davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 10.09.2007 22:58 Titel: Und wieder mal Herbivorie... |
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Hallo ihr,
wieder mal das Thema Herbivorie, das mich beschäftigt. Ich hab letzthin mir nun Literatur beschafft zum Thema und bin dabei die durchzugehen, wenn auch eine vertiefte Beschäftigung mit der Thematik mir bisher nicht möglich war.
Wie bekannt geht es bei der Herbivorie um die Problematik des Frass von Pflanzen durch Pflanzenfresser (z.B. Insekten oder eben auch Säugetiere) zum Einen und der Umgang mit Abwehrmechanismen der Pflanzen bei den Pflanzenfressern, welche sich von den Pflanzen ernähren.
Zu dem Thema existieren in der Kleinsäugerhalterszene erstaunlich viele Falschannahmen, angenommen von Tieren, die nicht in der Lage seien, Pflanzen zu selektieren bzw. zu lernen, was für sie giftig ist, Behauptungen über Kräuter, die stets auch (Neben)Wirkungen hätten und zwangsläufig für die Tiere nicht gut seien oder gar davon sprechen, dass sich auf die Dauer Resistenzen bilden sollen (was mir nur von Antibiotika in der Humanmedizin so bekannt ist)... Mag sein, dass das eine oder andere einen gewissen Wahrheitsgehalt hat, aber gerade das machen diese Vorstellungen gefährlich, sie verleiten zum Glauben, sie würden stimmen.
Dass die Realität viel komplexer ist und viele Tiere erstaunliche Anpassungen und Fähigkeiten besitzten, die ihnen gerne abgesprochen werden, das wird verkannt. Dass eine einseitige Ernährung zu Problemen führen kann, ebenso es auch heikle Punkte gibt, z.B. dass die Tiere auch erst lernen müssen, was für sie fressen dürfen, das darf selbstverständlich nicht ausgeblendet werden.
Doch genug der einleitenden Worte,... ich hab mich ja schon mal zur Thematik ausgelassen.
Da alles sehr viel an neuen Ideen ist, möchte ich auch nur ein paar wenige Dinge erwähnen, die mir bisher auffielen und mich zum Nachdenken brachten oder für mich interessante Punkte darstellen.
Eines was ich gerne erwähnen möchte, das ist ein interessantes Modell zu der Einteilung der Pflanzenfresser. Auf der einen Seite des Modells stehen die strikten Grasfresser, als beispielhafter Vertreter die Kuh. Sie fressen v.a. Monocoten (Gräser, Einkeimblättrige), zeigen eine geringe Toleranz gegen Frasschutzstoffe (logisch, Gras enthält kaum welche ), nehmen kaum welche auf und vermeiden sie. Dann gibt es einen fliessenden Übergang zu den mittelmässigen Gemischtköstler, die sich neben Gräsern auch zu grösseren Teilen zu Kräutern und ebenfalls teilweise von Gräsern ernähren. Sie zeigen höhere Toleranz und Aufnahme von Pflanzenstoffen, ebenso die Diversität der aufgenommenen Pflanzenstoffen nimmt zu.
Und von da nehmen dann die Kräuter und ebenso die Gräser langsam ab, bis sie beim unspezialisierten Blätterfresser (ich weiss nicht, ob das die passende Bezeichnung ist... im Original heisst er "Generalist Browser") ganz gegen Null tendieren (wobei Kräuter etwas flacher auslaufen und noch etwas weiter in den nächsten Futtertypen reichen). Dagegen haben Sträucher und Bäume als Futterquelle die Nahrung ersetzt. Bis da steigen wiederum alle Komponenten: Toleranz gegenüber sekundären Pflanzenstoffen, deren Aufnahme und die Diversität. Die Diversität bricht da dann aber schnell abrupt ab, während die anderen Werte bleiben. Hier kommen nun die Spezialisten zum Zuge, die sich auf Nahrung bestimmter Bäume spezialisiert haben... gute Beispiele sind da Koala oder Glider... Sie haben sich so sehr an die Pflanzenstoffe angepasst, dass sie diese in hohen Mengen aufnehmen können. Allerdings ist der Preis für diese hohe Anpassung, dass sie nur sehr wenige Pflanzenstoffe vertragen, jene auf die sie sich spezialisiert haben.
Am besten weg käme daher wohl ein Generalist, der sich zu grösseren Teilen von Baum/Strauchnahrung ernährt... die Degus, wenn wir uns erinnern haben die Fähigkeit zu guten Teilen sich von Sträuchern zu ernähren... sie dürften also etwas zwischen Kräuter fressenden Gemischtköstler und Baum/Strauchfresser-Generalisten sein. Das würde sich auch damit decken, dass sie mit Tanninen gut auskommen (was ja in Studien herausgefunden wurde), welche sich bekanntlich vor allem in Bäumen und Sträuchern befinden.
Weitere interessante Themen, die aber aus Zeitgründen nur knapp anreissen kann, Detoxifikation im Vormagen (soll u.a. bei einigen Mäuseverwandten... wenn ich mich nicht täusche Hamster vorkommen... die Anerkennung der Vormägen bei dieser Tieren wird aber von einigen Forschern nicht anerkannt, andere Muriiden haben dagegen wirklich keinen). Oder auch die Geophagie wird angesprochen, das Fressen von Erdboden/Mineralien, welche auch mitunter der besseren Verträglichkeit von Futter dienen soll. Oder auch die Entgiftungsmechanismen in Nieren und Leber... mehr als den Hinweis darauf konnte ich allerdings noch nicht erfassen... mir fehlt da einfach die Zeit...
So much for this... wobei einen hab ich noch:
Die Sekundärstoffe können u.a. in drei Stoffklassen eingeteilt werden: Phenole (u.a. Anthocyane, Flavonide... also Geruch- und Farbstoffe, Tannine, aber auch das Lignin ist ein Phenol), stickstoffhaltige Verbindungen (u.a. Lektine, Alkaloide, Cyanogene Glykoside... teils hochgiftige Giftstoffe) und Terpenoide (u.a. Saponine, Monoterpene, Triterpene, Sesquiterpene...). _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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