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Beweidungsstudien

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 10.04.2020 10:28    Titel: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Huhu,

mir war letzthin eine Beweidungsstudie zu Kaninchen über den Weg gelaufen und da ich mittlerweile den Fokus mehr auf Bewirtschaftung und Landnutzung habe, sprich Permakultur, Gärtnern, Holistic Management (da bin ich erst dabei, mich ins Thema hineinzufuchsen) und gerade beim Holistic Management die Beweidung ein grosses Thema ist, dachte ich mir, wieso nicht an zentraler Stelle Studien und Informationen zu diesem Thema zu sammeln?

Fangen wir also an:

1. Kaninchenbeweidung: Einfluss auf Grasnelken-Wiese und Insektenpopulation (Faust et al. 2007)

Studie:
Faust, C. Sturm, C. Schwabe, A. (2007): Kaninchen-Beweidung im Armerio-Festucetum trachyphyllae: Blühphänologie, Phytomasse-Entzug und Fraßpräferenzen. Hercynia, Neue Folgen 40(2): 177-192. (Abstract)

Untersucht wurde eine saure Sandtrockenrasenvegetation (Armeria-Festucetum trachyphyllae), dominiert durch Strandgrasnelke (Armeria maritima) und Raublattschwingel (Festuca trachyphylla) mit der Frage, wie die Kaninchenbeweidung das Blühverhalten dieser seltenen Pflanzengesellschaft beeinflusst, was wiederum einen Einfluss auf das Vorkommen und Überleben zahlreicher (auch seltener) Insekten hat.

Folgenden Fragen ging die Studie konkret nach:
Wie beeinflussen Kaninchen die Blühphänologie?
Welche Fraßpräferenzen haben Kaninchen?
Welche Fraßphänologie lässt sich feststellen?
Wie groß ist der Phytomasse-Entzug?
Welche funktionellen Pflanzengruppen werden genutzt?

Zitate:
Zitat:

Fraßpräferenzen (Abb. 4)
Graminoide wurden von Kaninchen ganz unterschiedlich genutzt. Die Präferenzen reichten vom Wert 0 bis hin zum Wert 4. Zu den Graminoiden, die nur bis zu maximal 5 % befressen wurden, gehören Arten, die einen hohen Sklerenchymanteil aufweisen (insbesondere Carex hirta und Cynodon dactylon). Die Kaninchen fraßen dort nur die weicheren jungen Blattspitzen oder Blütenstände. Andere Graminoide wie Agrostis vinealis und Poa angustifolia oder auch Carex praecox wurden mit einer Fraßintensität von 3–4 befressen. Letztgenannte Art kam fast nur in den Exclosures zur Blüte, da die Kaninchen bereits im Frühjahr sämtliche Infloreszenzen abgefressen hatten. Die Fraßpräferenzen bei Fabaceen waren generell sehr hoch. Bis zu 75 % der Phytomasse wurde bei Medicago minima abgefressen; bei den anderen Fabaceen lagen die Werte bei 50 %. Bei den bedeutenden entomophilen Pflanzenarten waren die Fraßpräferenzen der Kaninchen sehr unterschiedlich. Die beiden Arten Euphorbia cyparissias und Geranium molle wurden nicht befressen. Bei Erodium cicutarium konnte nur an den Blüten Fraßaktivitäten festgestellt werden. Bei den anderen Arten wurden insbesondere die Blüten bzw. Blütenstände und junge Blätter und/oder Blattspitzen intensiv befressen.


Ergebnisse:
Zitat:

Die Ergebnisse zeigen, dass der Faktor Beweidung einen signifikanten Einfluss auf die Dezimierung der Blütenmengen darstellte. Einige Arten reagierten auf die Kaninchen-Beweidung mit einem erneuten Austrieb und einer verschobenen Blühphase (z.B. Armeria maritima ssp. elongata, Berteroa incana, Sedum acre). Die Kaninchen bevorzugten Fabaceae und „andere Kräuter“, fraßen aber auch sklerenchymarme Graminoide in hohem Maße. Die Fraßpräferenzen änderten sich im Jahresverlauf: im Sommer wurden verstärkt Fabaceae und sonstige Kräuter gefressen; im Frühling bzw. Frühsommer wurden zusätzlich mehr Graminoide genutzt als im Sommer und Herbst. Unter den bevorzugten Fraßpflanzen fanden sich viele entomophile Arten (z.B. Armeria, Erodium cicutarium, Medicago falcata). Die Fraßanteile waren bei Arten, die Giftstoffe enthalten (z.B. Euphorbia cyparissias), einen hohen Anteil an Sklerenchym besitzen (z.B. Carex hirta) oder besonders behaart sind (z.B. Geranium molle) sehr niedrig. Im Vergleich mit den K- Flächen wurden teilweise auf den K+ Flächen bis zu 100 % der Blütenmengen eliminiert.


Zusammenfassung:
- Wir können also festhalten, dass Kaninchen grundsätzlich Kräuter bevorzugen, Gräser werden aber auch gefressen (insb. Frühling/Frühsommer) und was gefressen wird, ist stark von der Saison abhängig.
- Gerade bei eher weniger beliebten Pflanzen wurden Blattspitzen bevorzugt.
- Der mit der Luzerne verwandte Schneckenklee (Medicago minima) war bei den Kaninchen äusserst beliebt und wurde bis zu 75% abgefressen.
- Leguminosen (Fabaceen) waren besonders beliebt
- Die Pflanzen reagierten unterschiedlich auf die Beweidung. Einige mit erneutem Austrieb, eine Art mit verzögerter Blüte.
- Kaum gefressen wurden Arten mit Giftstoffen (Wolfsmilch), mit hohem Anteil von Sklerenchym (Segge, Carex hirta) oder behaarte Arten (Weicher Storchenschnabel, Geranium molle)

Management:
- Murx hatte vor Jahren schon mal ein simples Weidemanagement vorgestellt mit Kaninchen und Meerschweinchen, welche sich gegenseitig ergänzen beim Abweiden von Wiesen
- Sowohl Joel Salatin, aber auch im Holistic Management wird gerne mit Tieren gearbeitet, die über Weideflächen rotiert werden mit kurzer, intensiver Beweidung. Damit wird die Weideaktivität nomadischer Herbivoren simuliert. Bei Schafe, Ziegen, Kühe usw. scheint mir das sinnvoll. Bei Kaninchen frage ich mich jedoch, diese sind eher territorial und haben daher eine andere Wirkung auf die Vegetation. Kann es da trotzdem sinnvoll sein, diese in ein Weidemanagement einzuführen und z.B. sie Schafen oder Ziegen und Hühnern/Enten nachlaufen zu lassen? Oder könnte man in kleineren Gärten so ein Weidemanagement mit kleinen Pflanzenfressern wie Kaninchen, Meerschweinchen, ggf. auch Geflügel (Hühner, Gänse, Enten) etc. simulieren? Welcher Effekt hätte das?

