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Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth?
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   Degupedia-Forum » Tierernährung und Pflanzen » Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 13.12.2009 01:01    Titel: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Huhu,

ich kratze am Lack meiner eigenen Gedankenkonstrukte.

Die Ernährung könnte so einfach sein:

1. Rinde, Holz und Co. gehört zu den nährstoffarmen Stoffen, die praktisch kaum einen bedeutenden Nährwert haben und ggf. noch Mineralien spenden können (Ausnahme: es gibt Bakterien, die können Lignin zu Energie umwandeln: Borkenkäfer lässt grüssen...)

2. Blätter sind sehr energiearm, wenn sie etwas älter und ledrig werden. Sie werden daher meist zusätzlich zu energiereicherer Kost oder bei Nahrungsmangel gefressen.

3. Ältere Gräser sind reich an Silikaten, an schlecht und unverdaulichen Pflanzenfasern. Einige Arten ernähren sich vorwiegend von diesen kargen Gräsern, da ihr Darm extra daran angepasst ist.

4. Kräuter sind zwar schon energiereicher, aber immer noch ziemlich karg.

5. Wurzelgemüse ist schon relativ energiereich....

STOP... tatsächlich?

Kräuter sind durchschnittlich eher energiereicher als Gräser. Es gibt auch Ausnahmen, aber wenn wir es allgemein betrachten, können wir das so verallgemeinern. Das dürfte wohl noch stimmen, aber das energiereiche Wurzelgemüse, ist das wirklich so energiereich?

Andreas hat mich angeregt, das mal zu überdenken. Das Interessante ist, es gibt da starke Unterschiede und ich denke, es würde sich lohnen, die mal genauer anzuschauen.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 13.12.2009 01:31    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

So, ich habe etwas Zahlen zur Energie herausgeschrieben von einigen Kräutern und dann einige Gemüse. Als Quelle diente mir eine kleine Nährwerttabelle von der DGE:

Kräuter
Löwenzahnblätter 113 KJ, 27 kcal
Blattpetersilie 214 Kj, 59 kcal

Gemüse
Pastinake 249 KJ, 59 kcal
Rote Bete 175 KJ, 41 kcal
Topinambur 130 KJ, 31 kcal
Kohlrübe 123 KJ, 29 kcal
Karotte 109 KJ, 26 kcal
Kohlrabi 104 KJ, 24 kcal
Schwarzwurzel 76 KJ, 18 kcal
Rettich 64 KJ, 15 kcal

Diverses zum Vergleich:
Sojasprossen 211 KJ, 50 kcal
Knoblauch (energiereich) 590 KJ, 139 kcal
Zwiebel roh: 116 KJ, 27 kcal
Zwiebel getrocknet: 836 KJ, 197 kcal

energiereiche Nüsse:
Edelkastanie (relativ "energiearm"): 813 KJ, 192 kcal
Haselnuss, Pecannuss, Macadamia: 2897 KJ (!), 703 kcal
Mandel 2411 KJ, 583 kcal

Einige Zahlen als Grössenvergleich:
Nüsse enthalten 4-40 Mal soviel Energie wie Kräuter und Gemüse.
Die getrocknete Zwiebel ist 8 Mal energiereicher als in frischer Form.
Energiereiches Gemüse ist bis zu 4 Mal energiereicher als energiearmes Gemüse.


Kleines Zwischenfazit: der Energiegehalt in Wurzelgemüse schwankt sehr stark von dem äusserst "kargen" Rettich bis hin zur "energiereichen" Pastinake. Die Datenlage bei den Kräutern ist mit Löwenzahn und Petersilie sehr spärlich. Da aber Kräuter normalerweise keine Anwendung finden in der menschlichen Ernährung, gibt es hier nur spärliche Daten. Deutlich zeigen die Zahlen den starken Unterschied zu Nüsse einerseits, die wirklich sehr energiereich sind und andererseits den starken Unterschied zwischen getrockneten und frischen Produkte, hier am Beispiel der Zwiebel. Dieser dürfte dem starken Wasserverlust zuzuschreiben sein, der bei sehr viel Gemüse beträchtlich ist (die teilweise über 90% aus Wasser bestehen). Beim Knoblauch dürfte ein geringer Wassergehalt den hohen Energiewert ausmachen, ist aber insofern als vereinzelter Ausreisser gegen oben zu betrachten.

