil die benachbarten Gebiete mit Territorien von anderen Gruppen besetzt sind oder weil es über weite Gebiete keine geeigneten Lebensräume für Kaninchen gibt. Du hast aber in der Wildnis der Vorteil dass Krankheiten und Fressfeinde den Gruppen zusetzen und dadurch es wieder Platz in den Gruppen gibt. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 24.01.2017 13:15 Titel: Re: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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Bei mir auf der Weide gab es keine Aggressionen zwischen Rammlern und Häsinnen, selbst die Rammler waren doch recht friedlich untereinander.
Im Frühjahr gabs bei mir Zickenkrieg, weil die Damen um das Recht der besten Plätze für ihre Wurfhöhlen gekämpft hatten und damit eben auch die Rangordnung für die Fortpflanzungszeit festlegten - das konnte durchaus schonmal heftiger werden.
Das ist in etwa auch das, was ich von anderen Kaninchenhaltern, die Weidehaltung bei Kaninchen praktizierten, gehört habe ...
Ich hatte zweimal jeweils ein Wildkaninchen zwischen - die Unterschiede waren frappierend, beide Wildkaninchen wurden deutlich zahmer und beanspruchten kleinere Reviere, wie meine Weidekaninchen ... allerdings kann es daran liegen, daß diese Kaninchen eher ein Randkaninchendasein fristeten. Hat also vermutlich gar nix mit Wild- oder auch nicht Wild zu tun.
Ansonsten gabs keine Unterschiede ... wäre auch nicht zu erwarten gewesen, Wildkaninchen sind schließlich auch nur verwilderte Hauskaninchen, zumindest in Mitteleuropa. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 24.01.2017 21:43 Titel: Re: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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Zitat: | Gehen bei den wilden auch mal Böcke auf Häsinnen los, so dass sie sich auch mal stark verletzen können... |
Nein, das habe ich bei Wildkaninchen nie gesehen. Rammler verteidigen das Revier nach außen gegen fremde Tiere. Da reicht aber oft schon das Drohen. Die sichern ständig die "Grenzen", scharren/buddeln (Imponiergehabe) und springen fremden Tieren entgegen. Einen Kampf habe ich nur einmal gesehen, aber das war kein richtiger - da sind sich zwei Rammler einmal angesprungen und der Eindringling ist danach sofort zurück in sein eigenes Revier geflüchtet.
Was ich oft beobachtet habe, ist der Schutz von Jungtieren durch Rammler vor aggressiven Häsinnen, vor allem wenn die trächtig sind. Die Rammler attackieren aber die Häsin nie direkt, sondern gehen einfach dazwischen. Das heißt, wenn die ein Jungtier jagt, rennt der Rammler ihr in den Weg und unterbricht damit die Aggression.
Es gab gelegentlich auch kleine Attacken von Häsinnen gegen Rammler, aber das hat schlicht den Grund, dass die zu aufdringlich waren, also auch während einer Trächtigkeit.
Zwischen Rammlern und Häsinnen bestehen getrennte Hierarchien. Die Aufgabe des Rammlers ist, neben der Vermehrung, einzig der Schutz des Territoriums der Gruppe. Untergeordnete Rammler fügen sich darunter ein. Die Aufgabe der (ranghöchsten) Häsin ist, das Nest zu bauen (der Rammler hilft da nicht oder nur sporadisch) und Nachwuchs zur Welt zu bringen. Die anderen Häsinnen werden dabei als Konkurrenz gesehen und entsprechend gibt es auch gelegentlich Zoff zwischen ihnen. Also: der Rammler kontrolliert die Jungs und Fremde, die Häsin die Mädels. Ziel ist es, dass nur die beiden ranghöchsten Nachwuchs zeugen. Wenn die ranghöchste Häsin 2 bis 3 mal Nachwuchs gezeugt hat, legt die eine Pause ein. Dann oder auch gegen Ende der Fortpflanzungsperiode dürfen auch rangniedere Weibchen Nachwuchs zeugen. In der Regel dürfen die aber den Nachwuchs nicht im Hauptbau oder der eventuell bereits vorhandenen Neströhre zur Welt bringen, sondern müssen sich selbst was bauen. Deren Nachwuchs hat auch entsprechend die schlechtesten Chancen, einjährig zu werden. Gegen Ende der Fortpflanzungszeit werden auch die ranghöchsten Häsinnen "ruhiger".
"Zusammenführungen" einander fremder Tiere ist, wie sich aus dem geschriebenen ergibt, also in der Natur eher etwas seltenes. Natürlich wandern Tiere in bestehende Gruppen ein, aber das ist ein Prozess, der über längere Zeit geht. Ich denke mal, dass vor allem der Geruch dabei eine Rolle spielt. Je länger sich ein Tier am Rand einer Gruppe aufhält und die Kreise langsam enger zieht, um so mehr wird es irgendwann akzeptiert. Die Nutzung der gruppeneigenen Kotplätze wird wohl auch eine Rolle spielen.
