Tjaaaa ... also Pellets für Chinchillas gibts erst seit Mitte der 50er Jahre, davor wurde pelletfrei ernährt. Und glaub mal ja nicht, daß da drauf geachtet wurde, hübsche, getrocknete Kräuter in hoher Qualität zu verfüttern - nö, da wurde eben Getreide, im Sommer Wiese und im Winter Grünabfälle aus der Küche verfüttert!
Die Chinchillas hatten allesamt nen gesunden Verdauungstrakt, ihr Problem war vielmehr die beengte Haltung, Bißwunden, Hautpilz etc ...
Dann kamen die Pellets auf - und es wurde zu Frischfutter geraten! Erst, nachdem die Größen in der Chinchillapelztierzucht auf den Trichter kamen, die Pellets selbst herzustellen, kamen sie auch auf den Trichter, das Frischfutter schlecht sein könnte - denn, sie wollten ihre Pellets verkaufen!
Es ist richtig auffällig, wie sich die Ratschläge von einer Auflage zur anderen vom selben Autor änderten - erst, gebt Frischfutter, seid vorsichtig mit Pellets, dann plötzlich, gebt ja kein Frischfutter, macht Chinchis krank, gebt auch keine Pellets, sondern nur die Preßlinge, die ich persönlich herstelle!
Pellets hatten enorme Vorteile gegenüber Wiese ... sie nahmen nicht soviel Platz weg, waren billig, leicht zu lagern und es gab keinen Grünstich im Fell. Wer nicht auf Pellets umstellte, ging ein (zumal die Preise dank der Antipelztierliga enorm in den Keller rasselten), wer bei Pellets blieb, blieb konkurrenzfähig auf dem Chinchillapelzmarkt. In den 70er Jahren fütterten alle Chinchillazüchter Pellets, weltweit ... es gab nur noch wenig Frisches und Kräuter nur noch, wenn es aufgrund des Gesundheitszustandes der eigenen Herden nicht mehr anders ging. Wohlgemerkt - es wurde auch da noch Frisches und Kräuter zugefüttert! Nur halt geziehlt, denn Kräuter waren teuer.
Eine Haltung von Chinchillas in Liebhaberhänden gab es nicht.
In den 90er Jahren wurden Chinchillas zunehmend auch über Zoofachgeschäfte angeboten ... um die Jahrtausendwende kam auch das erste Kuntibuntichinchillafutter von Vitakraft auf den Markt - ein Mischfutter aus bunten Kringelchen, Hafer im Spelz und Flocken. Die Pelzerchinchillas wurden weiterhin mit Pellets und bei Bedarf Kräutern gefüttert, die Heimtierchinchillas wurden mit diesem Chinchillafertigfutter plus nach individuellem Gutdünken gefüttert (hier mal nen Apfel, da mal nen Döner ... ähm, halt je nach Intelligenz und Verständnis fürs Tier). Zur Jahrtausendwende kamen dann Internet mit Foren in Mode, immer mehr Menschen informierten sich in Fachforen und immer mehr Tierfachforen sprossen wie die Pilze aus dem Boden.
Darunter auch ein Chinchillaforum ... und das wurde in Deutschland maßgebend, was die Ernährung angeht!
Die Chinchillahalter orientierten sich an den erfahrenen Pelzern ... woran sollten sie sich auch sonst so orientieren?
Und die Pelzer fütterten Pellets ... also wurden Pellets gefüttert und man stellte fest, die Chins hatten Matschkot, Blähungen etc ...
Logischer Schluß - liegt an dem, was zusätzlich nach Gutdünken gefüttert wird!
Also ließ man zunehmend Frisches, Kräuter etc weg ... weil, ist ja verantwortlich für Matschkot und Blähungen ... nunja, Matschkot und Blähungen samt plöztlich versterbender Chins wurden immer häufiger, aber was man sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, das muß richtig sein!
Also an den Pellets jedenfalls kann es nicht gelegen haben ...
Gab allerdings noch ein paar Chinhalter, die sowas, wie ein Hirn hatten - was sie sogar benutzten!
Und die hatten irgendwie andere Erfahrungen, nämlich die, wenn sie viel Sonstiges zufütterten, gabs weniger Matsche und weniger Bauchweh bei ihren Chins!
Najagut, sonderlich viel Chancen, sich Gehör zu verschaffen, hatten sie unter den Pelletverfechtern nicht ...
Merke:
Ich habe meine Meinung, bring mich nicht mit Fakten durcheinander!
2004 oder 2005 gabs dann ein paar Abtrünnige, die es wagten, ein eigenes Forum zu gründen - der Vorläufer des jetzigen Forums. Da wurde doch tatsächlich überlegt, woher die Matsche und die ganzen anderen Verdauungsprobleme wirklich kamen. In dieser Zeit passierte den Abtrünnigen noch was ... ein Forenkobold schlug auf - meinereiner ...
