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Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen
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   Degupedia-Forum » Tierernährung und Pflanzen » Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 16:28    Titel: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

bei der Suche nach interessanten Kaninchenernährungsdiskussionen Very Happy bin ich auf folgenden Beitrag gestoßen:

http://www.rabbitrescue.de/wbb2/thread.php?threadid=8260&threadview=0&hilight=&hilightuser=0&page=1

Darin las ich dann dieses Zitat:

Zitat:
"Im Zoo Halle lebten nach dem zweiten Weltkrieg jahrelang ein in Gefangenschaft aufgezogenes Wildkaninchen und ein ebenfalls derart großgewordener Feldhase friedlich in einem gemeinsamen Käfig zusammen. In Ruhe lagen sie immer eng aneinandergekuschelt. Nie wurde zwischen beiden, auch nicht am Futter, irgendwelche Streitigkeiten beobachtet. Übrigens waren beide besonders gierig auf Pferdehackfleisch, das ihnen zusammen mit reichlicher und abwechslungsreicher Pflanzenkost geboten wurde. Auch an gereichten größeren Knochen haftende Fleischfetzen wurden eifrig und säuberlich von beiden gemeinsam abgenagt." Quelle: Petzsch, H.; Urania Tierreich Säugetiere; Halle (Saale); 3. Auflage; Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin; 1972 (S. 159)


Von fleischfressenden Kaninchen wird ja auch bei Boback und in anderer älterer Literatur berichtet. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass es sich dabei um in Gefangenschaft gehaltene Tiere handelt, die kein Frischfutter bekommen hatten und nur aus lauter Hunger Fleisch fraßen.
Aber das Zitat hat mich dann doch stutzig gemacht. Diese Tiere bekamen ja nicht ausschließlich Fleisch, sondern auch reichlich Frischfutter.

Und offensichtlich wurden nicht nur Hauskaninchen bzw. Kaninchen in Gefangenschaft, sondern auch freilebende Wildkaninchen beim Benagen von Knochen beobachtet (siehe obiger Link).
Es kann also auch nicht daran liegen, dass sie gezwungen wurden, Fleisch zu fressen. Es sei denn sie hatten keine Alternative...

Wie kann es dazu kommen, dass manche Kaninchen Fleisch fressen? Nährstoffmangel? Denn zur natürlichen Nahrung gehört es ja wohl nicht.
Was meint ihr dazu?

Übrigends: Ich komme aus Halle, aber von dieser Geschichte habe ich noch nicht gehört. Tja, man lernt nie aus! Very Happy

Viele Grüße von Wildkaninchen Smile
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Vanessa87
Ökomöke


Anmeldungsdatum: 12.01.2008
Beiträge: 1474
Wohnort: D - Leverkusen

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 16:58    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Also ich hatte früher ja auch Kaninchen. Damals sagte man mir im Zooladen dass sie eben ihr Fertigfutter brauchen. Von Heu war noch nicht die Rede. Sie bekamen ab und an mal, so alle paar Monate etwas heu. Sonst nur Körnerfutter und ab und an mal ne Möhre, Salat oder sowas.

Ich hatte mal Katzenleckerchen mit Fleisch gehabt. Bzw eben die typischen Fleisch- und tierischen Nebenerzeugnisse. Die Kaninchen waren total scharf auf das Zeugs und haben es mir regelrecht aus der Hand gerissen.

Wollte aber eben dazusagen, dass meine schlechter als schlecht ernährt und gehalten wurden.
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Robert Lembke
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Luder
Freak


Anmeldungsdatum: 29.06.2009
Beiträge: 365

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 17:03    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Ich habe zumindest schon davon gehört das mal ne Nacktschnecke oder ein Wurm verspeist wurden. Spräche ja auch dagegen das sie sich vegan ernähren.
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Oliver Jobes, (*1966)
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 17:47    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Nach meinen Beobachtungen ist es sehr unterschiedlich mit den Kaninchen ... Felix hatte ich sogar mit ner Maus erwischt - und sie ihm abgejagt, weil ich irgendwie glaubte, daß sowas ungesund sei. Ob jetzt Felix die Maus gefunden hatte, vom Kater gefüttert wurde oder selbst gefangen hatte, kann ich nicht sagen, ebenso wenig, ob er sie tatsächlich gefressen hätte.

