Willie - 15 Jahre alt, lebt bei mir seit 4 Jahren. Schon immer sehr ruhig und bedacht, keine "wilden 5 Minuten". Er hat in seiner Zeit bei mir optisch deutlich abgebaut. Sein Fell ist nicht mehr so schön, er hat eine kahle Stelle, deren Ursache vom TA nicht geklärt werden konnte (Haarausfall im Alter auch bei Chins?). Sein ehemals rundes Gesicht und die ganze Figur wirkt etwas eingefallener, wobei er aber nicht krank oder dürr aussieht.
Auslauf wird immer weniger bzw braucht er immer öfter mal kleine Ruhepausen zwischendurch. Springen war noch nie seine große Leidenschaft und er lebt hier von Anfang an in einem "alters- und behindertengerechten" Käfig, also alle Bretter und Häuser auch leicht zu Fuß zu erreichen. Veränderungen werden mit stoischer Ruhe hingenommen (aber von mir weitestgehend vermieden). Seit einger Zeit fällt mir auf, daß die Gruppe lieber am Boden zusammengekuschelt schläft. Möglicherweise aber nur eine Phase.
Für mich wichtigstes Indiz für allgemeinen gesundheitlichen Abbau - er frißt weniger aber dafür häufiger. Keine beängstigenden Mengen weniger - aber im Gegensatz zu früher merkt man einen Unterschied. Und er ist wählerischer. Er ist aber vom TA durchgecheckt und als altersentsprechend gesund befunden (also keine Zahnprobleme als Ursache für weniger fressen). Ob die Organe möglicherweise langsam aber sicher den Dienst verweigern, wurde nicht untersucht, da ich so eine Prozedur für einen älteren Herren als völlig unnötig erachte. Den altersmäßigen Verfall kann man nicht aufhalten, warum also für Willie anstrengende Blutuntersuchungen machen, die lediglich eine unabänderliche Diagnose aufzeigen könnten...
Das Verhalten der Tiere untereinander - in dieser Gruppe leben drei Tiere, Willie als Dienstältester, Tabsl der Herzkranke und Giz, ein sehr ruhiges, ausgeglichenes Tier, dem eigentlich immer alles Recht ist und der nur gutgelaunt ist. Willie ist eindeutig der Chef, wird dabei von Tabsl regelrecht angehimmelt - und Giz ist's eh wurscht. Die Tiere sind sehr rücksichtsvoll zueinander. Wenn Tabsl wieder einen schlechten Tag hat und er entsprechend übel gelaunt ist, wird das von den andren Beiden ohne Probleme toleriert. Selbst Chef Willie läßt ihn dann vor sich hin motzen und keifen und überläßt ihm dann sogar den Vortritt am Futternapf. Meistens kuscheln sich Giz und Willie an solchen Tagen zu beiden Seiten an Tabsl - nehmen ihn praktisch schützend in die Mitte. Im Gegenzug wird Willie, wenn er sich mal eine Auszeit nimmt (was immer öfter passiert) und aufs oberste Brett verzieht, von Giz und Tabsl in Ruhe gelassen. Das tut aber seinem Chef-Status keinen Abbruch.
Ich bin immer wieder fasziniert (und zu Tränen gerührt), wie sehr die Tiere aufeinander eingespielt sind und auf die einzelnen Macken und Wehwehchen der Kumpel Rücksicht nehmen - fast schon hilfsbereit zur Seite stehen.
Fuchur - leider gerade verstorbener Senior, der immerhin 19 Jahre alt wurde. Von Anfang an kam er mit Höhe nicht klar, also auch er in einem entsprechend eingerichteten Käfig.
Er lebte alleine. Die anfänglichen Vergesellschaftungs-Versuche schlugen fehl, Fuchur ging auf jeden 4-Beiner, der in seine Nähe kam, los wie ein Kampfhund. Einerseits wolle ich ihm die stressige (weil in so einem "Härtefall" sicher langwierige) Partnersuche ersparen, da er schon ein alter Herr war. Andrerseits wollte ich auch kein Partnertier wissentlich nach zu kurzer Zeit zum "Witwer" werden lassen.