In der Heimtierhaltung existieren die Hierarchien auch, der Halter bemerkt es aber nur selten oder tituliert irgendein Tier als Chef(in) der Gruppe. Das Einfügen fremder Tiere in eine bestehende Gruppe ist für die Tiere mit einem unheimlichen Stress verbunden. Die bestehende Gruppenordnung wird ja komplett auf den Kopf gestellt, weil die Tiere sich nicht kennen. Kommt da ein potentieller, neuer Chef oder eine neue Chefin? Da das neue Tier quasi vom Himmel fällt, müssen die Tiere sofort reagieren. Das ist kein Prozess, sondern ein Knall.
Dieses Ereignis kann also, allein durch den Fakt und ohne Berücksichtigung von Zeit und Raum Verhaltensweisen auslösen, die nicht arttypisch sind (intersexuelle Aggression).
freundliche Grüße,
Andreas |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 25.01.2017 13:21 Titel: Re: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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An dieser Stelle möchte ich noch etwas ansprechen, was gerne praktiziert wird, jedoch meiner Meinung nach besonders schlimm für die Kaninchen ist ... das Vergesellschaften auf "neutralem Raum".
Die meisten wildlebenden Kaninchen verlassen ihr Gebiet nicht, das ist so ein kleines Gebiet von vielleicht mal 4000 - 8000qm, mehr nicht ... nicht nur das, sie versuchen, immer im gleichen Revier ihre Wurfhöhle zu bauen, gerade ranghohe Häsinnen verlassen deshalb sehr häufig dieses Gebiet nie in ihrem Leben - und ihr Revier ist nochmals kleiner wie die 4000 - 8000qm, welche gebraucht werden, wenn man als rangniedriges Kaninchen anderen Kaninchen ausweichen können muß.
Heißt also, man reißt die angestammte Häsin (oder den Kastraten) aus seinem angestammten Revier und setzt es nun in ein idealerweise für dieses Tier fremde Umgebung - das allein ist schon Streß pur, denn für ein Kaninchen bedeutet fremdes Gebiet, es gehört mit einiger Wahrscheinlichkeit schon einem anderen Kaninchen - oder ist saugefährlich, wenn da keine Kaninchen drin wohnen!
Bedeutet - es erwartet Ärger - weil natürlicherweise würde in einer solchen Situation immer Ärger kommen - entweder in Form anderer Revierbesitzer, oder aber in Form von Beutegreifern ...
Nun wird gleich noch das fremde Kaninchen dazugesetzt - jupp, Erwartungshaltung erfüllt, da ist tatsächlich ein Revierbesitzer ... was unvorstellbar für Kaninchen ist, das ist, daß der Neue ja auch neu im Revier ist - das gibts in der Natur nicht!
Wir haben es also mit zwei Kaninchen zu tun, die nun glauben, im Revier des jeweils Anderen zu hocken - und daß da nun nicht gleich tödliche Kämpfe losbrechen, liegt einzig an dem Umstand, daß keiner der Beiden überhaupt weiß, wie man mit so einer Situation umgeht ...
Die normale Reaktion ist - einander ausweichen ... klar, nin versucht irgendwie daraus eine Situation zu basteln, wo es wieder eine Antwort drauf weiß ... also wird der Platz zunehmend eingeschränkt, damit die Beiden ihre "Rangordnung klären können" ... das, was da allerdings passiert, ist keinesfalls eine Rangordnung klären, sondern schlichtweg nur verzweifeltes Verhalten - entweder nin hält still, oder nin greift an, was soll es auch sonst tun?
Die Gesamtsituation ist spannungsgeladen und kurz vor kippen ... daß es in solchen Situationen nicht zu tödlichen Beschädigungskämpfen kommt, liegt einzig an der Intelligenz der Kaninchen, welche sich eben irgendwie versuchen zu arrangieren, um diese tödlichen Beschädigungskämpfe aus Angst und Unsicherheit zu vermeiden.
Schaffen sie es erfolgreich, sich zu arrangieren, werden sie gleich in das zukünftige Revier umgesetzt - und der Gleichen Situation wie am Anfang der VG ausgesetzt!
Sowas sind traumatische Ereignisse für Kaninchen, das können die gar nicht verarbeiten!
Daran sind sie nicht angepaßt!
Das ist ein unzumutbarer Zustand für die Kanin ... und man braucht sich nicht zu wundern, daß sobald die Kaninchen sich von diesem Streß erholt haben, eben doch wieder aufeinander losgehen ... das kann Monate nach der VG passieren - und es ist dabei absolut unerheblich, welches Geschlecht sie haben!
Wenn man die Randkaninchensituation nachstellt und genügend Platz hat, geht es meist recht friedvoll ab ... man nutzt die Quarantäne und setzt das Randkaninchen außerhalb des künstlich vom Menschen festgelegten Reviers der Alteingesessenen. Der Neuankömmling kann nun sein Immunsystem auf den aktuellen Krankheitsdruck einstellen, die Gruppe beobachten und sich mit den neuen Gegebenheiten arrangieren. Ich mein - so ein Umzug ... *plopp* ... in eine neue Umgebung gesetzt zu werden an sich ist schon für ein Kaninchen einfach undenkbar und damit traumatisch ... die bleiben normalerweise nunmal ihr Leben lang dort, wo sie geboren worden sind, es kommt nur sehr selten vor, daß sie das große Wandern bekommen.