Ich stehe da ehrlich noch ganz am Anfang, ich finde aber den Aspekt spannend, dass die Tierhaltung nicht auf den Aspekt der "Schönheit" beschränkt ist, sondern die Tiere wieder zu einem Teil eines Ökosystems werden und der Natur wieder eine Funktion geben und beim Aufbau von Humus, Mikroorganismen und Boden und Biodiversität helfen.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 11.04.2020 11:21    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Fast alle Probleme, die ich mit meinen Kaninchen hatte, hatten ihre Ursache im von mir praktizierten Rotationsverfahren und der hohen Frequenz, mit der ich neue Tiere auf die Weiden geholt hatte.
Auf der anderen Seite war es auf dem Grundstück, was ich damals zur Verfügung hatte, nicht möglich, ohne das Weiterschieben der Weiden auszukommen, der hohe Tierbesatz hatte insbesondere im Frühjahr und im Herbst zur Überweidung geführt.
Die Meerschweinchen hatten das Umsetzen der Weiden deutlich besser und vor allem streßfreier verkraftet.

Was ich immer ausprobieren wollte, aber nie genügend geeignetes Land zu hatte, war ein Weidesystem, bei der die Zuchtkaninchen eine Zentralweide beweiden würden, die kontrollierten Zugang zu Weiden rund um diese Zentralweide haben, heißt also, die Zuchtkaninchen bleiben ihr Leben lang auf einer Weide, bekommen jedoch nach Bedarf und im Rotationsverfahren Zugang zu den benachbarten Weiden, die bei ungünstiger Entwicklung der Pflanzengesellschaften für die Kaninchen auch komplett gesperrt werden können. Um die Grabtätigkeiten der Kaninchen ein wenig zu kanalisieren, würde die Zentralweide mit sandigen Bereichen und lehmigen Bereichen ausgestattet, so wäre auch besser kontrollierbar, wieviele und welche Kaninchen gerade Junge haben und es können über die sandigen Bereiche Schutzhütten gebaut werden, so daß die Jungkaninchen besser geschützt sind.
Ein weiteres Merkmal der Zentralweide wäre eine Wasserstelle und viele Büsche, vor allem um die sandigen Bereiche drumherum, während die Rotationsweiden eher offen gestaltet wären mit deutlich weniger oder sogar keinen Büschen.
Außerdem hätte ich gerne Ziegen gehabt, die zeitweise das ganze Stachelgedöns, was weder die Meerschweinchen, noch die Kaninchen fraßen, kurzzuhalten.

Inzwischen hätte ich noch ganz andere Ideen, wie man Kaninchen und Meerschweinchen geziehlt in Agroforstsystemen einsetzen könnte ... die Baumstreifen wären durch kaninchensichere Zäune getrennt vom Ackerstreifen. Ist der Acker abgeerntet, würden Tore zum Ackerland geöffnet, so daß die Kaninchen nachernten könnten, mit ihrer Grabtätigkeit den Boden umpflügen könnten und schnellwachsende Kräuter in Schach halten könnten. auch hier wäre meiner Meinung nach die passende Begleitfauna Meerschweinchen und in kurzer Intensivbeweidung Ziegen. Auch Hühner und Puten könnten im Baumstreifen eine sinnvolle Ergänzung der Kaninchen sein.
Im Baumstreifen würden die Kaninchen dafür sorgen, daß die Bäume frühzeitig im unteren Bereich entästet werden, da sie neue Triebe bis in eine Höhe von 60cm (Zwergkaninchen) bzw bis einem Meter (3 - 4kg Kaninchen) verbeißen würden. Das würde Arbeit sparen und zu einem geraderen Wuchs der Bäume führen.
Allerdings können in einem solchen System mit Sicherheit nicht alle Baumarten eingesetzt werden, da Kaninchen (zumindest bei mir auf der Weide) bestimmte Bäume, wie Pappeln und Haselnüssen z. B., derartig liebten, daß diese Bäume keine Überlebenschance hatten. Die wurden bei mir sogar regelrecht entrindet. Andere Baumarten, wie Obstbäume und Weiden dagegen, blieben weitestgehend verschont, da mußten nur die Triebe von sehr jungen Bäumen geschützt werden. Eiche und Buche blieben nahezu gänzlich verschont. Da wäre es also interessant, welche Baumarten für einen solchen Besatz überhaupt geeignet wären.

Hühner haben sich inzwischen in Agroforstsystemen bewährt ... allerdings könnte man den Baumstreifen zusätzlich mit Blaubeeren bepflanzen.
Blaubeeren bilden besonders süße und große Früchte aus, wenn die unteren Triebe entfernt werden. Das geht naturgemäß mit einer etwas geringeren Ernte einher.
Meine Überlegung dabei, man könnte kurzbeinige Rassen, wie Krüper oder Zwergrassen einsetzen. Diese picken in der Regel bei den Blaubeerbüschen tatsächlich nur die unteren Triebe weg. Gleichzeitig wirkt sich Hühnermist wachstumsfördernd auf die meisten Blaubeersorten aus, so daß der Minderertrag durch das Wegpicken der unteren Triebe mit höherem Wachstum der oberen Triebe und mehr Früchte im oberen Bereich ausgeglichen wird - so zumindest meine Theorie.
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 11.04.2020 12:39    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Zitat:

Fast alle Probleme, die ich mit meinen Kaninchen hatte, hatten ihre Ursache im von mir praktizierten Rotationsverfahren und der hohen Frequenz, mit der ich neue Tiere auf die Weiden geholt hatte.
Auf der anderen Seite war es auf dem Grundstück, was ich damals zur Verfügung hatte, nicht möglich, ohne das Weiterschieben der Weiden auszukommen, der hohe Tierbesatz hatte insbesondere im Frühjahr und im Herbst zur Überweidung geführt.

Wobei eine zu hohe Dichte ja nicht das Problem ist, sondern dass die Tiere zu lange auf einer Fläche bleiben und die beweidete Vegetation neu austreibt und dann keine Zeit zur Erholung hat, sondern erneut die Vegetation beweidet. Moderne Rotationssysteme arbeiten daher mit sehr kurzen Verweildauern von vielleicht etwa 3 Tage... wie lange die Tiere genau auf einer Fläche bleiben dürfen, hängt natürlich davon ab, wie schnell sie die Fläche abweiden und wie lange es geht, bis diese neu austreibt.
Welche Verweildauerzeiten hattest du denn damals?

Zitat:

Was ich immer ausprobieren wollte, aber nie genügend geeignetes Land zu hatte, war ein Weidesystem, bei der die Zuchtkaninchen eine Zentralweide beweiden würden, die kontrollierten Zugang zu Weiden rund um diese Zentralweide haben, heißt also, die Zuchtkaninchen bleiben ihr Leben lang auf einer Weide, bekommen jedoch nach Bedarf und im Rotationsverfahren Zugang zu den benachbarten Weiden, die bei ungünstiger Entwicklung der Pflanzengesellschaften für die Kaninchen auch komplett gesperrt werden können.

