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Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert?
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 07.06.2009 21:11    Titel: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Wie ihr wißt, bin ich mom beim recherchieren, was giftige Gräser angeht ... was mom schon klar ist, die modernen, auf Leistung gezüchteten Weidegräser, allen voran Weidelgräser, dicht gefolgt von den nah verwandten Schwingeln, haben von ihrer Zusammensetzung her absolut nix mehr mit den Wildformen gemein.

Nur ein paar Beispiele:
Während die Wildformen dieser Gräser selbst zu Spitzenzeiten bestenfalls auf 15% Nichtstrukturkohlenhydrate (also Zucker und Stärke) kommen, sind es bei den hochgezüchteten Sorten 30 bis über 40%. Sie sind also inzwischen süßer, wie manches Obst!

Schon immer lebten in vielen dieser Gräser bestimmte Pilze, welche hochgiftige Alkaloide herstellten - allerdings waren die Giftgehalte selbst zu wetterbedingten Spitzenzeiten nie sehr hoch und gut von Weidetieren zu managen (außer beim Taumellolch, einer Weidelgrasart, die fast ausgestorben ist und die Taumelkrankheit bei Weidetieren verursachte).
Inzwischen können die Alkaloidwerte dieser Gräser in wetterbedingten Spitzenzeiten locker das dreifache vom Taumellolch erreichen!

Diese Entwicklung hat in den letzten 50 Jahren stattgefunden - ein schleichender Prozeß, den zuerst die Pferdeleute zu spüren bekamen, bei Pferden nehmen seit den letzten Jahrzehnten solche Krankheiten wie Hufrehe, Weideekzeme, Cushing Syndrome und ähnliches zu ... sehr wahrscheinlich eine Folge dieser Entwicklung.

Ähnliches ist zu beobachten bei Rindern: Klauenrehe, Durchfallerkrankungen, unerklärliche Abmagerung ...

Oder Schafen: Darmerkrankungen, Ekzeme ...

Oder Kaninchen: E. cuniculi, Enterocolitis, Störungen im Knochenstoffwechsel etc ...

Es muß nicht alles wirklich mit dem Gras zu tun haben, es ist jedoch sehr wahrscheinlich ... und genau hier brauch ich nun eure Mithilfe.

Viele von euch hatten Tiere verloren, bei denen keiner weiß, an was sie wirklich gestorben sind, Rennmäuse, Gerbil, Hamster ... alles ist interessant. Was dazu noch interessant ist, wurde Heu verfüttert? Wenn ja, wieviel wurde gefressen, woher stammte das Heu?

Dann sind interessant merkwürdige, unerklärliche Blähungen bei Kaninchen und Meerschweinchen, E. cuniculi-Fälle (auch wenn die vermutlich damit weniger zu tun haben), Durchfälle, plötzliche Todesfälle, "spinnerte" Tiere, merkwürdiges Verhalten im Frühjahr ... dabei ist insbesondere interessant, hat es nen Wechsel der Heusorte gegeben? Wurde mehr oder weniger Heu gefressen? Woher kam das Heu?

Ich tappe mom noch im dunkeln, es gibt hier zuviele Möglichkeiten ... je mehr hier schreiben, desto eher kommen wir vielleicht dahinter, was tatsächlich das Heu sein könnte, was eher andere Ursachen haben dürfte. Auch die Mitarbeit in anderen Foren, also gleiche Diskussion, wäre wünschenswert ... vielleicht läßt sich das Ganze auf wenige Symptome, die vom Heu kommen könnten, eingrenzen.

In dem Zusammenhang ist auch interessant: Pellets (weil dafür meist Grünmehle aus Weidelgras verwendet werden), Critical Care (Grünmehl), Gras, Kuntibuntis (Grünmehle), Vitaböller, Kräuterfertigfutter (Beimengungen von Gräsern als Zusatz oder Verunreinigung), Grassamen
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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saloiv
Freak


Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 07.06.2009 23:05    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe noch ein paar allgemeinere Fragen dazu:
Du schreibst, dass die "modernen Weidegräser" vorallem das Problem sind. Welche Gräser zählen dazu außer dem Weidelgräsern? Das wäre ganz interessant, damit ich sie meiden kann, wenn ich (vorallem für die Meerschweinchen, die Kaninchen bekommen sehr wenig Gräser) sammeln gehe. Wie kann ich sie erkennen (vorallem auch vor der Blüte)?
Gibt es irgendwelche guten Erkennungszeichen?

