Pferdefutter - Hafer geschrotet oder nicht geschrotet ...

[Murx Pickwick]

Da es hier ja wenigstens einen Menschen gibt, der sich ein wenig mit Pferden auskennt (aber vielleicht lesen hier noch mehr Pferdefreunde mit?^^), werde ich es wagen, unsere Tierernährung äußerst weit zu fassen ...

Es geht um die Zufütterung von Hafer - warum eigentlich wird er normalerweise geschrotet? Damit man weniger braucht, weil er besser durch die Kleinfaserigkeit verdaut werden kann? Oder sollen Enzyme aktiviert werden, was zu einer besseren Verdaulichkeit führt?

Was ist von dem Vorurteil zu halten, daß Pferde zwar von der Fütterung mit ganzen Haferkörnern einen Haferkoller bekommen können, mit der Zufütterung von Haferschrot jedoch nicht?

Wie lange wird gewöhnlicherweise Haferschrot liegen gelassen, bevor er verfüttert wird? Oder hat das keine Auswirkungen auf die Fütterei und ist eher Bequemlichkeit?

[Tina01]

Hallo Murx

Soweit ich informiert bin, werden die Haferkörner für Pferde deshalb vor dem Verfüttern aufgebrochen bzw. geschrotet, damit sie vom Pferd besser verdaut werden können.

Nicht jedes einzelne Korn wird im Maul zerbissen, dazu sind die Körner im Vergleich zu den riesigen Zähnen zu klein.

Und der Darm kann geschlossene Körner nicht oder nur ungenügend verwerten.

Vom geschroteten Hafer braucht man deshalb weniger zu füttern als von ganzen Körnern, um dem Pferd gleich viel verdaubare Energie zuzuführen.

Wie lange geschroteter Hafer gelagert werden kann, da bin ich leider überfragt, da mein Pferd mit Hafer nicht zurecht kommt und deshalb keinen bekommt.
_________________
Liebe Grüsse
Simone

[Murx Pickwick]

Dann ist also eine haferfreie Fütterung ohne Probleme möglich?
Oder muß dann anstelle von Hafer auch bei durchschnittlicher Belastung anderweitiges Kraftfutter zugefüttert werden?

Oder, um es auf den Punkt zu bringen, können große Pferde von Gras und Heu allein leben und trotzdem noch täglich geritten werden, ohne daß sie vom Fleisch fallen?
_________________
Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"

[Tina01]

Pferde sind grundsätzlich Magerköstler, wie unsere kleinen Nager.

In Freiheit leben sie von nährstoffarmem, grobstängeligem Gras, Blättern und Rinde.

Ein Freizeitpferd, das alle paar Tage mal kurz geritten wird und sonst auf der Wiese steht, braucht kein Kraftfutter resp. Körnerfutter. Diesem reicht zu Gras und Heu ein Mineralfutter, da unsere Wiesen allein zu wenig Mineralien und Spurenelemente enthalten.

Lediglich Sportpferde brauchen zur Ergänzung Getreide, für Kondition und zur Unterstützung der für die Leistung nötigen Muskulatur.
Es muss jedoch nicht Hafer sein, obwohl dieser wegen der leichten Verdaulichkeit nach wie vor für schätzungsweise 80% der Pferde das ideale Getreide ist.
Gewisse Pferde vertragen jedoch Hafer nicht, diese werden davon "spinnig". Das hat neusten Studien zufolge damit zu tun, dass Magen und Dickdarm dieser Pferde das Getreide nicht aufspalten können und es dann im Dünndarm zu Verdauungs-Problemen kommt. Mein Pferd gehört auch zu den "heiklen" Pferden.
Es bekommt statt dessen eine Getreidemischung aus Gerste, Mais, Weizen und Hirse, angereichert mit Sonnenblumenkernen und Johannisbrot.
Getreide sollte jedoch auch bei Pferden nur einen kleinen Anteil am täglichen Futter ausmachen, denn es belastet den Magen. Rohfaser ist die wichtigste Nahrung.

