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Die Peta-Hetze geht weiter

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 18.04.2015 21:23    Titel: Die Peta-Hetze geht weiter Antworten mit Zitat

Es scheint zu keiner Ruhe zu kommen, das Thema Heimtierhaltung. Dieses Mal ist es eine Kampagne der Peta zum Zoohandel. Sicher. Das Thema ist nicht sauber und es zeigt vorallem auch eines, dass der annonyme Zoohandel, wo man nicht weiss, woher die Tiere kommen, problematisch ist. Der Spruch "Augenauf beim Tierkauf" ist gerade hier sehr zutreffend.

Worum geht es?
Report Mainz strahlte am 14.April 2015 einen Bericht über den Heimtierhandel aus und auch im Spiegel soll ein Bericht zum Thema erschienen sein. Im Intro sieht man ein Kaninchen, das auf einer kahlen Glasplatte des Studios ausgestellt ist, Fritz Frey, der Sprecher leitet in das Thema ein: "Dieser kleine niedliche Kerl hier ist einer von ganz vielen. Circa 3 Mio. Kaninchen leben in deutschen Haushalten, oft gehätschelt und verwöhnt. Doch bis sie bei ihrem glücklichen Besitzer landen, haben sie oft eine qualvolle Odyssee hinter sich."
Wie die Worte vermuten lassen, müssen wir uns auf unschöne Bilder gefasst machen...

Der Recherche des Autorenteams von Monika Anthes, Edgar Verheyen und einem in der Reportage nicht genannten Kollegen vom Spiegel ging eine über mehrere Monate dauernde Recherche von Tierschützern und Peta voraus. Anlass waren offenbar vollmundige Versprechungen der Marktführer des deutschen Kleintierhandels, Futterhaus, Fressnapf und Dehner, dass sie höchsten Wert legen nicht nur auf die Haltung der Tiere, sondern auch auf die Herkunft, welche angeblich von deutschen Züchtern aus der Region stammen sollten. Teilweise wurden auch Ethik und Zertifizierung ins Spiel gebracht, doch was steckt wirklich dahinter?
Die Tierschützer nahmen in Folge Zucht und Handel von Kleintiere genauer unter die Lupe, sie filmten verdeckt unzählige Verkaufsgespräche und verfolgten die Lieferkette der Tiere zu den Grosshändler und den Zuchten im In- und Ausland zurück und filmten und dokumentierten auch dort die Zustände.

Das Autorenteam stellte daraus dann einen Report für Report Mainz zusammen, fragte bei den betroffenen Züchtern und beim Zoohandel nach und unterhielten sich mit Sprecher von Peta und der Landestierschutzbeauftragte von BaWü.

Die Vorwürfe:
Bei den Verkaufsgesprächen wurde vom Zoohandel immer wieder behauptet, dass die Tiere aus Deutschland und aus der Region stammen würden, mehrfach genannt wurde dabei unter anderem ein Züchter, der im Report als "Dennis G." vorgestellt wird. Die Autoren besuchten ihn dann in seiner Zucht südlich von Bremen. Im Herbst zuvor hatten schon Tierschützer bei Nacht beim Züchter gefilmt: vor allem Hamster und Vögel waren zu sehen, teilweise auf engstem Raum zusammengepfercht. Es stellte sich im Gespräch dann heraus, dass der Züchter vorallem Grosshändler ist, der seine Tiere von anderen Züchtern aus der Region und unter anderem auch von den Niederlanden hat. Die Tiere bleiben normalerweise nur 2-3 Tage bei ihm. Er könne die gewünschten Mengen gar nicht selbst liefern... wie sich in der Recherche herausstellt, ist der Handel mit Heimtieren ein riesiges, globales Geschäft.

Es werden dann noch zwei Beispiele gezeigt, ein Züchter aus der Region, eine alte Scheune mit schlimmen Zustände, Meerschweine und Hamster werden in Bottichen gezüchtet, teilweise sind tote Tiere neben den lebenden zu finden, als Futter soll offenbar vergammeltes Brot dienen. Der Zuschauer bekommt seine Portion erschreckende Bilder einer schlechten Tierhaltung zu sehen, doch viel Zeit bleibt nicht, darüber nachzudenken, denn die nächste Station geht ins Ausland nach Holland. Südlich von Amsterdam gibt es einen weiteren Züchter, der an "Dennis G." liefert, auch hier tote neben lebenden Tieren und Tiere ohne Wasser. Als die Tierschützer welches nachfüllten, stürzten sich die Tiere gierig darauf.
Der Züchter war zwar bereit die Sache zu kommentieren, wollte aber zu einigen Vorwürfen keine Stellung zu nehmen. Angesprochen auf das Wasser, spielte er die Sache runter, er hätte ja schliesslich auch nicht ständig Wasser zur Verfügung.