Die meisten anderen Kaninchen, die ich habe, sind dagegen reine Veganer, welche sogar blattlausverseuchte Pflanzen liegenlassen - sie könnten sich ja an den Blattläusen vergiften! Augenrollen

Aufgrund von Boback hab ich nun ausprobiert, ob die Kaninchen an Knochen oder Fleisch gehen - und war überrascht!
Zwar lehnten die Kaninchen Fleischstücke eindeutig ab, aber sie fraßen Rinderhack, nagten frische Gänseknochen und Hühnerknochen ab (vor allem das Knorpelgewebe scheint es ihnen angetan zu haben) und ein Kaninchen fraß sogar ne ganze und vollständige Waldmaus, die der Kater vorher angeschleppt hatte. Probleme mit dieser ungewöhnlichen Kost hatten sie offenbar nicht.
An gekochtes Fleisch, auch gebratenes Rinderhack, gingen sie nicht, auch nicht an gekochte Knochen oder Knochenpulver.

Übrigens fraßen nicht nur die Kaninchen das Rinderhack, sondern auch die Meerschweinchen! Die gingen auch an die rohen Knochen. Und die hatten eigentlich auf Fleischgeruch an meinen Händen vorher ohne Ausnahme eher mit Panik reagiert ...

Ich hab bisher noch kein Rinderhack bei den Wildkaninchen ausgelegt ... werd ich nächstes Jahr mal machen.

Eigentlich sollten ja diese Beobachtungen dazu führen, den Kaninchen auch immer wieder mal Rinderhack oder Knochen anzubieten - aber irgendwie sträubt sich bei mir dagegen alles. Ich werd sie allerdings nie wieder hindern, wenn sie mit toten Mäusen im Maul rumrennen sollten, diese auch zu futtern. Wenns ihnen Spaß macht und schmeckt ...
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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Gray
Lästermaul


Anmeldungsdatum: 26.11.2009
Beiträge: 103
Wohnort: Oberhausen

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 18:13    Titel: Antworten mit Zitat

Warum muss ich jetzt an die Ritter der Kokosnuss denken? Mr. Green

Also cih kann an Erfahrung da nur die Geschichte eines Bacon-fressenden Meerschweins beisteuern... die Besitzerin war auch zu fasziniert von der Szenerie um sofort einzugreifen. Ein halber Streifen wurde vertilgt.

Also ich finde die Vorstellung von Fleischfressenden Kaninchen ja irgendwie ekelig, aber jetzt musste ich doch mal wieder feststellen, dass der Mensch immer ekeliger als jedes andere Tier sein wird, als ich "bacon" bei google eingab ( eigentlich um zu gucken wie man das schreibt) und das fand:
http://www.freewilliamsburg.com/archives/bacon-bra-01.jpg
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Vanessa87
Ökomöke


Anmeldungsdatum: 12.01.2008
Beiträge: 1474
Wohnort: D - Leverkusen

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 18:46    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Warum muss ich jetzt an die Ritter der Kokosnuss denken? Mr. Green


Very Happy Very Happy Very Happy
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 19:06    Titel: Antworten mit Zitat

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Eigentlich sollten ja diese Beobachtungen dazu führen, den Kaninchen auch immer wieder mal Rinderhack oder Knochen anzubieten - aber irgendwie sträubt sich bei mir dagegen alles.

