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Möhrengrün, Kohl und Luzerne ... unnatürlicher wie Heu?

 
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 11.12.2009 16:37    Titel: Möhrengrün, Kohl und Luzerne ... unnatürlicher wie Heu? Antworten mit Zitat

Und noch ein Myth, der in diversen Foren herumgeistert ... es wird geglaubt, daß es weder Luzerne, noch Kohl, noch Möhrengrün in der Heimat der Wildkaninchen gäbe ...

Nun, eines sollte dabei nie vergessen werden ... Wildkaninchen kommen aus Nordafrika, Spanien und Südfrankreich - Vorkommensgebiet beispielsweise des Wildkohls, der Riesenmöhre und diverser Schneckenkleearten. Alle diese Pflanzen brauchen Licht zum wachsen, kommen bevorzugt also in Steppengebieten mit reicher Mosaiklandschaft vor - genau dort, wo auch die Wildkaninchen die Eiszeit überstanden!

Die Riesenmöhre ist vermutlich eine der Vorfahren unserer Kulturmöhren. Von den Inhaltsstoffen des Möhrengrüns selbst hat sich nicht viel geändert.
Fast alle Kohlsorten, vom Blumenkohl angefangen über Kohlrabi bis Grünkohl, stammen vom Wildkohl ab - und haben eine ähnliche Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe und Nährstoffe wie der Wildkohl.
Luzerne gehört in die Gattung des Schneckenklees. Alle Schneckenkleearten sind gleichermaßen schwer bekömmlich, eiweißreich und stark blähend. Sie haben eine sehr ähnliche Nährstoffzusammensetzung.
Heu besteht größtenteils aus hochgezüchteten Weidegräsern, die es erst seit 60 Jahren in dieser Nährstoffzusammensetzung auf der Erde gibt ...

Also ... was wird wohl gesünder sein?
Frisches Möhrengrün, frische Luzerne und frischer Kohl, welche nah verwandt mit den Pflanzen in der Heimat der Kaninchen sind und sowohl dort, als auch hier frisch verspeist werden?
Oder hochgezüchtete, getrocknete Weidelgräser mit getrockneten Kräutern und angereichert mit getrockneten Blüten?
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 12.12.2009 23:38    Titel: Re: Möhrengrün, Kohl und Luzerne ... unnatürlicher wie Heu? Antworten mit Zitat

Zitat:

Und noch ein Myth, der in diversen Foren herumgeistert ... es wird geglaubt, daß es weder Luzerne, noch Kohl, noch Möhrengrün in der Heimat der Wildkaninchen gäbe ...

Laughing wo kommen sie denn her, die exotischen Wildkaninchen? Laughing Aus dem wüstenartigen Nordafrika, wo alles Gras und Grün dorrt bevor die Kaninchen was davon beissen können? Oder vielleicht doch eher aus dem Kinderzimmer, dort wo es nie Regen, noch Wind gibt und Futter nur trocken, selten und nur in kleinen Mengen frisch... und höchstens 10 g Kr.. nee, lassen wir das Wink.

Zitat:

Also ... was wird wohl gesünder sein?
Frisches Möhrengrün, frische Luzerne und frischer Kohl, welche nah verwandt mit den Pflanzen in der Heimat der Kaninchen sind und sowohl dort, als auch hier frisch verspeist werden?
Oder hochgezüchtete, getrocknete Weidelgräser mit getrockneten Kräutern und angereichert mit getrockneten Blüten?

Selbst bei Chins und Degus könnte man sich fragen, ob die Grünkost nicht natürlicher und gesünder ist, als so manches was als Futter verkauft wird...
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atropa belladonna
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 13.12.2009 23:47    Titel: Antworten mit Zitat

Nichts für ungut: von Leguminosen halte ich nach wie vor nichts. Egal ob getrocknet oder frisch. Im Sommer landet bestenfalls mal zufällig was davon in meinem Futtersack, wenn ich Grünzeug sammeln geh. Möglicherweise unterscheiden sich da aber Degus von Kaninchen.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 15.12.2009 17:41    Titel: Re: Möhrengrün, Kohl und Luzerne ... unnatürlicher wie Heu? Antworten mit Zitat

Ich bin ehrlich gesagt auch etwas vorsichtig, habe aber mittlerweile mit kleineren Futtermengen gute Erfahrungen gemacht. Verschiedene Kleearten sind bei meinen Degus als Speiseplanbereicherung sehr beliebt. Aber das ist stets Beigemüse, selbst die Meerschweine bekommen es nicht als Hauptfutter.
Übrigens was sehr beliebt war bei meinen Degus, war der Samen des Hopfenklees. Der macht so schwarze Samen, die in einem kugelähnlichen Samenstand (daher wohl der Name) heranreifen. Und früher konnte ich schon beobachten, dass sie die Rotkleeblüten sehr mochten. Da habe ich dann auch ab und an welche gesammelt.

