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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 30.07.2007 23:18 Titel: Ernährung Wildkaninchen II |
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Inzwischen hab ich mir das Büchlein, das ich zuvor nur über Umwege zitierte selbst beschaffen können. Es sieht aus wie so ein GU-Ratgeber, handliches Format, dünn und bunter Umschlag... aber der erste Eindruck täuscht... das Buch hat es in sich! Und nur schon das Literaturverzeichnis ist eine Augenweide!
So, genug der Schwärmereien, das Thema Ernährung findet dort viel Platz und da gibt es durchaus noch interessantes, das ich eine Erwähnung wert finde:
Zitat: |
Im Wald geht es [das Wildkaninchen] an sämtliche Holzarten. [...] Danach werden die einzelnen Laubholzarten etwa in folgender Reihenfolge angenommen: Akazie (Robinie), Weissbuche, Esche, Aspe, Roteiche, Rotbuche, Birke, Ahorn, Rüster, Linde, Weide und Eiche, die Nadelhölzer: Fichte, Weymounthskiefer, Tanne, Kiefer. Für Obstbäume wird folgende Reihe angegeben: Quitte, Mispel, Apfel, Birne, Kirsche. Verschmäht wird nach Lincke lediglich der Holunder (Sambucus nigra). [...] Von den Feldfrüchten bevorzugt das Kaninchen besonders junge Saaten, Klee, Lupine, Serradella und Esparsette, ferner reifes Getreide, Rüben, Mohrrüben, Raps, Kartoffeln und junges Kartoffelkraut. Auch Weinreben, Zierpflanzen und Stauden aller Art werden angenommen.
Quelle: Boback, A.W. (1970): Das Wildkaninchen. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg.
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Da einige ungebräuchliche Namen verwendet werden, hier ein Überlblick:
Aspe = Espe, Zitterpappel
Roteiche = Amerikanische Roteiche, ein in Amerika heimiischer Laubbaum -> http://de.wikipedia.org/wiki/Roteiche
Rüster = Ulme
Serradella = grosser Vogelfuss -> Gattung Vogelfuss
Esparsette = Hülsenfrucht -> http://de.wikipedia.org/wiki/Esparsetten
Interessant finde ich die gelisteten Pflanzen. Einige davon würden wir nicht gerade zu den unproblematischen Pflanzen zählen, was mich besonders erstaunte, dass die giftige Robinie bei den Wildkaninchen die Nummer 1 bei den Gehölzen ist... das hätte ich nicht erwartet. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 31.07.2007 03:01 Titel: Re: Ernährung Wildkaninchen II |
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Ich ehrlich gesagt auch nicht - ich habe weder Wildkaninchen noch Hauskaninchen jemals an Robinie fressen sehen!
Überhaupt hatten die Wildkaninchen, die ich beobachtet hatte, nie an Ästen und Zweigen geknabbert, wenn noch genügend frische Kräuter auf der Wiese standen. Einzig die Haselnuß wird regelmäßig entlaubt.
Beim Getreide wird Weizen und Roggen verschmäht, Hafer dagegen an den Stielen abgeknabbert und das Korn gefressen, der Stiel bleibt liegen ... eine Bevorzugung bestimmter Kräuter oder im Winter bestimmter Baumarten konnte ich nicht populationsübergreifend feststellen, das hängt stark vom Gesundheitszustand und von individuellen Vorlieben ab. Im Großen und Ganzen wurde jedoch bei den Wilden und bei meinen Hauskaninchen auf eine gleichmäßige Verteilung der Pflanzenarten in der Futterration geachtet. Zuerst wird gefressen, was viel da ist und leicht erreichbar ist, wobei Kaninchen sich nie lange an einer Stelle aufhält, sondern sich mehr oder weniger unsystematisch über die Wiese probiert. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 01.08.2007 21:33 Titel: Re: Ernährung Wildkaninchen II |
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Sag mal, könnte es nicht sein, dass es bei den Kaninchen so ähnlich ist wie bei den Degus? Sie fressen Sträucher und Bäume, deren Rinde und Blätter, wenn es an saftigen Kräuterfluren und somit an hochwertigem, energiehaltigem Futter fehlt? Kaninchen stammen ursprünglich auch aus mediterranen Gebiete und da trocknen im Sommer warscheinlich die Kräuterflure auch aus. Was meinst du dazu? _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 02.08.2007 00:14 Titel: Re: Ernährung Wildkaninchen II |
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Ich vermute, daß es so ist - allerdings brauchen Kaninchen nicht unbedingt Körner, zuviel Kohlenhydrate in Form von mehlhaltigen Sämereien bringt ihre Darmgesellschaft durcheinander. Es gibt also kleine Unterschiede zwischen Degu und Kaninchen.
Nun ist es allerdings auch so, daß wir auch beim Wildkaninchen es mit einer verwilderten Haustierform zu tun haben, die Unterschiede im Verhalten von spanischen zu anderen europäischen Wildkaninchen sind da ... alle Wildkaninchen, die so in der Weltgeschichte verteilt wurden, stammen von den mitteleuropäischen eingeschleppten Kaninchen ab und haben das Verhalten der mitteleuropäischen Kaninchen und nicht der spanischen oder nordafrikanischen Wildkaninchen, kurzum es liegt noch nicht mal am Klima ... d. h. das Verhalten, im Winter sich an Bäumen und Sträuchern zu verlustieren, kann auch durchaus eine Anpassung an die kälteren nordeuropäischen Verhältnisse sein, wenn die natürliche Nahrung nicht mehr da ist, wird halt weniger natürliche gefressen ... und wenn es halt Rinde ist.
Übrigens zeigen fast alle nicht winterschlafenden Pflanzenfresser im winterlichen Europa dieses Verhalten - das Baumschälen von Mufflon, Gemse, Rothirsch, Reh und Wildschwein im Winter sind ein echtes fortswirtschaftliches Problem ... im Sommer, wo genügend Nahrung da ist, tritt es nicht auf. Spricht also eher dafür, daß es einfach nix anderes gibt, wie lustlos Rinde kauen - also wird im Winter lustlos Rinde gekaut, um nicht zu verhungern. _________________ Marx ist die Theorie
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 02.08.2007 23:11 Titel: Re: Ernährung Wildkaninchen II |
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Nun ja, ob nun der kalte Winter oder der heisse, trockene Sommer den Nahrungsenpass darstellt, das ist so gesehen eigentlich egal.
Diesen Nahrungsengpass haben viele Tierarten gemeinsam, Degus, Kaninchen, aber auch andere Tiere, wobei es durchaus verschiedene Strategien gibt, darauf zu reagieren. Gerade kalte Winter können auch mit einem Winterschlaf überdauert werden... bloss dumm, wenn der Winter launisch ist. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
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