Waldschaben??

[angsthase81]

Hallo zusammen,

ich hoffe ich bin hier richtig.
Habe vor 2 Wochen einen Schock in meiner Wohnung erlebt: Eine Schabe!

Da ich eine Insektenphobie habe, wusste ich nicht wie ich mit der Situation klarkommen soll.
Als ich in einem Forum nach dem Ungeziefer gefragt habe, wurde bestätigt, dass es sich um eine Schabe handelt. Einige meinten sogar, dass es sich um eine Küchenschabe handelt.
So informierte ich den Hausverwalter drüber, der einen Kammerjäger beauftragt hat.
Dieser war nun da, hat nur einen Blick in die Küche geworfen und gesagt, da wär doch nix! Ohne eine Schranktür zu öffnen.
Anschließend zeigt ich ihm das Bild und er meinte das das nicht so scharf ist er aber der Meinung ist, dass es sich um eine echte Waldschabe handelt.

irgendwie hab ich das Gefühl, dass er nicht richtig geguckt hat, ich fühle mich immer noch nicht so wohl in meiner Wohnung.
1. Frage: Glaubt Ihr, dass es sich wirklich um eine Waldschabe handelt?
2. Frage: Warum bekomm ich so panische Angst, dass ich sogar die Wohnung verlassen muss, wenn ich Ungezifer sehe? Wie werde ich die Angst los?

Ich wohne in Stuttgart an den Weinbergen mit einem kl. Bauenhof in 50m Nähe im 1. OG.

Hier die Bilder:
http://www.kammerjaeger.de/forum/viewtopic.php?f=5&t=15489&sid=7f15cbdcb77c2f39100f1cd6d31520e0

Vielen lieben Dank!

[davX]

Hallo angsthase81,

ich weiss jetzt nicht welche Antwort du hören willst, zumal dir der Kammerjäger und das verlinkte Forum schon gesagt haben, dass es sich sehr wahrscheinlich um eine Waldschabe handle. Unabhängig davon tönt das, was du schreibst sehr nach einer Waldschabe.

Um es etwas zu präzisieren, will ich mal erläutern wieso:

1. Du wohnst ländlich (Bauernhof, Weinberge! ), das ist typisch für Waldschaben. Ich wohnte auch lange Zeit auf dem Land (Dorf mit 1300 Einwohner, viel Landwirtschaftsland und Hügel, die nächsten Dörfer einige Kilometer weit entfernt) und wir hatten stets viele Waldschaben ums Haus und immer wieder auch im Haus, wobei das Auftreten sehr plötzlich kam, ich glaube das war so 2005 oder 2007, zuvor kannte ich diese Tiere nicht. Ob ich mich davor nicht achtete oder ob sie zuvor kaum vorkamen, das kann ich nicht sagen. Exotische Schaben wie die Deutsche Schabe würde ich eher in einer urbanen Gegend (Stadt) erwarten.

2. Du wohnst mitten im Einzugsgebiet der Waldschaben. Diese verbreiten sich seit vermutlich mehreren Jahrzehnten nordwärts zuerst von der Alpensüdseite in die Nordschweiz und von da au, scheinen sie nun Deutschland zu besiedeln, dem Rhein entlang und von da dessen Umgebung und Hinterland. Ich habe jetzt auch schon mehrere Meldungen aus der Region Frankfurt bekommen. Waldschabenfunde sind in diesem Gebiet also nicht unüblich.

3. Die Grösse und das Aussehen der Schabe (auch wenn das Foto unscharf ist) und die Tatsache, dass du sie fotografieren konntest. Deutsche Schaben flüchten bei Licht ins Dunkle, Waldschaben gelten dagegen als tagaktiv und kommen normalerweise im Freien vor. In den Wohnungen gehen sie meist schnell ein, da es ihnen zu trocken ist und sie keine Nahrung finden und vertrocknen... sie ernähren sich von frischen und absterbenden Pflanzen. Junge Blätter und keimende Pflanzen waren hier jeweils sehr beliebt.

Also insofern würde ich sagen zu Frage 1, es ist sehr unwahrscheinlich, dass es sich bei dieser Schabe nicht um eine Waldschabe handelt.
Was die Reaktion des Kammerjägers angeht, denke ich, dass er genau weiss, welche Lebensräume Deutsche Schaben bevorzugen und der Schrank da gar nicht ins Schema passte, während eben Waldschaben sich sehr wohl in einen solchen Schrank verirren können.

