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Verfasst am: 01.11.2007 04:13 Titel: Guppenhaltung von Campbell-Hamster |
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Huhu,
und wieder mal ein Haltungsthema... dieses Mal geht es um Campbell-Zwerghamster (Phodopus campbelli).
Bei der Haltung von Zwerghamster heisst es ja oft, dass man diese nicht in Gruppen halten könne und wie alle Hamster es Einzelgänger seien.
allerdings hat mich ein Rodentia-Artikel motiviert, dass ich das Thema hier mal aufnehme, ganz im Sinne unseres Forums, gegen weit verbreiete Mythen angehen und sie zu diskutieren...
Interessant ist, dass die Autorin des Artikels am Anfang gleich klar macht, es komme auf die Voraussetzungen an, welche erfüllt sein sollen, damit es auch mit der Gruppenhaltung klappe. Dabei spricht sie, wie könnte es erstaunen , die Käfiggrösse an: die Tiere brauchen Platz, logisch! das ist ja auch unsere Meinung, dass die Tiere genug Platz haben und nicht eingepfercht werden. Ebenso vertraut ist sicher die Forderung nach einer Vielzahl an Verstecken, Häuschen, Unterschlupfmöglichkeiten und abwechslungsreiche Einrichtung. Eine dicke Schicht Einstreu zum Graben, eine natürliche und ausgewogene Ernährung aus Sämereien, Gemüse (frisch) und gelegentlichen Gaben von Lebendfutter.
Vergesellschaftung:
Die Tiere werden in einer neutralen Umgebung vergesellschaftet.
Die Vergesellschaftungen, so die Autorin, verliefen stets erfolgreich, sie vergesellschaftete Guppen von 2 bis 20 Tieren und sowohl reine Männer- oder Weibchengruppen als auch gemischtgeschlechtliche. Interessanterweise seien aber mehrere Tiere einfacher in eine Gruppe zu vergesellschaften als ein einzelnes Tier.
Bei einer Vergesellschaftung von einem Pärchen, so die Autorin, klappte es nicht, da jagten sich Männchen und Weibchen gegenseitig durch den Käfig, wobei es aber zu keinen blutigen Auseinandersetzungen gekommen sei. Durch austausch des Partners klappte die Vergesellschaftung dann doch.
Interessant fand ich noch, dass Campbellhamster gemeinsame Brutpfege betreiben, d.h. wenn mehrere Weibchen in naher Zeitfolge werfen, dann legen sie die Jungen zusammen und kümmern sich gemeinsam um sie, wie wir das von Ratten oder Degus kennen. Problematisch dagegen sei das Hinzusetzen eines Männchen, wenn das Weibchen Junge aufzieht oder trächtig ist, da das Männchen die Jungen töten würde, um einen Vorteil zu haben, da die Mutter schneller wieder bereit ist, dass sie gedeckt werden kann und somit für das Männchen ein Fitnessvorteil für die Weitergabe seines Erbguts darstellt.
Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Voraussetzungen und Haltungsbedingungen sehr ähnlich sind mit unseren Empfehlungen. Überraschend dürfte sein, dass Campbell-Zwerghamster offenbar sehr sozial sind, zumal dies von vielen Hamsterhaltern diesen Zwergen abgesprochen wird und daher die Vergesellschaftung relativ unkompliziert durchführbar und die Haltung in grossen Gruppen als gut möglich erscheint. Wie auch bei anderen Tierarten (auch eine Sache die gerne von vielen Haltern vergessen wird) ist die gegenseitige Sympatie der Tiere wichtig, es gibt Individuen, die verstehen sich nicht, so dass durch Änderung der Gruppenkonstellation die Vergesellschaftung dennoch klappen kann. Wichtig bei der Wahl der zu vergesellschaftenden Tiere ist natürlich auch der Charakter, dass man darauf achten sollte, dass die Tiere ein friedliches und ausgeglichenes Wesen haben fördert sicher die Chancen einer erfolgreichen Vergesellschaftung - auch das sollte nichts neues sein.
Zu guter letzt frage ich mich natürlich, gibts Anmerkungen, vielleicht auch Erfahrungen von Leuten, die selber Zwerghamster oder Campbellhamster halten?
Zur Quelle:
Bloeck, S. (2007): Ein Hamster kommt selten allein. Gruppenhaltung von Campbell-Zwerghamstern. Rdoentia 39: 35-37. |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 01.11.2007 13:23 Titel: Re: Guppenhaltung von Campbell-Hamster |
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Früher (80er Jahre) hieß es, daß man Zwerghamster auf gar keinen Fall allein halten sollte ... sie seien Gruppenlebewesen. Dies galt insbesondere für den Roborowski-Zwerghamster und den Campbell-Zwerghamster. In Laboren wurden Zwerghamster fast ausschließlich in Gruppen gehalten, weil sie so produktiver waren. Es kam jedoch auch Einzelhaltung vor, um ein einfacheres Handling bei Versuchen zu haben. Goldhamster wurden zumindest im "Berliner Mäusebunker" zum Teil auch in Gruppen gehalten - auch sie waren in der Gruppe produktiver. Allerdings wurden Goldhamster häufiger paarweise angesetzt und das Männchen vor Geburt entfernt.
Gefüttert wird unter Laborbedingungen mit Pellets, der Platz ist stark beschränkt, die Einrichtung und Strukturierung des Käfigs nicht oder kaum vorhanden, keine Buddelmöglichkeit. Es handelt sich immer um typische Massentierhaltungen.