Was halt so eine Sache ist, gerade bezüglich Luzerne, dass das in manchen Futter in grösseren Mengen beigemischt wird und bleibt dann übrig. Ich wollte es zuerst nicht glauben, als ich noch gemischt fütterte, sprich Fertigfutter (JR und Co.) mit verschiedenen Kräutermischungen (gekauft und selbst getrocknet) mischte. Bei den Pflegedegus wollte ich es mit der Ernährung besonders gut machen und fütterte nur JR Futter (!) und nur sehr kleine Grünfuttermengen: Wiesengrün, keine "problematischen" Küchenkräuter... ich war in jener Zeit annähernd genau so extrem und hysterisch wie heute manch ein Chinchillahalter, der penibel darauf achtet, dass es in der Woche nicht mehr als 2-3 Löwenzahnblättchen gibt und jeweils an Weihnachten eine Rosine... nee, war eine echt üble Zeit, aber ich hab daraus gelernt. Jedenfalls fiel mir da schnell auf, dass stets grössere Mengen der Luzerne übrig blieben. Seit da ist Luzerne in Fertigfutter ein billiger Füllstoff, zwar optisch ansprechend, weil er ausschaut wie "gesunde" Kräuter, aber futtertechnisch bestenfalls nutzloser Ballaststoff (im wahrsten Sinne des Wortes).

Apropos Futter in der Wildnis, wenn ich mich nicht täusche gab es da mal einen Bericht in einer Zeitschrift, dass die Degus in Chile Luzerne fressen würden und wird auch zitiert im Woods & Boraker. Oder waren es die Wildmeerschweinchen-Studien, die ich letzthin erst wieder studierte?
Eins von beiden müsste es jedenfalls gewesen sein.
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atropa belladonna
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 15.12.2009 19:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Jedenfalls fiel mir da schnell auf, dass stets grössere Mengen der Luzerne übrig blieben. Seit da ist Luzerne in Fertigfutter ein billiger Füllstoff, zwar optisch ansprechend, weil er ausschaut wie "gesunde" Kräuter, aber futtertechnisch bestenfalls nutzloser Ballaststoff (im wahrsten Sinne des Wortes).


Hm, ja, aber ich denke auch, dass man da etwas unterscheiden sollte zwischen frischen und getrockneten Kräutern. Ich habe auch schon öfter festgestellt, dass manches lieber frisch, und manches lieber getrocknet gefressen wird. Luzerne fällt auch bei meinen Tieren unter die Kategorie "frisch, au ja!".

Und nicht zu vergessen, dass Luzerne ein beliebter GVO ist. Und möglicherweise auch nicht zuletzt deshalb oft verschmäht im getrockneten Zustand. Obwohl ich bezweifle, dass Fertigfraß-gewohnte Tiere da den Unterschied erkennen. Demnach wird es wohl andere Gründe haben, warum der Krempel zuverlässig flächendeckend verschmäht wird. Und wenns nur ein übler Geschmack ist.... Question
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saloiv
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Anmeldungsdatum: 14.03.2009
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BeitragVerfasst am: 15.12.2009 21:19    Titel: Antworten mit Zitat

Das Kaninchenrevier meiner Truppe ist eigentlich recht rund. Nur einen "Abstecher" aus dieser Rundung machen sie und der geht auf ein Leguminosenfeld. Daraus schließe ich, dass sie diese Pflanzen anscheinend benötigen.
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 15.12.2009 23:51    Titel: Re: Möhrengrün, Kohl und Luzerne ... unnatürlicher wie Heu? Antworten mit Zitat

Da hast du sicher recht, was die Vorzüge frisch oder getrocknet fressen angeht. Da gibt es Unterschiede, klar.
Was die getrocknete Luzerne angeht, denke ich eher dass es einerseits zuviel des Guten sein dürfte, andererseits vermute ich, dass als Kräuter-Deko gerne das verwendet wird, was nicht unbedingt zart und lecker ist sondern eher auch älteres Pflanzenmaterial und Stängel-Ware.

Ich hatte da mal ein Extrem-Beispiel. Ich kaufte gerebelte Wegwarte und dazu noch ein Pack Hirtentäschel, der glaubs auch irgendwie kleingeschnitten war. Gut das Zeug kam an und ich fütterte es an die Degus. Bei den Hirtentäschel-Kräuter fiel mir nix besonderes auf, die Wegwarte wurde verschmäht und ich fragte mich damals wieso. Lag es an der Qualität oder woran? Ich muss da noch ergänzend sagen, dass ich damals noch keine Wegwarte in der Natur kannte. In der Zwischenzeit hat sich das geändert und ich hab auch schon für die Degus gesammelt, auch zum Trocknen für das Winterfutter. Nun, wer einmal schon Wegwarte gepflückt hat, kann sich vielleicht denken, wo der Hund begraben lag. Die Stängel der etwas älteren Pflanzenteile sind extrem zäh und faserreich. An Blattmaterial fällt bei der Wegwarte herzlich wenig an, auch Blüten sind mengenmässig nur ein geringer Anteil, trotz der Tatsache, dass so eine Pflanze viele viele Blüten hervorbringt, aber die Bblühen versetzt über lange Zeiten. Also hat man bei der Ernte vor allem Stängel und die enthalten viel Fasern und das mögen die Degus nicht, was letztlich dazu führt, dass es nicht gefressen wird. Wenn ich Kräuter pflücke und trockne, dann kommen die Stängel weg, sobald sie eine gewisse Zähigkeit überschritten haben. Da fällt viel Abfall an, aber die Qualität ist eine ganz andere, als wenn ich das alles drin lassen würde.