Die Bilder sitzen, die Reporter bitten die baden-württembergische Landestierschutzbeauftragte Dr. Cornelie Jäger um eine Begutachtung: "Wer ein bisschen Mitempfinden mit den Tieren hat, kann solche Verhältnisse nicht einen Tag ertragen. Ich würde sagen, dass da die Grenze zur Strafbarkeit erreicht ist und wahrscheinlich auch in vielen Fällen überschritten ist."

Damit ist das Thema eigentlich abgehandelt, denn der Rest verläuft wie man sich das ausmalen kann, nach Schema F:

Die drei Zooketten geloben alle Besserung und die Geschäftsbeziehungen mit ihren Lieferanten zu beenden, bzw. "lückenlose Aufklärung" - obs was bringt, das ist letztlich fraglich.
Und Peta betet ihr Mantra vom Eingreifen bon Politik und Behörden runter und gibt ferner zu Protokoll, dass sie die Staatsanwaltschaften eingeschaltet hätten und sie hoffen, dass die Betriebe und Zuchten geschlossen und die Tiere beschlagnahmt würden.

Und zum Schluss darf auch nochmals Cornelie Jäger ihr Anliegen von einer "Tierschutzheimtierverordnung" kundtun, die MIndeststandards festlegen solle...

Doch braucht es eine Verschärfung der bisherigen Regeln wirklich? Die Bundesregierung hält das nicht für nötig und hat damit nicht so unrecht. Das Problem ist nämlich auch hier wieder einmal in erster Linie eines der Umsetzung:

Die gezeigten Missstände können schon mit dem jetztigen Tierschutzgesetz angegangen werden, die bisher vorhandenen Handelsspielräume werden aber kaum ausgeschöpft, denn das Problem liegt in erster Linie beim Vollzug. Statt diesen zu verschärfen, durch mehr Personal und mehr Kontrollen, überlässt man den Tierhandel weitgehend sich selbst und wähnt sich im Irrglaube, dass ein neues Gesetz nun alles besser machen würde. Auch wenn vielleicht neue Regelungen im einen oder anderen Falle die Sache etwas erleichtern würde, so steht und fällt ein gutes Tierschutzgesetz immer noch mit der Konsequenz beim Vollzug. Fehlt hier der Wille und die Mittel, so sind neue und strengere Gesetze auch nicht viel mehr wert als ein roter Hering.

Die BNA weist zudem noch auf einen wichtigen und wunden Punkt bei der Problematik hin:
Die grossen Zooketten managen ihren Einkauf oft zentral. Dazu sind Einkaufs-/Vertriebsleiter oder sogenannte "Livestock-Manager" verantwortlich, die jedoch nicht direkt der Kontrolle unterliegen. Ihnen kommt jedoch grosse Verantwortung zu, müssen sie doch genauso sachkundig sein, wie dies von den Züchtern und dem Zoohandelspersonal verlangt wird.
Dass beim zunehmenden Preisdruck und um sich dem deutschen Tierschutzgesetz zu entziehen die Zuchten öfters im grenznahen Ausland gewählt werden, darf sicher auch nicht überraschen.
Es ginge aber auch anders: manche Betriebe regeln den Einkauf der Tiere nicht zentral, sondern regional bei Züchtern aus Deutschland. Aus meiner Sicht wäre aber endlich auch mal der Zoohandel gefragt, mit innovativen Konzepten zu zeigen, dass ihnen eine artgerechte Tierhaltung, beginnend bei der Zucht, über das Verkaufsgespräch bis zur Vermittlung in ein gutes Zuhause am Herzen liegt: Dabei wäre jedoch mehr gefordert, als die bisher erwähnten Lösungen eigene Richtlinien, Ethik, Zertifizierung und Co.

Ein wirklich fortschrittliches Konzept
Das tönt zwar alles gut und recht und wenn das ordentlich kontrolliert, vermag es sicher helfen einige MIssstände zu beseitigen, aber ein wirklich fortschrittliches Konzept sähe anders aus:
- Tierhalter sollten sich den Tierwunsch gut überlegen
- Tierhalter sollten die Zuchtbedingungen beim Züchter direkt sehen können und vom Züchter kompetente Beratung bekommen
- Der Zoohandel sollte seine Rolle als Mittler zwischen Tierhalter und Züchter wahrnehmen und sich nicht nur mit der Rolle des unwissenden Zwischenhändler begnügen, der so einfach wie möglich die Tiere der Züchter vertickt
- Der Zoohandel sollte auch den zukünftigen Tierhaltern auf den Zahn fühlen und es sollte ihm ein Anliegen sein, dass die Tiere dort in Gehege kommen, die möglichst den Ansprüchen den Tieren vom Platz und der Einrichtung her genügen und auch dass wirklich ein ernsthaftes Interesse an den Tieren da ist, sollte eigentlich nicht nur ein frommes Lippenbekenntnis bleiben
- Und nicht zuletzt sollte der Zoohandel endlich begreifen, dass es nicht ihre Aufgabe ist, Tiere zu verkaufen, sondern zukünftigen Tierhaltern Tiere aus guter Quelle (seriöse, reginale Züchter) zu vermitteln und zu diesem Zwecke müsste es ihnen ein Anliegen sein, dass sie mit dem Tierverkauf kein Geld machen, sondern das als Dienstleistung an den Kunden verstehen. Ihr eigentliches Geschäft sollte der Zubehörmarkt sein, Futter, Gehege, Käfigeinrichtung und Co. Denkbar wäre auch professionelle Beratung (wenn das Wissen dazu da ist), Gehege- und Volierenplanung (auch von Aussengehegen), die Zusammenarbeit mit Volieren- und Terrarienbauern etc.

