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atropa belladonna Freak
Anmeldungsdatum: 02.12.2008 Beiträge: 1252
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Verfasst am: 29.05.2011 17:11 Titel: [Pflanzen/Saatgut] F1 Hybriden schlecht - warum? |
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Manchmal übernimmt man gewisse Dinge, dann werden sie zur Gewohnheit und irgendwann hat man vergessen, warum man es eigentlich so macht.
So geht es mir bei Pflanzen und Saatgut mit F1 Hybriden. Die meide ich, solange ich zurückdenken kann, denn irgendwie muß ich die mal vor Urzeiten als schlecht abgestempelt haben. Und mittlerweile weiß ich nicht mehr warum. *g*
Gugel war mir eine schwache Hilfe, bzw. habe ich dort wenig gefunden, dass obige These objektiv stützt. Denn eigentlich sind es ja nur die herausgezüchteten besten Eigenschaften zweier (in diesem Fall) Pflanzen. Ansich sehe ich da nix verwerfliches dran.
Ich selbst benutze fast ausschließlich Bingenheimer Saatgut, die kommen ganz ohne dieses F1 Gedöns aus. Nun bin ich verwirrt und bräuchte etwas Aufklärungshilfe. Vielen Dank. _________________ "Manche führen,
manche folgen"
(Rammstein) |
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Noraja Freak
Anmeldungsdatum: 25.04.2010 Beiträge: 663 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 29.05.2011 19:12 Titel: |
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Hallo,
ich kenn mich eigentlich überhaupt nicht aus.
Aber so aus vom Gymnasiumbiologieunterricht her dürfte F1 die erste Fillialgeneration sein, d.h die direkten Nachkommen von zwei gekreuzten, verschiedenen Sorten.
Das "Problem" bei solchen Pflanzen könnten die Nachkommen der Hybriden sein, die anders werden könnten als ihre Eltern, da sie ja das Erbgut von zwei Sorten tragen. Aber ob und inwiefern das ein Problem ist, weiss ich auch nicht. Oder dann die Züchtung an sich?, wobei die bei "reinrassigen" Sorten ähnlich läuft, nur dass man dort nicht die Bestäubung innerhalb derselben Sorte verhindern und alles von Hand bestäuben muss. (was bestimmt zu einem höheren Preis führt)
Liebe Grüsse
Lina _________________ www.kaninchen-info.de |
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 29.05.2011 22:56 Titel: Re: [Pflanzen/Saatgut] F1 Hybriden schlecht - warum? |
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Huhu,
ich denke der ursprüngliche Gedanke dahinter dürfte vermutlich die häufig minderwertige Samenqualität von F1 Hybriden sein. Durch die Kombination (meist reiner Sortenlinien) wird der Umstand genutzt, dass daraus besonders ertragreiche, vitale etc. Nachkommen gibt, welche es aber oft mit dem Nachteil verminderter Reproduktionsfähigkeit erkaufen. Ob die tauben Samen auch ein Problem der F1-Thematik ist, weiss ich nicht, aber ich könnte es mir gut vorstellen (abgesehen davon, dass es gerade unter den Korbblütengewächse auch Pflanzen gibt, die andere Formen der Fortpflanzung teilweise bevorzugen).
Im Prinzip sind es halt zwei Philosophien zwischen den Hybridsorten und den reinen Sorten. Die einen sollen möglichst ertragreich sein oder sonstwie positive Merkmale vereinen und kommen daher häufig in der modernen Landwirtschaft zu Einsatz, während bei der Kultivierung der Sorten die Überlegung im Zentrum steht, Sortenvielfalt zu bewahren und damit jeweils verbunden, typische Eigenheiten der jeweiligen Sorte. Die anpassungsfähigen Sorten bringen bessere Leistungen unter weniger günstigen Bedingungen, während in der industriellen Anbauweise die Überlegung ja in die andere Richtung geht. Mit viel Aufwand wird eine standardisierte Bedingung auf dem Acker geschaffen, die es Hochleistungssorten/Hybriden einfacher machen soll, dass sie gedeihen. Und darin widerspiegelt sich interessanterweise auch wieder die Philosophie der Menschen, die einen, welche die Natur beherrschen wollen, die anderen, welche mit der Natur arbeiten... _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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atropa belladonna Freak
Anmeldungsdatum: 02.12.2008 Beiträge: 1252
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Verfasst am: 30.05.2011 08:48 Titel: Re: [Pflanzen/Saatgut] F1 Hybriden schlecht - warum? |
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Vielen Dank für Eure Antworten.
