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Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?!

 
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docchris
Fellnase


Anmeldungsdatum: 23.10.2006
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 23.10.2006 22:49    Titel: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Hallo Degu-Freunde,

am Wochenende war es dann mal wieder soweit, unsere Degus haben Junge bekommen. Leider hat die Mutter die Geburt nicht überlebt, so dass die Jungen ohne ihre Mutter aufwachsen werden müssen. Glücklicherweise hat ein anderes Weibchen drei Wochen zuvor auch schon 3 neue Degus geworfen, die sie teilweise noch säugt, obwohl sie (gottseidank!) schon quietschfidel im Käfig herum tollen, so dass die neuen 3 auch etwas von der noch vorhandenen "Muttermilch" profitieren können!

Hat irgendjemand von Euch denn eine Idee, was man den Jungen ernährungstechnisch anbieten kann?! Der Tierarzt und ein Kaninchenzüchter haben uns zu verdünnter Kaffemilch (Kondensmilch) geraten. Aber leider weiß ich aber nicht, wie viel und wie oft ich den drei Frischlingen etwas anbieten soll...... Sad

Ich hoffe irgendjemand kann mir helfen, so dass diese drei Jungen diese schwierige erste Zeit überstehen können.....

Viele Grüße,
Chris.
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 24.10.2006 02:07    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Hallo,

erst mal möchte ich darauf hinweisen, dass wir uns gegen Deguzucht bzw. Deguvermehrung aussprechen (das kann man in der Netiquette nachlesen).
Dementsprechend gehört die Aufzucht von jungen Degus auch nicht gerade zu unseren Kernkompetenzen.

Zum Thema Handaufzucht von Degus gibt es auf der Webseite von Biene einen Artikel, der dir warscheinlich weiterhelfen kann: http://www.degus-online.de/aufzucht.htm

Die erfolgsversprechenste Methode wäre allerdings, wenn die Jungen einer Deguweibchen anvertraut werden könnten, das ebenfalls gerade geworfen hat. Degus sind sehr sozial und pflegen auch fremde Degus und ziehen sie auf. Wichtig ist, dass der Wurf der Mutter nicht zu gross ist und der Altersunterschied sollte auch nicht zu gross sein (bloss wenige Tage Unterschied). Dann ist die Aufnahme der Pflegedegus am erfolgreichsten und deren Überlebenchance am höchsten.
Im Gegensatz zu Mäusen und anderen Nesthöckern, sind die Überlebenschancen bei Nestflüchtern wie Degus oder Meerschweinchen relativ hoch, doch auch bei ihnen sind gerade die ersten Tage sehr heikel.

Im Übrigen war in der Rodentia-Ausgabe 32 ein Special drin über die Handaufzucht von diversen Heimtieren und auch von Exoten. Den Artikel habe ich leider nicht gerade zur Hand.

Ich wünsche viel Erfolg mit der Handaufzucht.
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Octodon
Gast





BeitragVerfasst am: 24.10.2006 11:14    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Hallo Degufreund, wenn es denn "mal wieder soweit" war, kann es sein, dass die Mutter sich verausgabt hat und an den Folgen der Dauerschwangerschaften gestorben ist. Man hat das oft bei Tieren, die mehrere Male hintereinander werfen. Wenn man auch mal bedenkt, dass eine Degugeburt nicht mit der eines Menschen zu vergleichen, sondern um einiges schwerer ist. Für das Deguweibchen ist es jedes Mal eine Höchstleistung. Das wäre vielleicht mal den ein oder anderen Gedanken mal wert im Hinblick auf Deguproduktion.

Kuhmilch ist generell nichts für Kleintiere, noch nciht mal für Katzen.

Besorg Dir vom Tierarzt richtige Welpenmilch, z.B. von Waltham. Das ist ein Pulver zum Anrühren, es wird zur Handaufzucht von Hunden und Katzen verwendet, hilft aber auch für die Aufzucht von Degus und anderen Kleintieren. Auf diese Weise habe ich damals meine ersten Degus groß gekriegt.