Geht mir genauso. Es ist irgendwie paradox. Und man traut ihnen so etwas "bestialisches" auch gar nicht zu... den kleinen Knuddelmonstern! Laughing

@Vanessa: dass Kaninchen Katzenfutter fressen, hab ich schon öfter gehört. Das liegt wohl an Lockstoffen und am Getreide im Katzentrockenfutter. (Es gibt auch Katzen, die Kaninchenfutter fressen!)
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Berta Bertolli
Fellnase


Anmeldungsdatum: 30.12.2009
Beiträge: 14

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 19:34    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Mein erstes Kaninchen (1978) liebte Leberwurstbrötchen. Sollten wir etwa nun umdenken, Kaninchen sind Fleischfresser, oder ist das doch eher die Ausnahme? Das ihnen Fleisch nichts ausmacht merkt man ja auch daran, das Kaninchen öfter ihre Jungen verspeisen.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 31.12.2009 20:58    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Naja ... nur weil ein Pflanzenfresser bisweilen was Fleischliches zu sich nimmt, macht das aus ihm noch lange keinen Fleischfresser ...
Ich meine, Mäuse, Eichhörnchen und Vielzitzer gelten auch als Pflanzenfresser, aber fressen eindeutig auch Tierisches.

Für mich ist überraschend, daß weder Meerschweinchen noch Kaninchen reine Veganer sein sollen - das Hühner beispielsweise Knochen abpicken, ok, das ist selbst zu mir durchgedrungen - aber Kaninchen? Meerschweinchen?
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saloiv
Freak


Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 01.01.2010 04:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hier liegen immer massig tote Mäuse im Garten rum (dank der zwei Stubenkater Augenrollen), angefressen wurden sie bisher nur von den Enten (und das auch nur in der Not: Im Winter, wenn ihnen der tierische Anteil in der Nahrung fehlt). Die Kaninchen gehen bei mir an soetwas nicht dran.

Gezielt Fleisch anbieten würde ich nicht, denn Studien bestätigen, dass sich das wohl negativ auf die Gesundheit auswirkt.



Ignatowski-Odessa, A.: Über die Wirkung des tierischen Eiweises auf die Aorta und die parenchymatösen 0rgane der Kaninchen. Laboratorium der diagnostischen Klinik, St. Petersburg.)

Zitat:
Selbst die minimale tägliche Dose von 1 bis 2 g beeinflusst den Zustand des Kaninchens, indem dieselbe auf den 0xyidationsprozeß einwirkt, doch zugleich wird die Empfanglichkeit der Tiere gegen das Fleisch geringer, und bei allmählicher Steigerung der Dosen erhält man die Möglichkeit, den Kaninchen wochenlang eine Menge Fleisch zuzuführen, welche bei den früheren Versuchen den Tod der Tiere nach 5 his 6 Tagen herbeiführte. Doch auch bei diesen Versuehen gingen die Kaninchen früher oder später zugrunde, nur äußerte sich die Affektion der 0rgane in anderer Art, als bei den heftig auftretenden Vergiftungen. - In der Leber und in den Nieren wurde ein feinzelliges Infiltrat
beobachtet, mit der Neigung zur Bildung jungen Bindegewebes.


Zitat:
Auf diese Weise last sich beim Vergleich dieser Kurven die Tatsache feststellen, das die Jungen
fieischfressender Kaninchen keine Immunitat gegen die tierische Nahrung zeigen, daß im Gegenteil solche Tiere früher zugrunde gehen, als die Jungen normaler Kaninchen bei denselben Quantitäten zugeführten Eigelbs.