Jetzt weiß ich Bescheid
Lustigerweise gibts aber auch F1 Hybriden in Bioqualität. Je nach Sichtweise sind die dann entweder die eierlegende Wollmilchsau oder ein Oxymoron..... _________________ "Manche führen,
manche folgen"
(Rammstein) |
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Vanessa87 Ökomöke
Anmeldungsdatum: 12.01.2008 Beiträge: 1474 Wohnort: D - Leverkusen
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Verfasst am: 23.08.2011 17:25 Titel: |
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Huhu,
ich kann die Seite des Bingenheimers leider nicht aufrufen. Habe es gestern Abend und heute vergeblich versucht. Jegliche Seiten funktionieren nicht... Gibt es eventuell noch andere die ausschließlich genfrei und F-frei arbeiten? Das wäre echt supi. Möchte nämlich nächstes Jahr auch alles "rein" haben _________________ Ein Hund braucht sein Hundeleben.
Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit, sie zu bekommen!
Robert Lembke |
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atropa belladonna Freak
Anmeldungsdatum: 02.12.2008 Beiträge: 1252
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Verfasst am: 23.08.2011 17:32 Titel: |
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Eine Alternative fällt mir ad hoc auch nicht ein. Wenn Du jedoch nicht anderweitig fündig wirst, kann ich Dir hier was von mir abgeben. Ich hab noch jede Menge Samen (kann natürlich nicht versprechen, dass alles dabei ist, was Du suchst). _________________ "Manche führen,
manche folgen"
(Rammstein) |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 23.08.2011 19:26 Titel: Re: [Pflanzen/Saatgut] F1 Hybriden schlecht - warum? |
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F1-Hybride heißt erstmal einfach nur die erste Tochtergeneration einer Kreuzung zweier Sorten oder Arten. Daran ist nix verwerfliches, tut die Natur auch ... solange der Chromosomensatz beider Elternteile gleich und kompatibel ist, gibts auch keine Einbußen in der Fruchtbarkeit der Samen. Solange die Sorten oder Arten, aus denen eine F1-Hybride erzüchtet wird (oder entsteht, weil sie durch natürliche Kreuzung entsteht), sind alle Kinder gleich ... ähnlich den F1-Hybriden bei durchgezüchteten Tierrassen ja auch. Sie haben die gleichen Eigenschaften, Farbe, Größe, Anpassungsfähigkeit etc. Wenn natürlich, wie in der Natur üblich, die Ausgangsarten schon sehr variabel sind, sinds die daraus entstehenden F1-Hybriden auch - und bringen unsere Botaniker zum Verzweifeln, weil eine Zuordnung zur Elterngeneration bei solch variablen Arten kaum noch möglich ist.
Man nutzt F1-Hybriden schon seit der Steinzeit, ohne daß man damals wußte, was man da macht ... fast alle alten Kultursorten sind aus F1-Hybriden erzüchtet worden, man denke hier nur an den Saatweizen (Triticum aestivum), der aus der Kreuzung Wildweizen (Triticum tauschii) und einer der Emmervarianten (Triticum dicoccon z. B.) entstand. Hier hat es auch mal eine F1-Hybride gegeben, nämlich den ersten Saatweizen der Welt. Nun haben die Ausgangsarten unterschiedliche Chromosomensätze, die im Saatweizen einfach addiert sind ... man weiß bis heute nicht, ob diese erste Hybride durch menschliches Zutun oder spontan in freier Wildbahn entstand, möglich sind beide Erklärungsansätze.