Haben sie sich mit der neuen Umgebung arrangiert, werden die Neuankömmlinge zunehmend Interesse an den Alteingesessenen zeigen. Läßt man sie nun raus und sorgt dafür, daß sie einen geschützten Randbereich haben, dann integrieren sie sich meist innerhalb von Tagen in die alteingesessene Gruppe, oft sogar ohne Jagen oder ähnliches ... (wobei es da wiederum sehr stark auf den Charakter eines jeden Kaninchens ankommt, gibt einfach die Kaninchen, die immer erstmal einen auf dicke Hose machen und Neuankömmlinge schon aus Prinzip jagen ... auch etwas, was es so auf der Weide oder in freier Natur in dieser speziellen Form nicht gibt, da reichen Drohungen schon aus, die von uns Menschen kaum als solche erkennbar sind, und die Randkaninchen bleiben auf Abstand. Jagden, wenn sie denn stattfinden, sind deshalb auf der Weide oder in freier Natur nur sehr kurz und unspektakulär).
Bei mir wurden übrigens auch von der ranghöchsten Häsin für jeden Wurf eine neue Höhle gebaut - und das trotz schweren Lehmgrundes, der sehr schwer für Kaninchen zu verarbeiten ist. Goldfleck (die Ranghöchste) hatte auf die Art und Weise sogar so eine Art Schachtelbrut zustandegebracht ... der erste Wurf wurde noch einige Tage weitergesäugt, während der zweite Wurf schon da war.
Allerdings hatte ich die Lütten dann abgesammelt, weil die hatten auf den beengten Verhältnissen auf der Weide sehr schnell herausbekommen, wo sie die meiste Milch bekommen - nämlich in der Wurfhöhle mit den Neugeborenen. Die Höhle wurde aufgegraben, die Lütten hatten sich dann dort eingenistet und sich nochmals vier Wochen lang durchfüttern lassen, während die Neugeborenen verhungerten ...
Das mit den Jungen, welche fremde Wurfhöhlen occupieren, ist etwas, was ich bislang noch nie bei Wildlebenden beobachten konnte und was auch bei meinen Kaninchen nicht mehr auftrat, als meine Kaninchen halbwild lebten, ohne sie eingrenzende Zäune. Diese "Schachtelbruten" dagegen, wo die ranghöchste Häsin im Revier für drei, vier Tage zwei Wurfhöhlen versorgte, waren weiterhin beobachtbar, allerdings nur in sehr guten Jahren, wo wirklich alles stimmte - nicht zu feucht, viel abwechslungsreiche und vor allem eiweißreiche Wiese und Wegrand. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 25.01.2017 21:24 Titel: |
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Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | An dieser Stelle möchte ich noch etwas ansprechen, was gerne praktiziert wird, jedoch meiner Meinung nach besonders schlimm für die Kaninchen ist ... das Vergesellschaften auf "neutralem Raum". |
In dem, was und wie Du es beschreibst, gebe ich Dir Recht. Ich stehe aber dem „neutralen Gebiet“ nicht ganz ablehnend gegenüber. Entscheidend sind aber immer der Halter, der seine Tiere kennen sollte sowie Raum, Zeit und der Geruch. Soziale Kommunikation läuft bei Kaninchen fast ausschließlich über „Düfte“.
Wir hatten anfangs ein Freigehege. Für das „Kennenlernen“ sich fremder Tiere haben wir sie aus dem Gehege genommen und nebenan auf die Wiese gesetzt, ebenso das fremde Tier. Logischerweise waren alle erst einmal damit beschäftigt, das neue Gebiet zu erkunden. Manchmal liefen sich Neu und Alt über den Weg und entweder es wurde weggesprungen, sich beschnüffelt oder eben ignoriert. Manchmal kam es auch zu Jagden, aber der Platz war groß genug und es gab ausreichend „Verstecke“ (Büsche, Bretter, Schränke und Regale auf der Terrasse usw.). Nach ein paar Stunden hatte sich das Thema erledigt und alle kamen ins Freigehege. Später habe ich das Freigehege abgebaut und die Tiere hatten die komplette Wiese für sich. Dann wurden die Statthalter erst einmal weggesperrt und der Neuling bekam ausgiebig Zeit, das fremde Gelände zu erkunden und seine Marken zu hinterlassen. Später haben wir unsere Tiere wieder auf die Wiese gelassen und das Verhalten war exakt wie das zuvor beschriebene. Grundsätzlich haben wir vorher aber immer erst die beiden Chefs (männl/weibl) ausgiebig an den Kinn- und Analdrüsen gerieben und dann mit den so riechenden (stinkenden?) Händen das neue Tier eingerieben – also mit den „markierten“ Händen der Leittiere das Neue markiert. Manchmal haben wir auch noch die Gruppentoilette für die Parfümierung des Neulings benutzt. Was muss, das muss…
Wir hatten nie Probleme damit, neue Tiere zu integrieren. Wenn es mal zu Jagden kam, bin ich einfach in den Weg des Jägers gelaufen und hab damit das Jagen abgebrochen. Aber solche Situationen gibt es durchaus auch in etablierten Gruppen. Manchmal muss ja Chef(in) zeigen, wer Chef(in) ist, außerdem ändern sich mit zunehmendem Alter durchaus auch Konstellationen. Wenn es Probleme gab, gingen die meistens von den Mädels aus. Auch von den rangniedrigen – wahrscheinlich sahen die ihre gegenwärtige Position in Gefahr. Es gab nur einmal die Situation, dass sich die Gruppe bei einem Neuzugang teilte. Da schloss sich die junge, neue Häsin einem kastrierten Rammler an, der sich seit dem Eingriff überwiegend am Rand der Gruppe aufhielt. Die beiden wurden ein Herz und eine Seele.
