Heimattiergarten Schönebeck
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Version vom 22:18, 11. Jun 2016
Geschichte
Bereits 1888 gründet der „Verschönerungsverein“ Groß-Salze, ein Verein aus einigen wenigen Bürgern des Dorfes Gross-Salze (dem früherer Name der Stadt Schönebeck), dessen Interesse darin lag, Grünflächen wie Parks zur Hebung des Ortsbildes für Touristen attraktiv zu machen, den sogenannte „Bierer Berg“, einen Aufenthaltsort für Touristen und auch für die ansässige Bevölkerung. Benannt wird dieses Areal nach dem Wort des nahegelegenen Dorfes „Bierer“ und „Berg“, einem Endmoränen-Hügel, auf dem sich das Gelände heute noch befindet. Endmoränen entstehen vor rund 1,5 Millionen bis 11.000 Jahren und gehören zu einer Serie von unterschiedlichen Landschaftsformen, die als Glaziale Serie bekannt ist. Grundlage hierfür ist, dass am Rand eines Gletschers Schmelze und Eisnachschub gleichzeitig auftreten. Die heute zu findenden, meist bogenförmigen Endmoränen entstehen unter unterschiedlichen Bedingungen. Durch Segmentablagerungen, von Schmelze beeinflusst, lagern sich im beschriebenen Vorgang (Schmelze und Eisnachschub), meist nur gröbere Steine, wie Findlingen ab. Sand wird dabei meist weggespült oder lagerte sich zwischen größeren Teilen an. Eine Endmoräne kann aber auch durch Druck zweier Gletscher entstehen, wobei eher feinere Sedimente, wie Sand und Ton und Lehm aufgeworfen werden und so einen Hügel bilden.
Am 1. April 1895 dem 80. Geburtstag Otto von Bismarcks dem damaligen Reichskanzler wird der erste Spatenstich zur Errichtung der Anlage getan. Man nennt den Ort nun „Bismarckhöhe“. Ein Turm von 9,5 Metern Höhe, gebaut aus roten Ziegeln, lässt den Besucher in dieser Zeit schon über den noch bescheiden hoch gewachsenen Wald und auf die Magdeburger Börde-Niederung bis zum Harz blicken. Am 17. April des selben Jahres wird dem Verein eine Tafel mit der Inschrift „Dem größten Deutschen Fürsten Otto v. Bismarck, zum 1. April 1895“ geschenkt, welche erst im Jahre 1899 nach der Genehmigung für die Errichtung eines Denkmales ihren Platz findet. 1907 wird der Turm auf 13,5 Meter erhöht, da die Bäume bereits so hoch gewachsen waren, dass sie die Sicht verhinderten. [4] 1925 wurde im Wirtschaftshaus ein Bismarckzimmer errichtet. 1937 wird mit der Auflösung des Vereines Gross-Salze nach fast 59-jährigem Bestehen die Anlage an die Stadt Schönebeck an der Elbe übergeben. [1946 wird der Namen „Bismarckhöhe“ wieder auf den Namen „Bierer-Berg“ umbenannt. Die damalige Regierung der Sowjetischen Besatzungszone empfand den Namen Bismarcks anscheinend nicht mehr als ehrwürdig. Die Stadt entschied 1952 einen Pionierpark zu errichten. Im Mittelpunkt stand eine erst ab 1954 häufiger genutzte Freilichtbühne, die Schauplatz für Volkskunstgruppen und Gastspiele war. Am 13. Mai 1956 beginnen unter den Bemühungen der Arbeitsgemeinschaft die Arbeiten an einer Eisenbahnlinie die durch eine Diesellok mit drei Wagen befahren werden sollte. Dieses Vorhaben scheitert jedoch an finanziellen Mitteln. 1973, zur 750 Jahrfeier der Stadt Schönebeck wird durch die Arbeiter des Dieselmotorenwerkes der Park für Besucher wieder hergerichtet, Wege neu angelegt oder begehbar und das Gelände von Müll befreit. Im diesem Zuge wird ein erstes Freigehege errichtet. Damit wird der Tierpark gegründet. Die 1968 von einer Konsum-Gesellschaft übernommene Gastwirtschaft, wird 1991 an die Stadt Schönebeck als Rechtsträger übereignet. Die nach einigen erfolglosen Bemühungen einiger Gastwirte die Gaststätte zu betreiben, dass Gebäude rückbauen lässt, weil dieses für ein weiter betreiben zu marode ist. Als Ersatz für das Eisenbahnvorhaben von 1956 wird 1995 zur 100-Jahrfeier des Bierer-Berges vom Leiter der damaligen Arbeitsgemeinschaft eine Modelleisenbahn erbaut.