Werden sie selektiert d.h. wenn genug anderes Frischfutter vorhanden ist? Ich denke einmal schon, da ich bisher keine Vorfälle hatte, und manche Grasarten rigoros liegen gelassen wurden (unangerührt), ich denke mal, das ist dann darauf zurück zu führen?
Werden sie auch im Heu selektiert (wenn eine Alternative vorhanden ist)?

Ich wäre sehr vorsichtig, alle Krankheiten den Weidelgräsern zuzuschieben. Beispielsweise kenne ich Kaninchen die ohne Heu ernährt wurden (rein mit Trockenfutter und teilweiße mit etwas Gemüse, aber sehr wenig), die e. Cuniculli und andere Krankheiten bekommen haben. Aber die Idee der Sammlung finde ich gut. Wobei man aufpassen muss, alte Fälle lassen sich oft nicht lückenlos rekonstruieren...
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 08.06.2009 00:32    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum), auch italienisches Raygras oder vielblütiger Lolch
Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), auch englisches Raygras oder ausdauernder Lolch
Wiesenschwingel (Festuca pratensis), hier scheint das Hauptproblem allerdings hauptsächlich die nahe Verwandschaft zu den Weidelgrasarten zu sein, Bastardierungen sind häufig, prinzipiell können im Wiesenschwingel sich die gleichen Pilze als Symbionten ansiedeln, wie in den Weidelgräsern.

Die Weidelgrasarten (insbesondere deutsches Weidelgras) wachsen insbesondere in Gemeinschaft mit Weißklee, sie kommen auch ohne Weißklee vor, hier, wo ich wohne, hab ich genau eine Weißkleestelle gefunden, wo keine Weidelgräser vorkommen, aber normalerweise ist es schon so, wo das eine massig wächst, wächst auch das andere massig.
Ohne Blüte wüßte ich nicht, wie Weidelgräser von anderen Gräsern zu unterscheiden sein sollten, mit Blüte verweis ich am Besten auf die Wikipedia ...

Besonders gefährlich dürften Zierrasen, Trittrasen und Parkrasen sein, sowie angrenzende Wiesen und Grasvorkommensgebiete. Die Gräser werden nur auf Trittfestigkeit etc hin gezüchtet, beweidet werden sie nicht. Dementsprechend würden besonders hohe Alkaloidgehalte gar nicht auffallen.
Noch tückischer ist, daß es von vielen Faktoren abhängt, ob die Gräser gefährlich werden, oder nicht. Heu und Gras von gleicher Wiese kann deshalb sehr unterschiedliche Fruktan- und Alkaloidgehalte aufweisen, jenachdem, wann das Gras geschnitten wurde.

Im Idealfall bekomm ich jede Menge Berichte über kranke Tiere, wo Heu ausgeschlossen werden kann und kranke Tiere, wo Heu mit diesen Arten sehr wahrscheinlich ist ... wenn bestimmte Krankheitsbilder in beiden Gruppen auftaucht, ist es sehr unwahrscheinlich, daß da ein Zusammenhang da ist, tauchen nur in der Heugruppe bestimmte Krankheitsbilder auf, kann man von ausgehen, daß es da vermutlich einen Zusammenhang gibt (bewiesen ist das auch erst, wenn tatsächlich das Heu untersucht wird, wenn diese Krankheitsbilder auftauchen und dann erhöhte Fructanwerte oder Alkaloide festgestellt werden, aber so eine Befragung engt das alles mit ein wenig Glück ein, denn die Untersuchungen sind alles andere wie billig)
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 08.06.2009 22:55    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Huhu,

das Thema ist interessant, ohne Zweifel! Allerdings interessiert mich, wie immer die Argumentation und Logik, wie man auf solche Gedankengänge kommt, sowie deren Belegung mit Quellen, soweit das möglich ist.