Der Emmer ist übrigens auch schon so eine Hybride, auch er entstand mal aus einer F1-Hybride, dem ersten Emmer, der je entstand ... diesmal allerdings war der Mensch mit Sicherheit so unschuldig daran wie ein Baby, das war eine spontane Hybridisierung in der Natur auf grüner Wiese (oder ausgedörrter Steppe, weiß man nicht so genau) - und da auch hier sich die Chromosomensätze der Eltern addiert haben, blieb der Emmer stabil, den gibts noch heute in allen möglichen Varianten, einschließlich der Wildform (Triticum dicoccon)
Kauft man sich normale F1-Hybriden, sehen die alle gleich aus - eine Mischung der Merkmale der Elterngeneration. Nimmt man von der F1-Hybride Samen und säht die aus, entstehen Pflanzen mit den Merkmalen der F1-Hybride und Pflanzen, welche die Merkmale der Elternpflanzen zu unterschiedlichen Anteilen haben werden (das heißt, wenn jegliche Bestäubung anderer kreuzbarer Pflanzen außer der F1-Hybride ausgeschlossen ist).
Anders bei dem, was mit dem Weizen entstand ... werden F1-Hybriden erzeugt, welche aus der Addierung von Chromosomensätzen unterschiedlicher Sorten, Arten oder gar Gattungen entstehen, sind auch die Enkel und Urenkel alle mit den gleichen Eigenschaften ausgestattet, wie die F1, die spalten sich nicht mehr in die Elternmerkmale auf.
Es gibt jedoch, wie von Vielem, auch von dem Konzept der Hybridisierung die moderne Perversion, denn, wenn man Pflanzensorten so züchtet, daß zwei miteinander inkompatible Sorten entstehen, so, daß die F1 unfruchtbar ist und die Nutzeigenschaften der Eltern hat, kann man diese F1 prima jedes Jahr aufs neu verkaufen. Das ist ein Riesengeschäft - fast alle unserer in Monokultur angebauten Feldfrüchte sind inzwischen solcherart F1-Hybriden. Aus denen kann man keine Nachkommen mehr gewinnen. Und selbst wenn man das seltene Glück haben sollte, daß man doch ein fertiles Pflänzchen darunter hat, so sind die daraus entstehenden Enkel und Urenkel alles andere wie fruchtbar und robust ...
Die ersten solcher unfruchtbaren Hybriden, die bewußt gezüchtet und verbreitet wurden, gabs übrigens gar nicht bei Nutzpflanzen, sondern bei Rosensorten und das schon im 18.Jhr.
Die Natur hat auf diese unfruchtbaren F1-Hybriden eine ganz eindeutige Antwort, sie können sich nicht weitervermehren, bleiben also Einzelfälle, entstehen, sterben wieder aus, entstehen, sterben wieder aus. Stört da keinen (außer ein paar rätselnden Botanikern) - klar, da wirds ja auch nicht für den schnöden Mammon ausgenutzt und geziehlt in riesigen Mengen hergestellt.
... nächster Schritt war dann das geziehlte Übertragen von einzelnen Genen auf die Ausgangssorten von F1-Hybriden, dieserart gentechnisch veränderte Pflanzen haben nun auch noch bevorzugt die Resistenz gegen bestimmte Spritzmittel, sind aber sonst recht anfällig ... man hat das wohl noch nicht so wirklich im Griff (oder sollten die Stoffwechselstörungen dieser so kreierten F1-Hybriden eventuell beabsichtigt sein, damit sie nur mit bestimmten Düngemitteln wachsen? - Ein Schelm, wer dabei Übles denkt ... )
Egal - das ist ein noch viel größeres Geschäft!
Hier kann man dann gleich noch das passende Spritzmittel und auch noch die passenden Düngemittel mitverkaufen. Ohne passende Spritz- und Düngemittel wird dat nix mit Ernte ... und da ein einziges Unternehmen, nämlich der Entwickler dieser Pflanzen, zufälligerweise gleich die passenden Spritz- und Düngemittel herstellt, hat es ein ganz eigenes Monopol ... jetzt muß nur noch für die weltweite Verbreitung von diesem Erbgut gesorgt zu werden, und alle Nutzpflanzenzüchter, die diese Pflanze herstellen, sind glücklich ... die Anbauer nicht immer, wie man in Indien beispielhaft sieht.