Chancen und Risiken
Ein grosses Problem wird aber sicher der starke Preisdruck bleiben. Das Internet ist hier leider nicht nur eine Chance, sondern gerade durch den Onlinehandel ein Kanal, der sich nur schwer kontrollieren und Missstände sich vermeiden lassen. Auch wenn der Zoohandel Tiere aus vorbildlicher Zucht liefern würde, der Absatz von dubiosen Züchtern über das Internet könnte man so keinen Riegel vorschieben. Ein weiteres Risiko besteht für den Handel, wenn die geforderte hohe Qualität zu Kosten führt, welche die Kundschaft nicht bereit ist zu bezahlen... wobei man hier auch bedenken sollte, dass gerade im Heimtierbereich in Deutschland sehr viel Geld ausgegeben wird und die Hersteller einen guten Profit machen können. Wer seiner Kundschaft dabei ein modernes Konzept mit einem tollen Service bieten kann, könnte sich längerfristig nicht nur einen guten Namen machen, sondern könnte sich nicht nur ein gutes Pseudo-Image anlegen, sondern eines das nachhaltig und echt wäre. Treue Kunden würden die Qualität bald schätzen lernen. Der Wandel der von den Supermärkten zu den Bioläden führte, die eben nicht bloss das Supermarktkonzept kopierten, sondern durch Dienstleistung, kreative und innovative Ideen etc. auch echten Mehrwert für die Kundschaft boten, haben letztlich überlebt... sowas wäre auch im Zoofachhandel möglich, aber noch traut sich niemand den mutigen Schritt zu machen. Und wohl dürfte da der Tierschutz auch nicht ganz unschuldig sein, denn der Zoohandel hat kein sehr gutes Image, Idealisten findet man hier nicht unbedingt, denn es ist unsexy, da geht man lieber in den Tierschutz, gründet eine weitere Nothilfestation, gründet einen Tierschutzverein oder rettet mit Gleichgesinnten arme Kaninchen vor der Schlachtung oder Mäuse vor dem Schlangentod. Das Problem des Tierschutzes mit dem Zoofachhandel, statt selbst die Sache in die Hand zu nehmen und zu zeigen, wie es besser ginge mit dem artgerechten Zooladen, beschränken sich die meisten lediglich auf Kritik, was alles schlecht wäre und dass die Politik eingreifen möge. Das ist scheinheilig und bringt letztlich den Tieren auch nichts, denn Veränderung beginnt damit, dass jemand den ersten Schritt macht und zeigt, wie es besser geht und dann heisst es vorallem die Kundschaft zu überzeugen, dass sie sich mit dem, was der hiesige Zoohandel bietet, sich nicht mehr zufrieden zu geben. Und die Frage, woher all die Tiere herkommen, wäre dann auch ein Thema, das öffentlich gestellt werden müsste, zusammen mit der Frage nach dem Wert eines Tieres und der dahinter stehenden Zucht.

Video:
http://mediathek.daserste.de/REPORT-MAINZ/Woher-kommen-die-Heimtiere/Das-Erste/Video?documentId=27689838&topRessort=tv&bcastId=310120

Autorengespräch:
http://www.swr.de/report/gequaelte-kreaturen-in-zoogeschaeften-autorengespraech-woher-kommen-die-heimtiere/-/id=233454/did=15376678/nid=13839326/v7b7er/index.html

Stellungsnahme der BNA e.V.:
http://www.bna-ev.de/download/Newsletter/Newsletter%202015/BNA-Newsletter-1-15-Politik%20ist%20gefordert.pdf
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BeitragVerfasst am: 19.04.2015 12:46    Titel: Re: Die Peta-Hetze geht weiter Antworten mit Zitat

Ich hab gerade gesehn, das Thema wurde auch kurz im Deguforum aufgegriffen:
http://www.degus-online.de/phpbb/viewtopic.php?f=11&t=43402

Und der Bericht im Spiegel (Kurzversion):
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/tierschutz-zwoelf-strafanzeigen-gegen-kleintierhaendler-a-1027952.html
Den vollen Report gibt es offenbar dann in der Printversion (Spiegel 16/2015)
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