Daher würde mich jetzt interessieren,w as du hier schreibst, bezieht sich das auf deine eine Quelle über giftige Gräser (das Büchlein aus der "Neue Brehm Bücherei"... den Verlag hab ich leider vergessen)?

Zitat:

Diese Entwicklung hat in den letzten 50 Jahren stattgefunden - ein schleichender Prozeß, den zuerst die Pferdeleute zu spüren bekamen, bei Pferden nehmen seit den letzten Jahrzehnten solche Krankheiten wie Hufrehe, Weideekzeme, Cushing Syndrome und ähnliches zu ... sehr wahrscheinlich eine Folge dieser Entwicklung.

Ähnliches ist zu beobachten bei Rindern: Klauenrehe, Durchfallerkrankungen, unerklärliche Abmagerung ...

Oder Schafen: Darmerkrankungen, Ekzeme ...

Oder Kaninchen: E. cuniculi, Enterocolitis, Störungen im Knochenstoffwechsel etc ...

Es muß nicht alles wirklich mit dem Gras zu tun haben, es ist jedoch sehr wahrscheinlich ... und genau hier brauch ich nun eure Mithilfe.


Liegen dir da also konkrete Zahlen oder Studien vor oder sind das eher "gefühlte" Werte?
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saloiv
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Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 09.06.2009 00:17    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Murx für deine Ausführungen. Hier wächst wohl nur Deutsches Weidelgras , die anderen habe ich bisher noch nicht gesichtet. Da ich besonders gerne an Klee-Stellen sammel, werde ich mal morgen beim Sammeln die Gräser dort genauer unter die Lupe nehmen. Das ist durchaus interessant. Nachdem ich wenig Probleme habe (Durchfall habe ich eigentlich nie bei meinen Tieren) könnte es daher kommen, dass die Gräser hier wenig vertreten sind (evtl.)?

Wie sieht es mit dem Selektionsverhalten aus? Werden sie liegen gelassen (so dass ich auch bedenkenlos unbestimmtes (ohne Blüte) Gras verfüttern kann?).
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atropa belladonna
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 09.06.2009 09:07    Titel: Antworten mit Zitat

Bei meinem Heu kann ich zumindest relativ (Betonung) sicher sein, dass mein Heu nicht von "Hochleistungswiesen" kommt. Als diese bezeichne ich Wiesen, mit geringer Artenvielfalt, die gedüngt werden und deren erste Mahd schon im Mai oder noch früher stattfindet.

Wenn ich selber Gras sammle, dann in Naturschutzgebieten (und) auf tendenziellen Magerwiesen.

Ich halte die von MP aufgestellte These grundsätzlich für möglich (warum auch nicht?), denke aber, dass das nicht auf alle Wiesen gleichermaßen zutrifft (wenn ich das richtig verstanden habe).

Bergwiesenheu ist kein geschützter Begriff, so dass sicherlich davon ausgegangen werden kann, dass sich in den Verpackungen mit diesem Aufdruck stinknormales Heu von stinknormalen Wiesen (mit problematischer Gräserzusammensetzung) befindet. Und demnach die Qualität in jeder Hinsicht schwanken bis nicht vorhanden sein kann.

Eine Beobachtung, die ich jedes Jahr aufs neue mache ist jedoch die, dass meine Tiere ab einem gewissen Zeitpunkt kein Gras mehr fressen - oder nur noch sehr leidlich.

Ich fange so früh wie möglich mit Graszufütterung an (dieses Jahr Mitte März), und pendle die Tiere dann auf einen 2-Tages-Rhythmus ein. Ab Ende April ungefähr ließ dieses Jahr die Freude am Gras deutlich nach, es wurde viel liegen gelassen. Und jetzt, wo die Gräser voll ausgereift sind, werden sie größtenteils gar nicht mehr gefressen. Die Tiere halten sich jetzt nur noch an Blüten, Kräuter, Rinde und was sonst noch so gesammelt wird von mir. Aber Gras ist total out. Bis zu der Zeit, nachdem gemäht wurde (wird jetzt wohl nächste Woche soweit sein), dann nehmen sie es wieder.

