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 Betreff des Beitrags: Vorsorge bei Chinchillas
BeitragVerfasst: 05.02.2011, 21:16 
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Grundlegendes
Beim Thema Gesundheit denken wohl viele an diverse Krankheiten und wie man diese behandeln kann. Viel naheliegender ist jedoch das Thema, wie sich Krankheiten möglichst vermeiden lassen, durch gute Haltungsbedingungen und ein gutes Umfeld für die Tiere. Dabei spielen eine Reihe von Faktoren eine Rolle.

Grundsätzlich können zwei wesentliche Punkte hervorgehoben werden, die von besonderer Bedeutung sind:

- Eine artgerechte Haltung
- Die Ernährung

Bei einer artgerechten Haltung stehen die grundlegenden Bedürfnisse der Chinchillas im Mittelpunkt. Sie umfassen dass die Tiere genügend Platz haben, dass eine gute Gehegestruktur vorhanden ist, dass sie Gesellschaft von Artgenossen haben, mit denen sie sich gut verstehen, aber auch dass sie artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten haben.

Obwohl die Ernährung im Prinzip auch zur artgerechten Haltung gehört, spielt sie eine zentrale Rolle, der keineswegs unterschätzt werden darf. Mit dem Essen können nämlich sowohl lebenswichtige Nährstoffe, wie auch Giftstoffe und Allergene aufgenommen werden. Die Form der Ernährung kann zudem Einfluss auf Zahnabrieb ausüben, der in der Nahrung enthaltene Wassergehalt kann die Funktionsweise und Aussscheidung von Fremdstoffen der Niere beeinflussen usw. und nicht zuletzt gibt es einige Krankheitsbilder, die gar eine Umstellung der Nahrung erforderlich machen, was die Bedeutung, welche der Ernährung zukommt, nochmals unterstreicht. Den Ernährungsthemen und dass man sich mit ihnen auseinandersetzt ist daher von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Die Gesundheit der Tiere selber kann wiederum in mehrere Teilaspekte aufgeteilt werden:

Mentale und psychische Gesundheit
Die mentale und psychische Gesundheit stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Wohlbefinden der Tiere und beeinflussen somit ihr Geist und Gemüt. Obwohl der Körper hierbei auch eine Rolle spielt und alles letztlich voneinander abhängig ist, wird dieser nicht sichtbare Teil oft gerne vernachlässigt, da er nicht so greifbar ist. Dazu können psychische Probleme sich oft mit der Zeit auch auf der körperlichen Ebene auswirken. Beeinflusst wird die Psyche durch die Umwelt, durch Einschränkungen und ungünstige Umweltparameter, insbesondere starker Stress oder gar Dauerstress, sei es durch dauerhaft ungünstiges Gruppengefüge, fehlende Artgenossen, schlechte Klimaparameter oder durch Belastungen der Umwelt durch Lärm, Luftverschmutzung oder andere Störfaktoren. Auch mangelnder Platz und fehlende Beschäftigung können sich negativ auf die Psyche auswirken und äussern sich häufig in Verhaltensstörungen und Stereotypien. Diese Fehlverhalten sind ein Schutzmechanismus der Tiere gegen ungeeignete Umweltbedingungen, die aber häufiger auch für die Tiere längerfristig schädlich wirken können.
Wichtig ist daher, wenn solche Probleme bemerkt werden, dass versucht wird, die Ursache rasch zu erkennen und das Problem zu beheben, damit die Tiere ihre normalen Vernaltensweisen wieder ausleben können.

Körperliche Gesundheit
Zur körperlichen Gesundheit tragen verschiedene Faktoren bei wie Lebensstil (Auslauf, Beschäftigung), Ernährung, genetische Veranlagung, die Umwelt bzw. der Wohnraum der Tiere usw.
Zur Gewährleistung der körperlichen Gesundheit sind also Faktoren wie genügend Auslauf und Bewegung, Beschäftigung, gesunde Ernährung und eine gesunde Umgebung (keine schimmlige Einstreu, keine Zugluft, keine extremen Temperaturen, hygienische Haltungsbedingungen, kein kontaminiertes Futter) wichtig. Auch ein harmonisierendes und stabiles Gruppengefüge ist auf Dauer wichtig. Artgenossen, die sich verstehen und in einem stabilen sozialen Gruppengefüge leben sind weniger stress- und verletzungsanfällig und sind ausgeglichener.

