Heu

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Heu ist eine Mischung aus verschiedenen getrockneten Gräsern und Kräutern. Dadurch ist Heu sehr faserreich und hat den vollen Mineraliengehalt der verwendeten Gräser und Kräuter. Je höher der Anteil an Kräutern im Heu ist, desto wertvoller ist auch das Heu für den Degu.

Das ist der Grund, weshalb Heu immer dem Degu zur Verfügung stehen sollte. Es gibt Degus, die Heu nicht fressen. Auch dann sollte ihnen das Heu immer zur Verfügung stehen. Gutes Heu hat nämlich gegenüber Gras den Vorteil, daß er darmberuhigend wirkt und durch den niedrigen Wassergehalt die celluloseabbauenden Bakterien sowie auch die Lactobakterien im Darm des Degus fördert. Somit kann der Degu Bestandteile im Futter, welche er nicht 100% vertragen hat, durch das Heu ausgleichen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ältesten Rinderfunde in Europa stammen aus der Schweiz und stammen aus einer Zeit ca. 5000 v. Chr. Es ist sehr wahrscheinlich, daß schon zu dieser Zeit Wiese geschnitten und zu Heu getrocknet wurde.

Viele germanische Stämme hatten extra Lagerplätze für Heu angelegt. Die Wiese wurde mit Sicheln und Sensen abgeerntet. Getrocknet wurde das Heu wahrscheinlich auf der Wiese, wo es geerntet wurde. Man war also auf sonniges Wetter nach der Ernte angewiesen.

Die Römer hatten eine recht intensive Weideviehhaltung, sie kannten aller Wahrscheinlichkeit nach schon die Trocknung von Heu auf dem Reuter. Der Reuter hatte den Vorteil, daß nur zur Vortrocknung auf der Wiese und zum Packen auf den Reuter die Sonne scheinen mußte. War der Reuter gepackt, konnte es regnen, nur die oberen Schichten des Heues wurden naß.

Im Oberharz wurde bis ins 20. Jhr hinein ohne Reuter geheut. Wenn das Wetter für drei Tage im Frühsommer Sonne versprach, wurden die Wiesen von den Männern gesenst. Dabei wurde auch an Feiertagen gearbeitet, um möglichst schnell die Wiesen gesenst zu bekommen. Die Frauen breiteten Tagsüber das Heu aus, nachts wurde es zusammengeharkt, damit der Tau dem Heu nix anhaben konnte. Drei Tage lang mußte das Heu trocknen, dann wurde es zusammengerecht, gebündelt und mit einer speziell dafür hergestellten Schnur zusammengebunden und von den Frauen und Töchtern ab dem 12. Lebensjahr nach Hause geschleppt. Gelagert wurde das Heu luftig auf dem Dachboden, wo es notfalls auch nachtrocknen konnte.

Im übrigen Deutschland waren Reuter unterschiedlicher Art üblich. Das Heu wurde ein bis drei Tage auf der Wiese vorgetrocknet und dann auf die Reuter gepackt. Da konnte es unabhängig vom Regen durchtrocknen. Wenn das Heu richtig trocken war, wurde es geschultert oder auf Karren gepackt und in die Scheunen oder Dachböden transportiert.

Im Zuge der Maschinisierung wird das Heu nur noch auf dem Boden vorgetrocknet, wobei es mehrmals gewendet wird. Nach dem Trocknungsvorgang (meist zwei bis drei Tage) wird das Heu mit speziellen Maschinen, den Heuschwadern, zu Schwaden gerecht, wo sie mit andern Maschinen zu Eckballen oder zu Rundballen gepreßt werden können.

Heugewinnung

Reuter

Reuter sind Gestelle, auf denen das Wiesengras gepackt wird. Dabei wird auf eine möglichst gleichmäßige und feste Packung geachtet. Das Gras kann die gesamte Zeit über gut durchlüftet werden. Die obersten Schichten schützen die darunter liegenden Schichen vor der Sonne und vor Regen. Das Heu bleibt solange auf dem Reuter, bis es vollständig getrocknet ist. Das Heu hat keinen Bodenkontakt, deshalb können Reuter auch auf feuchten Wiesen stehen.