Beschreibung
2003 ist der Tierbestand auf 140 Tiere angewachsen.[iv] Es folgen bis heute neue Gehegebauten – 2011 wurde ein Anlagenkomplex für Feldhamster erbaut, die dem Besucher Einblicke in künstlich angelegte Gangsysteme gibt. Der Kern des Tierbestandes der etwa 60 domestizierten und wilder Arten, bzw. Formen besteht heute aus kleineren Säugetierarten, hauptsächlich Nagetieren, wie Mäuseartigen und Stachelschweinen oder unterschiedliche südamerikanischen Meerschweinchenartigen. Auch Raubtiere, wie Europäische Wildkatzen oder Baummarder sind vertreten. Das 2,4 Hektar große Gelände ist heute dicht von Wald bewachsen. Vom Haupteingang gabelt sich der Weg in zwei Hauptwege. Ein gerader Weg vorbei an einem an einer Schräge gebautem Dammwildgatter führt zum Gehege der Wildkatzen. Weiter kommt man zu einem Gehege für Baummarder, dem gegenüber sich ein Bereich mit Haustieren, wie Schafen, Hühnern oder Schweinen befindet. Ein weiterer Weg vom Haupteingang führt zur Freilichtbühne. Von dort aus weiter erreicht man die Gehege für Füchse und einheimische Vögel und nach einer Gabelung Volieren für unterschiedliche Vogelarten, Schneehasen und schließlich den neu erbauten Hamstertrakt. Wieder am Haustierbereich angekommen findet man einen Spielplatz für Kinder und das Bismarckdenkmal. Unweit vom Denkmal entfernt liegt die Gaststätte und der Wirtschaftshof – dem ein Haus für verschiedene Meerschweinchen und Mäuseartige, ein Stachelschweingehege und einsehbares Schutzhaus für Sumpfmeerschweinchen angeschlossen ist. Nutrias, wegen ihrem Fleisch und Pelz in Farmen gehalten und heute frei lebend in weiten Teilen Deutschland findet man gegenüber des Kleinsäugerhauses, das von verschiedenen Nagetierarten, wie Felsenmeerschweinchen oder den Kubanischen Baumratten bewohnt wird. Da neben den einheimischen Arten auch viele Exoten vertreten sind, ist die Bezeichnung Heimattiergarten, die durch die Heimatbewegung ab 1930 geprägt ist und auf einen hauptsächlich einheimischen Tierbestand zurückführt, nicht mehr ganz zutreffend.
Literatur
- Chronik Bierer Berg/ Bismarkhöhe (abgerufen am 04.01.13) http://www.biererberg.de/index.php?option=com_content&view=article&id=54&Itemid=61
- Artikel über Glazialzeit aus Glossardatenbank (Uni Wittenberg/Halle)
- http://mars.geographie.uni-halle.de/mlucampus/geoglossar/terme_datenblatt.php?terme=Glazialzeit
- Artikel über Endmoränen bei Wikipedia (abgerufen am 04.01.13):
- http://de.wikipedia.org/wiki/Endmoräne
- Anonymus (2009): Der Bierer Berg: Beliebtes Ausflugsziel seit über 100 Jahren. Prospekt aus Material Stadtarchiv Schönebeck.
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