Nun sind natürlich solche Tabellen nur beschränkt geeignet, Werte schwanken teilweise stark und der Brennwert kann kritisch beäugert werden, zumal er ähnlich wie die Rohnährstoffe in einem Verfahren ermittelt wird, das lediglich versucht der Realität sich auf einfache Weise zu nähern, ohne den Anspruch auf hohe Präzision zu erheben (was bei einem Organismus, der von vielen Faktoren beeinflusst wird, wohl ohnehin fragwürdig wäre). Dennoch denke ich, sind sie nicht ganz bedeutungslos, sondern können eine grobe Richtung aufzeigen, was den Gehalt an Nährstoffen anbelangt. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass Aminosäuren, antinutritive Stoffe (z.B. Lectine) etc. alle ebenfalls die Verdaulichkeit beeinflussen und wir zudem je nach Tier/Organismus wieder andere Voraussetzungen zur Verdauung haben, dass es schlicht und einfach unmöglich ist, das Thema mehr als nur vage abzuhandeln.

Aber diese ersten Daten scheinen darauf hinzudeuten, dass Wurzelgemüse nicht unbedingt energiereicher ist/sein muss als Kräuter, im Gegenteil. Die bisherigen Kräuter scheinen sehr energiereich zu sein im Vergleich zu so manchem Gemüse. Weitere Kräuter müssten wir aber noch heranziehen und vor allem was auch interessant wäre, das wäre der Vergleich der Energie in der Trockensubstanz. Könnte es da Unterschiede geben im Resultat? Oder wird sich die jetztige Tendenz verhärten?
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 13.12.2009 01:40    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Einige weitere Überlegungen:

1. Junge Pflanzen, junge Triebe, Blätter etc. sind ziemlich energiereich und enthalten viel Stickstoff. Der Erntezustand trägt wesentlich zum Energiegehalt in der Nahrung bei. Ein Vergleich junge Triebe/Blätter von Kraut und alte Triebe/Blätter wäre daher sinnvoll.

2. Löwenzahn wird für den menschlichen Verzehr jung geerntet. Das könnte zu höheren Werten beitragen. Tierhalter dagegen ernten ihn lieber, wenn er schön gross ist. Der wird immer noch gefressen und gibt mehr her.

3. Der hohe Wert von Petersilie. Da kann ich momentan mir noch keinen Reim machen. Allerdings ist Petersilie auch wenn sie schon älter ist, immer noch ziemlich zart, was eventuell darauf hindeuten könnte, dass die Pflanze relativ faserarm und gut verdaulich ist. Bei den Kräutern allgemein müsste man in einem grösseren Kontext vergleichen, um sich ein besseres Bild zu machen. Es könnte jedoch gut sein, dass weitere Zahlen durchaus in das bisherige Bild passen. Insofern wankt der Wurzelgemüse nach wie vor heftig und es wäre gut möglich, dass er letztlich fallen wird, zu Boden.

Ach ja, Quelle bin ich noch schuldig geblieben:

Fröleke, H. (2001): Kleine Nährwerttabelle der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. 42. Auflage. Umschau, o.O.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 13.12.2009 02:25    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Ich behaupte jetzt einfach mal:
1. Wasser hat keine Energie ... je wasserhaltiger, desto weniger Energie
2. Auf die Trockenmasse bezogen hat alles den gleichen absoluten Energiegehalt
3. Die verdauliche Energie schwankt je nach Organismus schon bei jeder Pflanze extrem, Meerschweinchen können eindeutig mehr vom alten Löwenzahn verdauen, wie ein Mensch ...
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 13.12.2009 02:30    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Zitat:

Auf die Trockenmasse bezogen hat alles den gleichen absoluten Energiegehalt

Das würde allerdings heissen, dass Heu und Nüsse gleich viel Energie hätten, oder? Beide Produkte enthalten nur wenig Wasser, sprich wenn wir das wenige weg nehmen, werden wir bei beiden noch ein bisschen mehr Energie haben. Ich vermute jetzt aber einfach mal, sprich stelle die böse Behauptung auf, dass das Heu weniger Energie enthält wie die Nüsse, insofern bin ich geneigt, diese Aussage in Frage zu stellen Wink.