Aufgrund dieser Perversion sind die F1-Hybriden in Verruf gekommen ... zumal man nie weiß, ob jetzt bewußt inkompatible Sorten zu unfruchtbaren F1-Hybriden gekreuzt wurden, es sich um Wildhybriden handelt oder aber die ganz normale Lust am Kreuzen von hübschen Blümchen seit urdenklichen Zeiten ist ... _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Vanessa87 Ökomöke
Anmeldungsdatum: 12.01.2008 Beiträge: 1474 Wohnort: D - Leverkusen
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Verfasst am: 23.08.2011 23:08 Titel: |
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Zitat: | Aufgrund dieser Perversion sind die F1-Hybriden in Verruf gekommen ... zumal man nie weiß, ob jetzt bewußt inkompatible Sorten zu unfruchtbaren F1-Hybriden gekreuzt wurden, es sich um Wildhybriden handelt oder aber die ganz normale Lust am Kreuzen von hübschen Blümchen seit urdenklichen Zeiten ist ... |
Hey Murx,
danke für deine ausführliche Antwort
Und genau deswegen würde ich lieber auf F1 Geschichten verzichten wollen, eben weil man nicht eindeutig sagen kann, was oder wer dahinter steckt...
Da es diese Bingenheimer-Saaten wohl nicht mehr gibt, würde mich halt eine andere Alternative interessieren. Besonders möchte ich Kartoffeln und Tomaten anpflanzen. Bin ja schon so stolz, dass ich 3 kräftige Pflänzchen der "Gelben Johannisbeere" (alte Tomatensorte) hier habe, die schon ordentlich Früchte gebildet haben. _________________ Ein Hund braucht sein Hundeleben.
Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit, sie zu bekommen!
Robert Lembke |
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atropa belladonna Freak
Anmeldungsdatum: 02.12.2008 Beiträge: 1252
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Verfasst am: 24.08.2011 08:29 Titel: |
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Vanessa87 hat Folgendes geschrieben: |
Da es diese Bingenheimer-Saaten wohl nicht mehr gibt, würde mich halt eine andere Alternative interessieren. |
Doch, die gibts bestimmt noch. Vermutlich haben sie nur ein Problem mit ihrer Website. Du könntest dort auch mal anrufen, die Telefonnummer lautet 06035-18990.
Zitat: | Besonders möchte ich Kartoffeln und Tomaten anpflanzen. Bin ja schon so stolz, dass ich 3 kräftige Pflänzchen der "Gelben Johannisbeere" (alte Tomatensorte) hier habe, die schon ordentlich Früchte gebildet haben. |
Kartoffeln hat Bingenheimer aber wohl nicht. Nur Saatgut. Für Kartoffeln und Zwiebeln kann ich Dir den Biogartenversand Jeebel empfehlen. Dort hab ich auch meine Kartoffeln und Zwiebeln gekauft.
Von der Golden Currant kannst Du die Samen ernten und wiederverwenden, sofern es nicht diese Hybriden sind (wovon ich aber nicht ausgehe). Gleiches gilt für sämtliche Samen aus Pflanzen der Bingenheimer. Bin die Tage schon ordentlich mit dem Tütchen herumgelaufen. _________________ "Manche führen,
manche folgen"
(Rammstein) |
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Vanessa87 Ökomöke
Anmeldungsdatum: 12.01.2008 Beiträge: 1474 Wohnort: D - Leverkusen
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Verfasst am: 24.08.2011 09:19 Titel: |
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Huhu,
den Jebel habe ich auch schon gefunden - wegen seiner tollen Kartoffelvielfalt. Leider sind alle alten Sorten ausverkauft _________________ Ein Hund braucht sein Hundeleben.
Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit, sie zu bekommen!
Robert Lembke |
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