Genau solche Systeme schneiden bei wissenschaftlichen Untersuchungen zu Weide-Rotationssysteme nicht gut ab. Ein Problem ist auch, dass auf der zentralen Fläche sich Parasiten breit machen können, da dort die Tiere dauerhaft verweilen können. Bewegt man die Tiere dagegen von Grundstück zu Grundstück weiter, haben sie immer wieder eine neue Fläche und die Parasiten in den alten Flächen haben in der Zwischenzeit keine Möglichkeit von ihren Wirtstieren zu profitieren, was ihre Ausbreitung eindämmt und von selbst reguliert.

Die zentrale Frage, die ich mir aber stelle, ist halt, wie sieht es bei den eigentlich territorialen Kaninchen aus? Von ihrer Natur her müsste man doch eher sagen, niedrigere Dichten und dann nicht unbedingt ein echtes Rotationssystem, in das man sie einbindet, aber man könnte schon auch Standortwechsel machen, um ihnen frische Wiesen anbieten. Andererseits würde die Natur auch bedeuten, dass Krankheitserreger etc. natürlich die Population regulieren, wenn die Dichten zu hoch werden, was man auch nicht unbedingt will in einem Mensch-Tier-Natur-System.

Zitat:

Ein weiteres Merkmal der Zentralweide wäre eine Wasserstelle und viele Büsche, vor allem um die sandigen Bereiche drumherum, während die Rotationsweiden eher offen gestaltet wären mit deutlich weniger oder sogar keinen Büschen.

Das klingt für mich eigentlich ideal für Meerschweinchen, weil diese doch am Rand vom Übergang hoher Vegetation, wo sie wohnen und niedriger Vegetation, die sie beweiden, leben.

Zitat:

Außerdem hätte ich gerne Ziegen gehabt, die zeitweise das ganze Stachelgedöns, was weder die Meerschweinchen, noch die Kaninchen fraßen, kurzzuhalten.

Wieviele Ziegen wären dann sinnvoll, als Mindestgrösse für eine Gruppe? Ich bin mir das laut am überlegen, wie könnte man solche Beweidungssysteme auf eine kleinere Hausgärten-Skala oder Urbane Gärten-Skala runterschrumpfen. Vergrössern kann man ja immer noch, wenn man mal eine untere Grenze hätte.

Zitat:

Inzwischen hätte ich noch ganz andere Ideen, wie man Kaninchen und Meerschweinchen geziehlt in Agroforstsystemen einsetzen könnte ... die Baumstreifen wären durch kaninchensichere Zäune getrennt vom Ackerstreifen. Ist der Acker abgeerntet, würden Tore zum Ackerland geöffnet, so daß die Kaninchen nachernten könnten, mit ihrer Grabtätigkeit den Boden umpflügen könnten und schnellwachsende Kräuter in Schach halten könnten. auch hier wäre meiner Meinung nach die passende Begleitfauna Meerschweinchen und in kurzer Intensivbeweidung Ziegen. Auch Hühner und Puten könnten im Baumstreifen eine sinnvolle Ergänzung der Kaninchen sein.

Hehe, ja mit Agroforstsystemen könnte man auch einiges noch machen. Ich bin selbst am Überlegen bei unserem Garten, wie wir mehr noch die Gehölze nutzen können für Struktur und Biomasselieferanten, auch Stauden wären eine super Sache. Ich bin am Planen eines Mini-Waldgartens, welcher mehr ein Abbild eines Waldrandlebensraum werden soll denn wirklich ein richtiger Waldgarten. Die bestehenden Obstbäume sollen mit Sträuchern, mehrjährigen Stauden, mehrjährigem Gemüse, Beeren usw. vergesellschaftet werden. Was bereits schon wächst ist Stachelbeere, Beinwell, Zitronenmelisse, Borretsch, Arabische Minze, einige Zwiebelgewächse und noch einiges mehr. Also momentan ein buntes Durcheinander.

Zitat:

Allerdings können in einem solchen System mit Sicherheit nicht alle Baumarten eingesetzt werden, da Kaninchen (zumindest bei mir auf der Weide) bestimmte Bäume, wie Pappeln und Haselnüssen z. B., derartig liebten, daß diese Bäume keine Überlebenschance hatten. Die wurden bei mir sogar regelrecht entrindet. Andere Baumarten, wie Obstbäume und Weiden dagegen, blieben weitestgehend verschont, da mußten nur die Triebe von sehr jungen Bäumen geschützt werden. Eiche und Buche blieben nahezu gänzlich verschont. Da wäre es also interessant, welche Baumarten für einen solchen Besatz überhaupt geeignet wären.

Das ist klar, wobei man könnte ja mit mobilen Elektrozäune die Kaninchen dort halten, wo man sie haben möchte. Nehmen wir an, wir haben neben den Baum/Strauchreihen mit Rasen und Kräutern bewachsene Wege, wo vielleicht auch der eine oder andere Baumkeimling oder Ausläufer wuchert, dann hätten die Kaninchen da sicher genug zu tun. Bei genug grossem Garten, könnte man sie alle1-3 Tage umsetzen, den Boden düngen, die Vegetation zwischen den Bäumen kurz halten und das Bodenleben verbessern.

Zitat:

Hühner haben sich inzwischen in Agroforstsystemen bewährt ... allerdings könnte man den Baumstreifen zusätzlich mit Blaubeeren bepflanzen.
Blaubeeren bilden besonders süße und große Früchte aus, wenn die unteren Triebe entfernt werden. Das geht naturgemäß mit einer etwas geringeren Ernte einher.

Das klingt verlockend. Ich hab bisher davon abgesehen, wegen dem sauren Boden. Allerdings haben wir Kamtschatkabeeren, aka. Honigbeeren aka. Maibeeren (Lonicera caerula). Noch sind sie am wachsen wie die meisten Beerensträucher und entsprechend ist der Ertrag noch gering. Was aber gut trägt sind die alten Johannisbeersträucher.
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BeitragVerfasst am: 11.04.2020 19:51    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Zitat:
Genau solche Systeme schneiden bei wissenschaftlichen Untersuchungen zu Weide-Rotationssysteme nicht gut ab. Ein Problem ist auch, dass auf der zentralen Fläche sich Parasiten breit machen können, da dort die Tiere dauerhaft verweilen können. Bewegt man die Tiere dagegen von Grundstück zu Grundstück weiter, haben sie immer wieder eine neue Fläche und die Parasiten in den alten Flächen haben in der Zwischenzeit keine Möglichkeit von ihren Wirtstieren zu profitieren, was ihre Ausbreitung eindämmt und von selbst reguliert.