In diesem Zusammenhang fällt mir noch etwas anderes ein, das eventuell auch noch interessant sein dürfte:

Vor einiger Zeit habe ich mal eine Reportage über Lemminge gesehen. Da wurde zum x-ten Mal das seltsame Lemmingsterben unter die Lupe genommen. Forscher scheinen herausgefunden zu haben, woran das liegt. Es sind nicht in erster Linie die Beutegreifer, denen die Tiere zum Opfer fallen, sondern sie verhungern mit vollem Bauch, sozusagen. Das Gras, welches sie fressen, verliert ab einem gewissen Zeitpunkt den Nährwert (oder zumindest einen großen Teil davon, ich weiß es nicht genau. Bitte um Nachsicht, falls ich mich falsch ausgedrückt haben sollte). Damit will es sich vor Kahlfrass schützen. Das heißt, wenn das Gras einmal auf Bodennähe abgesäbelt wurde von den Lemmingen und dann nachwächst, hat es nicht mehr den Nährstoffgehalt, den die Lemminge dauerhaft zum Leben brauchen. Sie sterben dann einfach, obwohl sie fressen und fressen und fressen.

Die Reportage ist schon eine Weile her, und es kann sein, dass ich einiges vielleicht falsch abgespeichert habe in meinem Kopf. Der Grundtenor war aber laut Aussage dieser Sendung wirklich der, dass das Gras den Nährwert eines Blatt Papieres hat zum Schluß und die Tiere dann an Unterernährung sterben.

Edit: Ich möchte noch was ergänzen, das ist mir eben erneut auf- und damit wieder eingefallen: Die Degus futtern auch sehr gerne Stroh. Fast lieber als Heu. Stroh ist irgendwie ein omnipotentes Zeug: Mann kann es essen, zerfasern, Nester polstern.... Letztes machen sie übrigens auch mit dem Gras, wenn sie der Meinung sind, dass sie es nicht mehr essen wollen. Ich habe dieses Jahr das erste Mal beobachten können, wie mein gesammeltes frisches Gras sofort verbaut wurde. Ich hab nicht schlecht gestaunt.


Zuletzt bearbeitet von atropa belladonna am 09.06.2009 13:07, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 09.06.2009 12:52    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Mein Problem ist folgendes:
- Die Wirkungen von Lolitrem B und Ergovalin ist laut Vanselow seit den 70er Jahren bekannt.
- Der "Befall" von Gräsern, insbesondere der Weidelgräser, mit Pilzen, welche unter anderem diese beiden Alkaloide bilden, ist seit Annadazunnumal bekannt (Stichwort: Taumellolch).
- Fructan als Verursacher von Hufrehe und Klauenrehe ist seit mind. 10 Jahren im Gespräch.
- Abmagerung von Rindern und Pferden wird seit den 80er Jahren immer wieder beschrieben, es wird Selenmangel dafür verantwortlich gemacht.
Problem:
* Woher bekamen Rinder und Pferde vor 60 Jahren ihr Selen her? Warum magerten sie da noch nicht ab, trotz gleichermaßen selenarmen Weiden?
* Weshalb sind die Überflieger auf den Rennbahnen weltweit bei den englischen Vollblütern ausgerechnet in der Gruppe zu finden, welche keine Mineralstoffzusätze bekommt und auf selenarmen Weiden aufgezogen wurden?
* Weshalb nehmen Stoffwechselerkrankungen bei Pferden trotz postulierter optimaler Supplementierung zu?
* Weshalb sind fast alle Pferde, welche im Galopp ohne Zusammenprallen mit anderen Pferden oder der Bande, sich die Beine gebrochen hatten, ausgerechnet die Pferde, welche Mineralstoffe mit hohen Selenwerten bekamen?
Ist es möglich, daß Selen einfach nur noch schlimmere Entgleisungen des Stoffwechsels beim Weidevieh durch hochgezüchtete Weidelgräser verhindert und deshalb geglaubt wird, Pferde und Rinder bräuchten viel Selen?
- Man kann Fructane in zwei Stoffklassen einteilen: den leichter verdaulichen Inulin-Typ und den schwerverdaulichen Phleum-Typ. Der Inulin-Typ kommt in den Wurzeln verschiedener Kräuter vor, der Phleum-Typ wurde bisher einzig in Gräsern gefunden. Es ist nicht bekannt, ob es einen gesundheitlichen Unterschied macht, ob der Inulin-Typ oder der Phleum-Typ verfüttert wird.
- Über die Wirkung von Fruktan weiß man bis heute nix.
- Über die Wirkung von Lolitrem B als Stellvertreter für Alkaloide in Gräsern auf Nager und Kaninchen weiß man nix.
- Über die Wirkung von Fructanen vom Phleum-Typ auf Nager und Kaninchen weiß man nix.
- Die tatsächliche Ursache von Enterocolitis bei Kaninchen ist bis heute nicht bekannt, man weiß nur, daß gewöhnliche, allgegenwärtige Bakterien und Viren bei etlichen Kaninchen plötzlich zum Auslöser der Enterocolitis werden. Enterocolitis gibt es erst in neuerer Zeit, die verursachenden Viren und Bakterien gab es schon vor hundert Jahren auch in Kaninchenbeständen.
- Diabetes bei Kaninchen war noch in den 80er Jahren ein Glückstreffer mit Zusatzzahl, heute sind schätzungsweise 1% der Kaninchen in Heimtierhaltung betroffen - wirklich nur eine genauere Untersuchung der Kaninchen? Oder hat das was mit der Fütterung zu tun?
- Warum fehlen in einigen guten Kaninchenrevieren inzwischen Kaninchen? Ist RHD da wirklich dran Schuld?