Gesundheit... Er war eigentlich immer erstaunlich fit, man hätte ihn eher auf 7-8 Jahre schätzen können. Willie dagegen wirkt deutlich älter. Fuchur hatte anfangs einen Blasenstein, die nötige OP überstand er in kürzester Zeit völlig problemlos. Danach wieder völlig fit, im Auslauf tobte er rum wie ein junger Hupfer. Letztes Jahr eine kleine Zahnkorrektur. Dabei wurde festgestellt, daß seine Nieren nicht mehr voll funktionieren - Niereninsuffizienz im Anfangsstadium. Er wurde leicht inkontinent und im Herbst fing er an, im wahrsten Sinne des Wortes für zwei zu Fressen. Besondere Vorlieben gab es bei - im Gegensatz zur Zeit des Blasensteins, wo er fast nur Brennessel fraß - nicht. Er war aber weiterhin fit und agil.
Bis vorletzte Woche... Von Jetzt auf Gleich plötzlich drastischer Abfall. Er saß fast nur noch in seinem Haus, beim Fressen saß er - fast schon wie in Trance - auf seinem Futternapf. Gefressen hat er extrem langsam und fast nichts mehr. Ein paar Mal dachte ich, daß er jetzt gleich für immer einschläft, aber er hat sich immer wieder aufgerappelt - über insgesamt 5 Tage. Interessanterweise ging es ihm ausgerechnet tagsüber offensichtlich besser. Abends, zur Fütterungszeit dann wieder diese geistige Abwesenheit. Was mir noch auffiel (und mich viel Kraft gekostet hat) - er war in seinen letzten Tagen extrem auf mich bezogen und wollte am Liebsten die ganze Zeit auf meinem Arm kuscheln.
Auch ich war mit Fuchur nicht beim TA aus den gleichen Gründen wie Brigitte. Der Gang zum TA wäre Streß gewesen für den schon sehr schwachen Fuchur. Das einzige Ergebnis wäre die (eh schon offensichtliche) Gewißheit, daß Fuchur's Organe endgülttig aufgehört haben, richtig zu arbeiten. Hätte es etwas geändert? Der Streß hätte den Prozess vermutlich massiv beschleunigt - Fuchur wäre vermutlich schon wärend dem Transport in einer kalten Box im unbekannten und beängstigenden Auto gestorben... So ist er ganz in Ruhe nachmittags in seinem Sandbad eingeschlafen...
Weitere "Rentner"
- Garfield und Knolle. Ca 9- 10 Jahre alt. Als sie vor 5 Jahren einzogen, sollten sie ca 4-5 Jahre alt sein. Jünger denke ich nicht, eher älter. Mit der Zeit werden sie beim Fressen immer wählerischer, allerdings sind sie auch die einzige Gruppe hier, die generell Pellets bevorzugt. Auslauf war nie großes Thema, ein paar Runden drehen, und dann lieber wieder die Futterschüssel inspizieren. Beide sehr gemütliche Mitbewohner. Sehr hamonische Gruppe, auch dem Menschen gegenüber sehr zutraulich. Garfield ist Chef - ohne dessen "OK" nimmt Knolle kein Leckerlie von mir an - aber wenn es um Revierverteidigung geht, ist Knolle derjenige, der dafür sorgt. Und da wird er mit den Jahren immer empfindlicher. Ein neuer Käfignachbar kann ihn schon nächtelang beschäftigen... Das war früher nicht so. Altersstarrsinn?
- Zwetschge und Stadler. Stadler ist aus der gleichen Zucht wie Garfield und Knolle und ist auch ca 9-10. Zwetschge ist "erst" 7. Die Beiden sind ein unzertrennliches Paar - sie altern sogar zusammen... Sie werden zusammen fauler, wollen zusammen weniger bzw kürzer Auslauf, werden zusammen wählerischer, was das Fressen betrifft...
Der Rest meiner Bande besteht aus jungen Hupfern von 3-7 Jahren...
_________________ " Die Welt würde anders aussehen, wenn man in der gesellschaftlichen Hierarchie proportional zu seiner Inkompetenz aufsteigen würde. "
Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels
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