Diese Systeme werden allerdings an Großvieh getestet, nicht an Kaninchen und Meerschweinchen ... und hier gibts einfach einen gravierenden Unterschied.
Bei den ganzen großen Weidegängern handelt es sich um Wanderweider oder aber um Weidetiere mit extrem großen Revieren. Verwilderte Hausrinder wandern pro Tag zwischen 5km und 10km, verwilderte Pferde zwischen 10km und 50km (je nachdem, wie die Nahrungslage aussieht), verwilderte Hausziegen wechseln wie ihre Vorfahren täglich zwischen Hochlagen und Weidegründen, Schafe wechseln täglich zwischen Hochlagen, Geröllfeldern und Weidegründen (so sie denn können, die Mufflon in Deutschland wurden zwangsweise zu Waldtieren degradiert, die haben weder Geröllfelder, noch Höhenlagen zur Verfügung. Die meisten dieser Populationen sind kränklich). Diese Tierarten haben sich also an einen zwar wechselnden, aber sehr geringen Parasiten- und Krankheitserregerdruck angepaßt.

Kaninchen dagegen bleiben ihr Leben lang auf ca. 500 - 2000qm (außer australische Kaninchen oder Kaninchen, die in Wüstenregionen ihr Auskommen fristen müssen, die haben deutlich größere Reviere). Sie haben sich deshalb auf den hohen Krankheitsdruck ihrer Territorien angepaßt. Was sie dagegen nur sehr eingeschränkt können, ist mit dem veränderten Krankheitsdruck klarzukommen, wenn sie in ein neues Gebiet verfrachtet werden. Jedesmal nach dem Umsetzen konnte ich im Kotscreening feststellen, daß mittlere Kokzidienwerte auftraten. Wenn ich dagegen den Kot nicht zwei bis drei Tage nach dem Umsetzen gesammelt hatte, war selten eine Emeria im Kot zu finden gewesen. Dazu kam, daß die Kaninchen deutlich gestreßt waren. Weiterhin hatten die Häsinnen ihre Wurfhöhlen nur schwer wiedergefunden oder - wenn ich nicht mitbekommen hatte, daß schon Junge gesetzt wurden - wurden sie von ihren Jungen getrennt.
Ich kenne auch tatsächlich nur eine Studie von Kargfreiland zum Thema Kaninchen auf Wechselweiden im Vergleich zur Standortweide ... diese Studie wurde jedoch zurückgezogen, weil sie eine einzige Katastrophe war. Auch hier war ersichtlich, daß die Kaninchen, die ständig auf neue Weideflächen verfrachtet wurden, häufiger an Kokzidiose erkrankten. Allerdings muß zu dieser Studie dazugesagt werden, daß die Kaninchen auf Weiden gehalten wurden, die für Kaninchen viel zu mager waren und nicht die Kräuter- und Gräservielfalt hatten, die Kaninchen nunmal brauchen. Bis auf Weißklee kamen sogut wie keine Leguminosen auf diesen Weiden vor - da kann man letztendlich schon gar nicht mehr sagen, ob die Kaninchen aufgrund der desolaten Ernährungslage oder aufgrund des Weidewechsels erkrankten.

Die Anpassungen der Kaninchen an eine solche Lebensweise ist beispielsweise das Absetzen von Markierungskothaufen, das Anlegen eines Kaninchenbaues mit Verwüstung der Kaninchenbauumgebung etc.

Die Zuchtkaninchen bleiben also am Gesündesten, wenn sie ihr Leben lang auf einer Standortweide verbleiben ... wandern jedoch durchaus mehrere 100m, um zu nahrhaften Weidegründen zu kommen. Verwilderte Kaninchen bevorzugen Waldrandlagen, wobei sie ihren Kaninchenbau im geschützten Wald anlegen, aber auf den Wiesen und Feldern bis zu 300m weit vom schützenden Wald entfernt auf Nahrungssuche gehen. Daher die Zentralweide, die eigentlich die Dauer"wohnung" für die Zuchtkaninchen darstellt und die umliegenden Weiden, die im Rotationsverfahren geöffnet und geschlossen werden. So muß auch nicht mehr drauf geachtet werden, daß die Zibben Zugang zu aktiven Wurfhöhlen behalten, da sie nur auf der Zentralweide ihre Wurfhöhlen anlegen.

In dieser Konstellation würden die Meerschweinchen kaum auf die äußeren Rotationsweiden laufen, weil die ihnen zu offen sind. Sie würden sich zwar schon in Anwesenheit der Kaninchen weiter auf die offenen Flächen trauen, wie ohne Kaninchen, aber wirklich wohl fühlen sie sich halt nur in Deckung. Kaninchen lassen jedoch rund um ihren Zentralbau nicht genügend Futter über, damit Meerschweinchen davon noch leben könnten.
Die Lösung könnte hier sein, die äußeren Rotationsweiden mit überdachten Laufstegen zu versehen, die quer über die Weide führen ... das sollten die Meerschweinchen gut annehmen. Auch Korridore aus Sträuchern wären eine Option. So haben die Meerschweinchen die Chance, auch auf den offenen Weiden ihr Futter zu suchen und sie müßten in der verwüsteten Kaninchenbauumgebung nicht hungern.
Oder man ließe die Weiden entsprechend hochwachsen - das ist jedoch wiederum für die Kaninchen nicht so gut, weil der Futterwert sinkt und auf hochgewachsenen Weiden nicht mehr so viel eiweißreiche Jungpflanzen wachsen.

Für einen Garten mit 500qm reichen in aller Regel 2 bis 4 Ziegen aus, um den Garten innerhalb von drei Tagen kahlzufuttern. Allerdings kommt es auch sehr stark auf die Ziegenrasse an. Muß also mit dem Ziegenhalter abgesprochen werden, wie er den Garten einschätzt und wielange er seine Ziegen in dem Garten laufen lassen will. Sich für nen Garten eigene Ziegen zu halten, lohnt nicht ... so ein Garten ist zu klein für Ziegen (es sei denn, du willst mit deinen Ziegen stundenlang spazierengehen, damit sie genügend Futter aufnehmen können oder fütterst so zu, als wenn die Ziegen im Stall stehen würden. Das hat dann aber nicht mehr viel mit Weidesystem zu tun).


Ich hab mich beim Verschieben der Gehege danach gerichtet, wie die Pflanzen runtergefressen waren - Daumenregel: Wenn die Meerschweinchen keine Deckung mehr hatten, wurde weitergeschoben. Dementsprechend wurde die Weide im Frühjahr und Herbst schon nach einer oder wenigen Wochen weitergeschoben, im Sommer dagegen blieben Kaninchen und Meerschweinchen teilweise über zwei Monate auf einem Platz. Leider hab ich nie notiert, wie lange die Tiere tatsächlich auf einer Weide verblieben und wann ich weitergeschoben hatte.