Vermeidung von Schäden
Neben den Gegenmassnahmen bei eintretenden Probleme gibt es auch einige Vorsorgemassnahmen. Eine wesentliche Massnahme ist die Vermeidung von möglichen Schäden durch Umweltgefahren.
Konkrete Gefahrenquellen sind vielfältig und betreffen einerseits den Chinchillakäfig selber, der durch Teiletagen, welche Stürze aus hoher Höhe ermöglichen, über gefährliche Kunststoffgegenstände, die im Verdauungstrakt lebensgefährliche Verletzungen verursachen können (insbesondere Kunststoffe, die Weichmacher enthalten sind gefährlich, da sie im Verdauungstrakt durch die Reaktion mit den Verdauungssektrete hart werden können), giftige Farben und Lacke die zum Schutz von Holzkäfigen verwendet werden können (besser sind Farben auf Acrylbasis oder speichelfeste Farben, die sich für Kinderspielzeug eignen), usw.
Andererseits finden die Chinchillas auch in ihrer Umgebung zahlreiche Gefahren, mit denen sie beim Freilauf in Kontakt kommen oder wenn sie aus irgend einem Grund aus dem Käfig ausbrechen können. Dazu gehören gefährliche Stromkabel, die angeknabbert werden könnten, giftige Chemikalien (Reinigungsmittel, Medikamente usw.), gefährliche Wasserbecken oder Giftpflanzen. Diese Gefahrenquellen sollten möglichst gut vor den Tieren geschützt werden. Es reicht allerdings nicht diese Gefahrenquellen vor dem Einzug der Tiere zu schützen, sondern immer wieder muss geprüft werden, ob die Tiere irgendwie an sie rankommen könnten und bei Bedarf müssen schnell Gegenmassnahmen getroffen werden. Flüchtig gewordene Tiere können sich zudem auch Zugang zu Orten verschaffen, die vielleicht nicht bedacht wurden, dass die Chinchillas hier an Gefahrenquellen herankommen. So können einige Unfälle vermieden werden, die bei mangelnder Sorgfalt sonst passieren können. Natürlich ist es nicht möglich und sinnvoll, sich gegen alle Gefahren zu schützen, ein gewisses Restrisiko gehört dazu, aber unnötige Risiken lassen sich vermeiden.

Kontrolle
Dieses Thema wird in Ratgebern oft gross geschrieben und mit Wortkreationen wie "Tier-TÜV" wird der Eindruk von Wichtigkeit noch unterstrichen. In der Praxis ist es oft deutlich unspektakulärer. Der erfahrene Halter behält seine Tiere immer etwas im Blick, beobachtet ihr Verhalten und wirft ab und an auch einen genauen Blick auf ihr Aussehen. Gewisse Tests wie Zahnkontrollen lassen sich oft auch spielerisch, z.B. beim Abholen der Leckerbissen einbauen, so dass dieses Thema eher nebensächlich, aber sehr selbstverständlich und ziemlich stressfrei für die Tiere in den Pflegealtag eingebaut ist.
Oftmals unsinnig sind auch regelmässige Gewichtskontrollen, da leichtere Gewichtsschwankungen einerseits normal sind und andererseits stärkere Veränderungen des Gewichts für den erfahrenen Halter oft auch den Tieren anzusehen sind.