Das Hauptproblem bei Vergesellschaftungen einander fremder Tiere ist schlicht der fehlende Platz und oft sicher auch zu wenig Zeit. Ohne Frage ist es immer mit Stress verbunden, man muss halt sehen, wie man die Spannung rausbekommt.
Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | Das mit den Jungen, welche fremde Wurfhöhlen occupieren, ist etwas, was ich bislang noch nie bei Wildlebenden beobachten… |
Kenne ich in der Form auch nicht. Es gibt aber eine andere schöne Geschichte aus Australien. Da hatte eine Häsin, die am Rand einer Gruppe lebte und trächtig war, lange Zeit versucht, in den Hauptbau zu kommen. Die Ranghöchste hat den aber bewacht und niemanden reingelassen, weil sie ihr Nest dort drin hatte. Irgendwann nachts, als alle am Fressen waren, hat es die Häsin dann doch geschafft, in den Hauptbau zu kommen und dort ihre Jungen zur Welt zu bringen. Es bestand die Vermutung, dass die Chefin auch diese Jungen mitgesäugt hatte, weil es der Satellitin nicht immer gelang, in den Bau zum Säugen zu kommen. Die Jungtiere aus beiden Würfen haben aber alle überlebt.
freundliche Grüße,
Andreas |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 27.01.2017 18:20 Titel: Re: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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Najagut - dadurch, daß ihr die Alteingesessenen und die Neuen auf die Wiese nebenan gesetzt habt, habt ihr eher ne Randkaninchensituation aufgebaut ... ist zwar für die Alteingesessenen ein wenig komisch, sich plötzlich als Randkaninchen wiederzufinden, aber das dürfte problemlos für sie zu managen sein, sie erweitern einfach ihr Revier und nur der Neue steht vor dem Problem wildfremdes Land ...
Dazu viel Platz - paßt ...
Es klappt sogar extrem häufig, die Neuen einfach in den Übernachtungsstall mit den Alteingesessenen zusammenzupacken ... vorrausgesetzt, es ist genügend Platz ...
Ganz am Anfang meiner Weidehaltung hatte ich selbst fremde Kaninchen (und Meerschweinchen) einfach auf die Weide der Alteingesessenen gesetzt - ging auch ...
Eine besonders interessante VG-Form hab ich im Tierpla.net kennengelernt, die eine Halterin hat die Neuen in einen recht kleinen Käfig mitten ins Revier ihrer Alteingesessenen gepackt. Sobald die Neuen Interesse hatten, sich rauszubuddeln, wurden sie freigelassen ... hat auch geklappt.
Fast immer entstanden stabile Gruppen (klar, daß sich mit der Zeit das Gefüge immer mal ändert ... ist klar, das ist nicht so stabil, wie bei Meerschweinchen, sondern stark abhängig von der Fitness der einzelnen Kaninchen, dem Charakter und dem allgemeinen Wetter in England oder so ... )
Also egal, wie man es macht (genügend Platz vorrausgesetzt), es klappt vieles, Kaninchen zusammenzubringen - dieses neutrales Gebiet um jeden Preis dagegen klappt sehr oft nicht und ist meiner Meinung nach einer der ungünstigsten Methoden, die man überhaupt in Betracht ziehen kann. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Miriam Freak
Anmeldungsdatum: 06.09.2010 Beiträge: 370 Wohnort: Offenbach
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Verfasst am: 03.02.2017 03:41 Titel: |
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Huhu,
danke Andreas und Murx.
Andreas hat Folgendes geschrieben: | Nein, das habe ich bei Wildkaninchen nie gesehen. Rammler verteidigen das Revier nach außen gegen fremde Tiere. Da reicht aber oft schon das Drohen. Die sichern ständig die "Grenzen", scharren/buddeln (Imponiergehabe) und springen fremden Tieren entgegen. Einen Kampf habe ich nur einmal gesehen, aber das war kein richtiger - da sind sich zwei Rammler einmal angesprungen und der Eindringling ist danach sofort zurück in sein eigenes Revier geflüchtet.
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Das dachte ich mir, dass solche Begegnungen in der Natur weniger blutig ablaufen, daher war mir das wichtig, das endlich mal schwarz auf weiß zu lesen. Man kriegt ja überall gesagt "das ist normal", aber ich kenne so etwas auch nicht von vielen anderen Wildtieren, solch krasse Verletzungen sind auch bei anderen Tierarten eher selten, zumindest wenn es sich um die gleiche Spezie handelt.