Grundsätzlich muß bei der Kaninchenhaltung drauf geachtet werden, daß die Jungkaninchen, vor allem die Randkaninchen, aus dem System entfernt werden - bei Kaninchen führt eine zu hohe Kaninchendichte auf der Weide spätestens bei der nächsten feuchtandauernden Witterung zu extremen Ausfällen durch Kokzidiose. Die Jungkaninchen verkraften es nach meiner Erfahrung auch besser, wenn sie auf fremde Weiden gepackt werden.
Meerschweinchen sind da deutlich einfacher ...
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BeitragVerfasst am: 12.04.2020 00:10    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Genau das war meine Frage, inwiefern das einen Unterschied spielt, dass Kaninchen und Co. territorial sind und grösseres Weidevieh nomadisch.
Halten wir also fest, Kaninchen reagieren mit Stress auf wechselnde Standorte. Aber wie sieht es mit Meerschweinchen aus?
Wir hatten in der Vergangenheit regelmässig ihnen Freilauf gegeben in einem temporären Gehege, das auf der Wiese herumgeschoben werden konnte.

Zitat:
In dieser Konstellation würden die Meerschweinchen kaum auf die äußeren Rotationsweiden laufen, weil die ihnen zu offen sind. Sie würden sich zwar schon in Anwesenheit der Kaninchen weiter auf die offenen Flächen trauen, wie ohne Kaninchen, aber wirklich wohl fühlen sie sich halt nur in Deckung. Kaninchen lassen jedoch rund um ihren Zentralbau nicht genügend Futter über, damit Meerschweinchen davon noch leben könnten.

Kommt doch auf die Grösse an. Schon klar, dass sie nicht beliebig viele Meter sich von der schützenden Vegetation weg trauen, aber grundsätzlich haben wir genau das in der Wildnis, wo die Meerschweine vorkommen, zumindest die Cavia aperea. Da gibts eine schützende Vegetation und angrenzend die offene Wiese, wo sie hingehen, um zu weiden.

Der Unterschied ist halt, Kaninchen brauchen sandigen Boden, wo sie ihre Baue graben können, die Meerschweine brauchen eher Vegetation, die ihnen Schutz bietet oder alternativ gibt man ihnen halt Hütten und kann ggf. auch noch mit Sträucher und Stauden etwas Struktur in ihre Gehege bringen.

Zitat:

Die Lösung könnte hier sein, die äußeren Rotationsweiden mit überdachten Laufstegen zu versehen, die quer über die Weide führen

Das wäre eine Möglichkeit, wobei es immer eine Frage ist, wie gross die offenen Flächen sind. Ein paar Meter können sie problemlos überwinden, wenn dann am Rand der offenen Weiden sich längliche Hüttchen befinden würden, wo sie Unterschlupf finden können, dann würde das auch gehen. Und die Strauchkorridore hast du ja schon erwähnt. Wir arbeiteten damals bei unseren Aussengehegen gerne mit Hasel, der zurückgestutzt wurde, damit er sich gut in die Freilaufgehege einfügte.

Zitat:

Für einen Garten mit 500qm reichen in aller Regel 2 bis 4 Ziegen aus, um den Garten innerhalb von drei Tagen kahlzufuttern. Allerdings kommt es auch sehr stark auf die Ziegenrasse an. Muß also mit dem Ziegenhalter abgesprochen werden, wie er den Garten einschätzt und wielange er seine Ziegen in dem Garten laufen lassen will. Sich für nen Garten eigene Ziegen zu halten, lohnt nicht ... so ein Garten ist zu klein für Ziegen (es sei denn, du willst mit deinen Ziegen stundenlang spazierengehen, damit sie genügend Futter aufnehmen können oder fütterst so zu, als wenn die Ziegen im Stall stehen würden. Das hat dann aber nicht mehr viel mit Weidesystem zu tun).

Hmm... :/
Das hatte ich vermutet. Ich dachte noch, dass 500 qm zu schön tönt für eine kleine Ziegengruppe, denn 1000 qm ist so das Minimum an Garten, wenn man davon leben möchte und vorausgesetzt man bewirtschaftet das sehr intensiv und mit sehr viel Kompost. Da haben dann natürlich keine Tiere Platz. Sollten die auch noch Platz haben, ist man wohl schnell bei einem Hektar Fläche, wenn es nicht gerade Meerschweinchen, Hühner oder Enten sein sollen.
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BeitragVerfasst am: 12.04.2020 15:39    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Zumindest meine Meerschweinchen haben sich als äußerst robust erwiesen, was das Umsetzen und Umziehen angeht ... klar, der Umzug selbst oder das Umsetzen selbst ist erstmal Streß für die Krummbeiner, aber sie beruhigen sich deutlich schneller wie Kaninchen, bei denen der Streß eigentlich erst losgeht, wenn sie auf einer fremden Weide sich wiederfinden, wo sie noch gar nicht wissen, welche Kaninchen dort schon vorhanden sind.
Das Schlimmste, was bei Meerschweinchen bei besonders stressigen Umzügen passiert, ist, daß sie durch den Streß Milben bekommen ... das ist alles. Einmal gespottet und schon bilden die Meerschweinchen wieder stabile Gesellschaften, die ihnen Halt geben und sie relativ schnell wieder sicher werden lassen.
Selbst, wenn feste Meerschweinchengruppen auseinandergerissen werden und neu zusammengestellt werden, schaffen sie es innerhalb weniger Stunden bis Tage, sich wieder zusammenzuraufen und wieder funktionierende Gesellschaften auszubilden - bei Kaninchen dauern solche Prozesse oft wochenlang, bis die Kaninchengruppe wieder ein stabiles soziales Gefüge hat.
Außerdem laufen Meerschweinchenjunge hinter ihren Müttern hinterher ... und das vom ersten Tag an. Kaninchen sind die ersten 3 - 4 Wochen an festinstallierte Satzröhren gebunden ... die ersten zwei Wochen sind Kaninchenjunge gar nicht in der Lage, geziehlt irgendwohinzuhoppeln. Sie brauchen das natürliche Gefälle und die Enge innerhalb der Satzröhre, um rechtzeitig die Zitzen der Häsin loszulassen und sicher das wärmende Nest wiederzufinden. Selbst in engen Buchten kommt es immer wieder vor, daß Kaninchenjunge unter zwei Wochen aus dem Nest herausgetragen werden, weil sie nicht rechtzeitig die Zitzen loslassen und dann nicht mehr ins Nest zurückfinden und verklammen.
Meerschweinchenjunge suchen sogar schon nach wenigen Stunden nach der Geburt geziehlt Deckung auf, selbst dann, wenn ihre Mutter durch einen Zaun oder ähnliches daran gehindert wird!
Und - Meerschweinchen kommen ohne Probleme mit dem Wechsel Stall - Weide - Stall klar ... bei Kaninchen ist das teilweise schwierig.
Unter den Bedingungen, wie Andreas seine Kaninchen hielt, ging das - aber die kamen ja auch tagsüber auf die Weide und nachts in die Buchten, der Wechsel scheint zu funktionieren. Aber eine Woche Stall und dann wieder auf die gewohnte Weide ist für die Kaninchen oftmals so, als wenn sie auf total fremde Weide kommen ...
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BeitragVerfasst am: 15.04.2020 13:11    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Wir hatten jeweils Haarlinge, wenn die Meerschweine Stress hatten. Aber stimmt, bei uns schien das mit dem Umsetzen auch recht umkompliziert zu funktionieren und die Meerschwenie schien es offenbar nicht allzusehr zu stressen. Da war Unruhe in der Gruppe das grössere Problem, wenn da was nicht harmonierte.

