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Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 08.10.2009 21:06    Titel: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Hallo zusamen,

ich habe mal ein paar Fragen zu Stärke und Trockenfutter.

Also, erstmal zur Stärke...

Sind stärkehaltige Futtermittel wie Kartoffeln, Getreide und Brot wirklich so schädlich, wie immer behauptet wird? Turcek schreibt ja, dass Wildkaninchen auch reifes Getreide fressen und früher wurde an die "Stallhasen" ja auch Kartoffeln und hartes Brot verfüttert. So schlecht kann es also nicht sein, oder? Mir ist klar,dass man es nicht täglich in großen Mengen und nur als Ergänzung zum Frischfutter fütern sollte. Aber wo liegt die Grenze?

@Andreas: du empfiehlst ja auf deiner Seite ein gut strukturiertes Trockenfutter als Ergänzung. Sollte man auch Kaninchen in Innenhaltung zusätzlich Trockenfutter füttern? Woher weiß ich, ob ich Trockenfutter zufüttern sollte?
Hier mal ein kurzer Einblick in meine Fütterung: Paula bekommt zurzeit dreimal täglich eine Protion Wiese, dazu Küchenkräuter, verschiedene Gemüsesorten und Heu ad libitum. Als Ergänzung getrocknete Kräuter (Kamille, Brennessel, Erdbeerblätter, Distel, Schafgarbe), grünes Getreide (im ganzen, Halm und Ähre) und ein wenig Erbsenflocken, auch mal hartes Brot. Frische Zweige mit Blättern gibt es einmal in der Woche.

Folgende Gemüsesorten verfüttere ich (nicht alles auf einmal, sondern immer mal anders gemixt):
Möhren mit Kraut
Kohlrabi und Blätter
Friseesalat
Petersilienwurzel
Fenchel
Sellerie
Eisbergsalat
Chicoree
Brokkoli und Blätter
Blumenkohlblätter
Radieschenblätter

Was meint ihr, ist das ausgewogen genug? Ich bin ziemlich unsicher, was die Fütterung angeht, weil man immer wieder was anderes liest. Confused

Noch was zum Trockenfutter:
In den zahlreichen Kaninchenforen lese ich imer wieder, während der Futterumstellung solle man das Frischfutter mit 2 Stunden Abstand zum Trockenfutter füttern. Da das Trockenfutter sonst im Magen aufquillt. Das klingt ja auch ziemlich logisch. Aber irgendwie wird da immer das Trinkwasser vergessen. Ich konnte das bei meinem Kaninchen beobachten. Als es noch überwiegend Trockenfutter fraß, hat es nach jeder Mahlzeit große Mengen getrunken (wahrscheinlich um den entstanden Flüssigkeitsmangel auszugleichen). Und zwar sofort und nicht erst 2 Stunden danach! Und nun? 2 Studen lang jeglichen Zugang zum Trinkwasser verwehren? Augenrollen Ist diese Abstand-Regel nicht etwas übertrieben?

Ich hoffe, ihr könnt meine Fragen beantworten.

Liebe Grüße von Wildkaninchen Smile
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 09.10.2009 08:43    Titel: Re: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Zitat:

Sind stärkehaltige Futtermittel wie Kartoffeln, Getreide und Brot wirklich so schädlich, wie immer behauptet wird?

Wenn du frische Kräuter, frischgeschnittene Zweige unterschiedlicher Bäume, frisches Gemüse und Obst ad lib fütterst, nein ...
Wenn du deine Kaninchen mit Heu ist das Brot für Kaninchen und rationiertem Frischfutter fütterst - ja
Wenn du deine Kaninchen mit Pellets und rationiertem Frischfutter fütterst - ja

Der Grund ist einfach, bei ersterer Fütterung haben die Kaninchen alles, was sie brauchen, sie nehmen nicht mehr der stärkehaltigen Futtermittel auf, wie ihnen bekommt. Insbesondere Kartoffeln und Getreidekörner im Spelz werden hier nur saisonal, wenn überhaupt, in größeren Mengen gefressen, Brot dagegen wird von vielen Kaninchen ganzjährig angenommen. Dazu ist allerdings zu sagen, daß Brot, wie wir es heutzutage beim Bäcker oder im Laden kaufen können, nix mehr mit den Sauerteigbroten von früher zu tun haben - noch vor dem 18. Jhr gab es nur Brot, welches mit wildem Sauerteig gebacken wurde, mit der Industrialisierung kamen immer mehr Verfahren hinzu, welche die Sauerteigführung beschleunigten oder aber sauerteigfreie Brote hervorbrachten ... Brote aus wildem Sauerteig sind sowohl für den Menschen, als auch für das Kaninchen bekömmlicher, die modernen Industriebrote machen selbst in kleinen Mengen krank - und hier kommt es nur noch auf die individuelle Resistenz von Mensch und Kanin an, ob schon eine Scheibe getrocknetes Brot in der Woche krank macht, oder ob sogar zwei Scheiben pro Tag vertragen werden ... Kaninchen, die naturnah ernährt werden, erkennen dies jedoch und lassen nach dem ersten Bauchgrimmen das Brot liegen oder schälen dir die Zweige und Äste und fressen vermehrt Blätter, um entsprechend mit den Gerbsäuren den Magen und Dünndarm gegen Überwucherung durch Mikroorganismen zu schützen und mit den durch Bakterien freiwerdenden Phenolen aus dem Lignin des Holzes und der Rinde den Dickdarm zu schützen.