Zu 1 und 3 stimme ich voll und ganz zu.
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kichwa
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BeitragVerfasst am: 13.12.2009 11:15    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Wirklich interessante Überlegungen!
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Viele Grüße,

Christina
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
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BeitragVerfasst am: 13.12.2009 11:26    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Zumindest ist der absolute Energiegehalt der Trockenmasse (also mit herausgerechnetem Wasser) von Mehlsaaten und Heu in etwa gleich ... der läßt sich ausrechnen über die Energie, welche freiwerden würde, wenn die Cellulose, Stärke, Pektine etc zerlegt werden.

Wenn fettreiche Futtermittel auf die Trockenmasse bezogen einen höheren absoluten Energiegehalt hätten, dann läge das einzig daran, daß Fett bei gleichem Gewicht mehr Energie gibt ... und daß aus Fett mehr Energie gewonnen werden kann wie aus Kohlenhydraten, steht in jedem Ernährungslehrbuch und scheint auch zu stimmen.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 14.12.2009 17:18    Titel: Antworten mit Zitat

Das sind Werte aus Schlolaut* - und zwar verdauliche Werte/kg Futtermittel.
Wiesenheu, gering 89,3 % TS; 6,41 MJ/kg
Wiesenheu, mittelgut 85,5 % TS; 6,58 MJ/kg
Wiesenheu, sehr gut 87,6 % TS; 7,24 MJ/kg
Gras, Wiese 25,0 % TS; 2,93 MJ/kg
Gras, Wiese 20,0 % TS; 1,68 MJ/kg
Bärenklau 14,0 % TS; 1,88 MJ/kg
Giersch 10,6 % TS; 1,31 MJ/kg
Futterrüben 14,6 % TS; 2,38 MJ/kg
Möhren 12,3 % TS; 1,95 MJ/kg
Sellerie 5,6 % TS; 0,76 MJ/kg
Topinambur 19,0 % TS; 3,19 MJ/kg
Hafer (Körner) 88,2 % TS; 12,38 MJ/kg

*Schlolaut, W. (Hrsg) in Zusammenarbeit mit Lange, K.; Das große Buch vom Kaninchen; 3., erw. Aufl.; Frankfurt am Main; DLG-Verl., 2003; 488 S.; ISBN 3-7690-0592-9

Edit - Vergessen: Bezogen auf die Trockenmasse ergäbe das dann
Wiesenheu, gering 7 MJ/kg TM
Wiesenheu, mittelgut 8 MJ/kg TM
Wiesenheu, sehr gut 8 MJ/kg TM
Gras, Wiese 12 MJ/kg TM
Gras, Wiese 8 MJ/kg TM
Bärenklau 13 MJ/kg TM
Giersch 12 MJ/kg TM
Futterrüben 16 MJ/kg TM
Möhren 16 MJ/kg TM
Sellerie 14 MJ/kg TM
Topinambur 17 MJ/kg TM
Hafer (Körner) 14 MJ/kg TM
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 14.12.2009 22:25    Titel: Antworten mit Zitat

So, ich hatte heute nachmittag nur wenig Zeit, deshalb kamen erst mal nur die Werte. Smile

Die Werte für die Trockenmasse habe ich ausgerechnet. Ich habe ein kleines Problem mit dem Herausrechnen des Wassers, weil es aus meiner Sicht für die Nahrungsaufnahme eine wichtige Rolle spielt. Man kann zwar hinterher vergleichen, was das Tier tatsächlich gefressen hat, aber erst einmal ist es entscheidend für das, was das Kaninchen frisst. Was ich meine ist: es stellt einen riesengroßen Unterschied dar, ob es sich etwas trockenes 'reinwürgt oder frisches - auch von den Mengen. Provokativ: vielleicht haben ja Kaninchen, die mit dem staubtrockenen Heu ernährt werden, deshalb auch öfters ein Zahnproblem, weil es davon zuwenig frisst? Der Trockenmasseanteil ist hoch, das Wasser fehlt usw.. Ich habe mal Aufnahmezeiten zusammengesucht - die gelten für ein Gramm Trockenmasse:

