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Nagetiere des südafr. Fynbos und ihre Wirkung auf die Flora

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 20.12.2009 22:17    Titel: Nagetiere des südafr. Fynbos und ihre Wirkung auf die Flora Antworten mit Zitat

Hallo,

ein spannendes Themengebiet, wo ich einen kurzen Einblick geben möchte, handelt um die südafrikanischen Nagetiere und ihre Rolle als Blütenbestäuber verschiedenen Pflanzenarten wie die Zuckerbüsche (Protea spp.). Dazu gibt es viele Literatur, wovon ich hier ein Beitrag auswählen möchte.

Beim folgenden Artikel geht es um den Fynbos, ein trockener Lebensraum mit einer ganz speziellen Vegetation im Süden Afrikas.
Hier leben verschiedene Kleinsäuger wie die Kapstachelmaus (Acomys subspinosus), Striemengrasmäuse (Rhabdomys pumilio) und Ohrenzahnratten (Otomys irroratus). Das Spezielle am Fynbos-Lebensraum ist, dass Pflanzen und Tiere an die dort regelmässig auftretenden Brände angepasst sind, welche für eine Erneuerung der Vegetation sorgen.

Der folgende Artikel beschreibt ein Experiment in dem diese Nager mit verschiedenen afrikanischen Pflanzen konfrontiert wurden und wie diese Arten reagierten, sich verhielten und die Pflanzen nutzten.

Vled, J. (1995): "Fynbos and rodents", Veld & Flora 81: 105-107. 3 Seiten


Ein paar Auszüge aus dem Text möchte ich noch herausgreifen:

Zitat:

Initially the rodents were shy and rarely made an appearance in the central open area where branches of a ground protea (Protea montana) were kept in a vase. However, after 3 days they were used to their new environment and started feeding and moving around freely. By this time the vlei rat [Anm. Ohrenzahnratte] and the Cape spiny mouse [Anm. Kap-Stachelmaus] had built themselves comfortable nests, while the stripped mouse [Anm. Striemengrasmaus] was quite happy with just the cover of slagbos (Stoebe plumosa) [Anm. eine krautige Pflanze, Details].
(S. 105)

Zitat:

To my surprise the vlei rat and the stripped mouse soon became good friends, with no animosity between them. These two animals were mostly diurnal, but were sometimes active during the night as well.
(S. 105)

Um es etwas vereinfachen, schreibe ich etwas zusammenfassend über das Verhalten der drei Tierarten:

Die Ohrenzahnratte ernährte sich hauptsächlich von Pflanzenmaterial und war die einzige, die häufig frisches Wasser trank.
Die Kapstachelmaus dagegen frass kaum Pflanzenmaterial, war jedoch verrückt nach Nüssen. Sie war meist nachtaktiv, erschien manchmal für kurze Zeiten auch am frühen Morgen. Das kleine Tierchen machte dem Verfasser des Artikels mit seinem flinken Verhalten zu schaffen:
Zitat:

The little beast ran around so fast and in such an unpredictable pattern, that I could not photograph him.
(S. 106)

Dafür konnte er es beim Bestäuben des Zuckerbuschs (Protea montana) filmen, der eigentliche Zweck dessen Haltung.

Die Striemengrasmaus wiederum begnügte sich im Gegensatz zur Stachelmaus nicht nur mit dem Nektar des Zuckerbuschs, sondern knabberte auch noch an der Blüte.

Dass die Kap-Stachelmäuse Nüsse fressen befand der Autor als eine erwähnenswerte Neuigkeit:
Zitat:

The Cape spiny mouse's preference for the nuts revealed some interesting new information. One night he started digging holes in the deeper sand, each one 2-3 cm deep, in which he placed several sunflower seeds and peanuts. Then he quickly closed up the holes with his back legs and neatly flattened the area around the hole.
(S. 107)

Daraus folgert der Verfasser, dass die Bedeutung der Nagetiere des Fynbos bislang falsch beurteilt wurde und dass nicht primär Schädlinge seien, welche die Pflanzen zerstören, sondern auch zur Verbreitung dessen Samen beitragen würden:

Zitat:

Present theory tells us that fynbos rodents are the biggest threat to fynbos plants with nut-like seeds, as they consume all the available seed. (...) Now we know: the Cape spiny mouse comes to their rescue and acts as the squirrel of the fynbos.
(S. 107)

Die Kap-Stachelmäuse seien also die Eichhörnchen des Fynbos, welche die nussähnlichen Samen verbreiten, indem sie sie, wie die Eichhörnchen in unseren Breitengraden, zu guten Teilen eben auch vergraben, als Futtervorrat.