Mein Pferd bekommt bei einem Gewicht von ca. 530kg täglich 2kg Körnerfutter, was ca. 0,4% ausmacht. Daneben frisst es ca. 10kg Heu und Gras.
_________________
Liebe Grüsse
Simone

[Murx Pickwick]

Pferde sind also wie Meerschweinchen reine Grasfresser ... das erklärt mir vieles.
Was mir dann allerdings immer noch nicht so ganz einleuchtet, ist der mangelnde Mineralstoffgehalt der Weiden ... in Australien, dem mineralärmsten Kontinent, rennen Brumbys wild durch die Gegend - ohne Mineralzusätzen. Camargue sind die Weiden zwar sauer, aber nicht mineralstoffreich. Auch im Ursprungsland der Pferdeartigen, Nordamerika, hat man mineralstoffarme Weiden - und noch bis vor einem Jahrhundert gab es dort auch keine Mineralstoffzusätze.
Von der Heimat der Pferde, Europa und Asien, hat man die Steppenbildung ursprünglich ausschließlich nur dort, wo zu wenig Mineralstoffe für den Wald im Boden waren ... oder eben der Winter für Bäume zu lang war, aber meines Wissens waren Pferde niemals Taigabewohner ...

Wie kommt das also, daß die in Deutschland doch recht gut gedüngten Wiesen für Pferde zu wenig Mineralien enthalten?
Oder sind einfach nur deutsche Reitpferde derartig auf Leistung hin getrimmt worden, daß sie deshalb einfach mehr Mineralstoffe brauchen, wie Pferde ursprünglich brauchten?
Wie wurde das eigentlich mit der Mineralstoffversorgung gemacht, bevor es Mineralstofffutter gab? - Pferde wurden ja schon im Mittelalter für schwere Arbeit eingesetzt ...
_________________
Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"

[Tina01]

Ich denke, dass die heutigen Hochleistungsgräser und damit zusammenhängend Artenarmut Schuld daran sind, dass Pferde gewisse Mineralien nicht mehr aus dem Weide-Boden beziehen können.

In der Natur fressen Pferde auch Erde oder lecken an bestimmten Steinen, wohl um damit Mineralien aufzunehmen.

Könnten unsere Pferde wie Katzen frei herumstreifen, würden sie vermutlich auch heute noch die benötigten Nährstoffe selber finden.
_________________
Liebe Grüsse
Simone

[davX]

@Murx
Hilft dir das vielleicht weiter?

[Tina01]

davX, ich bin da skeptisch.

Man kann zwar sagen, dass die meisten Pferde wenig bis gar kein Kraftfutter brauchen, um bei Weidehaltung (viel Platz uns somit auch viel Gras vorausgesetzt) gut genährt auszusehen.
Eigentlich ist das Kraftfutter ja nur dazu da, um den erhöhten Energiebedarf für geritten zu werden oder Lasten zu ziehen abzudecken.

Dass die sogenannten Robustrassen weniger Mineralien brauchen als durchgezüchtete Rassen, kann ich mir jedoch ehrlich gesagt nicht vorstellen.
_________________
Liebe Grüsse
Simone

[davX]

Nun, ich habe zugegeben von Pferden nahezu keine Ahnung. Ich habe das nur gelesen und weitergeleitet, in der Hoffnung, dass es eventeull weiterhelfen könnte.
Aber vielleicht werde ich irgendwann auch noch dazu kommen mich mit Mineralstoffen und anderen Ernährungsdetails noch genauer zu beschäftigen um solche Dinge dann besser zu beurteilen. Offene Fragen hätte ich da schon noch ein paar.
_________________
Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)

Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE

Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter.

[Murx Pickwick]

Ich lerne das Ganze ja gerade ... ich muß ganz ehrlich sagen, je mehr ich lerne, desto mehr fällt mir auf, wie wenig im Grunde genommen tatsächlich nachgewiesen ist, aber wieviel Annahmen gemacht werden.
_________________
Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"