Heu (später Schnitt) 12,2 min / Wenger (1997)
Gras 6,84 min / Wenger (1997)
Heu (früher Schnitt) 4,72 min / Wolf et al. (1997)
brikettiertes Mischfutter 3,60 min / Wenger (1997)
Alleinfutter mit nativen Komponenten 2,92 min / Wenger (1997)
Heubriketts 2,30 min / Wolf et al. (1997)
Mischfutter, pelletiert 1,40 min / Wenger (1997)

Wenn man sich die Zeiten ansieht, braucht das Kaninchen für Gras sogar mehr Zeit für die Aufnahme als für gutes Heu. Gute Nachrichten für alle Zahnkaninchen... Laughing

Ok, zurück zur Energie: Heu liegt (in der TM) zurück, dann kommen Wiese und Kräuter und dann die Knollen. Sie haben zwar mehr Energie - aber die muss erst einmal 'reingefressen werden - bei dem Wasseranteil...

freundliche Grüße,
Andreas

Edit: Mist, Quellen vergessen...
Wenger, A.; Vergleichende Untersuchungen zur Aufnahme und Verdaulichkeit verschiedener rohfaserreicher Rationen und Futtermittel bei Zwergkaninchen, Meerschweinchen und Chinchilla; Hannover, Tierärztl. Hochsch., Diss.; 1997

Wolf, P., Wenger A., Kamphues, J.; Probleme der Rohfaserversorgung von Zwergkaninchen, Meerschweinchen und Chinchilla als Heimtiere; Tag.-Bericht 10. Arb.Tag, 1997; Dt. Vet. med. Ges., Celle, 154-165
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saloiv
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Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 16.12.2009 04:20    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde es relativ schwierig den Energiegehalt eines Futtermittels genau anzugeben, denn es existieren nicht nur total unterschiedliche Angaben (je nachdem wo man schaut) sondern der Energiegehalt ist vorallem abhängig von der Verdaulichkeit (die sogar von Kaninchen zu Kaninchen und je nach Ernährung unterschiedlich ist) und auch von der Schmackhaftigkeit. Selbst wenn Heu den gleichen Energiegehalt wie Wiese hätte, dann wäre Wiese trotzdem energiereicher, weil Kaninchen viel größere Mengen an Wiese, als an Heu fressen und somit viel mehr Energie aufnehmen.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 16.12.2009 14:10    Titel: Antworten mit Zitat

saloiv hat Folgendes geschrieben:
Ich finde es relativ schwierig den Energiegehalt eines Futtermittels genau anzugeben, denn es existieren nicht nur total unterschiedliche Angaben (je nachdem wo man schaut) sondern der Energiegehalt ist vorallem abhängig von der Verdaulichkeit (die sogar von Kaninchen zu Kaninchen und je nach Ernährung unterschiedlich ist) und auch von der Schmackhaftigkeit.


Ich habe die verdauliche Energie der jeweiligen Futtermittel angegeben. Das die Werte etwas schwanken, liegt in der Natur der Sache. Als Anhaltspunkt sind sie aber schon recht hilfreich. Es sind ja auch 2 versch. Wiesen und 3 Heuqualitäten vertreten.

saloiv hat Folgendes geschrieben:
Selbst wenn Heu den gleichen Energiegehalt wie Wiese hätte, dann wäre Wiese trotzdem energiereicher, weil Kaninchen viel größere Mengen an Wiese, als an Heu fressen und somit viel mehr Energie aufnehmen.


Da steckt ein kleiner Widerspruch drin. Sicher fressen Kaninchen mehr Wiese - das ist aber durch das Wasser bedingt. Der Trockenmassegehalt (also das, wo die Energie drinsteckt) ist somit wesentlich niedriger als im Heu. Das heißt, wenn ein Kaninchen jeweils 1 kg Heu und 1 kg Wiese fressen würde, hätte es mit dem Heu logischerweise wesentlich mehr Energie aufgenommen. Das relativiert sich erst dann, wenn man die tatsächlich gefressenen Mengen nimmt und losrechnet. Deshalb ja auch meine "Bauchschmerzen" mit denTrockenmassen: was nützt mir die ganze Rechnung mit Trockenmassen vorher, wenn das Tier dann gar nicht das frisst, was ich wichtig (her)ausgerechnet habe. Geschmack, Wasser und Rohfasergehalt im Ausgangs-Futtermittel ist nun mal entscheidend dafür, dass das Kaninchen überhaupt etwas Bestimmtes frisst.