Zitat:
Schlussfolgerungen.
Die Nachkommenschaft der Kaninchen, welchen während der Dauer von mehreren Monaten zu der Nahrung Fleisch zugesetzt wurde, ist wenig lebensfähig. Die jungen Kaninchen leiden an angeborener Albuminurie und gehen früh zugrunde.
2. Bei tierischer Nahrung: Milch und Eigelb, geht die Entwicklung junger Kaninchen 1-1,5 Monat normal vor sich, doch weiter bleiben solche Tiere hinter den Kontrolltieren zurück. Die jungen Kaninehen können bei tieriseher Nahrung nur 3-4 Monate leben.
3. Die tierische Nahrung ruft bei jungen Kaninchen Modifikationen des Blutes hervor, welehe sich in Aniämie mit bedeutender Verringerung des Hämoglobins, Gehalt an Erythrozyten
und Leukozytose äußert.
4. Bei der pathologiseh-anatomischen Untersuchung der zugrunde gegangenen Kaninchen wurde folgendes festgestellt:
a) Leberzirrhose, mit und ohne Aszites und Vergrößerung der Milz.
b) Parenehymatöse Nephritis.
c) Atheromatose der Aorta.
d) Bedeutende Hypertrophie der Nebennieren.
5. Primare atheromat6se Veriinderungen wnrden in der Intima festgestellt.
6. Die Naehkommensehaft fleischfressender Kaninehen zeigt keine größere Unempfiingliehkeit für die tierische Nahrung, als die Jungen normaler Kaninchen. Solche Tiere sind im Gegenteil empfanglicher fiir die Wirkung dieser Nahrung.
7. Die tierisehe Nahrung reagiert am stärksten auf die Leber und das Gefäsystem junger Kaninchen.
8. Was die Nieren anbetrifft, so zeigt sich eine entgegengesetzte Wirkung, diese Organe sind bei erwaehsenen Tieren starker affiziert.

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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 01.01.2010 07:16    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Du hast das Allerwichtigste vergessen, den Material- und Methodenteil!

In welcher Verarbeitungsform wurde das Fleisch verabreicht?
Was war es für Fleisch?
Wie wurden die Kaninchen sonst gefüttert?
Wurde es zwangsappliziert?
Wie alt waren die Kaninchen?
Hatten die Kaninchen genügend Bewegung oder waren sie in Laborkäfigen untergebracht?

Ohne diesen Teil läßt sich aus dieser Studie gar nix ablesen ...
(Ich kann mich hier an ähnliche Studien erinnern, wo dann als Schlußfolgerung eines Pelletexperimentes mit verschiedenen Eiweißhydrolysaten auch geschlußfolgert wurde, daß Fleisch schlecht für Ratten sei ... aha, wo doch Pellets so wahnsinnig viel mit Fleisch zu tun haben ... )

Und nun zum Nachdenken ... Kaninchen bekommen über den Sommer alle sechs Wochen 4 - 10 Junge. Pro Junge wird auch eine Nachgeburt mitgeboren. Die werden alle vollständig gefuttert. Das sind also pro Wurf weit über 2g tierisches Eiweiß pro Kanin, Immerhin ist so eine Nachgeburt fast so groß wie das Junge selbst! Wenn es den Kaninchen schadet, weshalb fressen sie es dann?
Und weshalb gibts selbst in freier Wildbahn Häsinnen, die älter wie sechs Jahre alt sind?

Weiterhin - wenn tatsächlich jemand jeden Tag Rinderhack seinen Kaninchen bei Kräutern ad lib gibt, fressen dann die Kaninchen überhaupt täglich das Rinderhack, oder wurde es bei mir nur deshalb gefressen, weil es das sonst gar nicht gibt?
Die Frage ist doch eher, warum fressen Meerschweinchen und Kaninchen selbst bei Kräuter ad lib auch geringe Mengen Rinderhack, Degus jedoch nicht? Welchen Unterschied der Nahrung, welche sie in der Natur aufnehmen, gibt es zu dem beispielsweise von Degus?
Wie hoch ist der Anteil an insektenjagenden und insektenfressenden Kaninchen (die gibts nämlich auch, sind jedoch unter meinen Kaninchen nicht nachweisbar. Ich hab scheinbar keine insektenfressenden Kaninchen).
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saloiv
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Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 01.01.2010 14:50    Titel: Antworten mit Zitat