Neulinge haben es natürlich schwieriger, da ihnen Erfahrungen fehlen und sie auch unsicherer sind im Umgang mit ihren Tieren. Aber auch bei ihnen ist der Nutzen von regelmässigen Kontrollprozederen sehr fragwürdig und führt oft eher dazu, dass unwichtige Anormalitäten zu starker Verunsicherung führen. Oft fängt diese Haltergruppe mit Jungtieren an, die sich in der Regel guter Gesundheit erfreuen und die Wahrscheinlichkeit dass solche Kontrollen wirklich nötig sind, eher gering ist.
Da die Neulinge sich allgemein an die Tierhaltung und den Umgang mit den Tieren gewöhnen müssen und erst das Vertrauen zu den Tieren gewinnenn müssen (Zutraulichkeit, "Zähmung"), ist dies zugleich ein Prozess, in dem die nötigen Erfahrungen gesammelt werden. Diese sind wichtg um die Gesundheit der Tiere zu kontrollieren und erfordern, dass die Tiere gut beobachtet werden, wie sie sich verhalten. Der Kontakt zu erfahrenen Halter kann diesbezüglich zudem wichtig sein, da sie so fachliche Unterstützung bekommen und eine gute Möglichkeit haben, bei Unsicherheiten Rat zu holen. Dadurch lernen sie die Relevanz der Merkmale zu beurteilen, die von der Norm abweichen. Einige sind wichtig, viele jedoch führen zu Unrecht zu Verunsicherung. Ein Beispiel dafür wäre Urin, der durch gefressene Nahrung wie Rote Beete oxidiert und seine Farbe verändert (brauner oder "roter" Urin). Das wird oft fälschlicherweise als Blut im Urin interpretiert, obwohl sichtbares Blut im Urin einerseits sehr selten ist, andererseits öfters unsichtbar vorkommt (und nur mit entsprechenden Tests nachgewiesen werden kann). Der letztere Fall ist oftmals ein Zeichen für Schädigungen des Darmtrakts, die u.a. mit einer Umstellung der Ernährung korrigiert werden können.

Anzeichen kranker Tiere
Da die Gesundheit wie bereits schon gesehen einen wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere hat, führt dies oftmals zu Veränderungen des Verhaltens der Tiere. Das können auffällige Merkmale sein, dass sich ein Tier absondert und nicht mehr so aktiv ist, auch Augen- oder Nasenfluss können ein deutliches Zeichen sein, ebenso gut hörbare Atemgeräusche und Schnupfen. Es gibt aber auch weniger auffällige Zeichen, wenn zum Beispiel ein Tier plötzlich langsamer frisst und Mühe mit dem Beissen hat. Das kann oft nur indirekt festgestellt werden, nämlich neben der Fressgeschwindigkeit auch, dass zum Beispiel gewisse Futterarten nicht mehr gefressen werden, weil sie beispielsweise zu hart sind oder Schmerzen beim Fressen bereiten. Die Tiere können aber auch beim Fressen stark bröseln. Diese Symptome deuten auf Zahnprobleme hin. Weitere Anzeichen können Durchfall bzw. verschmierter Afterbereich, Darm- oder Penisvorfall (Prolaps) oder auffälliges Verhalten sein: Aggression aufgrund von Schmerzen gegen Artgenossen oder den Pfleger gerichtet (Botschaft: "lass mich in Ruhe"), Gleichgewichtsstörungen oder auch unkontrollierte Bewegungen bis hin zum Ausfall der Körperfunktionen, was zu ernsthaften Stürzen mit Verletzungen führen kann. So vielseitig wie die möglichen Krankheiten sind, so vielseitig können sich auch deren Symptome zeigen. Viele von ihnen lernt der Pfleger erst mit seinen Erfahrungen zu erkennen und zu deuten. Oft zeigen kranke Tiere jedoch auch eine gewisse Apathie, welche selbst Anfänger schnell richtig zu deuten lernen.

Pflege und Hygiene
Neben den Kontrollen ist jedoch auch die Hygiene wichtig. Das heisst nicht, dass alles möglichst keimfrei sein muss, im Gegenteil, gerade gesunde Tiere brauchen auch eine gewisse Herausforderung für ihr Immunsystem, damit dieses gut funktionieren kann. Das heisst aber nicht, dass die Tiere im Dreck leben sollen, noch dass strenge Gerüche auf die Dauer ein Zeichen für eine artgerechte Haltung wären. Regelmässige Käfigreinigungen, Wasserwechsel und das schnelle Entfernen von verdorbenen Futtermittel sind unentbehrlich. Etwas Kot oder Urin im Trinkwasser oder Futter ist dagegen oft weniger ein Problem für die Tiere, denn für das Ordnungsempfinden des Halters. Auch wenn dies nicht angestrebt werden sollte, so ist es im kleinen Rahmen, wie es sich oft nicht gänzlich verhindern lässt, nicht schädlich.

Siehe auch
Ernährung und Pathologie

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