Die Beschreibung mit den Randkaninchen ist wirklich gut. Eigentlich handhabe ich das meistens so. Das neue Kaninchen kommt normalerweise immer in den Nebenraum und ich mache den Zugang dann mit einer Babytür zu, die ich mit Kaninchendraht extra verstärkt habe. Egal wie weit meine eingesessenen Kaninchen entfernt sind, sie merken recht schnell, dass da jemand neues ist und selbst Tiere, die ich zwei Räume weiter untergebracht habe und den Raum nie verlassen, schleichen sich irgendwann notfalls durch die ganze Wohnung an die Gittertür um den Neuen zu begutachten.
Aktuell hatte ich jedoch ein spezielles Problem. Ich habe meine Gruppe komplett neu aufgebaut, alle Tiere sind neu. 3 sind noch sehr jung, 2 von ihnen sind Schwestern, alle 3 eine größere Angorarasse.
Eine ist eine DW-Dame, eine ganz Liebe eigentlich und einen 3jährigen aus einer Einzelknasthaltung total unsozialisiert.
Die Angoras sind die Randkaninchen. Die DW und der Unsozialisierte teilen sich ein großes Zimmer, allerdings hat die DW mehr Platz als das kleinere Frust-Kaninchen. Bei den Beiden ist überhaupt noch nichts geregelt, beide sind zwar neu, beide leben quasi auf neutralem Raum getrennt voneinander. Blöd war, dass die DW eine Woche früher da war, allerdings hatte ich sie da noch nicht ins ganze Zimmer gelassen.
Eines nachts wurden die Trenngitter von dem Kleinen umgeworfen, ich bekam es nicht mit und der Kleine saß total zerbissen in seiner Ecke. Mittlerweile ist alles verheilt und ich habe die Gitter jeden Tag für ein paar Stunden so geöffnet, wie sie es zur Hälfte stehengelassen hatten, als sie die andere Hälfte umwarfen. Wenn es Stress gab, bin ich auch dazwischen gegangen und wenn sie sich in den Stress reinsteigern wollten, habe ich die Gitter wieder zugestellt. Mittlerweile steht das Gitter zur Hälfte noch da, ich muss aber nicht mehr zumachen. Die große Mathilda ist ein ganz liebes Kaninchen, das jetzt Rücksicht auf Hannos Ängste nimmt. Ja, ich weiß, es ist sehr vermenschlicht ausgedrückt, aber sie ist wirklich ungewöhnlich rücksichtsvoll. Sie verfolgt ihn nicht, sondern lässt ihn ziehen und schleicht sich einfach das nächste Mal wieder ein bisschen ran. So langsam ziehen Beide ihre Kreise enger.
Normalerweise bin ich auch keine Freundin von richtig neutralem, also komplett unbekanntem Gebiet. Das hatte ich am Anfang mal gemacht, weil es im Tierschutz ja immer heißt, dass ein neutrales Gebiet am Wichtigsten ist und am Besten noch mit Essig alles abwaschen, damit keine Gerüche mehr zu finden sind. Habe ich am Anfang sogar auch gemacht. Diese VG ist total schief gegangen und ob Gerüche oder nicht, so doof sind die Kaninchen nicht, dass sie ihre alte Einrichtung nicht erkennen. Manchmal frage ich mich, für wie blöd Menschen andere Tiere halten. Jedenfalls war das damals für mich gut zu beobachten, dass es absoluter Quatsch ist.
Bei Hanno und Mathilda hatte ich eigentlich geplant, dass sie beide zeitgleich ankommen, aber das hat leider nicht geklappt, sonst wäre das evtl. wirklich eben so gewesen, dass beide den selben Stress und das selbe unbekannte Gebiet gehabt hätten, aber ob das besser gewesen wäre, kann ich nicht sagen. Das größere Problem sehe ich bei Hanno, der 3 Jahre im Einzelknast gelebt hat und Menschen mehr vertraut als Artgenossen. Ich weiß manchmal gar nicht, ob er weiß, dass er ein Kaninchen ist. Er ist absolut unsozialisiert mit Artgenossen und total auf Menschen bezogen. Langsam begreift er, dass er vielleicht bald eine Freundin haben könnte und wenn es soweit ist, widmen wir uns langsam der Randkaninchengruppe der Angoras. Ziel ist, dass gegen Sommer alle zusammen eine Gruppe bilden. Hoffe wirklich, dass Hanno da mitmacht. _________________ Liebe Grüße
Miriam |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 05.02.2017 23:40 Titel: Re: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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Gegen die eigene Art aggressive Kaninchen hab ich besonders häufig unter den Zwergkaninchen in Berlin beobachten können, die dort teilweise ausgesetzt wurden - das waren teils Kaninchen, die normal mit anderen Kaninchen zusammen aufwuchsen, zum Teil waren die in Berlin in den Parks geboren, teils aus Einzelhaltung ... das Ergebnis war das Gleiche, die hatten nix und niemanden mit langen Ohren lebendig gelassen, was nicht bei drei auf den Bäumen war ... es ist nie was Ernstes bei passiert (zumindest nicht, wenn ich beobachtet hatte), aber das lag eher daran, daß die anderen Kaninchen sich schleunigst vom Acker gemacht hatten und es erst gar nicht drauf ankommen ließen.