Was die Frage 2 angeht, kann ich ehrlich gesagt auch nicht sagen, womit das genau verbunden ist. Es scheint sich um eine Phobie zu handeln, ähnlich wie einige/viele Leute sie gegenüber Spinnen haben. Vermutlich könnte es mit einem prägenden, negativen Erlebnis in der Kindheit zu tun haben, zumal man als Kind sehr empfänglich ist für Ängste und das schnell lernt und dann schwer wieder los wird, doch das ist jetzt Spekulation meinerseits. Es gibt Therapiemöglichkeiten gegen Spinnenphobien, ich glaube unter anderem wird hier auch Hypnose eingesetzt. Was genau hilft, kann ich allerdings nicht sagen, da ich aber vermute, dass die Mechanismen ähnlich wie bei den Spinnen sind, dürften ähnliche Methoden hilfreich sein. Ich würde mir das aber erklären lassen, wie das funktionieren soll und von mehreren Seiten unabhängige Meinungen einholen.
Soweit ich weiss bieten teilweise Insektenvereine Kurse an gegen Spinnenphobie. Vielleicht wären sie eine Anlaufstelle, um nach seriösen Möglichkeiten nachzufragen, um diese Angst in den Griff zu bekommen.
Auf die Schnelle habe ich folgende Liste gefunden mit Insekten-Vereinen:
http://entomologie.de/vereine.htm
Zielführender wäre vielleicht eine Anfrage an die Redaktion der Zeitschrift BUGS aus dem Natur- und Tier-Verlag aus Münster. Ich schreibe seit Jahren für diesen Verlag (allerdings für eine andere Zeitschrift) und könnte mir gut vorstellen, dass die Redaktion der Zeitschrift eventuell Kontaktadressen und Anregungen hätte:
http://www.bugs-magazin.de/index.php?option=com_content&view=article&id=98&Itemid=108

David
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[angsthase81]

Hallo David,

vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort!!

Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es sich ganz sicher nicht um eine Küchen- oder deutsche Schabe handelt.
Das ist sowas von depriminierend, vor allem wenn die Wohnung sehr sauber ist und man sowieso Angst vor Ungeziefer hat.

Ich habe jetzt ein Foto im Internet gefunden, dass meiner Schabe in der Küche sehr ähnelt.
http://www.schaedlingskunde.de/Steckbriefe/htm_Seiten/Echte-Waldschabe-Ectobius-sylvestris.htm

Nachdem ich schon so viel über Schaben gelesen und gehört habe, ist mir schlechter geworden. Weil du sie ja praktisch immer mal mitschleppen kannst.

Wünsche dir alles Gute.

Grüße

[davX]

Die Echte Waldschabe (Ectobius sylvestris) verirrt sich meines Wissens weniger häufig ins Haus und ist zudem auch schon seit langem bei uns heimisch und kommt bis nach Skandinavien vor. Die Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris) ist es dagegen, welche in den letzten Jahren immer wieder für Aufregung sorgt und seit ihrer Ausbreitung in Mitteleuropa vermehrt sich in die Häuser verirrt. Die beiden Arten scheinen sich jedoch nicht nur vom Äussern, sondern auch von der Lebensweise sehr ähnlich zu sein.

Mit Sauberkeit hat es wie gesagt wenig zu tun. Ähnliches gilt übrigens auch für tropische Schaben (welche als Kakerlaken bezeichnet werden) in warmen Länder (Mittelmeer usw.), die dort auch gerade in ländlichen Gegenden häufiger auftreten. Auch sie sind vergleichsweise harmlos.

Ich konnte jetzt beobachten, dass ich keine Waldschaben mehr gesehen habe seit meinem Umzug in die Stadt (Wohnsiedlung), nahe bei Zürich. Gerade bei neueren Wohnungen ist es verständlich, dass man weniger mit diesen Tieren zu tun hat, da ihr Aufkommen stark auch mit der Natürlichkeit bzw. Natur verbunden ist und mit dem Vorkommen von geeigneten Lebensräumen. Diese finden sie neben der Naturnähe oft auch in älteren Wohngebieten in der Stadt, die allgemein sehr reich an Artenvielfalt (Tiere und Pflanzen) sind, während Neubauten oft recht lebensfeindlich wie Wüsten daherkommen und erst mit der Zeit vermehrt auch besiedelt werden von Pflanzen und eben auch Tieren.
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[Mina]