Zitat:

Selbst, wenn feste Meerschweinchengruppen auseinandergerissen werden und neu zusammengestellt werden, schaffen sie es innerhalb weniger Stunden bis Tage, sich wieder zusammenzuraufen und wieder funktionierende Gesellschaften auszubilden - bei Kaninchen dauern solche Prozesse oft wochenlang, bis die Kaninchengruppe wieder ein stabiles soziales Gefüge hat.

Da scheint offenbar ihre Domestikation ihre Spuren hinterlassen zu haben. Wildmeerschweine gelten ja nicht so als besonders sozialverträglich.

Zitat:

Unter den Bedingungen, wie Andreas seine Kaninchen hielt, ging das - aber die kamen ja auch tagsüber auf die Weide und nachts in die Buchten, der Wechsel scheint zu funktionieren. Aber eine Woche Stall und dann wieder auf die gewohnte Weide ist für die Kaninchen oftmals so, als wenn sie auf total fremde Weide kommen ...

Bei Kaninchen hab ich ja überhaupt keine Erfahrungswerte, daher finde ich es spannend, wenn du da Erfahrungen berichtest.
Das Einzige, was ich ein bisschen kenne, ist das Leben der Wildkaninchen, aber selbst da bieten die wenigen Beobachtungsstunden lediglich einen oberflächlichen Einblick in ihr Leben. Bei uns hat es ja weit und breit keine Wildkaninchen.
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BeitragVerfasst am: 15.04.2020 16:22    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Die mitteleuropäischen Wildkaninchen sind eigentlich nur verwilderte Hauskaninchen, genau wie ja auch die Mustangs und Brumbies verwilderte Hauspferde sind und keine echten Wildpferde.
Vom Verhalten her hats keinen Unterschied, ob du deine Stallhasen irgendwo in der Pampas aussetzt und beobachtest, oder ob du die seit Generationen verwilderten Kaninchen aussetzt und beobachtest.

Aber in einem hast du natürlich Recht ... ein paar Jahrhunderte Domestizierung sind kein Vergleich zu ein paar Jahrtausenden Domestizierung. Je nach Autor wird eine Domestikationszeit für Meerschweinchen zwischen 3.000 und 8.000 Jahren angenommen.
Ich glaube, der Hauptunterschied ist die veränderte Testosteron- und Cortisolausschüttung bei Hausmeerschweinchen gegenüber der Wildform. Dadurch sind sie insgesamt weniger streßanfällig und dadurch anpassungsfähiger.

Benjamin Zipser, Anja Schleking, Sylvia Kaiser and Norbert Sachser (2014): Effects of domestication on biobehavioural profiles: a comparison of domestic guinea pigs and wild cavies from early to late adolescence. Frontiers in Zoology 2014, 1:30; doi:10.1186/1742-9994-11-30
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BeitragVerfasst am: 15.04.2020 20:03    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Natürlich, das Hauskaninchen hat so gesehen eine recht kurze Domestikationsgeschichte. Was die Südamerikaner mit den Meerschweinchen machten, war schon nochmals eine ganz andere Hausnummer.

Zitat:

Ich glaube, der Hauptunterschied ist die veränderte Testosteron- und Cortisolausschüttung bei Hausmeerschweinchen gegenüber der Wildform. Dadurch sind sie insgesamt weniger streßanfällig und dadurch anpassungsfähiger.

Das dürfte in der Tat der springende Punkt sein. Die Männchen der Wildmeerschweinchen reagieren deutlich aggressiver.
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Piggilotta
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BeitragVerfasst am: 26.04.2020 11:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, spannendes Thema,
aber .... "Aussenhaltung von Kaninchen u./o. Meerschweinchen" ist ja noch nicht "HPG" (Holistic planned grazing/Ganzheitliches Weidemanagement), sprich, es geht, in meinen Augen, nicht darum, "Beweidungsstudien" umzusetzen, sondern die Informationen aus diesen auf die Problematik/Zielsetzung des HPG anzupassen.
Bei den Studien geht es darum, wie die Tiere fressen, beim HPG mehr darum, wie die Wiese optimal ernährt wird.
Praktisch also darum, wie ich mit Wutzen (oder Ninchen, Hühnern, Ziegen) Kühe ersetze, die so wandern, als wären sie viele, die von Wildtieren in Schach gehalten werden.
Das bedeutet dann zum einen, dass ich "Vertritt" sowieso anders simulieren muss (die Ninchen so zu mästen, dass ihr Gewicht reicht wird nicht klappen...), dass man evtl. auf Opferflächen auch mal (mit dem Vorhandenen) mulcht, und auch mähen und damit (an anderer Stelle) zufüttern sollte möglich sein. ("Mulchen" ist beim HPG eher "plätten", also "mit Wurzelanschluss knicken"; ruhende Wiederkäuer und durchziehende Herden simulierend.)

Wenn ich das Prinzip von HPG richtig verstanden habe, geht es vor allem darum, über die Frequenz des Nachwachsens die Fruchtbarkeit zu erhöhen: viel "Blattspitzenselektion" (dafür eigenen sich Kaninchen und Meerlies gut), einiges an Mulchen (durch das "platt sitzen") und düngen durch Kot und Haare (vielleicht auch durch die Parasiten?, definitiv durch die Kotabbauer); und neue Beweidung erst, wenn "Litter", also erste Welkerscheinungen (neben dem Neuaustrieb) vorhanden ist.
Dadurch wird die Wurzelmase gefördert, was im nächsten Schritt zu mehr Nahrungsangebot führt....

Das Umsetzen, bzw. "Umleiten" der jeweiligen Populationen sehe ich da jetzt nicht so als Problem, der Teil ist heutzutage bei Kühen ja auch nicht "natürlich" sondern wird mit recht großem Aufwand (an Zeit und Kosten für Zäune) erreicht. (Und könnte somit auf die angesprochene Weise gehandhabt werden.)
Es geht, wie gesagt, weniger um das "oberirdische Nahrungsangebot" für die Tiere ("Jetzt"), es geht um die "Bedürfnisse"/die Optimierung der Wiese (Nachhaltigkeit der Beweidung).