Deshalb ergeben sich auch fast gleiche Aufnahmezeiten: mit Wiese muss ein Kaninchen viel fressen (und damit lange kauen) um 1 g Trockenmasse zu fressen, während mit Heu für 1 g lange gekaut werden muss, weil es trocken ist und einen hohen Rohfaseranteil hat. Der Nutzen dessen, auf was herumgekaut wird (Nährstoffe) ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt (zumindest in diesem Forum Wink )

Kaninchen fressen auf Energie - also von einem hochverdaulichen, energiereichen Futter weniger als von einem schwer verdaulichen, rohfaserreichen. Das ist auch der Grund, warum unsere Tiere alles ad lib. angeboten bekommen können und trotzdem nicht verfetten. Die Praxis bestätigt die Theorie.
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saloiv
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Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 16.12.2009 14:39    Titel: Antworten mit Zitat

Der Vergleich Wiese-Heu war vielleicht etwas unglücklich. Wenn ich z.B. nach Schlolaut gehe und mir anschaue, welche Mengen an Weidelgras (213g Frischesubstanz pro kg Lebendgewicht/Tag) im Vergleich zu Subterraneum-Klee (553g Frischesubstanz pro kg Lebendgewicht/Tag) gefressen werden... Beides ist frisch und trotzdem ist der Mengenunterschied beachtlich... Da spielt einfach die Schmackhaftigkeit eine große Rolle.
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 16.12.2009 16:49    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Was ich mich halt frage, verdauliche Energie, gibt es da auch standardisierte Methoden und wenn ja, wie wird das ermittelt? Ich hab mal was gelesen, dass mit Veräscherung gearbeitet wird, zumindest in der Humanernährung. Aber unsere Verdauung ist kein Ofen, der die Nahrung verbrennt, sondern ein biochemisches Kraftwerk, das durch komplizierte Stoffwechselwege Nährstoffe in die jeweils benötigte Energie umwandelt oder aber es in Form von Fett (Glycogen) im Körper speichert.

Nichtsdestotrotz haben sie ja doch eine gewisse Aussagekraft, weil eine Nuss als Extrembeispiel hat in der Regel bedeutend mehr Energie als ein faserreicher Pflanzenstängel.

Zitat:

Ich habe die verdauliche Energie der jeweiligen Futtermittel angegeben. Das die Werte etwas schwanken, liegt in der Natur der Sache. Als Anhaltspunkt sind sie aber schon recht hilfreich. Es sind ja auch 2 versch. Wiesen und 3 Heuqualitäten vertreten.

Kann das sein, dass diese Werte anders berechnet werden als in der Menschenernährung die kcal usw.? Ich hab nämlich auch schon gelesen, dass genau geschaut wird, was oben rein geht mit dem Essen an Nährstoffen und was wieder ausgeschieden wird durch Kot und Urin. Ein Problem haben wir aber bei der ganzen Sache: das Kotfressen, kleine Mikroorganismen produzieren aus unverdaulichem Futter wieder Nährstoffe, die in den Kot gelangen. wir haben so gesehen eine Rückkopplung und eine Verfälschung von dem, was tatsächlich im Darm aufgenommen wird.
Aber offenbar können wir bei tierischen Organismen nur mit einer gewissen Ungenauigkeit arbeiten. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile und jedes Individuum seine Eigenheiten. Aber dennoch wäre es sicher interessant genauer anzuschauen, wie solche Werte zustande kommen und wo könnte es Fallstricke geben bei der Interpretation der Werte.