Murx ich glaube die Studie ist online frei verfügbar, wenn nicht, dann kann ich sie dir schicken. Das Ganze abzutippen wäre mit jetzt doch zu viel Arbeit und würde auch gegen das Urheberrecht verstoßen. Wink

Klar, Labordaten sind nie vergleichbar mit der Realität, sie geben eher eine Tendenz an oder liefern Anhaltspunkte. Was man auch beachten sollte: Täglich geringe Mengen sind sicherlich anders als 2x im Jahr etwas größere Mengen. Bei täglich geringen Mengen verläuft die Vergiftung schleichend und die vorherigen Dosen wirken mit, d.h. es reichen kleine Mengen für eine Vergiftung.

Studien bei denen die Kaninchen naturnah gefüttert und gehalten werden gibt es nicht. Allein schon, weil man dann Schwankungen im Futter nicht ausschießen könnte. Diese können ja auch Einfluss auf die Studienergebnisse nehmen. Deshalb wurde ja Pelletnahrung für Versuchstiere überhaupt entwickelt und eingesetzt, um gleichbleibende Nahrung zu erhalten. Wenn man in Studien nicht mit Pellets füttern würde, wären die Schwankungen einfach zu groß.
Aber ich denke man kann die Ergebnisse so einer Studie trotzdem ernst nehmen und in seine Überlegungen mit einbeziehen.
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 01.01.2010 15:42    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Dann schick sie mir bitte *ganz lieb guck*
Ich hab die partout nicht im Internet gefunden ... nicht mal mit google scholar.

Studien, bei denen Kaninchen naturnah gefüttert und gehalten wurden, hat beispielsweise Schlohmann gemacht, aber es liegen auch andere Studien unter seminatürlichen Bedingungen vor *zu Andreas schiel*.

Die Studien mit Pellets kann man nicht übertragen, da der Darm durch den viel zu feinen Nahrungsbrei und den denaturierten Eiweißen und zerstörten Stoffen des Ursprungsnahrungsmittels schlichtweg überfordert ist - Schädigungen im Darm sind die Folge, welche eine gezielte Aufnahme von Nährstoffen verhindern. Alleine nur das Cracken von Eiweißen durch Kochen verändert die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln enorm, Hamster beispielsweise bekommen mit gekochter Kost Zahnstein, Karies und Parodontose, Katzen entwickeln Hautekzeme, tödliche Herzerkrankungen (Cardiomyopathien) und weitere schwerwiegende Symptome.

Beispiel Katze:
Du kannst anhand von pelletiertem Katzenfutter nachweisen, daß Mäuse für Katzen extrem ungesund sind und zu Urolithiasis, Niereninsuffizienz, Leberveränderungen, Veränderungen im Blutbild etc führen - Mäuse sind, wenn sie pelletiert werden, sogar eindeutig und nachweisbar ungesünder für Katzen, wie die gängigen pelletierten Futtermittel mit Mineralstoff- und Vitaminzusätzen, die auf Basis von Geflügelschlachtabfällen, Soja und Getreide aufgebaut werden.
Nun - sind Mäuse deswegen ungesund für Katzen?

Gerade Eiweiße sind sehr empfindlich, was ihre Verarbeitung angeht ... der Verbund Fleisch, welcher ein komplexes Zusammenspiel aus Eiweißen, Fetten, Glycogen, Taurin, Vitaminen etc besteht, ist im Grunde genommen für die meisten Säugetierarten nur im rohen Zustand überhaupt bekömmlich! Sobald Fleisch auch nur liegengelassen wird und faulen darf, wird es für viele Säuger giftig (die liegengelassenen Mäuse bei dir auf der Wiese, wenn Kaninchen Fleisch aufnehmen, dann vermutlich nur absolut schlachtfrisch. Sie müßten also die Mäuse bei dir auf der Wiese kurz nach Tötung durch die Katz finden. Dafür spricht, daß meine Kaninchen einzig an die Rohware gingen und die Maus von Felix noch weich war, also die Leichenstarre noch nicht einsetzte). Dabei kann das Muskelfleisch großer Tiere durchaus reifen (auch da verändern sich die Eiweiße enorm, aber werden halt nicht so ungesund), kleine Tiere dagegen sind schon nach wenigen Stunden für die meisten Säuger nicht mehr genießbar, desgleichen die Nachgeburt. Entweder sie wird gleich gefressen, oder gar nicht ...