Wenn Heu als Hauptnahrung oder Pellets als Hauptnahrung gefüttert werden, ist weder die Nährstoffversorgung wirklich sichergestellt, noch ist sichergestellt, daß die Kaninchen bei Bauchgrimmen auf andere, besser verträgliche Futtermittel ausweichen können. Sie fangen also nun an, stärkehaltige Futtermittel aufgrund ihrer Nährstoffe oder aufgrund der magensäureregulierenden Eigenschaften zu futtern - und verschlimmern die durch Heu und Pellets schon vorhandenen Schäden im Darm damit! Die Folge können nun Koliken, Durchfall, Matschkot, hohe Anfälligkeit für Darminfektionen einschließlich Kokzidiose und Co sein ... kommt halt auf die individuelle Resistenz der Kaninchen an, ob sie auch das noch irgendwie wegstecken können, oder ob das nicht mehr ausreicht ...

Du fütterst garantiert gut strukturiertes Trockenfutter: Heu! Very Happy
Gemeint ist von Andreas ein Zusatzfutter, welches genau das, was in der im Winter abwechslungsarmen Fütterung alle Nährstoffe enthält, die im Gemüse halt nicht drin sind ...
Braucht man weder bei Draußentieren noch bei Innentieren, ich selbst hab jahrelang keine Sämereien zugefüttert, ohne jemals Mangelerscheinungen oder herabgesetzte Vitalität gehabt zu haben ... es ist alles drin in einer wenig abwechslungsreichen Kohl-Möhren-bischen anderes Gemüse-bischen Obst-Heu-Winter-Ernährung.
Allerdings möchte ich hier anmerken, naturnah ist eine solche Fütterung nicht! Es fehlt das saisonale Angebot an Sämereien! Und insofern hat halt Andreas doch wieder Recht, wenn er im Herbst und Winter Sämereien zufüttert. Kaninchen fressen nunmal saisonal im Herbst und weit in den Winter hinein vermehrt Sämereien, Knollen und Früchte, je nach Angebot.
Gerade bei Innenhaltung kannst du das übrigens auch Ausnutzen, um überhaupt deinen Kaninchen ein wenig mehr Saisonalität zu bieten - du fütterst im Sommer so viel Wiese, wie deine Kaninchen sie nie auffuttern können, im Herbst zur Wiese vermehrt Obst und Sämereien, im Winter keine Wiese (woher denn auch?), sondern als Ersatz Blattgemüse, zusätzlich eben Wurzelgemüse, Knollengemüse, Obst und Sämereien und deutlich mehr Äste und Zweige, auch von Nadelgehölz, im Frühling keine Sämereien mehr, kaum Obst, kaum Knollen, dafür möglichst viele Kräuter und Blattgemüse, bis es mit dem Sommer wieder mit Wiese weitergeht ...
Damit kommst du dem, was wildlebende Kaninchen im mitteleuropäischen Raum futtern, schon sehr nahe.
Den Rest zeigt dir die Beobachtung deiner Kaninchen - sie zeigen dir sehr genau, was sie brauchen. Du hast dabei das, was sie an Futter wählen genauso, wie ihr Gesamtverhalten und den Griff ins Fell. Wird viel Heu gefressen, weichst du irgendwo von der angestrebten "optimalen" Ernährung ab, es fehlt etwas oder die Kaninchen sind krank ... Heu als ein unnatürliches Rauhfutter wird zwar gefressen, aber eben, wenn alles in Ordnung ist, nur sehr wenig.

Was Gemüse angeht, es gibt noch mehr im Laden, was auch erschwinglich ist: Mangold, Spinat, rote Beete (manchmal sogar mit Blättern), Runkelrüben, Pastinaken usw usf. Auch die Radischen selbst, soweit du sie nicht futterst, Meerettich und ähnliches ist gutes Kaninchenfutter ... du kannst eigentlich alles an Gemüse und Obst, außer Avocado, verfüttern, es gibt da keine Tabus. Selbst das Grün von Tomate und Co braucht nicht weggeschmissen zu werden, die Kaninchen wählen, ob sie das brauchen oder nicht. Wichtig dabei ist einzig, das Hauptfutter wäre dann das Blattgemüse und die Kräuter, soweit du welche herbekommst. Bleibt davon also zur nächsten Mahlzeit was über, liegst du richtig und es ist ausgewogen genug.

Zitat:

In den zahlreichen Kaninchenforen lese ich imer wieder, während der Futterumstellung solle man das Frischfutter mit 2 Stunden Abstand zum Trockenfutter füttern. Da das Trockenfutter sonst im Magen aufquillt. Das klingt ja auch ziemlich logisch. Aber irgendwie wird da immer das Trinkwasser vergessen. Ich konnte das bei meinem Kaninchen beobachten. Als es noch überwiegend Trockenfutter fraß, hat es nach jeder Mahlzeit große Mengen getrunken (wahrscheinlich um den entstanden Flüssigkeitsmangel auszugleichen). Und zwar sofort und nicht erst 2 Stunden danach! Und nun? 2 Studen lang jeglichen Zugang zum Trinkwasser verwehren?