Ende der 90er Jahre häuften sich die Berichte von plötzich auseinanderbrechenden Zwerghamstergruppen bei Privathaltern, die oft über ein Jahr, manchmal sogar über zwei Jahre unter gleichen Bedingungen friedlich zusammengelebt hatten. Hierbei trat diese plötzliche Feindschaft, oft mit Todesfolge, bei sehr unterschiedlichen Haltungen auf. Es schien sich keine Korrelation zu Platz oder Futter herstellen zu lassen. Typisch war, daß die Streitereien innerhalb von Tagen entstanden und wenn nicht getrennt wurde, sich regelrechte Beschädigungskämpfe geliefert wurden.
Leider fehlt bei den meisten dieser Art von Berichten die Begleitumstände, so läßt sich nicht rekonstruieren, welcher Grund tatsächlich für die plötzlich auftretenden Beschädigungskämpfe vorlagen. Eine Anfrage im Berliner Mäusebunker ergab, daß diese keine solchen Probleme jemals hatten (allerdings werden deren Zwerghamster meist auch nicht sehr alt ... die meisten werden in irgendwelchen Versuchen verbraucht.)
Die Folge war ein Umdenken und die Erkenntnis, daß Zwerghamster wohl doch Einzelgänger sein müßten.
Beobachtungen zum Leben in Freiheit gibt es kaum.
Fallstudien:
Goldhamster
Es gab in den 80er Jahren mehrere Zooläden, die ihre Goldhamster in gemischtgeschlechtlichen Gruppen mit einem bis zwei Männchen hielten. Solche Gruppen waren unabhängig vom Platz und Futter stabil, wenn die Goldhamster aus in Gruppen vermehrten Linien stammten und auf jedes Männchen wenigstens vier Weibchen kamen. Umsetzen von solchen eingespielten Gruppen war nur schwer möglich, meist führten sie zu tödlichen Beißereien. Auch die Entfernung eines ausgewachsenen Tieres aus der Gruppe konnte zum Zerbrechen der Gruppe und bösen Beißereien führen. Jungtiere mußten vor der Geschlechtsreife entfernt werden, weil sie ansonsten von der gesamten Gruppe totgebissen wurden.
Einzig Jungtiere ließen sich problemlos neu vergesellschaften.
Auffällig war, daß viele Goldhamsterweibchen ihre Geburten aufeinander abstimmten, so daß der überwiegende Teil der Jungen zur gleichen Zeit geboren wurde. Sie wurden meistens in einem Nest abgesetzt und gemeinsam aufgezogen. Streß führte schnell dazu, daß die Jungen der rangniederen Weibchen von den Weibchen gefressen wurden, die Weibchen wußten also, welche ihre eigenen Jungen waren (aufgrund der Färbung und Fellbeschaffenheit der Weibchen und der Männchen konnte man die Jungen gut den Müttern zuordnen). Ohne Streß wurden keine Jungen gefressen. Die Männchen wurden gemeinschaftlich vom Wurfnest ferngehalten.
In freier Natur sind Goldhamster genau wie Feldhamster echte Einzelgänger, deren Männchenreviere mehrere Weibchenreviere umfassen können.
Campbell-Hamster
Ne Studienkollegin hatte sich eine Gruppe Campbells aus dem Berliner Mäusebunker geholt. Die Tiere waren zwischen 4 Monaten und einem Jahr alt. Die Gruppe bestand aus zwei Männchen und drei Weibchen.
Sie kamen in eine relativ große Unterkunft von ca. 1m x 80cm. Die Unterkunft war ein Selbstbau, der offen mitten im Wohnzimmer stand, also von allen Seiten gut einsehbar war. Die Wände bestanden aus ca. 50 - 60cm hohem Glas.
Gefüttert wurde sehr abwechslungsreich, wobei das Körnergemisch sehr getreidelastig war. Kleinsämereien waren nur wenige enthalten, dafür jedoch sehr artenreich. Auch an Lebendfutter wurde sehr abwechslungsreiches Wiesenplankton und Kellerasseln verfüttert.
Die Einrichtung bestand aus einer gut strukturierten Betonlandschaft mit kleinen "Sandkästen" und mehreren Holzhütten.
Nach 1 1/2 Jahren starb ein Männchen, nur vier Monate später streiteten sich zwei Weibchen, nur zwei Tage drauf lagen drei Tiere totgebissen in der Unterkunft, die übriggebliebenen Campbells waren schwer verletzt. Beide übriggebliebenen Campbells hatten sich nie wieder vertragen ...
Roborowski-Zwerghamster
Auch hier wieder wurde eine Gruppe Zwerghamster aus dem Mäusebunker übernommen. Die Tiere wurden in einem Aquarium mit schätzungsweise 80cm Kantenlänge und vermutlich 40cm Tiefe untergebracht. Die Einrichtung bestand aus Ästen und den handelsüblichen Holzhäuschen, eingestreut wurde mit Sägespänen.
Gefüttert wurde mit Pellets und Grünzeug.
Diese Gruppe brach nach über einem Jahr auseinander, die Tiere bissen sich halbtot. Bei den Beißereien starben wohl an einem Tag drei Tiere ... auch diese Tiere hatten sich nie wieder verstanden, ein Weibchen aus dieser Truppe ließ sich allerdings in eine andere Roborowski-Gruppe integrieren.
Leider hab ich nicht mehr in Erinnerung, wieviele Tiere es waren und welche Gruppenzusammensetzung es war.
Auffällig in den beiden Zwerghamsterfällen: Sie wurden insgesamt bei mehr Platz wie im Mäusebunker und abwechslungsreicherem Futter gehalten ... der Grund für die plötzlichen Streitereien ist nicht bekannt. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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