Wenn du etwas so empfindliches nimmst und daraus Pellets herstellst - sry, das ist kein Fleisch!
Das sind Pellets!
Und du weißt, was aus gesunder Wiese wird, wenn sie pelletiert wird! Das gibt ja auch auf Dauer Schäden beim Kaninchen!
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 05.01.2010 10:54    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Hallo,

ich fasse mal das, was ich zu dem Thema habe, zusammen:

Zitat:
Original von Gaffrey
"Daß Hauskaninchen Knochen benagen, dürfte bekannt sein, weniger aber, daß auch Wildkaninchen davon gelegentlich Gebrauch machen. Auf einem Ablageplatz im hinteren Parkgelände des Stadtkrankenhauses Johannstadt in Dresden wurden im Spätherbst 1951 schätzungsweise eineinhalb bis zwei Zentner ausgekochter Knochen (vorwiegend Rinder- und Schweineknochn, Knorpel, mit Sehnen und zum Teil größeren Fleischresten) auf einen Haufen geschüttet. Er wurde von Tag zu Tag kleiner, wobei nur wenige Knochen verstreut lagen. Die meisten verschwanden. Ratten konnten kaum in Frage kommen. Die Vermutung, nur die zahlreich vorhandenen Wildkaninchen als Urheber anzusehen, fand nach dem ersten Schneefall Bestätigung. Von allen Seiten liefen die Kaninchenspuren auf den Knochenhaufen zu. Die Tiere hatten ringsherum einen richtigen Weg ausgetreten und die Mitte weitgehend frei gescharrt. [...]"
Quelle: Gaffrey, G.; Zur Ernährungsweise des Wildkaninchens; Säugetierkundliche Mitteilungen; Verlag Arbeitsgemeinschaft; Franckh; Bayer. Landwirtschaftsverl. München; Stuttgart; 1954 (2); ISSN 0036-2344; S. 81


Zitat:
Original von Petzsch
"Noch ein zweites spezielles Ernährungsproblem der Lagomorphen muss hier erwähnt werden. Durch Boback, Petzsch und Gaffrey wurde ab 1951 auf Grund mannigfacher lndizien aus Gefangenschaft und freier Wildbahn wiederholt der Verdacht ausgesprochen, dass freilebende Lagomorpha zusätzlich zu ihrer Pflanzennahrung weit mehr tierische Kost aufnehmen, als bisher bekannt ist. Vor allem wurde die Frage erörtert, ob der Feldhase in Jahren von Mäuseplagen nicht etwa als Mausefeind aufträte und in größerem Ausmaße Mäuse verzehre? - Wohl nicht zuletzt im Hinblick auf den delikaten Hasenbraten fand diese etwas unangenehme These zahlreiche Ablehner. Auch Koenen bekämpft sie leidenschaftlich in seiner kleinen Feldhasenmonographie (1956). 1958 veröffentlichte jedoch Gersdorf eine Reihe von neuen Beobachtungen an Feldhasen aus freier Wildbahn, die die Richtigkeit solcher Vermutungen noch wahrscheinlicher machen. Weitere Beobachtungen sind aber zur letzten Klarstellung dieses Problems noch immer notwendig. Fest steht jedenfalls, daß der nordische Schneehase in Freiheit sehr begierig nach zusätzlicher Fleischnahrung ist und vor allem gern aufgefundenes Wirbeltieraas frisst. Vielleicht verzehrt er sogar Lemminge, wie das ja auch vom Ren, als sonst vorwiegend pflanzenfressender Hirschart, nachgewiesen ist. […] Im Zoo Halle lebten nach dem zweiten Weltkrieg jahrelang ein in Gefangenschaft aufgezogenes Wildkaninchen und ein ebenfalls derart groß gewordener Feldhase friedlich in einem gemeinsamen Käfig zusammen. In Ruhe lagen sie immer eng aneinandergekuschelt. Nie wurde zwischen beiden, auch nicht am Futter, irgendwelche Streitigkeiten beobachtet. Übrigens waren beide besonders gierig auf Pferdehackfleisch, das ihnen zusammen mit reichlicher und abwechslungsreicher Pflanzenkost geboten wurde. Auch an gereichten größeren Knochen haftende Fleischfetzen wurden eifrig und säuberlich von beiden gemeinsam abgenagt."
Quelle: Urania Tierreich Säugetiere, Prof. Dr. rer. techn. habil. Hans Petzsch, Halle (Saale), 3. Auflage 1972, Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin, Verlag für populärwissenschaftliche Literatur