Ich finde es immer wieder erstaunlich, welche Weisheiten sich manchmal im Netz verbreiten Very Happy
Bei den Beutegreifern macht das Sinn, Trockenfutter und Frischfleisch mit einem gewissen Abstand zueinander zu verfüttern - allerdings nicht, weil das Futter sonst im Magen aufquillt (das tuts nämlich eh, wird nämlich Magensäure in den Magen gegeben, die genauso zum Aufquellen des Trockenfutters führt, wie Wasser. Wenn das nicht passieren würde, würde insbesondere die Extrudate und Pellets feinzerknackt, wie sie nunmal sind, an den feuchten Magenwänden kleben bleiben und erst gar nicht mehr in den Darm weitergeschoben werden können), sondern weil Frischfleisch und Trockenfutter sehr unterschiedliche Magensäurekonzentrationen erfordern und sehr unterschiedliche Darmpassagezeiten haben. Für Frischfleisch wird grob gesagt eine starke Ansäuerung im Magen gebraucht, wenn eine derartige Säurekonzentration für Trockenfutter hergestellt werden würde, würde die Säure die Magenwände angreifen. Was auch für Kaninchen gilt, so ein fein zermahlenes Industriefutter braucht erheblich viel länger durch den Darm, wie frischzerkaute Pflanzenteile (oder auch Fleisch bei Hund, Katz und Co ... ). Allerdings hängt nach zwei Stunden das Industriefutter immer noch irgendwo im Dünndarm und kommt nicht weiter, während das Frischfutter nun auch nicht weitertransportiert werden kann - das Industriefutter blockiert hier den Weg.
Die Folge ist nun, speziell Frischfutter kommt nun auch nicht weiter, durch das Industriefutter angezüchtete Mikroorganismen fangen an, auch den Frischfutterbrei zu zerlegen und zu futtern und scheißen und pupsen sozusagen Säuren und Gase aus ... es entstehen also Koliken!
Um dieses zu verhindern, wurde früher ganz richtig geraten, das Kaninchen morgens erst mit Heu zu füttern, bis es satt ist - der Darm wird durch die groben, großen Heupartikel regelrecht geschrubbt, danach hatte man dann meist den Industriefutternapf aufgefüllt und abends schließlich Frischfutter gefüttert ... danach kam dann oft nochmal das Nachfüllen des Industriefutternapfes.
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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saloiv
Freak


Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 09.10.2009 12:17    Titel: Antworten mit Zitat

Noch eine Ergänzung.

Die Empfehlung, dass man eine Lücke zwischen Frischfutter und Trockenfutter lässt ist ein Erfahrungswert. Das hat aber nicht den Hintergrund, dass sich Frischfutter nicht mit Trockenfutter verträgt, sondern schlicht und einfach ist die rationierte Fütterung der Übeltäter.

Wenn man das nämlich den Leuten nicht sagt, dann füttern sie meistens ganztägig Heu (klar, das braune Gold Very Happy) und abends gibt es dann Frischfutter und Trockenfutter. Was passiert? Das Kaninchen frisst über den Tag sehr wenig Heu, weil Heu einfach nicht so das ganz wahre Kaninchenfutter ist und freut sich auf den Abend. Abends gibt es dann plötzlich riesige Mengen an gut schmeckenden Futter (Frischfutter und Trockenfutter), das Kaninchen stürzt sich heißhungrig drauf und schlingt ersteinmal runter. Es überfrisst sich schlichtweg was dann zu Verdauungsproblemen führt. Kaninchen brauchen eine recht konstante Nahrungsaufnahme, Futterumstellungen werden nicht gut vertragen. Und wie füttern die meisten? Sie stellen 2x täglich das Futter um: Erst gibt es eine Zeit lang nur Heu, dann eine Zeit lang Frischfutter usw. usf.

Daher sagt man den Leuten nun, dass sie eine Lücke dazwischen lassen, denn das hat sich bewehrt. Aber nicht deshalb, weil sich Trockenfutter und Frischfutter nicht vertragen, sondern aus dem einfachen Grund: Viele Mahlzeiten und verteilte Nahrungsaufnahme ist gesünder als 2 oder eine Mahlzeit in der das Kaninchen sich vollstopft und dann Verdauungsprobleme bekommt.

Das Industriefutter würde ich übrigens durch natürliche Komponenten (Sämereien) ersetzen und dann saisonal anbieten.
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 09.10.2009 18:51    Titel: Re: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Murx, ich bin beeindruckt! Vielen Dank für die vielen Infos! Smile


Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Wenn du frische Kräuter, frischgeschnittene Zweige unterschiedlicher Bäume, frisches Gemüse und Obst ad lib fütterst, nein ...
Der Grund ist einfach, bei ersterer Fütterung haben die Kaninchen alles, was sie brauchen, sie nehmen nicht mehr der stärkehaltigen Futtermittel auf, wie ihnen bekommt.

Ah, okay... So ähnlich hatte ich mir das schon gedacht. Also kann man bei ad lib-Fütterung auch stärkehaltiges füttern. Wenn die Kaninchen genügend Auswahl haben, fressen sie nicht so viel davon, dass es zu Darmproblemen kommt. Richtig so? Paula bekommt übrigends schon immer zusätzlich ein wenig getrocknetes Brot. Es schmeckt ihr und bekommt ihr auch. Kann ich es dann weiterhin füttern?