Der Vorteil vom Reuter ist die extrem hohe Qualität vom Heu. Durch die gute Durchlüftung auf dem Reuter können sich keine Schimmelpilze bilden und es beginnen keine Gärprozesse. Dadurch kann das Heu ohne Ablagerung sofort verfüttert werden. Auch hält es sich bei richtiger Lagerung sehr lange, behält fast vollständig seine gesamten Inhaltsstoffe einschließlich Vitamine, Chlorophyll und ätherischen Ölen. Dadurch duftet das Heu viel mehr wie Heu aus anderen Herstellungsarten.

Der Nachteil ist der sehr hohe Arbeitsaufwand, den heutige Bauern nicht mehr bereit sind, zu erbringen. Es gibt nur noch wenige Bergbauern, die tatsächlich ihre Wiesen sensen und Reuter bepacken. Wird das Heu mit den erbrachten Arbeitsstunden verrechnet, ist Heu vom Reuter unbezahlbar.

Heinze-Stabreuter

Der Heinze-Stabreuter stellt eine sehr ursprüngliche Form des Reuters dar. In einem senkrechten Stab werden mehrere waagerechte Stäbe gesteckt, so daß diese an beiden Seiten des senkrechten Stabes gleich lang herausschauen. Die waagerechten Stäbe sind zueinander gedreht.

Das Gras muß gut angewelkt sein, bevor es auf den Heinze-Stabreuter gepackt wird. Dadurch erhöht sich das Risiko, die Heuernte wegen Regen zu verlieren.

Dreibockreuter

Der Dreibockreuter war die am häufigsten in Deutschland verwendete Form des Reuters. Drei lange Stangen wurden oben zusammengebunden und mit drei Querstreben in ca. 50 cm Höhe auf Abstand gehalten.

Auch für den Dreibockreuter muß das Gras gut angewelkt sein, bevor es gepackt werden kann.

Eine besondere Form des Dreibockreuters ist das Heumanderl. Es wird ein sehr kleiner Dreibockreuter gepackt. Das Heumanderl hat allerdings eher Ziercharakter, das Heu wird auf dem Heumanderl lange nicht so gut wie auf einem richtigen Dreibockreuter. Andererseits ist es eine gute Möglichkeit, auch wenig Heu zu machen.

Schrägwandreuter

Der Schrägwandreuter, auch Heuhütte genannt, ist eine modernere Form der Reuter. Mit schrägen Stäben, die durch querstreben verbunden sind, entsteht eine schräge Fläche, auf die das Heu gepackt werden kann. Für die modernste Form wurden zum Teil auch Drahtgitter verwendet.

Der Vorteil des Schrägwandreuters ist, daß schon das frisch geschnittene Gras gepackt werden kann und somit gleich nach dem Packen regensicher ist. Man macht sich also ein Stück weit unabhängig von der Witterung, ohne Einbußen im Heu zu haben.

Schwedenreuter

Der Schwedenreuter ist die modernste Variante der Reuter. Es werden Stangen parallel und senkrecht in die Erde geschlagen und mit Draht verbunden, so wie einen Zaun. die letzten beiden Stangen werden schräg eingeschlagen und der Draht wird mit einem eingekerbten Pflock gespannt. Hierdrauf wird das Heu gepackt, so daß so eine Art Heumauer entsteht.

Auf den Schwedenreuter kann sogar regennasses Gras gepackt werden. Die Verluste in der Qualität des Heues sind nicht sehr hoch im Vergleich zu den andern Reutern und ist immer noch bedeutend höher wie bei jeglicher anderer Heuherstellung.

norddeutsche Heuhaufen

Eine besondere Form des Heuens kannten die Norddeutschen. Oftmals benutzten sie keine Reuter, sondern ließen das Gras am Boden trocknen. Drohte es zu regnen, wurde das Gras auf riesige Haufen zusammengerecht, in der Hoffnung, der Regen möge diese Haufen nicht durchdringen.

Das Heu war mehr schlecht als Recht und reichte gerade mal für die Rinderfütterung, wenn man zufütterte. Da aber in Norddeutschland eh zugefüttert wurde, da schon sehr früh sehr leistungsstarke Milchrinder gehalten wurden, reichte es offenbar und machte weitaus weniger Arbeit, wie einen Reuter zu packen.