Zusammenfassung und Beurteilung
Es gibt da offenbar über südafrikanische Nager einige sehr interessante Infos, über ihr Verhalten und ihre Haltung und ihr Umgang mit Futter. Das ist nicht zuletzt daher von Bedeutung, da viele südafrikanische Nager es in unsere Stuben geschafft haben als Exoten, was nicht immer gänzlich unproblematisch sein muss (aber das ist vielleicht wieder ein anderes Thema Wink ).
Dieses konkrete Beispiel zeigt uns zweierlei.
Erstens zeigt es, dass die Nagetiere, obwohl alles Tierarten, die sich auch von Pflanzen, bzw. deren Produkte (Nektar, Blüten, Samen) ernähren, nicht nur Schädlinge sind, die einseitig von den Pflanzen profitieren. Gerade der Lebensraum Fynbos bringt auch einige Pflanzenarten hervor, welche sich die Nager zu nutzen wissen und sie als Blütenbestäuber und Verbreiter ihrer Samen nutzen.
Zweitens zeigt das deutlich, dass das Verhalten zwischen Tier und Pflanze vielschichtig ist und verschiedene Aspekte aufweist. Bislang haben wir vor allem stark den Aspekt von Gefressenwerden (Nutzen für Nager, Nachteil für Pflanzen) und Abwehrreaktionen der Pflanzen (Nachteil für Nager) und wiederum die Schutzmassnahmen der Nager gegen Pflanzenschutzstoffe und mechanische Frassabwehr beleuchtet. Das Thema ist aber komplexer, wie dieses Beispiel zeigt und funktioniert auch auf die umgekehrte Richtung, dass die Pflanzen die Tiere für ihre Zwecke nutzen und ihnen dafür Produkte, welch diese begehren anbieten.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 20.12.2009 23:14    Titel: Re: Nagetiere des südafr. Fynbos und ihre Wirkung auf die Fl Antworten mit Zitat

Vorsicht bei der Kapstachelmaus ... sie frißt zumindest saisonal viel stark fetthaltige Larven - ein gutes Ersatzfutter für fetthaltige Larven sind Nüsse.
Ich hab zwar Kapstachelmäuse nie selbst gehalten, kenne jedoch diese Mäuse von einem anderen Tierhalter, der sich mit exotischen Mäusen beschäftigte ... und hier war es auffällig, wenn seine Mäuse zuwenig Mehlwürmer bekamen, nahmen sie auch Nüsse an, sonst nicht.
In der Natur dürften diese Mäuse genügend fetthaltige Larven finden ... nun die Frage, wurde das in diesem Experiment berücksichtigt?

Der Kapstachelmaushalter war übrigens damals schon überzeugt, daß die Kapstachelmaus zumindest saisonal ein Nektarfresser sein müsse, seine Tiere hatten eine Vorliebe für Zuckerwasser - der Ersatzkost für Nektar. Allerdings gab es damals (Ende der 80er Jahre) so gut wie keine Informationen über Stachelmäuse, die aufschlußreichste und zuverlässigste Quelle war fast noch der Grzimek - Säugetiere. In der Stabi hätten wir auch noch ein wenig Literatur finden können, leider war die zu dem Zeitpunkt kaum sortiert, man hat einfach nicht das gefunden, was man suchte. Hätte also sein können, daß es doch mehr Literatur zur Nahrung von Stachelmäusen gegeben hat, wie nur der Grzimek und der Bielefeld - Nagetiere.
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 21.12.2009 00:08    Titel: Re: Nagetiere des südafr. Fynbos und ihre Wirkung auf die Fl Antworten mit Zitat

Öhm, von Insekten habe ich nichts erwähnt. Natürlich spielen die auch eine Rolle bei den Kap-Stachelmäusen, klar. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Zitat:

Allerdings gab es damals (Ende der 80er Jahre) so gut wie keine Informationen über Stachelmäuse, die aufschlußreichste und zuverlässigste Quelle war fast noch der Grzimek - Säugetiere.