Zum Gemüse: sind Radieschen und Meerrettich nicht zu scharf?
Ich hatte im "Handbuch der Kaninchenfütterung" schon gelesen, dass man auch Tomaten- und Kartoffelgrün verfüttern kann. Aber ich traue mich das ehrlich gesagt nicht! Mir wurde immer gesagt, dass Tomaten- und Kartoffelgrün giftig ist!!! Oder kommt es da auch auf die Menge an?

Zitat:

Gerade bei Innenhaltung kannst du das übrigens auch Ausnutzen, um überhaupt deinen Kaninchen ein wenig mehr Saisonalität zu bieten - du fütterst im Sommer so viel Wiese, wie deine Kaninchen sie nie auffuttern können, im Herbst zur Wiese vermehrt Obst und Sämereien, im Winter keine Wiese (woher denn auch?), sondern als Ersatz Blattgemüse, zusätzlich eben Wurzelgemüse, Knollengemüse, Obst und Sämereien und deutlich mehr Äste und Zweige, auch von Nadelgehölz, im Frühling keine Sämereien mehr, kaum Obst, kaum Knollen, dafür möglichst viele Kräuter und Blattgemüse, bis es mit dem Sommer wieder mit Wiese weitergeht ...
Damit kommst du dem, was wildlebende Kaninchen im mitteleuropäischen Raum futtern, schon sehr nahe.

Ich beschäftige mich schon lange mit der saisonalen Fütterung und habe es dieses Jahr das erste mal in die Tat umgesetzt (meine alten Kaninchen bekamen immer nur Gemüse und Heu nur ab und zu mal Wiesenpflanzen und frische Kräuter). Nun gab es im Frühling viel Blattgemüse, Obst, Kräuter, jetzt gibts vermehrt Wiese. Mal sehen, wie es im Winter machbar ist. Ich hoffe ja, dass ich dann im Supermarkt die Gemüsereste abstauben kann. Welche Sämereien empfiehlst du denn, Murx?
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 10.10.2009 10:13    Titel: Re: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Zitat:

Wenn die Kaninchen genügend Auswahl haben, fressen sie nicht so viel davon, dass es zu Darmproblemen kommt. Richtig so?

jap, genau ...

Wobei ich an der Stelle nicht verschweigen möchte, daß es Eßstörungen auch bei Kaninchen gibt. Bei verschiedenen Krankheiten, Allergien, Unverträglichkeiten, Stoffwechsel- und Darmstörungen durch unsachgemäße Fütterung und angeborenen Stoffwechselschäden kann es passieren, daß das Selektionsvermögen der Kaninchen außer Kraft gesetzt wird. Das hat zwar erstmal nix mit stärkehaltigen Futtermitteln zu tun, da jedoch bei Kaninchen fast immer durch Fütterungsfehler solche Eßstörungen entstehen und hier von den Kaninchen trotz ad lib Angebot von Kräutern oftmals zuviel stärkehaltige Körner gefressen werden, muß einfach bei neuen Kaninchen gut beobachtet werden, ob es so ist oder nicht. Eine solche durch Industriefutter ausgelöste Eßstörung verschwindet in der Regel innerhalb des ersten halben Jahres ohne Zufütterung von Mehlsaaten, danach reagieren auch diese Kaninchen fast immer genau wie normale, gesunde Kaninchen auch.
Die Beobachtung und der Griff ins Fell bleibt also dem Tierhalter auch bei naturnaher Fütterung nicht erspart ... es ist einfach das A und O der Tierhaltung.

Zitat:

Paula bekommt übrigends schon immer zusätzlich ein wenig getrocknetes Brot. Es schmeckt ihr und bekommt ihr auch. Kann ich es dann weiterhin füttern?

Wenn kein Matschkot auftaucht und sie nicht gluckert, wenn du dein Ohr an ihr Bäuchlein legst - ja, scheint sie zu vertragen. Ist dann halt einfach so wie für uns die Schokolade oder Bonbons, man braucht sie nicht, aber sie schmecken eben ...

Zitat:

Zum Gemüse: sind Radieschen und Meerrettich nicht zu scharf?

Haben deine Kaninchen keine Geschmacksnerven, daß du das für sie entscheiden mußt, was zu scharf ist und was nicht?
Kinder werden doch schließlich auch langsam an scharfe Kost herangeführt und entscheiden selbst für sich, ob es ihnen zu scharf ist oder nicht ... sollten Kaninchen als ausgesprochene Pflanzenfresser, die mit einer ganzen Reihe scharfer Pflanzen (Kohlrabiblätter z. B., oder die Blätter vom Blumenkohl) umgehen müssen, erst recht können, oder?