Ach ja, ich dachte dass ich noch weitere Werte beizutragen hätte, aber die waren irgendwie für mich nicht brauchbar. Der Nährwert wurde irgendwie als Verhältnis angegeben, nicht in den uns bekannten Energie-Einheiten. Und meine Nutztier-Literatur habe ich noch nicht intensiv durchsucht, bin mir auch nicht sicher, ob die überhaupt was dazu zu bieten hat.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 16.12.2009 16:59    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Die verdauliche Energie ist ein genauso errechneter Wert, wie die absolute Energie.
Man beobachtet bei einer kleinen Gruppe, wieviel wird von etwas oben reingestopft, wieviel Scheiße kommt hinten raus und ermittelt darüber dann die Verdaulichkeit des Futters, um dann wiederum eine Formel zu finden, mit der man das ausrechnen kann - sozusagen ... mit dieser Formel kann man dann alles und jeden erschlagen.

Die Kilokalorien des menschlichen Futters sind übrigens auch nur irgendwelche Näherungswerte, ein errechneter Wert, weiter nix. Daß man sich derartig nach so einem künstlichen Wert richtet, was das Abnehmen angeht, ist mir oft unbegreiflich - funktioniert doch bei den meisten Menschen überhaupt nicht! Man hat weitaus bessere Ergebnisse, wenn man die Leute einfach essen läßt, sie dazu bringt, sich ordentlich zu bewegen und ihnen das Getreide und Fertigkost samt Fertigsüßigkeiten komplett streicht ... da hat schon mancher ganz erstaunt festgestellt, daß er mit der dreifachen Kalorienzahl wie vorher ohne Probs abnehmen konnte, was vorher trotz eisern durchgehaltener Diäten etc nicht möglich war ... und das Schönste an solch einem Vorgehen - die Leutz werden lange nicht so schnell rückfällig!

Kommt nicht von ungefähr, daß die ganzen Ketodiäten Hochkonjunktur haben - die bringen nämlich tatsächlich was!
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BeitragVerfasst am: 16.12.2009 17:02    Titel: Re: Wurzelgemüse ist energiereicher als Kräuter, ein Myth? Antworten mit Zitat

Zitat:

Die verdauliche Energie ist ein genauso errechneter Wert, wie die absolute Energie.
Man beobachtet bei einer kleinen Gruppe, wieviel wird von etwas oben reingestopft, wieviel Scheiße kommt hinten raus und ermittelt darüber dann die Verdaulichkeit des Futters, um dann wiederum eine Formel zu finden, mit der man das ausrechnen kann - sozusagen ... mit dieser Formel kann man dann alles und jeden erschlagen.

Also doch. Aber es wird nix veräschert... irgendwie finde ich es unlogisch. Wäre eine Solche Vorgehensweise beim Menschen nicht sinnvoller, der ohnehin kein Kotfressen betreibt?

Zitat:

Die Kilokalorien des menschlichen Futters sind übrigens auch nur irgendwelche Näherungswerte, ein errechneter Wert, weiter nix.

Ja eben, das Futter wird veräschert und die dadurch freigesetzte Energie gemessen... müsste mich auch mal etwas genauer einlesen, wie das genau geht. Aber so ungefähr ist das Prinzip, wenn ich mich nicht täusche.

Zitat:

Kommt nicht von ungefähr, daß die ganzen Ketodiäten Hochkonjunktur haben - die bringen nämlich tatsächlich was!

Was die Leute ja auch gerne unter den Tisch fallen lassen, das ist die ganze Beeinflussung durch die Hormone, die neurotransmitterähnlichen Substanzen wie Glutamin oder auch der Einfluss von Kohlenhydrate auf den Insulinspiegel, die Einspeicherung von Fettreserven durch Kohlenhydrate usw.
Dazu kommen Substanzen, welche auf den Appetit anregend oder hemmend wirken, einerseits Frassstoffe und Co. andererseits Appetitanreger wie Süssstoffe (welche ja eigentlich "light" sein sollen, wovon sich die Tiermast nie blenden liess und sie als Dickmacher zu schätzen weiss).
Ich hatte erst heute wieder den Lutz zur Hand mit seiner kohlenhydratarmen Ernährung... ein paar spannende Theorien hat er durchaus und auch zum Thema artgerechte Hühnerernährung ist sogar was drin. Das war mir zuvor gar nie aufgefallen.
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