Kurzum:
Bisher gibt es den Verdacht offenbar noch nicht, daß Gräser auch an Problemen und Krankheiten bei Kaninchen und Nagern beteiligt sein könnten - aber, wenn es diese unübersehbare Fülle an Hinweisen gibt, daß Gräser Schuld daran sind, daß Grasfresser, wie Rind und Pferd wegen der modernen Gräser krank werden, ist es da keine logische Schlußfolgerung, daß da auch Kaninchen und Nager betroffen sein könnten?

@David:
http://www.google.de/search?hl=de&client=firefox-a&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&hs=TWe&q=fructan+abmagerung&btnG=Suche&meta=
http://www.google.de/search?hl=de&client=firefox-a&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&hs=TWe&q=fructan+lolitrem+b&btnG=Suche&meta=
http://www.google.de/search?hl=de&client=firefox-a&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&q=fructan+stoffwechsel&btnG=Suche&meta=
http://www.google.de/search?hl=de&client=firefox-a&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&q=fructan+enterocolitis&btnG=Suche&meta=
Nur ein paar Beispiele von Literatur, Erfahrungsberichten etc etc ... allein was im Internet darüber zu finden ist, ist unüberschaubar! Aber eben hauptsächlich auf Weidetiere, hauptsächlich Rinder und Pferde, gemünzt.

danke, atropa belladonna - genau solche Haltererfahrungen brauch ich!
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Saboe
Süchtig


Anmeldungsdatum: 06.01.2006
Beiträge: 68

BeitragVerfasst am: 22.06.2009 20:25    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo
Ich beziehe mein Heu in erster Linie von 3 verschiedenen Milchvieh-Bauernhöfen von Bekannten im Umkreis meines Elternhauses, im Berchtesgadener Land. Die Wiesen werden "ganz normal" bewirtschaftet. Gedüngt wird mit Gülle. Wie oft die Wiesen gemäht werden weiß ich jetzt nicht genau. Die erste Mahd ist jedenfalls schon rum, wurde aber GLAUB ICH siliert. Ich weiß jetzt nicht wie das immer gehandhabt wird, kann da aber mal noch fragen. Welche Infos würdest du dir wünschen?
Meine jüngeren 2 Degus sind noch nicht lang bei mir, so dass sie wohl nichts zur Sache tun. Die 3 Älteren bekommen aber schon immer dieses Heu. Sie sind jetzt im stattlichen Alter von 6, 7 und 8 Jahren. Der 6-jährige hat jetzt einen Verdacht (!) auf eine Nierenerkrankung. Eine leichte Linsentrübung liegt wahrscheinlich bei allen 3 vor, vielleicht auch nur bei 2. Bei der 7-jährigen bin ich mir nicht sicher, wenn dann ist es ganz leicht. Die Linsentrübung kann aber auch was erbliches sein, denn vom Vater weiß ich, dass auch er im Alter getrübte Linsen hatte, und leider stammen meine 3 zum Teil durch mehrfache Inzucht von ihm ab.
Viel Erfolg beim Daten sammeln
Sabine
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 23.06.2009 08:21    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Ja, genau - sowas brauch ich! Vielen Dank Very Happy