Was das Tomatengrün und Kartoffelgrün angeht - es gab mal eine Zeit, da hatte ich nicht mal Kartoffeln verfüttert, weil ich eben Angst davor hatte, daß sich meine Kaninchen vergiften. Der Landwirt, auf dessen Grundstück die Buchten standen, hatte da einfach nur den Kopf zu geschüttelt Very Happy
Naja, dann hatte ich meine Kaninchen auf der Weide - und wie immer, wenn ich versuche, etwas anzubauen, wächst alles genau dort, wo es nicht wachsen soll, also Tomaten und Kartoffeln auf der Weide - und davon wurde eben das Kraut ab und an gefressen - ohne daß es den Meerschweinchen oder Kaninchen schadete. Im Gegenteil, die sahen sogar besser aus ...
Erst nach und nach bekam ich mit, daß Kaninchen und Meerschweinchen ziemlich bewußt sogar Solanin als Entwurmungsmittel und Darmreinigungsmittel einsetzen ... tja, und inzwischen wird genau aus diesem Grund von mir bewußt Kartoffelgrün und Tomatengrün mitverfüttert. Das verhindert dann auch zuverlässig, daß sie bei Darmproblemen an unsere heimischen Nachtschattengewächse gehen - die sind nämlich wiederum nicht gut fürs Herz, während Tomatengrün und Kartoffelgrün nur die Wirkung vom Solanin aufweisen und deshalb bevorzugt werden.
Solanin ist dabei von den Tieren sehr gut einschätzbar, es wird selbst bei Hunger nicht zuviel gefuttert, weil es widerlich schmeckt. Ich würd zwar trotzdem nicht einem Kaninchen, was sein Leben lang nur rationiert Frisches bekam, ausgerechnet Tomatengrün anbieten (siehe fütterungsbedingte Eßstörung), aber wenn eben Frisches immer verfügbar ist, haben Kaninchen keine Veranlassung, gefährliche Mengen von solaninhaltigen Pflanzen aufzunehmen.

Meine Empfehlung:
Bis auf die ausgesprochenen Brotgetreide Weizen (Dinkel, Emmer, Grünkern etc) und Roggen sind alle Sämereien erlaubt, wobei auch ruhig neben den Mehlsaaten auch Ölsaaten bei sein sollten. Grundsätzlich gilt, je mehr Saaten in der Mischung, desto weniger passiert, genau wie auch generell in der Fütterung, je abwechslungsreicher die Ernährung, desto gesünder ist sie auch.
Sorghum (Dari und Milo) haben dabei eine recht witzige Eigenschaft ... wird zuviel von gefuttert, wird der Kot sehr hell, bei einigen meiner Kaninchen war er weiß Very Happy
Sind die Kaninchen an Sorghum gewöhnt, normalisiert sich das wieder. Hier scheint das Eiweiß des Sorghum diesen Effekt zu verursachen, es ist schwerer zu zerlegen, wie andere Eiweiße. Andererseits ist gerade dieses Eiweiß wiederum besonders hochwertig. Wer empfindliche Kaninchen hat, kann hier die Verteidigungslücke des Sorghums nutzen und einfach Sorghumkeime verfüttern - der Sorghum liefert nun die passenden Eiweiße zur Zerlegung seiner Reserveeiweiße bei, damit er die in Eiweißbausteine zum Aufbau seiner selbst umbauen kann. Die Enzyme sind im Keimling so aktiv, daß sie schon beim Kauen wirken, so daß im Magen sozusagen vorverdautes Sorghumeiweiß ankommt, welches wiederum von den kanincheneigenen Enzymen zerlegt werden kann - samt der Sorghumenzyme zur Zerlegung des Reserveeiweißes des Sorghums, welche ja auch nix weiter wie Eiweiße sind.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 10.10.2009 21:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Wildkaninchen,

Es wurde ja nun schon vieles beantwortet - so ist das halt, wenn man sich woanders rumtreibt... Smile Trotzdem noch kurz meine Gedanken dazu:

Grundsätzlich muss man die gesamte Fütterung betrachten, um zu beurteilen, ob dieses oder jenes schlecht oder gut ist. Per se sind stärkehaltige Futtermittel für Kaninchen nicht schädlich - das wäre ja eine Katastrophe für wildlebende Tiere (oder auch unsere). Wie Murx bereits schrieb, kommt es eben auf die Umstände an. Unsere Tiere haben den ganzen Tag Grünes vor der Nase. Alles andere ist für sie Ergänzung - je nach Bedarf halt. Sie können selbst entscheiden, was sie wann fressen. Das ist für viele nicht machbar, ich weiß. Die Enzyme für die Verdauung der Stärke sind etwa ab der achten Lebenswoche entwickelt, wenn das Futter auch Stärke enthält. Aber selbst Heu enthält etwas Stärke. Bei allem, was man füttert, spielt wohl die Beschaffenheit eine große Rolle, wenn nicht die größte. Das hat man jetzt übrigens auch beim Menschen festgestellt. Früher waren die Mehle nicht so fein gemahlen wie heute, was Backwaren heute extrem gut verdaulich macht - die Menschen werden immer fetter, weil alles verwertet wird und ein gewisser Ballast fehlt.

Bei Pellets ist zum Beispiel nicht das enthaltene Getreide das Problem, sondern die Pellets Laughing Das heißt, das eigentlich die kleingemahlenen Bestandteile die Ursache für mögliche Darmerkrankungen sind.