Die Idee, bei Kaninchen eine "feste Burg" in der Mitte zu haben, find ich gut; da (und bei den Meerlies) würde ich anregen, nicht von Parzelle A "nahtlos" auf B zu schieben, sondern Grenzen von einer gewissen Breite zu definieren, damit beim Übergang jeweils auch noch bekanntes Gelände vorhanden ist. (Ist das verständlich ausgedrückt? Von A nach "G" (Grenzbereich) öffnen, dann A schliessen und B (bei offenem G) öffnen, danach dann G zumachen, wenn B erkundet/bekannter. Ginge das?)

Ist halt viel "Handarbeit", Beobachtung, Zeit, die einfliessen müsste.
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Murx Pickwick
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BeitragVerfasst am: 03.05.2020 11:20    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Ich persönlich denke, daß die kleinen Standortweider für das ganzheitliche Weidemanagement nur als Ergänzung geeignet wären ... man braucht die großen Wanderherden dafür.
Da jedoch die kleinen Standortweider durch ihr Freßverhalten sehr stark beeinflussen, was in einem Gebiet wächst, beeinflussen sie die Wanderbewegungen der großen Herden mit. Das Wanderverhalten selbst wird nämlich keinesfalls durch den Beutegreiferdruck ausgelöst, sondern vielmehr durch Hunger ... bietet eine Weide nicht mehr genügend Futter, wandern die großen Herden weiter.
Beutegreifer dagegen wandern den großen Herden nicht hinterher, sie bilden Reviere, das heißt, die großen Herden müssen zwangsweise durch die Reviere der Beutegreifer durchwandern. Ist ein Gebiet sehr dicht mit Beutegreiferrevieren durchsetzt, also viele Beutegreifer anwesend, hindert das die großen Herden nicht, da dennoch durchzuwandern - der Hunger treibt sie vorwärts.
Dennoch reagieren die großen Herden auf den Beutegreiferdruck. Die Herden passen ihr Ruheverhalten und ihr Freßverhalten den Beutegreifern an, nicht die Wanderungen selbst. Beispielsweise sorgt die Anwesenheit von vielen Löwen bei Gnus dafür, daß die Gnus dichter beeinanderbleiben, sind wenig Löwen anwesend, verteilen sich die Gnus mehr. Zebras wandern bei Anwesenheit von vielen Löwen bevorzugt innerhalb der Gnuherden, bei wenig Löwen dagegen am Rand der Gnuherden.

Erreichen Kaninchen (oder andere Standortweider) eine hohe Dichte, fressen sie die für die großen Herden wichtigen nahrhaften Pflanzen weg - über bleiben nur die wenig bekömmlichen Pflanzen mit hohem Fraßschutzstoffgehalt. Die kleinen Standortweider können diese Pflanzen weiterhin nutzen, die großen Wanderweider dagegen nicht - und machen nun einen Bogen um solche "Giftwüsten". Dadurch enstehen Inseln, in denen bevorzugt Sträucher und letztendlich auch Bäume hochkommen. Diese Strauch-Baum-Inseln wiederum bieten kleineren Beutegreifern Deckung, so daß sie vermehrt Druck auf die kleinen Standortweider ausüben - und diese auf ein sozial verträgliches Maß reduzieren, da Standortweider nicht abwandern. Rund um diese Strauch-Bauminseln fangen nun wiederum nahrhafte Pflanzen mit wenig Fraßschutzstoffen an zu wuchern - und die großen Herden kommen wieder vorbei und nutzen diese Baum-Strauch-Inseln als Deckung.
Standortweider sind also sehr stark an der Mosaikbildung der Landschaften beteiligt.
An dieser Stelle haben Elefanten eine ganz spezielle Aufgabe ... sie sorgen nicht nur durch ihre weiträumigen Wanderungen, die total unabhängig von den Wanderungen der "normalen" Wanderherden verlaufen, dafür daß Pflanzen weiträumig verteilt werden und neue Pflanzen in Gebieten angesiedelt werden, wo sie nicht mehr vorkamen, sondern sie zerstören diese Strauch-Baum-Gruppen wieder, damit mehr Wiese für sie wächst. Oft lösen sie beim Durchwandern die explosionsartige Vermehrung der kleinen Standortweider aus, das heißt, eigentlich sorgen die Elefanten für die Verjüngung der Buschinseln.
In Europa und Nordamerika kamen auch Rüsseltiere vor, bevor der moderne Mensch sich weltweit verbreitete ... diese fehlen in der Landschaft und müßten eigentlich irgendwie ersetzt werden.
Die Rolle von Nashörnern ist bislang noch gänzlich unbekannt, aber sicherlich auch wichtig - eine weitere Artengruppe, die mit dem Menschen in Europa und Nordamerika verschwand und ersetzt werden müßte.
Solche Gärtner, wie Elefanten, etc gibt es in jedem Ökosystem, in Europa und Nordamerika sind es beispielsweise die Biber, welche diese gärtnerischen Tätigkeiten übernehmen ... aber eben auf eine etwas andere Art und Weise, wie Rüsseltiere.

Tja - und dann darf man bei der ganzen faszinierenden Sache das Bodenleben nicht vergessen - das ändert sich nämlich auch mit der Beweidung. Beispielsweise nehmen in Strauch-Baum-Inseln die Pilze zu ... und auch hier stehen wir erst ganz am Anfang des Verständnisses, was da alles abläuft!
Je mehr der Mensch es nun schafft, eine hohe Diversität an Tieren, Pflanzen und Pilzen in ein Gebiet zu bringen, desto mehr kann der Mensch dort als Nahrung abgreifen ... und hier haben wir sehr unvermutete Oasen geschaffen: Städte!
Diese werden kulinarisch bislang nur wenig genutzt, trotzdem auch hier das Leben durch die hohe Artenvielfalt explodiert.
Ich glaub, ich schweife nun zu sehr ab ... *seufz*

Zitat:
(und bei den Meerlies) würde ich anregen, nicht von Parzelle A "nahtlos" auf B zu schieben, sondern Grenzen von einer gewissen Breite zu definieren, damit beim Übergang jeweils auch noch bekanntes Gelände vorhanden ist. (Ist das verständlich ausgedrückt? Von A nach "G" (Grenzbereich) öffnen, dann A schliessen und B (bei offenem G) öffnen, danach dann G zumachen, wenn B erkundet/bekannter. Ginge das?)