Wie ist das mit den Schaben, können alle Arten fliegen? Ich habe im Sommer auch ein bis zwei Mal Besuch der Waldschaben und weiss darum, dass die fliegen können...in Afrika(Senegal und Gambia) lernte ich auch die exotischeren Arten kennen,(das lässt sich fast nicht vermeiden...)die sind erstens mal grösser und können glaube ich nicht fliegen ...aber auch in Madagaskar in den Strand-Bungalows hatte es wiederum eine Art Waldschabe, die fliegen konnte...Es gibt wohl unzählige Arten... Help!
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(von Arthur Schopenhauer)

[davX]

Sowohl das Fliegen wie auch das Klettern ist nicht allen Arten gegeben. Aber erst mal zu den Schaben selbst, die sind ziemlich artenreich und nur schon als Futtertiere sind sicher etwa ein Dutzend verschiedene Arten oft auch aus verschiedenen Gattungen verbreitet, allesamt wärmeliebende, exotische und relativ grosse Arten, die im Vergleich zu den einheimischen Waldschaben regelrechte Riesen sind.

Auch bei den Waldschaben können nicht alle fliegen, insbesondere bei den Jungtieren/Nymphen sind die Flügel gekürzt und wenig ausgebildet, während - wenn ich das jetzt recht in Erinnerung habe - die Weibchen zu einer Art Gleitflug fähig sind, sprich von einer Stelle runter, aber nicht hoch fliegen können und bei den Männchen, die übrigens etwas schlanker sind, die Fliegfähigkeit noch etwas besser ausgeprägt sein soll.

Bei den grossen exotischen Schaben könnte die Flugunfähigkeit unter Umständen auch mit ihrer Grösse und ihrem Gewicht zu tun haben. Die Kletterfähigkeit wiederum scheint davon unabhängig ausgeprägt zu sein, denn sie scheint recht willkürlich aufzutreten. Arten die klettern können, sind schwieriger in der Haltung, da sie die Wände hochklettern können und man Zuchtbehälter und Futterschalen (wenn man sie denn als Lebendfutter verabreicht) sichern muss. Nichtkletterfähige Arten sind dagegen weniger aufwändig, da ihnen eine steile Glaswand als Trenner reicht und sie da nicht entlang hochklettern wollen/können.
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[Mina]

Vielen Dank für die Antwort. Für meinen Geschmack gibt es eh zu viele von diesen Viechern und in meiner Wohnung seh ich sie, wie angsthase81, auch nicht gerne!!!
Die grossen (südamerikanischen?) üben zwar eine art abstossende Faszination auf mich aus, aber ich glaube, ich hätte erst mal einen Schock, wenn mir so eine auf freier Wildbahn begegnen würde...


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[Wildkaninchen]

Mit den großen Madagaskar-Fauchschaben (Gromphadorhina portentosa) durfte ich schon Bekanntschaft machen (im Urlaub auf Sao Miguel, in der Ferienwohnung wimmelte es von den Viechern) und habe seit dem eine Schaben-Phobie. Ich kann dich also gut verstehen, angsthase81.
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Theodor Fontane

[davX]

Ich hatte glaubs Amerikanische Schaben als Haustiere, als ich auf den Kanaren weilte, genauer gesagt war das auf einer Bananenfinca im Süden von La Palma. Sie blieben allerdings schön draussen und ich fütterte sie mit Bananen. Es sind jedoch nicht unbedingt die Tiere, mit denen ich zusammenleben möchte.

Habe jetzt noch etwas gesucht, was es auf den Kanaren so an Schaben gibt, offenbar sind die Amerikanische und die Deutsche die bekanntesten:
http://oliver-hautog.net/gcblog/?p=1458
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[Mina]

Bei mir ist es lustig. Ich sehe mir gerne Krabbeltiere an(hinter Glas!), hätte auch keine Probleme, sie auf die Hand zu nehmen. (Eine Vogelspinne hatte ich mal auf dem Arm) aber wenn sie einfach so in meiner Wohnung auftauchen...mag ich sie nicht mehr so sehr!!!
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[davX]

Eine frei laufende Vogelspinne möchte ich ehrlich gesagt auch nicht. Da könnte ich mir wandelnde Blätter oder Stabschrecken noch eher vorstellen.
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