Und dann gings eigentlich recht schnell - ich war zu dieser Zeit noch ziemlich Hardcore-Antipelletverfechter, mindestens ebenso radikal wie die Pelletverfechter - und hatte es binnen Kurzem geschafft, die Massen dazu zu begeistern, es doch einfach mal ohne Pellets zu versuchen!
Ich kam mit abstrusen Ideen, die Anderen, insbesondere DavX hier aus dem Forum und Johnny (leider nicht mehr unter den Lebenden) schafften die Literatur herbei, die mir recht gaben ... während die Anderen sich in immer abstruseren Gedankenmodellen verranten, um ihre Pelletmanie weiterhin glaubhaft zu verbreiten, stellten wir unsere Fütterung auf wissenschaftliche Grundlagen!
Der Erfolg gab uns recht ... uns starben jedenfalls keine Chinchillas, nur weil mal wieder Pelletproduzent XYZ seine Zusammensetzung änderte ...
Inzwischen nimmt unmerklich, aber dennoch nachweisbar, die Menge an getrockneten Kräutern zu den Pellets auch in den anderen Chinforen zu und die Chins dürfen neben ihrer strengen PHW-Diät auch mal mehr Anderes bekommen, wie die obligatorische Rosine zu Weihnachten (Vorsicht! Futterumstellung! Die Rosine muß über Monate gaaaanz vorsichtig und langsam angefüttert werden! ^^). Zweige und Äste werden nur noch ne halbe Stunde im Ofen totgetrocknet und nicht mehr wie vordem, zwei bis drei Stunden (nein, das ist keine Übertreibung! Diese Empfehlungen von zwei Stunden Äste im Ofen backen, bevor sie in den Chinkäfig kommen, gabs wirklich!)
Man wird auch nicht mehr gesteinigt, nur weil man ganz nebenbei erwähnt, daß man nen Schnitzel Apfel zufüttert ...
Aber raus aus der PHW-Zeit sind wir auch in Deutschland noch lange nicht ...
Die Chinforenlandschaft ist nun zweigeteilt ... die inzwischen immer kleiner werdenden PHW-Foren, die es inzwischen wie Sand am Meer gibt und die beiden Frischköstlerforen Chinboard und Chinchillaschutzforum. Viele Chinhalter wandern nun von den PHW-Foren weg ins Chinchillaschutzforum. Wir sehen uns nach wie vor eher als die "wissenschaftliche" Abteilung des Ganzen. Gerade DavX ist unermüdlich dabei, Informationen über Chile zusammenzutragen (und das, obwohl er nicht mal Chinchillas hat!)
Was übrigens die Nüsse in den Anden angeht ... natürlich gibts Nüsse in den Anden!
Oder sollte ich lieber sagen, gab, bevor man sie ausrottete?
Die Honigpalme war wohl selbst bis hinein in das ehemalige Verbreitungsgebiet der Chinchillas hinein verbreitet ... und die trägt kleine, kokosnußähnliche Früchte, die Coquitos. Gewöhnlicherweise werden diese als Nüsse verkauft ... die Honigpalme ist nur gerade mit Aussterben beschäftigt.
Allerdings macht das nix, denn mit dem Verschwinden der Honigpalme werden europäische Nutzpflanzen nun in Chile angebaut - darunter auch die ganzen bei uns heimischen Nüsse ...
Sollte jemand mit botanischen Nüssen kommen und damit, daß die Coquito botanisch gesehen keine Nuß ist, wirds noch einfacher, weil Gräser tragen als Samen auch Nüsse! Und es wird wohl kaum jemand abstreiten, daß es keine Gräser in Chile gibt, oder?^^
Ach ja ... botanische Nuß ... zwar nicht mehr im ehemaligen Verbreitungsgebiet der Chinchillas, aber dennoch in Chile in den Anden, gibts sogar richtige Nüsse, die wie Nuß aussehen und gleichzeitig botanische Nüsse sind: Chilenische Nüsse (Gevuina avellana).
Also der Nachweis von Nüssen in den Anden ist recht leicht ... wie siehts mit dem Nachweis von Pelletsträuchern in den Anden aus?
Ich hab dennoch lange Zeit keine Nüsse gefüttert ... ich ging einfach von der Überlegung aus, wenn diese Hottentotten von Fellmonstern keine Nüsse selbst knacken, kann man von ausgehen, das gehört nicht zu ihrer normalen Ernährung dazu ... da aber gerade in der Umstellung sehr gute Erfahrungen mit Nüssen gemacht wurden, und selbst ich dazulerne - manchmal, hab ich da nun auch keine Probleme mehr mit