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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 22.07.2007 00:26 Titel: Hemmstoffe in Hülsenfrüchten |
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Hallo,
ein Thema das wir vor längerer Zeit mal im Chinchillaboard diskutierten möchte ich hier noch einbringen.
Darum geht es:
In Hülsenfrüchten wie Erbsen, Sojabohnen und Bohnen sind Inhibitoren, sogenannte Hämagglutinine oder Lectine, enthalten. Diese haben anutritiven Charakter, das heisst, dass sie haben einen negativen Einfluss auf die Nährstoffaufnahme. Sie blockieren die Proteinsynthese und haben eine wachstumshemmende Wirkung, einige Lectine wirken sogar toxisch. Da dise Lectine nicht hitzebeständig sind, können sie duch Behandlung mit heissem Wasserdampf zerstört werden, bei trockener Hitze dagegen ist mit der Schädigung der Proteine zu rechnen, welche in Hülsenfrüchten reichlich enthalten sind.
Des weiteren werden vom Gesetzgeber (reglementiert in der Futtermittelverordnung) für Produkte aus Hülsenfrüchten entsprechende Massnahmen gefordert:
Zitat: |
Als Futtermittel in den Handel gebrachte Bohnen von Ph. vulgaris und Ph. coccineus müssen nach Anl. 1 Tl. 2 der FMV "bis zur Zerstörung des Giftstoffs Phasin" (früher übliche Bezeichnung für Phaseolus-Hämagglutinine) dampferhitzt werden. Dasselbe gilt für die durch Walzen gewonnene "Bohnenflocken". Für die aus Ackerbohnen, Erbsen, Kichererbsen, Linsen und Wicken hergestellten Flocken wird ebenfalls eine hydrothermische Behandlung (ohne nähereDefinition der Bedingungen) gefordert.
Quelle: Menke, K-H. Huss, W. (1980): Tierernährung und Futtermittelkunde. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
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Mit anderen Worten müssen also unsere Erbsenflocken entsprechend behandelt werden, gemäss FMV. Zwar ist der Text jetzt schon etwas älter, aber ich denke nicht, dass sich daran gross was geändert hat. Das heisst, all die Panikmache fusst auf dem Umstand, dass diese Leute nicht wissen, dass solch eine Behandlung vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird.
Andererseits hatten wir im Chinchillaboard vor einiger Zeit das Thema bezüglich der tatsächlichen Wirkung dieser Inhibitoren und bei der Erbse und der Ackerbohne scheinen diese relativ unprobematisch:
Zitat: |
Zitat: |
Ehrlich [...] has shown that rabbits fed with small amounts of seeds containing the toxin became partially immune to the toxicity, thus demonstrating that haemagglutinins were also antigenic. Landsteiner and Raubitschek (1908) showed later that not all haemagglutinins need necessarily be as toxic as ricin or abrin. For example, the agglutinins obtained from common beans (Phaseolus vulgaris), peas (Pisum sativum), lentils (Lens culinaris), etc. were relatively non-toxic, water soluble proteins. It is now known that such haemagglutinating proteins are found in all taxonomic groups of the Plant Kingdom and that they are not all overtly toxic.
Quelle: Pusztai, A. (1991): Plant Lectins. Cambridge University Press.
| (Hervorhebungen von mir)
Es hätte mich doch schon gewundert, wenn Erbsen wirklich schädlich wären...
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Quelle: http://www.degupedia.de/board/viewtopic.php?t=106
Fazit:
Viel Rauch um ein wenig spektakuläres Thema. Zwar enthalten einige Hlsenfrüchte tatsächlich toxische Lectine, die der Erbse und Gartenbohne scheinen aber relativ untoxisch zu sein. Dazu wird eine Behandlung von dem Gesetzgeber über die FMV vorgeschrieben (was m.E. auch sinnvoll ist), zumindest für die Flockenprodukte. Somit wäre also die ganze Panikmache um Erbsenflocken in Chinchillakreisen und auch teils in Degukreisen bloss heisse Luft. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 22.07.2007 10:15 Titel: Re: Hemmstoffe in Hülsenfrüchten |
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Es geht noch weiter ...
Man muß unterscheiden, welcher Tierart man welches Futter gibt.
Die Futtermittelverordnung entstand, um eine möglichst hohe Produktion von tierischen Produkten für den menschlichen Konsum herstellen zu können, ohne den Menschen mit diesen Produkten gleich umzubringen. Hierzu war es nötig, die Leute dazu zu bringen, ihre grassfressenden Rinder, Schafe, Ziegen und Arbeitspferde davor zu bewahren, mit unnatürlichen Futtermitteln unfruchtbar gefüttert zu werden.
Das Verfüttern unnatürlicher Nahrungsmittel ohne Aufbereitung derselben ist ein prima Mittel, horrende Mangelsituationen herbeizuführen - und die wiederum verhindern die Produktivität ...
Nur so ist es auch erklärbar, daß nach wie vor Tiermehle an Heimtiere aller Arten verfüttert werden dürfen, nicht jedoch an Nutztiere. Wenn ich also meine Kaninchen just for fun halte, darf ich sie mit Klärschlamm und Tiermehl ernähren - sobald ich das Fleisch abgeben will, muß ich mein Futter ohne diese zweifelhaften Abfälle anrichten.
Allerdings hat diese Futtermittelverordnung so auch ihre Tücken - Hühner und Tauben als Körnerfresse z. B. vertragen unverarbeitete Hülsenfrüchte weitaus besser wie die verarbeiteten, sie haben sich einfach an die ganzen nährstoffhemmenden Substanzen angepaßt und brauchen sie zur Regelung ihrer Mineralstoffaufnahme. Ähnlich dürfte es auch im Nagerbereich mit Körnerfressern oder Tieren sein, die hauptsächlich von Körnern leben ... zerstört man nun solche Substanzen, wird ein Ungleichgewicht verschiedener Mineralien und Vitamine aufgenommen, was wiederum zu Mangelerscheinungen und Hypervitaminosen führt ... gesund ernähren darf man also Tauben nur dann, wenn man sich Rassetauben hält, die industrielle Haltung von Tauben ist deshalb in Deutschland nicht möglich. Bei Hühnern und Puten geht dagegen ein Ersatzfutter, was mit speziellen, auf Körnerfresser abgestimmten Mineralstoffvormischungen angereichert sind, die wiederum künstliche, die Aufnahme bestimmter Mineralstoffe hemmender Substanzen enthalten ...
Ein ähnlicher Schwachsinn befand sich in der deutschen Futtermittelverordnung zum Thema Vitamin K ... es gab die Verpflichtung, Vitamin K zuzusetzen, es durfte jedoch weder Vitamin K1 noch Vitamin K2 sein, da einzig Menadion zugelassen war ...
Im Grunde genommen wäre die ganze Futtermittelverordnung sehr viel einfacher und kürzer, wenn gefordert werden würde, die Tiere nur mit natürlichem Futter zu füttern - also Grasfresser mit Gras, Körnerfresser mit Körnern, Beutetierfresser mit ganzen Beutetieren usw usf ... _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 22.07.2007 21:37 Titel: Re: Hemmstoffe in Hülsenfrüchten |
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Danke für deine Ergänzungen .
Ja, wenn man naturbelassener Füttern würde, da könnte man bestimmt eine Menge Probleme vermeiden. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
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