Kontrolliere sorgfältig das Gewicht und biete ihnen die Milch ca. 3-4x täglich an (je nachdem, wie viel Milch sie von der Amme bekommen).
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docchris
Fellnase


Anmeldungsdatum: 23.10.2006
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 24.10.2006 19:07    Titel: Danke für die Hilfe !!!! Antworten mit Zitat

Habe gerade mit Begeisterung Eure Nachrichten gelesen. Vielen Dank dafür!!!!
Möchte nur gleich von vornherein ein paar Dinge klar stellen, damit ich mir bei eventuellen weiteren Fragen nicht gleich die (freundlichen, netten wie diese!) Antworten verbaue *g*
@davX: Natürlich habe ich die Netiquette gelesen, bin allerdings kein kommerzieller Züchter, weiterhin haben die Degus meiner Freundin auch zuvor (an einem anderen Standort) NIE Junge produziert, so dass ich mich von diesem Artikel, der die Ausbeutung und kommerzielle Aufzucht betrifft (denke ich mal!) NICHT angesprochen gefühlt habe. Degus regulieren ihren Nachwuchs ja selbst, wenn's so sein soll, soll's so sein.
@Octodon: s.o. mit "mal wieder" meinte ich, dass etwa drei Wochen zuvor ein ANDERES Degu-Weibchen Junge bekommen hatte, die jetzt also etwa drei Wochen alt sind und die gottseidank von IHRER Mutter noch gesäugt werden, so dass diese sich um die Aufzucht der neuen Jungen kümmern kann. Das tut sie offensichtlich auch, was ich sehr schön finde.

Euch beiden vielen Dank für die flotte Hilfe. Werde es denn mal mit "Katzenmilch" probieren und auch die Ernährung der "unverhofften" Mutter aufstocken, so dass sie auch diese "Doppelbelastung" aushält und die Jungen überleben können.
Bitte missversteht mein Anliegen nicht, bin kein Züchter, sondern ein Degu-Freund (der allerdings auch grad mal nicht weiter wusste! Sad ) wie Ihr !
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 24.10.2006 23:29    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Hallo doccris,

ich sehe keinen grossen Unterschied zwischen privaten Züchtern oder Vermehrern und kommerziellen Züchtern, bzw. bei kommerziellen Züchtern gehe ich davon aus, dass sie eine Ahnung haben von dem, was sie tun, denn das Gesetz (zumindest in Deutschland ist es so geregelt) verlangt von professionellen Züchtern einen Sachkundenachweis. Das heisst umfangreiches Wissen über Tiere/Kleinsäuger, ihre Biologie, Lebensweise, Haltung, Krankheiten, Fortpflanzung etc., welches sich die Züchter aneignen müssen und das geprüft wird.
Private Züchter oder Vermehrer scheren sich aber dagegen oft sich wirklich intensiv sich das nötige Fachwissen anzueignen, zumal es meist auch nicht einfach zu beschaffen ist (erinnern wir uns, dass deutschsprachige Deguliteratur uns diesbezüglich keine guten Infos bietet). Daher kommt es dann auch zu gefährlichen, falschen Aussagen und Meinungen und oft fehlt den Leuten auch, bei der Zucht sorgfältig darauf zu achten, dass ihre Tiere möglichst nicht ungünstige Erbveranlagungen weitervererben (u.a. Veranlagungen für Erbkrankheiten). Viele wiegen sich damit in falscher Sicherheit, indem sie der Meinung sind, sie würden nur mit "blutsfremden" Tieren züchten (also Tiere, die sich, so hoffen sie, einander nicht verwandt sind) und Inzucht verhindern würden.
Der springende Punkt, weshalb wir uns gegen Deguvermehrung oder -zucht aussprechen, ist, dass es nach wie vor viele Degus in Tierheime gibt und immer wieder gelangen grosse Notfälle in die Tierheime, da wieder mal ein selbsternannter Züchter seine Zucht nicht mehr kontrollieren konnte und sich die Tiere ins uferlose vermehrten.
Um dem entgegenzuwirken, ist einer unseren wichtigsten Anliegen, dass wir die Leute für dieses Thema und diese Tiere sensibilisieren, dass ihnen geholfen wird, anstatt dass weitere Degus im Tierhandel oder bei anderen potentiellen Vermehrern und Züchtern landen.