Das ist aus einem Anatomie-Lehrbuch von Berg:

Zitat:
Original von Berg
"Der Begriff "Nahrung" ist ein sehr allgemeiner. Man müsste, besonders wenn von Pflanzen-, Fleisch-, Insektenfressern usw. die Rede ist, genauer von "Hauptnahrung" sprechen, denn alle diese Tiere nehmen außer Pflanzen, Fleisch bzw. Insekten gelegentlich auch andere Dinge auf, um ihren Hunger zu stillen: Gelegenheitsnahrung. Der Hund z. B. rupft gelegentlich Gras ab, Kühe nehmen mit Gras und Heu sicher auch mal Heuschrecken auf, und manche Insektenfresser sind als Eierfresser gut bekannt. Allerdings wird in Zeiten der Not auch auf Stoffe zurückgegriffen, die nur notdürftig als Nahrung geeignet sind: Notnahrung, z. B. Stroh, Holz, Baumrinde. Damit wird klar, dass die Einteilung der Tiere in ,,-fresser" sich nur auf ihre Hauptnahrung bezieht. Pflanzenfresser nehmen auch tierische Nahrung auf - und benötigen sie offenbar von Zeit zu Zeit ebenso wie auch umgekehrt. Ja, unter harten Naturbedingungen (auf Island oder sonst im hohen Norden) werden Pferde und Rinder mit getrockneten Fischen, Rentiere mit Robbenfleisch und Fischen gefüttert (übrigens sind Rentiere - ähnlich wie unser Schwein - geschickte Mäuse- und Rattenfänger)."
Quelle: Berg, R.; Lehrbuch der Veterinär-Anatomie; Band 2, Eingeweidelehre (Splanchnologie); Begründet von Koch, T.; 4., überarb. Aufl.; Jena, Stuttgart; Fischer, 1990; ISBN 3 334 00269 1 [S. 27 - 28]


Es gibt noch eine Dissertation von Wenger, dort wurde unter anderem ein Mischfutter eingesetzt, dass auch so genannte "Fleischkroketten" enthielt:
Zitat:
Original von Wenger
"Aus Tabelle 23 ist deutlich zu ersehen, daß die Zwergkaninchen eine Vorliebe für die Getreidearten Hafer und Weizen (Aufnahme zusammen 21 g/Tier/d) zeigen, wobei der Unterschied zwischen diesen beiden Komponenten nur gering ist. Weiterhin werden auch die Luzernegrünmehlpellets und das pelletierte Ergänzungsfutter gern genommen. Die absolute Menge des verzehrten Johannisbrotes ist mit 2,73 g/Tier/d vergleichsweise gering, die prozentuale Aufnahme von 92 % spricht jedoch für dessen hohe Akzeptanz. Mais, insbesondere Maisflocken werden allgemein nicht so gern gefressen, gleiches gilt für die Fleisch- und Ringkroketten. (S.87)"
Quelle: Wenger, A; Vergleichende Untersuchungen zur Aufnahme und Verdaulichkeit verschiedener rohfaserreicher Rationen und Futtermittel bei Zwergkaninchen, Meerschweinchen und Chinchilla; Hannover, Tierärztl. Hochsch., Diss.; 1997