Ebenso hab ich bei mir "unsozialisierte" Buchtenkaninchen und Kinderzimmerkaninchen aufgenommen - die hatten sich genauso verhalten, wie die anderen Kaninchen auch.
Ich bin deshalb der felsenfesten Überzeugung, es ist Vererbungssache, ob man ein aggressives, unsozialisierbares Kaninchen, einen Schisser vorm Herrn oder sonstwie entartetes Kaninchen bekommt und weniger eine Sache der Sozialisation. Die spielt sicher in sofern ne Rolle, wie allzu extremes Verhalten geglättet wird ... aber sehr viel mehr denke ich nicht, Kaninchen werden wie alle Hasenartigen mit dem kompletten Verhaltensinventar geboren ... die wissen eigentlich, wie sie sich zu benehmen haben.
Allerdings gibts eines, das muß auf alle Fälle gelernt und trainiert werden - und das ist die Bewegung im Raum. Ehemalige Einzel- und Buchtenkaninchen waren bei mir teilweise extrem ungeschickt - und hatten bei der kleinsten Verfehlung gleich was hinter die Löffel bekommen, weil sie nicht in der Lage waren, rechtzeitig abzudrehen oder auszuweichen. Also insofern könnte das dann doch ein Problem mit ner VG werden ...
Ich bin mal gespannt, was Andreas da noch für Erfahrungen zusteuern kann ... _________________ Marx ist die Theorie
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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DaLo Lästermaul
Anmeldungsdatum: 05.04.2006 Beiträge: 212
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Verfasst am: 06.02.2017 15:58 Titel: Re: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | An dieser Stelle möchte ich noch etwas ansprechen, was gerne praktiziert wird, jedoch meiner Meinung nach besonders schlimm für die Kaninchen ist ... das Vergesellschaften auf "neutralem Raum". |
Ich habe Eure Ausführungen zu diesem Thema aus aktuellem Anlass mit großem Interesse gelesen und kann die Argumentation gut nachvollziehen. Nun stehe ich jedoch vor folgendem Problem. Vielleicht habt Ihr Ideen für eine bessere Lösung.
Ich habe momentan einen einzelnen Kastraten in einem 12 qm Außengehege. Der Kerl soll nun wieder Gesellschaft bekommen. Bislang habe ich vier Vergesellschaftungen durchgeführt. Alle vier auf neutralem Gebiet (in der Regel auf dem Balkon). Alle vier waren binnen 1-3 Tagen durch und alle vier erfolgreich. Wenn ich Eure Ausführungen aber lese, dann scheine ich enorm viel Glück gehabt zu haben und die Erfolgswahrscheinlichkeit bereits mehr als überstrapaziert. Nur... was ist die Alternative? Wie kann man denn am besten vorgehen, wenn ich tatsächlich nicht mehr Platz habe? Den Neuling doch direkt ins Revier des alteingesessenen Kaninchens setzen?
Sind meine Bedingungen den Tieren überhaupt zumutbar oder gebe ich die Kaninchenhaltung besser auf? Ich bin jetzt wirklich sehr verunsichert und am Grübeln.
Liebe Grüße
Dagmar |
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Miriam Freak
Anmeldungsdatum: 06.09.2010 Beiträge: 370 Wohnort: Offenbach
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Verfasst am: 07.02.2017 19:15 Titel: Re: Verhalten von Wildkaninchen vs. Hauskaninchen |
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Hallo Dagmar,
ich habe die Erfahrung gemacht dass es oft einfacher ist, eine neue Häsin zu einem bestehenden Bock in sein Gehege zu setzen als umgekehrt.
Bei 12qm sehe ich nicht so das Problem. Ich würde einfach einen Teil für den Neuzugang im Gehege des Böckchens abtrennen, die Häsin reinsetzen und beobachten, wie sie sich verhalten, wenn sie ruhig sind und sich zu mögen scheinen, Gitter einfach wegnehmen. Wenn sie sich auf Anhieb verstehen, umso besser, wenn Du Dir unsicher bist, würde ich noch ein paar Tage das Gitter stehenlassen, wenn sie unbeaufsichtigt sind.
Bei Mathilda und Hanno hatte ich es ähnlich gemacht. Nachdem sie sich so gezofft haben, habe ich das Gitter immer stundenweise weggenommen, wenn ich sie im Auge hatte und bin immer dazwischen gegangen, wenn sie sich reinsteigern wollten. Die friedlichen Phasen wurden immer länger und nun konnte ich vor einigen Tagen das Trenngitter ganz wegräumen, weil sie sich gar nicht mehr angehen. _________________ Liebe Grüße
Miriam |
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DaLo Lästermaul
Anmeldungsdatum: 05.04.2006 Beiträge: 212
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Verfasst am: 07.02.2017 21:39 Titel: |
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Hallo Miriam,
Danke für Deine Antwort. Diese Alternative wäre für mich wahrlich die einfachste und angenehmste. Ich lese nur immer und ständig, dass man bei Kaninchen keine Gittertrennungen machen sollte, da sonst Aggressionen geschürt würden und alles noch viel schwieriger wird.