Wir geben unseren Tieren ein strukturiertes Trockenfutter - ob das nun nötig ist, darüber scheiden sich die Geister. Ursprünglicher Sinn war, falls etwas in der täglichen Nahrung fehelen sollte, es durch dieses Futter anzubieten. Auf unserer Wiese wachsen nicht so viel Kräuter, das ich davon ausgehen kann, dass sie vollwertig versorgt sind - incl. bestimmter "Giftpflanzen" wie Bärenklau oder Schöllkraut, was wir ja auch gelegentlich im gesammelten Grün mitbringen. Mittlerweile wandelt sich da meine Meinung, weil auch dieses Futter mit künstlichen Beimischungen versehen ist, deren Art und Menge zumindest fragwürdig sind. Unsere Tiere fressen davon zwar nicht viel (trotz des vielen Getreides und Johannisbrot und Melasse...), aber wir machen trotzdem mittlerweile selbst ein Trockenfutter - mit Getreide...Smile

Warum das Trockenfutter? Wie bereits geschrieben, wegen der zusätzlichen Möglichkeit für die Tiere, vor allem im Winter ihre Ration zu ergänzen. Sie haben es ad libitum zur Verfügung, weil sie auch in der kalten Jahreszeit noch von der Wiese fressen und nur geringe Mengen von dem Trockenfutter. Wäre das anders, würden wir es rationieren - vor allem aus Gründen der Wasserversorgung. Das habe ich inzwischen mal auf meiner Seite ergänzt: Link.

Gemüse hat zwar viel Wasser, aber eben wenig Nährstoffe. Im Winter gibt es zusätzlich viel Grün vom Gemüse. Salate füttern wir recht wenig - werden aber auch kaum gefressen. Die Hinweise von Murx sind ja schon sehr ausführlich.

Was diese "Pausen" zwischen irgendwelchen Futtermitteln angeht, benutze ich jetzt mal nicht die Worte, die mir dazu einfallen, nur so viel - unsere Tiere kennen sowas nicht... Smile Die alten Züchterweisheiten resultieren zum großén Teil aus Überlieferungen mit der Buchtenhaltung und wenn die Tiere rationiert ernährt werden. Da kann aber alles mögliche noch eine Ursache für Darmprobleme gewesen sein.

Zitat:
Ich bin ziemlich unsicher, was die Fütterung angeht, weil man immer wieder was anderes liest.

Ich will Dir da nichts einreden oder vorgeben - aber wenn Du Dir Zeit nimmst und die Seiten hier mal durchliest, wirst Du jede Menge Informationen finden. Dann machst Du Dir einen Tee, lehnst Dich entspannt zurück und denkst darüber nach, welche Informationen schlüssiger sind. Und bummms! Hast Du die Lösung... Smile

freundliche Grüße,
Andreas
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 18.10.2009 19:51    Titel: Antworten mit Zitat

@Murx: Sorghum ist Hirse, ja? Könnte man auch Vogelfutter verfüttern (wegen den Sämereien, meine ich)?


saloiv hat Folgendes geschrieben:

Daher sagt man den Leuten nun, dass sie eine Lücke dazwischen lassen, denn das hat sich bewehrt. Aber nicht deshalb, weil sich Trockenfutter und Frischfutter nicht vertragen, sondern aus dem einfachen Grund: Viele Mahlzeiten und verteilte Nahrungsaufnahme ist gesünder als 2 oder eine Mahlzeit in der das Kaninchen sich vollstopft und dann Verdauungsprobleme bekommt.

@Saloiv: Aber du hast ja auf deiner HP die Quellversuche, deswegen verstehe ich das nicht so ganz... Sind diese 2 Stunden Abstand nun kompletter Quatsch? Oder bei portionierter Fütterung berechtigt?
Was sollten nun die machen, die gerade von Trockenfutter auf Frischfutter umstellen, Abstand halten, oder nicht?
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 18.10.2009 23:02    Titel: Re: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Ja Sorghum ist eine Hirseart, sie heisst auch Mohrenhirse und Sorghum ist einfach der Gattungsname, denn die Pflanze heisst Sorghum bicolor.

wie das Pflänzchen aussieht, habe ich hier in Fotos festgehalten:
http://www.degupedia.de/wiki/index.php/Mohrenhirse
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Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE

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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 19.10.2009 09:44    Titel: Re: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Zitat:

Was sollten nun die machen, die gerade von Trockenfutter auf Frischfutter umstellen, Abstand halten, oder nicht?

Trockenfutter weglassen ... dann brauchts auch kein Abstand! Twisted Evil

Industriefutter kann ohne Probleme mit einer Saatenmischung ersetzt werden, bei den meisten Kaninchen sogar von Knall nach Plopp einfach so weggelassen werden, ohne das was passiert. Die Umstellung von einem minderwertigen Futter auf ein hochwertiges Futter verläuft reibungslos. Erst, wenn Kaninchen noch gar nix Frisches kennen, wirds schwierig - aber selbst dann ist es scheinbar günstiger, Industriefutter wegzulassen und Frisches unter Heu oder trockenes Laub zu mixen und anzubieten. Das mit dem vorsichtig Anfüttern macht eh scheinbar nur Sinn, wenn es darum geht, bei der Tierart deshäufigeren vorkommende Unverträglichkeiten herauszufinden (bei Chinchilla die Sämereienunverträglichkeiten, bei Hund und Katz Getreide-, Milchprodukte- und Eiweißunverträglichkeiten)
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saloiv
Freak


Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 19.10.2009 13:32    Titel: Antworten mit Zitat

Wildkaninchen hat Folgendes geschrieben:
saloiv hat Folgendes geschrieben:

Daher sagt man den Leuten nun, dass sie eine Lücke dazwischen lassen, denn das hat sich bewehrt. Aber nicht deshalb, weil sich Trockenfutter und Frischfutter nicht vertragen, sondern aus dem einfachen Grund: Viele Mahlzeiten und verteilte Nahrungsaufnahme ist gesünder als 2 oder eine Mahlzeit in der das Kaninchen sich vollstopft und dann Verdauungsprobleme bekommt.