Heuballen

Das Gras wird nach dem Mähen mehrere Tage auf dem Feld zur Lufttrocknung liegen gelassen. Mit Kreiselwendern wird das Gras mehrmals gewendet, um eine gute Durchlüftung und gleichmäßige Trocknung zu gewährleisten. Wenn das Heu nur noch einen Feuchtigkeitsgehalt von ca. 15% hat, wird es mit Kreiselschwadern zu Haufen zusammengerecht, die sich über die gesamte Wiese ziehen. Diese langen Haufen nennen sich Schwaden. Mit Ballenpressen werden diese Schwaden aufgenommen und zu Ballen gepreßt. Möglich sind Eckballen, die maschinenbedingt meist eine Größe von 30x10x20cm haben oder zu Rundballen, die immerhin fast 400 kg wiegen können.

Rundballen werden oft zusätzlich noch mit Plastik ummantelt, um das Heu vor Feuchtigkeit zu schützen.

Auf diese Art und Weise ist zwar nur eine relativ schlechte Heuqualität zu erreichen, aber dafür braucht es auch viel weniger Arbeitszeit und Kraft. Der Qualitätsverlust kommt einmal dadurch zustande, daß das Heu vollständig auf dem Boden getrocknet wird, zum andern durch das Pressen selbst, was Hitze erzeugt und die Vitamine, Chlorophylle und viele andere Stoffe im Heu zerstört. Durch den Morgentau wird beim Trocknungsvorgang das Heu feucht, was wiederum dazu führt, daß es anfängt zu gären. Auch dabei verliert das Heu Nährstoffe, zum Teil sogar Mineralien.

Bevor ein solches Heu verfüttert werden darf, muß es mind. vier Wochen abgelagert sein, bis sämtliche Gärprozesse abgeschlossen sind. Schimmelbildung hat man in solchen Ballen häufig, daß Heu ist oft stark mit Aflatoxin belastet.

Es gibt nur solches Heu zu kaufen, wer ein qualitativ höherwertiges Heu haben will, muß sich selbst die Arbeit mit dem Reuter machen.

Heusorten

Viele Firmen bieten unterschiedliches Heu an, wie Kräuterheu, Bergwiesenheu etc. Da keiner der Begriffe geschützt ist, sagen diese Namen nix über die Qualität oder den Kräuteranteil aus. Bergwiesenheu darf deshalb durchaus auch im Flachland von Norddeutschland hergestellt werden.

Stehen dagegen Adressen von Bauern, Herkunftsbezeichnungen oder Ähnliches auf der Packung, muß das Heu tatsächlich von dort stammen. Wenn also draufsteht "Herkunft: Schweizer Almwiesen", dann muß das Heu von Schweizer Almwiesen kommen.

Lagerung

Heu sollte dunkel, trocken und luftig gelagert werden.

Fütterungshinweise

Degus unterscheiden sehr stark zwischen gutem Heu und schlechtem Heu. Hier sollte man sich von seinen Tieren leiten lassen. Fressen die Degus das Heu nicht, sollte man mehrere Heusorten durchprobieren, bis man ein Heu gefunden hat, welches die Tiere mögen. Es ist besser, seine Tiere nicht dazu zu zwingen, Heu zu fressen, indem nix anderes mehr angeboten wird. Nur allzuleicht übersieht man die schlechte Qualität des Heues. Die Degus dagegen riechen die Qualität und nehmen nur relativ hochwertiges Heu an.

Wer seine Degus zum Heufressen zwingt, handelt leichtsinnig, weil er unter Umständen unbemerkt mit Aflatoxin belastetes Heu verfüttert. Aflatoxin ist stark krebserregend und schädigt die Niere und die Leber. Degus meiden ein solches Heu. Besser ist es deswegen, mehrere Sorten zu kaufen und anzubieten.

Es gibt Degus, die gar kein Heu mögen. Hat man einen solchen Frischkostfanatiker erwischt, sollte man versuchen, das Heu durch täglich frisch gepflücktes Gras und Kräuter zu ersetzen. Das Gras ist hierbei besonders wichtig aufgrund seines sehr hohen Kieselsäuregehaltes. Die Kieselsäure sorgt für einen gleichmäßigen und starken Backenzahnabrieb.

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