Was den Tod des Weibchens betrifft, so könnte es auch sein, dass der Tod auch auf den Umstand zurückgeführt werden kann, dass der Degu zu alt war. Zumindest bei Meerschweinchen ist es so, dass die Weibchen nur während einem kleinen Zeitraum das erste Mal gedeckt werden können, ohne unnötige Risiken einzugehen. Sind sie zu jung, fehlt ihen die Kraft ihre Jungen auszutragen, sind sie zu alt, so verköchert sich ihr Becken und es kommt zu Komplikationen bei der Geburt.
Ein weiteres Risiko ist, wenn das Deguweibchen an Diabetes erkrankt. Durch die Stoffwechselkrankheit werden die Jungen grösser, die Würfe kleiner und es kann zu Geburtskomplikationen kommen.

Im Übrigen, was die Auslegung der Netiquette angeht. Es geht mir nicht darum, Leute zu bestrafen, sondern soll sie dazu da sein, etwas gegen Leute in der Hand zu haben, die gegen unsere Interessen arbeiten und zum anderen möchte ich damit anregen, sich mit dem Thema Zucht, Notfälle und deren Auswirkungen auseinanderzusetzen.
Dazu ist es mir ein grosses Anliegen, die Leute dazu anzuregen, dass sie sich motivieren können, sich intensiv mit ihren Tieren auseinanderzusetzen und auch nicht davor zurückschrecken sich entsprechendes Fachwissen anlesen, sei es direkt in entsprechender Fachliteratur oder indirekt durch unsere Beiträge in denen wir versuchen selbst angelesenes Wissen aus Fachliteratur oder Wissen aus eigener Erfahrung zu vermitteln.
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Octodon
Gast





BeitragVerfasst am: 25.10.2006 11:12    Titel: Re: Danke für die Hilfe !!!! Antworten mit Zitat

docchris hat Folgendes geschrieben:
Degus regulieren ihren Nachwuchs ja selbst, wenn's so sein soll, soll's so sein.


Das stimmt nicht.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 25.10.2006 16:56    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Degus bekommen Junge, sobald es ihnen gut geht, also die Umweltbedingungen stimmen. In der Natur ist das absolut ausreichend, eine Übervermehrung zu vermeiden, denn Greifvögel und andere Beutegreifer holen sich ein Teil der Degus, außerdem gibt es immer wieder Mangelzeiten, wo Degus hungern, wo sie dann keine Jungen mehr bekommen ... schaut man sich das Klima in Chile an, sind die Zeiten, wo gute Bedingungen herrschen, sogar recht selten ... dementsprechend selten bekommt ein Deguweibchen Junge.

Ein Halter ist verpflichtet, seine Tiere so unterzubringen, daß es ihnen gut geht - d. h. den Tieren geht es immer gut und es gibt keine Beutegreifer, die zuviel Degu abschöpfen würden, d. h. die Degus vermehren sich über das natürliche Maß hinaus, ein Deguweibchen kann so locker mehrere Würfe im Jahr bekommen, zumal sie aufgrund der guten Bedingungen schon kurz nach der Geburt wieder gedeckt werden.
Die Folge sind durch viel zu häufige Geburten ausgezehrte Weibchen. In Gefangenschaft sollten deshalb auch gleichgeschlechtliche Gruppen zusammengestellt oder aber die Männchen kastriert werden, damit das eben nicht passiert.
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 25.10.2006 18:10    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Zitat:

Degus bekommen Junge, sobald es ihnen gut geht, also die Umweltbedingungen stimmen. In der Natur ist das absolut ausreichend, eine Übervermehrung zu vermeiden, denn Greifvögel und andere Beutegreifer holen sich ein Teil der Degus

Den Raubtieren fallen vor allem erwachsene Degus zum Opfer. Die Jungtiere haben eine erstaunlich hohe Überlebensquote. Daher gibt es bei Degus viele juvenile und subadulte Degus, aber nur wenig ältere Tiere.
Der Grund liegt vermutlich darin, dass ihre Hauptfeinde, die Culpeofüchse (Pseudalopex culpaeus) grosse Beutetiere (eben erwachsene Degus) bevorzugen und verschonen dementsprechend Jungtiere, so zumindest die Vermutung der Forscher.