@Saloiv: Aber du hast ja auf deiner HP die Quellversuche, deswegen verstehe ich das nicht so ganz... Sind diese 2 Stunden Abstand nun kompletter Quatsch? Oder bei portionierter Fütterung berechtigt?
Was sollten nun die machen, die gerade von Trockenfutter auf Frischfutter umstellen, Abstand halten, oder nicht?


Das Futter quillt, egal ob es nun die Magensäure (ist ja auch flüssig) zum quellen nutzt, oder Wasser aus dem Frischfutter, das kommt ziemlich aufs Gleiche raus.
Bei portionierter Fütterung kannst du das Trockenfutter zusammen mit Frischfutter geben, aber nur wenn du mindestens 2-3 Mahlzeiten hast, dann funktioniert das (mache ich auch selber bei Umstellungen). Wenn man hingegen nur einmal täglich Frischfutter füttert und dann noch gleich Trockenfutter dazu, dann wird es kritisch. Aber da kommt es auch auf das Kaninchen an.
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Wildkaninchen
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Anmeldungsdatum: 29.09.2009
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BeitragVerfasst am: 19.10.2009 20:49    Titel: Re: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Idea Jetzt ist alles klar. Vielen Dank, Saloiv!

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Erst, wenn Kaninchen noch gar nix Frisches kennen, wirds schwierig -

Es geht mir ja um die armen Kaninchen-Neulinge, die denken, Kaninchen bräuchten UNBEDINGT Trockenfutter bzw. um die armen Zoohandlungskaninchen, die noch nie in ihrem Leben Frischfutter gesehen haben. Und da heißt es immer: Abstand halten ... langsam anfüttern ... am besten jede einzelne Gemüsesorte eine Woche lang auf ihre Verträglichkeit testen... *seufz* Augenrollen
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 20.10.2009 10:13    Titel: Re: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Jaja ... hab ich auch alles früher gepredigt ... Augenrollen
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Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 10.01.2010 14:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
das Thema ist zwar schon etwas älter, mir sind aber dazu noch ein paar Fragen eingefallen, speziell zu den Sämereien.
Und zwar hatte ich vor einer Weile gelesen, dass ein gewisser Anteil Ölsaaten wichtig ist, da nur so die Aufnahme fettlöslicher Vitamine möglich sei. (Es ging speziell um die Hamsterernährung).
Zitat:
Eine geringen Anteil an der Körnermischung sollten auch ölhaltige Saaten […] ausmachen, da sie u.a. lebenswichtige Vitamine enthalten, zudem ermöglichen sie erst die Aufnahme fettlöslicher Vitamine.
Quelle: „A la carte - Artgerechte Ernährung für Hamster“ von Ralf Sistermann. Rodentia 52, 2009

Gilt das auch für Kaninchen? Oder betrifft das nur die Granivoren wie Hamster und Co? Ich weiß noch, dass wir sogar in der Schule gelernt haben, dass man über Salat immer ein paar Tropfen Öl geben soll, wegen der fettlöslichen Vitamine.

Nun die zweite Frage: In einem Kaninchenforum, in dem ich auch angemeldet bin, tauchte nun mal wieder das Thema Ernährungsumstellung auf.
Die Userin hat zwei Kaninchen, die sie einige Zeit lang fast nur mit Trockenfutter ernährt hat. Eines ihrer Kaninchen frisst weder Heu noch Frischfutter, das andere wenigstens ein wenig Frischfutter. Nun habe ich ihr geschrieben, dass sie das ungesunde Trockenfutter erst einmal mit getreidefreiem Trockenfutter oder noch besser mit einer Saatenmischung ersetzten soll. Dann könne sie anfangen, vermehrt Frischfutter und Heu zu füttern.

Nun kam prompt die Frage, ob man die Saaten nicht auch erst langsam anfüttern solle. Und wenn man plötzlich getreidefreies Trockenfutter anbieten würde, sei es doch so, als würde man sofort absetzten, da das Getreide fehlt. Kann es dadurch denn tatsächlich zu Darmproblemen kommen?

Hier mal der ganze Thread: http://www.zwergkaninchen.net/forum/?tx_mmforum_pi1%5Baction%5D=list_post&tx_mmforum_pi1%5Btid%5D=6094&tx_mmforum_pi1%5Bpage%5D=1
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 10.01.2010 17:38    Titel: Re: Fragen zu stärkehaltigen Futtermitteln und Trockenfutter Antworten mit Zitat

Nein, es ist eines der modernen Ernährungsmythen, daß Fette gebraucht werden, um fettlösliche Vitamine aufnehmen zu können ... und selbst für den Hamster und den Menschen stimmt das nicht, zumindest gibts keine Studie, die diesen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Fetten und besserer Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen bisher schlüssig hätte nachweisen können.

Ist auch unlogisch, denn Säugetiere können sowohl aus Eiweiß als auch aus Zucker in mehreren Schritten Fette herstellen - wenn Fette nötig wäre, daß fettlösliche Vitamine aufgenommen werden, würden diese an entsprechender Stelle im Darm zugesetzt werden ...