Ansonsten ist die Dissertation nicht in Bezug auf dieses Thema nicht besonders ergiebig, körperliche Schäden traten wegen des Verzehrs nicht auf. Mehr Quellen fallen mir im Moment nicht ein.

Diskussionen über den Fleischverzehr von Kaninchen sind so gut wie unmöglich. Der Grund dürfte der sein, der auch schon hier anklang: man mag sich einfach nicht vorstellen, dass die süßen Ninchen auch fleischliche Nahrung zu sich nehmen. Ich habe gerade wieder so einen unseligen Disput hinter mir. In dieser Diskussion wurde aber zum Beispiel auch über den Verzehr eines Regenwurmes durch ein Kaninchen berichtet. Fast in jedem Forum findet sich ein Thread, in dem vom Fleisch- oder Wurstverzehr von Kaninchen berichtet wird. Meist wird das als "abartig", "unnormal" oder als "falsche Prägung" erklärt. Wenn von (relativ) vielen Tieren berichtet wird, dass sie gelegentlich Fleisch oder Wurst fressen, ist das für mich eher ein Zeichen, das es Normalität ist. Bei uns verschwinden immer soviel kleine Schnecken aus dem gesammelten Grün - die lösen sich ja nicht einfach in Luft auf bzw. verdunsten. Und wenn Hauskaninchen Fleisch fressen, werden es wohl auch Wildkaninchen tun.

Die Diskussionen sind auch deshalb so schwer zu führen, weil immer gleich so getan wird, als spräche von der "Hauptnahrung" Fleisch und würde es nun ständig füttern müssen. Es fehlt die Differenzierung.

Das die, in Saloiv's Quelle beschriebenen, Körperschäden bei gelegentlichem Fleischverzehr auftreten, bezweifle ich. Die Studie würde mich wegen der Rahmenbedingungen ebenfalls interessieren. Sie ist von 1909, im Internet kann ich sie auch nicht finden.

freundliche Grüße,
Andreas
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Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 05.01.2010 11:29    Titel: Re: Die Legende vom fleischfressenden Kaninchen Antworten mit Zitat

Danke Andreas für das Erscheinungsjahr! Das bestätigt meinen Verdacht, daß es über 80 Jahre alt ist. Es ist also gemeinfrei, ich stell es also demnächst für alle einsehbar ins Netz, dann kann jeder selbst drüberschauen ... nur eines vorweg - es ist sehr interessant und beleuchtet das Ganze von der Schattenseite aus ... vielleicht schaff ich es sogar irgendwie, an die Versuchsmitschriften zu kommen, denn die Veröffentlichung läßt bei mir mehr Fragen offen, wie sie beantwortet.

Es handelt sich nicht um eine Studie im heutigen Sinne, damals hatte man Versuchsmitschriften während der Versuche angefertigt (entspricht etwa dem heutigen Material/Methodenteil) und irgendwann hat man dann eine Zusammenfassung mehrerer Versuche nebst Literaturanalyse, das, was man heute Diskussionsteil versteht usw usf verfaßt und veröffentlicht. Bei dem Teil handelt es sich um eine solche Veröffentlichung.

Beim Wenger fehlen mir mal wieder die Begleitumstände:
- Waren die Kaninchen schon an pelletiertes Futter gewöhnt?
- Bekamen sie frische Kräuter ad lib, oder Blattgemüse ad lib oder nur Heu oder hatten gar dieses Futter nur als Alleinfutter zur Auswahl?
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