Gekoppelt an die Reproduktion ist die Verfügbarkeit von energiereicher, proteinhaltiger Nahrung. Fehlt diese, so reduzieren sie ihren Stoffwechsel auf ein Minimum und pflanzen sich nicht fort. Da aber Futter in Gefangenschafthaltung nicht eingeschränkt ist, fällt ein wichtiger Grund weg, weshalb Degus in Gefangenschaft ihre Reproduktion einstellen sollen. Dies kann vielleicht vereinzelt der Fall sein, aber darauf würde ich mich nicht verlassen, da es auch schief gehen kann, wie viele ausufernde Deguzuchten zeigen, die meist damit enden, dass sie aufgelöst werden und die 60 Tiere, die mal aus 3...4 Degus entstanden dringend in Tierheimen und bei engagierten Deguhalter untergebracht werden müssen.
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Octodon
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BeitragVerfasst am: 25.10.2006 18:25    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Richtig. Ich wollte vorhin eigentlich noch was ergänzen, nachdem ich dieses 1-Satz-Posting abgesendet habe, bin aber von abgekommen.

Das mit der Geburtenregulierung greift natürlich in erster Linie auf in Gefangenschaft gehaltene Tiere nicht. Aus nun ausreichend erklärten Gründen Wink
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 25.10.2006 20:40    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Bei einigen Exoten soll es angeblich funktionieren. Allerdings weisen auch hier die erfahrenen Exotenhalter darauf hin, dass man sich in Gefangenschaft auf solche Mechanismen nicht verlassen könne und raten daher gerade bei unerfahrenen Halter davon ab.
Letztlich wäre eine solche Haltung bei vielen sozialen Arten (Degus aus oben genannten Gründen ausgeschlossen) aus der Sicht einer natürlichen und artgerechten Haltung zwar die beste Variante, zumal die Tiere ihr ausgeprägtes Sozialverhalten besser ausüben und den Jungen dieses auch besser und intensiver weitergegeben wird. Aber auf der anderen Seite muss man eben auch ganz klar sehen, dass sich diese Tiere gerade in Gefangenschaft auch gut vermehren und man dann eben den Nachwuchs auch irgendwie vermitteln können muss. Bei kurzlebigen Tieren ist das vielleicht nicht ganz so problematisch, sofern sie ihre Fortpflanzung tatsächlich reduzieren, aber bei langlebigen Tiere ist das erst recht ein Problem, da die neuen Generationen nicht einfach die alten ablösen sondern parallel sich weiter fortpflanzen und dann kommt noch dazu, dass es eben wie schon erwähnt, öfters zu Entgleisungen kommt und die Vermehrung ausser Kontrolle gerät oder weniger spektakulär, aber umso häufiger und ebenso problematisch, dass viele Leute Nachwuchs produzieren und sich zuvor gar keine oder nur ungenügend Gedanken darüber machen, wer ihnen diesen Nachwuchs dann abnehmen soll. So kommt es gerade bei Modetieren, bei denen es mehr Angebote gibt als Nachfrage zu Problem-Nachwuchs, der sich nicht vermitteln/verkaufen lässt und öfters werden solche Tiere leider dann auch auf Tierheime abgeschoben oder gar ausgesetzt.
Zwar sind solche Methoden bei einigermassen seriösen Züchtern verpönt, aber es gibt zum einen genügend unseriöse (sie machen bei den meisten populären Kleinsäugern den Hauptteil der Züchter und Vermehrer aus) und zum anderen wäre es auch denkbar, dass der eine oder andere dieser einigermassen seriösen Züchter sich vielleicht dann doch zu solchen Massnahmen verleiten lässt, wenn die Not gross ist.
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 25.10.2006 21:53    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Solche natürlichen Fortpflanzungsschranken werden in Gefangenschaftshaltung sehr schnell vermehrerisch ausgehebelt (züchterisch kann man ja wohl in dem Fall nun wirklich nicht sagen), denn es kommt immer mal ein Weibchen vor, welches diese Fortpflanzungsschranke nicht hat.