gut ich war damals nicht dabei. Aber grundsätzlich hätte die afrikanische Literatur damals einige Infos bieten sollen, z.B. Smithers Mammals of the Southafrican Subregion oder wie das Werk genau hiess, Jahrgang 1983 und dann die Beiträge in Zeitschriften wie South African Journal of Zoology/Wildlife Research, teilweise wurde gar in international bekannten Blättern wie Zeitschrift für Säugetierkunde, Mammalia, Journal of Zoology oder Mammal Review publiziert. Zumindest die Ernährung war, soweit ich weiss schon früher ansatzweise bekannt, natürlich nicht so im Detail wie heute. Dann kam Wiens und Rouke Ende der 1970er, anfangs der 1980er Jahre, die entdeckten, dass es da ein paar Bestäuber von Zuckerbüschen gibt, da war glaubs die Stachelmaus auch schon dabei. Publiziert wurde das damals in Nature und in einigen botanischen Zeitschriften.
Ich vermute daher eher, dass es damals ungemein schwieriger war, solche Literatur überhaupt aufzustöbern und sie war wohl auch weniger gut erschlossen. Die Bibliotheken haben in den letzten 20-40 Jahren ja auch nicht geschlafen.
Und noch ein Faktor darf nicht vergessen werden. Was damals neu war, musste erst in verschiedener Literatur zitiert werden und wurde dadurch erst besser auffindbar, denn Quellenverzeichnisse sind immer auch Sammlungen von Themen, die sich erst mit der Zeit füllen.

Was ich übrigens bis heute nicht beantworten konnte bei den Kap-Stachelmäusen ist die Frage nach deren genauen Fortpflanzung. Angaben sind rar oder aber ich suche am falschen Ort. Vielleicht würde mir aber auch schon ein aktuelles Standardwerk helfen. Aber das ist noch eine Lücke, ansonsten habe ich ein recht umfangreiches Bild über die Lebensweise der Kap-Stachelmaus in ihrer Wildnis zusammengebracht.
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BeitragVerfasst am: 21.12.2009 00:30    Titel: Re: Nagetiere des südafr. Fynbos und ihre Wirkung auf die Fl Antworten mit Zitat

Ich kann jetzt nur aus der doch recht lückenhaften Erinnerung heraus erzählen ... aber so unterschiedlich zu den Stachlern, die ich gehalten hatte, war die Fortpflanzung gar nicht. Sie bringen zwei Junge zur Welt, welche nur wenige Tage gesäugt werden müssen und nicht ganz so weit entwickelt sind, wie Meerschweinchen, Degus oder Chinchillas. Jedes Weibchen kann säugen, selbst die, welche keine Jungen haben, der Reiz der bettelnden Jungen löst die Milchbildung aus. Junge Stachelmausweibchen, welche noch keinen Wurf hatten, säugen jedoch nicht. Die Jungen werden ähnlich wie bei den großen Weidegängern im Stehen geboren, nicht wie bei anderen Nagern im Hocken oder Liegen. Meist wurden die Jungen von allen Weibchen in der gleichen Stunde geboren.
Oft befanden sich in einem Nest durch diesen Sachverhalt gleich 6 - 8 Junge ... die allerdings von 3 - 4 Müttern stammten. Da die Weiber sich jedoch oftmals die Säugezeiten aufteilten, sah man dann tagsüber nur eine einzige Mutter tatsächlich säugen, wodurch mit der Zeit der Myth entstand, daß es auch große Würfe gäbe.

Die Stachelmausweibchen wurden recht bissig, wenn die Lütten da waren - selbst zahme Stachelmausweibchen konnten so beim Saubermachen böse Wunden verursachen. Die Kap-Stachler brachten nach meiner Erinnerung das beste Futter zu den Jungen oder machten sie auf dieses aufmerksam - meine Stachler (eine Art, die ich nicht bestimmen konnte und ein Pärchen Acomys cahirinus; später dann auch Hybriden dieser beiden Arten - größter Haltungsfehler bisher, den ich je gemacht hab) konnte ich dabei nicht beobachten, was jedoch auch an den Haltungsbedingungen gelegen haben kann.

Ich möchte noch mal darauf hinweisen - es ist zu lange her, ich kannte die Kap-Stachler nur von diesem Halter und war nicht allzuhäufig da. Es ist gut möglich, daß ich da einiges falsch in Erinnerung hab.
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