Liebe Grüße
Dagmar |
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Miriam Freak
Anmeldungsdatum: 06.09.2010 Beiträge: 370 Wohnort: Offenbach
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Verfasst am: 08.02.2017 12:31 Titel: |
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DaLo hat Folgendes geschrieben: | Ich lese nur immer und ständig, dass man bei Kaninchen keine Gittertrennungen machen sollte, da sonst Aggressionen geschürt würden und alles noch viel schwieriger wird.
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Ich gebe schon lange nichts mehr darauf, was man zu lesen bekommt.
Außer es sind nachvollziehbare Fakten mitbeschrieben, mit denen ich arbeiten kann. Ansonsten sind es für mich unbelegte Theorien, die man durchaus in Frage stellen darf.
Die Schreiber geben im Geschriebenen auch erstmal nur ihre Erfahrungen wieder und mangels Kreativität oder Angst Neues zu versuchen, wissen sie es eben auch nicht besser.
Ich halte auch nichts von standardisierten Vorgehensweisen, denn jedes Kaninchen ist anders und jede Situation auch. Was hilft ist, Kaninchen in ihrer Art zu verstehen und danach seine Möglichkeiten anzupassen. Deshalb ist mir dieser Thread so wichtig.
Aggressionen am Gitter können anfangs vorkommen. Die sitze ich aus und sorge dafür, dass sie sich durch die Gitterstäbe nicht verletzen können. Ich stelle dann von den handelsüblichen Gittern 2 oder 3 Gitter zusammen, so dass sie die Nase nicht mehr durch stecken können und auf der anderen Seite mit den Zähnen nicht mehr dran kommen. Auch gut ist eine Abtrennung mit engmaschigem Volierendraht. Nach ein paar Tagen haben sie begriffen, dass auf der anderen Seite auch Artgenossen leben und die auch dort bleiben und gewöhnen sich dran. Dann kann man je nachdem welche Charakteren man vor sich hat entweder die Gitter wegnehmen oder erstmal nur die "Beißverstärkung" entfernen oder ganz langsam wie oben beschrieben vorgehen. Das ist von Tier zu Tier verschieden.
Wenn Du zwei ruhige gesetzte Tiere hast, kann man die Häsin auch gleich zum Bock setzen. Aber wenn Du unsicher bist, würde ich es wohl erstmal mit der Abtrennung versuchen. Nicht immer gibt es am Gitter ein wildes Verhalten. Manchmal schauen sie nur komisch und wundern sich.
Es spricht andererseits aber auch nichts gegen ein neutrales Gebiet, wenn Du damit gute Erfahrungen hast. Meine Erfahrungen sind zwar anders, aber das muss ja nicht für jeden gelten. Vielleicht war Deine Umgebung einfach geeigneter als meine. Deswegen musst Du doch nicht gleich die Kaninchenhaltung aufgeben.
Was mir noch einfällt.... Wenn man eine Fläche hat, wo schonmal andere Kaninchen gelebt haben, kann man dort auch gut vergesellschaften. Dann sind sie nämlich erstmal damit beschäftigt, das Gebiet zu erschnüffeln, weil sie die Gerüche der anderen Kaninchen erkunden und sind dann oft weniger aggressiv, wenn sie neue Kaninchen treffen. _________________ Liebe Grüße
Miriam
Zuletzt bearbeitet von Miriam am 08.02.2017 13:33, insgesamt einmal bearbeitet |
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Miriam Freak
Anmeldungsdatum: 06.09.2010 Beiträge: 370 Wohnort: Offenbach
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Verfasst am: 08.02.2017 13:31 Titel: |
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... _________________ Liebe Grüße
Miriam |
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Andreas Kaninchen würden Wiese kaufen
Anmeldungsdatum: 27.02.2009 Beiträge: 1239
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Verfasst am: 08.02.2017 21:44 Titel: |
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Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | Eine besonders interessante VG-Form hab ich im Tierpla.net kennengelernt, die eine Halterin hat die Neuen in einen recht kleinen Käfig mitten ins Revier ihrer Alteingesessenen gepackt. Sobald die Neuen Interesse hatten, sich rauszubuddeln, wurden sie freigelassen ... hat auch geklappt. |
Wenn ich die Wahl hätte, würde ich es so nicht machen, auch wenn es bei der Halterin geklappt hat. Die Tiere müssen sich bewegen (können), weil das auch Stress abbaut. Damit ist man wieder beim Platzangebot...
Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | Also egal, wie man es macht (genügend Platz vorrausgesetzt), es klappt vieles, Kaninchen zusammenzubringen - dieses neutrales Gebiet um jeden Preis dagegen klappt sehr oft nicht und ist meiner Meinung nach einer der ungünstigsten Methoden, die man überhaupt in Betracht ziehen kann. |
Ich würde auch sagen, dass es auf die Umstände ankommt. Ich schrieb ja, dass ich Dir prinzipiell Recht mit dem "neutralem Gebiet" gebe, wobei sich das aber halt auf die Vergesellschaftungen in Wohnräumen beschränkt. Das ist immer ein Risiko, weil einfach alles nicht passt. Dort gibt es dann auch oft allein schon deshalb Probleme, weil Tiere etwas zeigen, was in der Natur bei Kaninchen absolut selten ist: Angstaggression. Ängstliche Tiere kämpfen nicht, die flüchten. Wo sollen sie aber in einem Wohraum hin, der auch noch nach Essig stinkt? Also drauf, Angriff ist die beste Verteidigung. Blutige Verletzungen gibt es bei Wildkaninchen unter Rammlern, wenn da einer aufsteigen will und den Chef herausfordert. Das ist normal. Aber ängstliche Tiere gehen Herausforderungen aus dem Weg, weil sie genug Platz haben. Haben sie diesen Platz nicht, müssen sie etwas tun, was sie eigentlich gar nicht wollen: kämpfen, um die eigene Haut zu retten. Damit entsteht eine Situation, die es bei genügendem Platzangebot nicht geben würde.
Miriam hat Folgendes geschrieben: | Langsam begreift er, dass er vielleicht bald eine Freundin haben könnte und wenn es soweit ist, widmen wir uns langsam der Randkaninchengruppe der Angoras. Ziel ist, dass gegen Sommer alle zusammen eine Gruppe bilden. Hoffe wirklich, dass Hanno da mitmacht. |
Das ist es: Platz und viel, viel Zeit. Dann bekommt man auch eine stabile Gruppe.
Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | Ich bin deshalb der felsenfesten Überzeugung, es ist Vererbungssache, ob man ein aggressives, unsozialisierbares Kaninchen, einen Schisser vorm Herrn oder sonstwie entartetes Kaninchen bekommt und weniger eine Sache der Sozialisation. |
Ja, sicher. Bei Hauskaninchen spielt zudem noch eine Rolle, wie die aufwachsen. Da kann man auch noch viel versauen.
DaLo hat Folgendes geschrieben: | Ich habe momentan einen einzelnen Kastraten in einem 12 qm Außengehege. Der Kerl soll nun wieder Gesellschaft bekommen. |
Zu einem Kastraten kannst Du jedes Tier setzen. Da sollte nix passieren. Der produziert kaum noch Testosteron und Östrogen. Aber Du solltest regelmäßig seine Zähne kontrollieren.
DaLo hat Folgendes geschrieben: | Wenn ich Eure Ausführungen aber lese, dann scheine ich enorm viel Glück gehabt zu haben und die Erfolgswahrscheinlichkeit bereits mehr als überstrapaziert. |
Glaube ich nicht. Es kommt auch immer auf die Tiere und den Halter an (neben Platz und Zeit). Es wird immer etwas zu lesen geben, was von anderen Meinungen abweicht. Aber letztlich entscheidet immer die konkrete Situation.
DaLo hat Folgendes geschrieben: | Wie kann man denn am besten vorgehen, wenn ich tatsächlich nicht mehr Platz habe? Den Neuling doch direkt ins Revier des alteingesessenen Kaninchens setzen? |
Man kann zum Beispiel die Tiere schon vor einer Vergesellschaftung miteinander "bekannt" machen. Irgendeiner in einer Gruppe ist immer der Chef. Das ist der, der am häufigsten markiert. Man streicht diesem Tier kräftig am Kinn unterhalb der Backen mit der Hand entlang. Dort sitzen die Kinndrüsen, die ein Sekret produzieren, mit dem das Revier und auch die Gruppenmitglieder markiert werden. Alles, was danach riecht, gehört zur Gruppe und zum Territorium. Wenn man also an den Hände das Sekret hat, nimmt man das neue Tiere und reibt es damit ein. Kann man ruhig mehrmals machen. Man kann auch aus der Toilette, in die der Chef macht, etwas Geruch nehmen (die Hände einreiben) und das neue Tier auch damit "behandeln". Somit sind zumindest schon einmal etwas vertraute Gerüche vorhanden, wenn sich die Tiere kennenlernen. Das Markieren von Gruppenmitgliedern wird von den meisten Haltern gar nicht als solches wahrgenommen sondern eher als "Kuscheln". Es ist aber ein arttypisches Sozialverhalten von Kaninchen. Die "kommunizieren" eben über Gerüche.
DaLo hat Folgendes geschrieben: | Ich bin jetzt wirklich sehr verunsichert und am Grübeln. |
Dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einander fremde Kaninchen zu vergesellschaften. Es gibt Möglichkeiten, die ich von vornherein ausschließe, die aber trotzdem funktionieren können. Wenn Du schon viermal ohne größere Problem Kaninchen miteinander vergesellschaftet hast, kann das ja nicht so falsch gewesen sein. Man kann es halt nur nicht auf jede Situation übertragen.
freundliche Grüße,
Andreas |
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