In der freien Natur sterben solche Weibchen meist schon nach dem ersten zu ungünstiger Zeit geborenen Wurf samt ihren Jungen, sie haben keine Chance, ihr Erbgut weiterzugeben.

Unter Gefangenschaftsbedingungen aber überleben diese Weibchen nicht nur, sondern Mensch freut sich auch noch über den unverhofften vielen Nachwuchs - und verbreitet ihn dann auch noch. Innerhalb kurzer Zeit können die Nachkommen mit diesem Gendefekt, denn nix anderes ist der Wegfall der Fortpflanzungssperre, sich ausbreiten, viel schneller wie die Nachkommen von Müttern mit Fortpflanzungsschranke.
Die Folge - z. B. mongolische Rennmäuse, die sogar in einem Hamsterknast, wo sie nun wirklich gar keinen Platz drin haben, einen Wurf nach den anderen bringen ... ursprünglich hat man die mongolische Rennmaus nur dann zur Nachzucht bringen können, wenn sie sehr viel Platz hatte ...

Eine weitere Art, die wohl ursprünglich mal ne Fortpflanzungsschranke hatte, ist der syrische Goldhamster - bei dem wurde innerhalb weniger Generationen diese Fortpflanzungsschranke weggezüchtet, um ein äußerst fruchtbares Labortier zu haben. Erst als solches fand der Goldhamster Einzug in die Wohnstuben.

Fast alle Nager, die in Gefangenschaft häufiger gehalten werden, haben deshalb definitiv keine Fortpflanzungsschranke mehr ... selbst den Steppenlemming kann man inzwischen in Großproduktion in kleinsten Käfigen vermehren lassen, und das war wohl vor ein paar Jahren noch nicht möglich.
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BeitragVerfasst am: 26.10.2006 22:06    Titel: Re: Neugeborenen-Ernährung bei leider gestorbener Mutter ?! Antworten mit Zitat

Ich glaube wir sind etwas abgeschweift vom Thema mit unserer Kleinsäuger-Ökologie und Reproduktions-Diskussion Wink.
Trotzdem ist es ein sehr spannendes Thema was die Antworten zeigen.

Um nochmals auf die Fortpflanzungsschranken von Kleinsäugern in der Gefangenschaft zurückzukommen... insbesondere bei Rennmäusen, da gibt es diesbezüglich ja auch einen Trend der sowas wiederum ermöglichen würde. Seit einiger Zeit sind sogenannte "Wildmongolen" sehr beliebt bei Rennmauszüchter. Die Idee ist einfach, bei den Wildmongolen handelt es sich um Nachkommen von Wildfängen, die möglichst natürlich versucht werden zu reproduzieren, die sonst oft angestrebte Farbenzucht will bei dieser Zucht gezielt vermieden werden, ebenso wichtig ist eine gute Sozialisation der Jungtiere. Die Wildmongolen zeichnen sich daher damit aus, dass sie ihren wilden Artgenossen ähnlicher sind. Sie sind sozialer untereinander und weniger menschenfixiert (vermutlich ist das auch ein Merkmal, das bei der gezielten Farbenzucht ebenfalls gefördert wurde, da die Tiere ja möglichst zahm sein sollen, damit man sie anfassen kann). Die Zuchtziele sind also nicht eine (verzüchtete) Tierpopulation zu züchten, die bestens an den Menschen angepasst sind (und dafür untereinander sich nicht verstehen), sondern die Tiere sollen möglichst ihre natürlichen Eigenschaften bewahren und dementsprechend gehalten werden. Aber auch den Wildmongolen droht das selbe Schicksal, wenn sich daraus ein Boom entwickelt, welcher entkoppelt von der dahinter stehenden Idee letztlich dem dann entgegenwirkt. In den Händen von unseriösen Züchtern und Vermehrern werden die Tiere bestimmt bald mit beliebigen anderen Tieren mit schlechteren Erbveranlagungen (im Sinne von grösserer Anfälligkeit für div. Erbkrankheiten) gepaart... das ist schade, aber es gibt leider zu viele Leute, denen fundamentales Wissen fehlt und durch solche Aktionen zu den uns bestens bekannten Missstände beitragen.

@docchris
Und wie geht es den Kleinen? Klappt es mit der Milch? Nehmen sie schön zu?
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