Mit den Fetten gibts vielmehr eine ganz andere Sache, weshalb sie für jedes Säuger, auch Kaninchen, lebensnotwendig sind - einige Fettsäuren werden im Körper gebraucht, können jedoch nicht hergestellt werden. Es ist also lebensnotwendig, diese Fettsäuren aufzunehmen. Mit Ölsaaten hat man die Gewähr, daß genügend dieser Fettsäuren aufgenommen werden, allerdings sind für Kaninchen auch genügend dieser essentiellen (also lebenswichtigen und vom Körper nicht herstellbaren) Fettsäuren im Gemüse enthalten.

Wenn von einem Futter gleicher Konsistenz auf ein besseres Futter gleicher Konsistenz umgestellt wird, kann es selbst bei sofortiger Umstellung auf 100% des neuen Futters keine Verdauungsprobleme geben.
Wenn von einem Futter, dessen Energie hauptsächlich auf Kohlenhydratbasis beruht, auf ein Futter umgestellt wird, welches seine Energie hauptsächlich auf Fettbasis oder Eiweißbasis beruht, wird es zu starken Abnahmen bei den Tieren führen, bis die Stoffwechselwege umgestellt sind. Andersherum genauso ...
Wenn von einem Futter, welches seine Energie hauptsächlich auf Eiweiß bereitstellt, auf ein Futter hauptsächlich auf Fettbasis umgestellt wird, oder umgekehrt, passiert nix, weil die Gluconeogenese sowohl bei der Bereitstellung von Energie aus Fett als auch bei der Bereitstellung von Eiweiß gebraucht wird, es beruht also größtenteils auf den gleichen Stoffwechselwegen.
Wenn von einem Futter leichter Verdaulichkeit auf ein Futter schwerer Verdaulichkeit umgestellt wird, nimmt das Tier erstmal ab.

Wenn also von Pellets auf eine Saatenmischung umgestellt wird, wird von einem Futter gleicher Konsistenz (beides ist trocken und quillt recht stark) und leichter Verdaulichkeit auf ein besseres Futter mit schwerer Verdaulichkeit umgestellt => das Tier nimmt erstmal ab, bis es seine Produktion an Verdauungsflüssigkeiten und die Anzahl der Nährstofftransporter in der Dünndarmwand dem neuen Futter angepaßt hat. Meist ist das schon innerhalb weniger Tage passiert und das Tier hält sein Gewicht schon nach einer Woche. Manchmal jedoch ist der Darm durch Pellets und Extrudate so stark geschädigt, daß allein die Reparaturarbeiten der Darmwand bis zu einem Jahr dauern - das Tier nimmt also bis zu einem halben Jahr lang ab.

Getreidefreies Trockenfutter ist übrigens genauso schädlich oder gut, wie getreidehaltiges Trockenfutter mit gleicher Struktur ... getreidefreie Pellets machen die gleichen Schäden, wie getreidehaltige Pellets. Die nehmen sich nicht viel ... und wenn man ein getreidefreies Strukturfutter anbietet (Heu, getrocknete Kräuter), ist das genauso gesund oder ungesund, als wenn man ein getreidehaltiges Strukturfutter anbietet (Sämereienmischung)

Bleibt sich gehupft wie gesprungen, das Thema, Getreide schädigt den Verdauungstrakt von Kaninchen, können wir in der Form getrost als Myth abspeichern, das läßt sich so nicht halten.

Was übrigens die Kleine in diesem Fall ausprobieren kann, ist rausgehen und Nadelgehölz schneiden und im Sommer viel Äste und Zweigen samt frischen Blättern von Laubbäumen anbieten ... eventuell liegt hier allein schon des Pudels Kern begraben. Weiterhin soll sie einfach mal typische Verdauungskräuter und Verdauungssämereien anbieten: Petersilie, Majoran, Thymian, Pfefferminze, Dill, Oregano, Basilikum, wenn sie die Zeit hat draußen zu sammeln, dann Wegerich und Ehrenpreis, Löwenzahn, an Gemüse gehen dann Fenchel, Chicoree, Radicchio, Feldsalat oder an Sämereien Distelsaat, Mariendisteln, Brennesselsamen, Zichoriensamen - das Kaninchen wird dann schon zeigen, welches Kraut das Richtige ist.
Wenn es keine Möglichkeit gibt, die ungesunde Kost zu sperren, ists halt nötig, eine Kost bereitzustellen, welches dem Kaninchen die Umstellung von sich aus ermöglicht - Heu ist dazu nicht geeignet.
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saloiv
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Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 10.01.2010 19:54    Titel: Antworten mit Zitat

Ich mache mittlerweile bei sehr vielen Tieren einfach ein "Austausch" und ersetze das Trockenfutter durch Samen und reduziere diese dann. Bisher habe ich damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Samen haben einen ähnlich starken Stärkegehalt und sind somit keine allzu große Umstellung aber man kann sie viel besser absetzen oder reduzieren als richtiges Trockenfutter.

Ersetzen kann ich immer dann, wenn der Ersatz ähnlich ist (Trockenfutter durch Samen oder statt Brokkoli Karotten etc.). Nur richtige Umstellungen (z.B. weg vom Trockenfutter hin zum Frischfutter) muss man langsam machen.
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