Kommen jetzt genügend Degus mit ähnlicher Aussage zusammen, kann man zumindest beim Degu von ausgehen, daß sie nicht betroffen sind, denn die normalen Weidegrasmischungen für Milchvieh bestehen alle aus über 50% Weidelgräsern. Linsenstrübungen mit erst sechs Jahren deutet jedenfalls weder auf Fruktanproblematik noch auf Endophytenalkaloide hin.
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saloiv
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Anmeldungsdatum: 14.03.2009
Beiträge: 400

BeitragVerfasst am: 23.06.2009 11:27    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht, ob es dir hilft.
Folgender Fall:
2 Meerschweinchen, ca. 5 Jahre alt. Ernährung mit Zoohandel-Heu (verschiedene Sorten), viel Gemüse und eben Wiese (im Sommer), seit ihrer Kindheit an. Allerdings nicht Frischfutter ad libitum (bzw. nicht durchgehend, aber eigentlich schon viel).
Ein Meerschweinchen stirbt mit 5 Jahren plötzlich (Ursache nicht abgeklärt), das andere wird eine Woche später notopperiert wegen eines Blasensteines, der die Harnröhre hinunter gewandert ist.
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
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BeitragVerfasst am: 23.06.2009 11:40    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Hilft alles erstmal weiter ... danke auch dir Very Happy
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Wieselchen
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Anmeldungsdatum: 24.09.2008
Beiträge: 254

BeitragVerfasst am: 23.06.2009 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, ich kann da leider nicht so viel zu beitragen. Meine Degus bekommen seitdem ich sie habe (Sommer 07) meist Heu aus dem Zooladen. Hier habe ich nie eine bestimmte Marke gekauft (am meisten glaube ich Marschwiesenheu, angeblich aus Norddeutschland). Seit ca. nem halben Jahr bekommen sie auch Heu aus dem Stall. Das widerrum kommt vom Bauern. Über den kann ich allerdings wenig sagen, da die Besitzerin der Pferde das Heu kauft.
Von meinen Tieren hat lediglich das kastrierte Mänchen (vermutlich 7 Jahre) eine deutliche Linsentrübung auf beiden Augen. Schon seit dem wir ihn haben. Dies scheint aber mit keinen weiteren Beschwerden einherzugehen. Eine der Damen (zwischen 4 und 6,5 Jahren) hat ebenfalls eine ganz leichte Trübung (nur mit der Taschenlampe zu erkennen) und sie trinkt recht viel.
Ansonsten hatte ich noch nie irgendwelche Auffälligkeiten.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 23.06.2009 12:03    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Auch das hilft weiter ... vor allem, da offenbar selbst mit dem Marschwiesenheu, welches vermutlich einen sehr hohen Weidelgrasanteil hat, auch hier wieder offenbar keine Probs mit Degus auftraten ...
danke Very Happy
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Saboe
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Anmeldungsdatum: 06.01.2006
Beiträge: 68

BeitragVerfasst am: 23.06.2009 19:01    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Hallo Murx

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
die normalen Weidegrasmischungen für Milchvieh bestehen alle aus über 50% Weidelgräsern.


Hm... das versteh ich jetzt nicht ganz. Ich dachte, Gras/Heu für Kühe enthält weniger problematische Gräser, weil die Kühe sonst davon krank werden würden? Welche Heu-Quelle empfielst du?

LG
Sabine
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 23.06.2009 20:47    Titel: Re: Kranke Tiere - welches Heu wurde verfüttert? Antworten mit Zitat

Momentan kann ich nix empfehlen, ich hab immer noch zu wenig Informationen!