Und das ist eben auch so ein Punkt, darin unterscheiden sich viele Kräuterhersteller von der Selfmade-Kräutermischung.
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BeitragVerfasst am: 16.12.2009 09:16    Titel: Re: Möhrengrün, Kohl und Luzerne ... unnatürlicher wie Heu? Antworten mit Zitat

Um zurück zur Luzerne zu kommen - von allen Kleearten ist sie die eiweißreichste, und da es nunmal das Eiweiß ist, welches bei den Schneckenkleearten ungesund ist und bläht, ist die Luzerne generell ein schlechtes Tierfutter - höchster Trypsinhemmergehalt, höchster Gehalt an blähendem Eiweiß ...

Kaninchen selektieren unter anderem auf hohe Eiweißgehalte - sie mögen frische Luzerne ... und können, wenn sie genügend gerbstoffreiche Pflanzen haben, auch erstaunliche Mengen von dem Zeug verdrücken und nutzen. Im Frühjahr hatte ich dies Jahr einfach mal ausprobiert, wieviel Luzerne gefressen wird. Ohne gerbstoffreiche Pflanzen belief sich der Luzerneanteil bei ner Handvoll pro Kanin, war also ziemlich wenig. Mit Rotbuchenblättern war der Luzernekonsum enorm, sie hatten schätzungsweise 60% Volumenanteil an Frischkost alleine an Luzerne verdrückt - sobald jedoch die gerbstoffreichen Pflanzen wiederum reduziert wurden, sank auch sofort der gefressene Luzerneanteil in der Tagesgesamtration.

Meine Degus hatten ab und an Schneckenklee gefressen - aber nicht unbedingt gerne und nicht viel, ich nehme an, daß sie noch weniger Luzerne gefressen hätten, aber ich hatte die damals noch als "böse" Pflanze gemieden.
Die beiden Chins lehnen beide Luzerne ab, sowohl getrocknet, als auch frisch.

Die Meerschweinchen wiederum als eine typische domestizierte Form nehmen Luzerne als Sonstigenanteil problemlos an und kommen auch ohne Kombination damit klar - will heißen, sie bleiben bei ad lib bei den 80% Volumenanteil frischen Gräsern, konnten jedoch die übrigen 20% Frischanteil durchaus mit Luzerne auffüllen, ohne Schaden zu nehmen, selbst über mehrere Tage. Sie fressen einfach, was ihnen vor ihre gefräßigen Mäuler geworfen wird ...
Sie hatten allerdings immer auch große Mengen Heu verdrückt, mit und ohne Luzerne, und den Anteil hab ich nie ermittelt und mit eingerechnet. Sie kommen also vermutlich auf einen höheren Grasanteil, wenn man das Heu mit einrechnen würde (unter Berücksichtigung des gefressenen Kräuteranteils im Heu)

Ratten wiederum hatten alle Schneckenkleearten gemieden und nur die Samen verspeist. Die Samen waren jedoch erstaunlicherweise sehr beliebt ...
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BeitragVerfasst am: 16.12.2009 17:18    Titel: Re: Möhrengrün, Kohl und Luzerne ... unnatürlicher wie Heu? Antworten mit Zitat

Also ich hab nachgeschaut, die Luzerne, das war offenbar bei den Wildmeerschweinchen (Cavia cutleri, sic). Die hätten die Luzernefelder zum Fressen gerne. Das war im Jahre 1916... ich müsste mal schauen, ob ich an diese interessante Quelle irgendwie rankomme. Ansonsten findet man nämlich wirklich kaum was über die Lebensweise der Tschudis. Es wäre natürlich nicht ganz auszuschliessen, dass ich in der alten Literatur der zoologischen Gesellschaft von England noch was gelesen habe. Jedenfalls hatte Murx mal was von Luzerne und Degus berichtet, das hab ich schwach im Hinterkopf. Aber die genauen Zusammenhänge sind mir da nicht präsent.

Was den Hopfenklee angeht, ist ja auch ein Schneckenklee. Der scheint tatsächlich wenig beliebt, ausser eben die Samen. Das könnte also durchaus passen.

Zitat:

Die Meerschweinchen wiederum als eine typische domestizierte Form nehmen Luzerne als Sonstigenanteil problemlos an und kommen auch ohne Kombination damit klar - will heißen, sie bleiben bei ad lib bei den 80% Volumenanteil frischen Gräsern, konnten jedoch die übrigen 20% Frischanteil durchaus mit Luzerne auffüllen, ohne Schaden zu nehmen, selbst über mehrere Tage. Sie fressen einfach, was ihnen vor ihre gefräßigen Mäuler geworfen wird ...

...könnte aber auch mit den Tschudis zusammenhängen.
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