Die Problematik mit den Gräsern ist ja erst entstanden, weil man immer leistungssttärkere Milchkühe haben wollte, und damit eben extrem süße Süßgräser aus Gräsern erzüchtet hat, die natürlicherweise nicht mal dann gefährlich sind, wenn sie mit den symbiontischen Pilzen befallen sind.
Was die Rasengräser angeht, so gehen die wiederum auf Weidegräser zurück - nur, wenn Weidegräser sogar schon Milchkühe so krank machen, daß die eben keine Milch mehr geben, über die Weide taumeln und ihre Kälber verwerfen, dann wird selbst der ehrgeizigste Bauer hellhörig ... wenn jedoch die Milchkühe zwar von den Gräsern krank werden, aber immer noch gute Leistung bringen, denkt sich da keiner was bei.

Wenn jetzt diese eh schon hochgezüchteten Gräser für Trittrasen gezüchtet werden, verschlimmert sich das Ganze, da kann es unbemerkt leicht passieren, daß sich in den Gräsern besonders giftige symbiontische Pilze vermehren ... das Gras frißt ja normalerweise keiner. Nur, wenn jetzt Meerschweinchen auf dem Rasen grasen, werden die es halt zu spüren bekommen.

Es ist nicht mal mehr so, daß man auf Naturschutzwiesen sicher vor Weidelgras ist ... oft genug wurde mit normalen Weidemischungen auch hier Wiese angesäht - und damit auch die tritt- und frostresistent und übersüß gezüchteten Weidelgräser.

Nun ist es nicht mal so, daß jedes Weidelgras gefährlich ist ... dieselbe Art, befallen von unterschiedlichen Symbionten, kann ganz unterschiedliche Giftigkeit aufweisen. Ich bin gerade dabei, die paar Aufzeichnungen, die ich noch aus meiner Haltung hab, zu sortieren ... und hier fällt mir immer wieder auf, wenn es Probleme gab mit meinen Kaninchen, sind es genau zwei Wiesen, von denen ich Heu oder Gras verfüttert hatte ... die benachbarten Wiesen, gleiche Gräser drauf, scheinen jedoch ungefährlich zumindest für Kaninchen und Meerschweinchen zu sein!
Leider sind die Aufzeichnungen unvollständig, dazu kommt halt einfach, daß ich lange Zeit gar nicht mehr richtig bei mir war. Es kann letztendlich alles sein und nur Zufall, daß eben nur die Aufzeichnungen noch existiieren, wo eben Krankheiten ausbrachen nach Fütterung von diesen beiden Wiesen.
Ich werd es auf jeden Fall hier auch noch mal in den Thread mit reinschreiben ...

Wenn du an ein Heu kommst, wo dir garantiert wird, daß Phleum pratense, also Wiesenlieschgras, im englischen auch Thimothygras genannt, mehr wie 50% drin ist, bist du vermutlich auf der sicheren Seite - vermutlich deshalb, weil auch das Wiesenlieschgras eben auf Leistung gezüchtet wurde und damit eben es durchaus sein kann, daß auch hier die passenden Endosymbionten gefährlich wurden. Bisher hab ich allerdings noch nix über Weidetiervergiftungen in Verbindung mit Wiesenlieschgras gefunden ...

Und genau das macht die Sache so vertrackt ... es ist nicht mehr vorhersagbar, welches Heu gefährlich ist und welches nicht ...
Momentan wird in den USA drauf geachtet, die Endosymbionten wieder ungefährlich zu züchten - aber selbst das ist noch keine Garantie, eine kleine Mutation, und schon stellen die Endosymbionten wieder giftige Alkaloide her - und da sie sich offenbar in besonders süßen Gräsern besonders lustig vermehren können und die Gräser immer süßer gezüchtet werden, kann eben die Alkaloidmenge gefährliche Konzentrationen annehmen.
Ein zusätzliches Problem ist halt der Fructangehalt ... und da ist absolut unklar, für welche Heimtiere das nun gefährlich ist, und für welche Heimtiere nicht. Ich vermute jedoch, daß das Fructanproblem eigentlich eher ein Problem von Meerschweinchen sein wird, nicht von Tierarten, die eh eher Kräuter oder gar Körner fressen. Aber selbst das ist einfach nur eine Vermutung von mir, weiter nix.
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