Ich denke, das sollte sehr gut funktionieren - nach meiner Beobachtung wandern Meerschweinchen der Deckung hinterher. So braucht man sie nicht einzufangen und umzusetzen, sondern es geht streßfrei nur alleine dadurch, daß sie ein Gebiet abfressen und sobald ein neues, deckungsreiches Gebiet hinzukommt, wandern sie von alleine dorthin - sie können also scheinbar ähnlich wandern, wie die großen Herden.
Ich weiß allerdings nicht, inwieweit das auch bei sehr großen Weidegebieten machbar wäre ... würd ich gern ausprobieren, aber ich hab halt keine Möglichkeit mehr dafür.
Überhaupt würd ich gern ausprobieren, inwieweit sich die kleinen Standortweider Kaninchen und Meerschweinchen auf Weiden einpassen würden und welche Auswirkungen sie hätten in einem ganzheitlichen Weidemanagement ...
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BeitragVerfasst am: 04.05.2020 00:56    Titel: Re: Beweidungsstudien Antworten mit Zitat

Zitat:

aber .... "Aussenhaltung von Kaninchen u./o. Meerschweinchen" ist ja noch nicht "HPG" (Holistic planned grazing/Ganzheitliches Weidemanagement), sprich, es geht, in meinen Augen, nicht darum, "Beweidungsstudien" umzusetzen, sondern die Informationen aus diesen auf die Problematik/Zielsetzung des HPG anzupassen.

Richtig. Aussenhaltung ist Aussenhaltung und das hat mit Management ja noch nichts am Hut.
Mir geht es auch darum zu unterscheiden zwischen dem Fressverhalten auf der Weide (Frassstudien), welche uns helfen sollen, welche Rolle die Tiere auf der Weide haben und das Thema Management. Wie der Verlauf der Diskussion zeigte, spielt da auch eine Rolle, sind die Tiere geeignet, dass man sie rotieren lässt und dann stellt sich die Frage, wie funktionieren sie im Zusammenspiel mit anderen Weidetiere, die man rotieren lässt.

Zitat:

Bei den Studien geht es darum, wie die Tiere fressen, beim HPG mehr darum, wie die Wiese optimal ernährt wird.

Ja richtig. Das sind unterschiedliche Perspektiven. Die Weidestudien sind ja auch erst ein erster Schritt bei neuen Kombinationen und Systeme, die helfen die Unbekannten besser aufzuschlüsseln und dass man ein bisschen mehr Wissen hat, um abzuschätzen, wie eine Kombination von Weidetieren funktionieren könnte. Dann probiert man aus und beobachtet, stimmt das mit dem bisherigen Wissen und was man sich angelesen hat zusammen? Was dann letztlich zählt ist aber die Praxis.

Zitat:

Praktisch also darum, wie ich mit Wutzen (oder Ninchen, Hühnern, Ziegen) Kühe ersetze, die so wandern, als wären sie viele, die von Wildtieren in Schach gehalten werden.
Das bedeutet dann zum einen, dass ich "Vertritt" sowieso anders simulieren muss (die Ninchen so zu mästen, dass ihr Gewicht reicht wird nicht klappen...), dass man evtl. auf Opferflächen auch mal (mit dem Vorhandenen) mulcht, und auch mähen und damit (an anderer Stelle) zufüttern sollte möglich sein. ("Mulchen" ist beim HPG eher "plätten", also "mit Wurzelanschluss knicken"; ruhende Wiederkäuer und durchziehende Herden simulierend.)

Guter Aspekt. Der Vertritt ist da natürlich nicht der selbe wie mit grossen Weidetieren, wobei eine Ziege vielleicht eher noch in diese Richtung kommt als die anderen erwähnten Tiere.
Jetzt mal etwas laut gedacht, kleinere Fläche bedeutet, dass der Mensch da besser auch durchkommt, könnte da vielleicht der Mensch mit der Begehung der Fläche in gewisser Häufigkeit/Intensität diesen Vertritt simulieren könnte oder müsste er vielleicht zu Werkzeugen greifen?

Zitat:

Wenn ich das Prinzip von HPG richtig verstanden habe, geht es vor allem darum, über die Frequenz des Nachwachsens die Fruchtbarkeit zu erhöhen: viel "Blattspitzenselektion" (dafür eigenen sich Kaninchen und Meerlies gut), einiges an Mulchen (durch das "platt sitzen") und düngen durch Kot und Haare (vielleicht auch durch die Parasiten?, definitiv durch die Kotabbauer); und neue Beweidung erst, wenn "Litter", also erste Welkerscheinungen (neben dem Neuaustrieb) vorhanden ist.
Dadurch wird die Wurzelmase gefördert, was im nächsten Schritt zu mehr Nahrungsangebot führt....

Das tönt interessant. Das wäre vielleicht auch mal einige Versuche wert.
Was ich auch noch interessant fand, dass Manfred ein Beispiel fand, wie man kleine Flächen intensiv beweiden kann mit diesen Käfigen, die man über kleine Wiesenstreifen wie die modernen Chicken-Traktors rotieren lässt. Da braucht es eigentlich nicht viel Phantasie sich darin Meerschweine oder Kaninchen vorzustellen. Ich glaube Stefan Sobkowiak nutzt sowas mit Hühnern für die Wiesenstreifen zwischen seinen Obstbaumreihen abzuweiden. Wobei die Hühner sind ja eher die Schweine unter den Kleintieren, die den Boden aufkratzen (die Schweine wühlen ihn halt auf).

Zitat:

Das Umsetzen, bzw. "Umleiten" der jeweiligen Populationen sehe ich da jetzt nicht so als Problem, der Teil ist heutzutage bei Kühen ja auch nicht "natürlich" sondern wird mit recht großem Aufwand (an Zeit und Kosten für Zäune) erreicht. (Und könnte somit auf die angesprochene Weise gehandhabt werden.)
Es geht, wie gesagt, weniger um das "oberirdische Nahrungsangebot" für die Tiere ("Jetzt"), es geht um die "Bedürfnisse"/die Optimierung der Wiese (Nachhaltigkeit der Beweidung).

Hm, ja. Das dachte ich mir erst auch. Allerdings sollten die Tiere sich ja schon ans Rotieren gewöhnen lassen. Wenn sie dann eher territorial sind, ists vielleicht eher weniger was. Alternativ wäre vielleicht noch ein weiteres Modell, dass man z.B. mehrere territoriale Tiere hätte, sagen wir Kaninchen und die haben zwei oder drei oder vier fixe Freilaufe, die sie abwechselnd benutzen dürfen. Während die Wiesen brach liegen, könnten dann andere Weidetiere darüberrotieren und dann die Kaninchen. Da könnte man vielleicht ausprobieren, ob man vielleicht eine Mischform entwickeln könnte, die vielleicht für die Wiese eine ähnliche Wirkung hätte, aber aus Managementsicht des Menschens deutlich anders aussähe. Oder vielleicht folgendes: die Kaninchen hätten zwei riesige Freilaufe, einen Freilauf A und einen B. Diese liessen sich, sagen wir in 4 oder 8 quadratische kleine Freilaufe unterteilen. Das Ganze liesse sich dann als länglicher Freilauf, der ganz genutzt werdne könnte oder in intensiver Nutzung von jeweils einem Teilstück aus so einem Quadrat nutzen. Ein Gang zwischen den beiden Freilaufflächen würde Zugang zu den einzelnen Quadrate ermöglichen. Dann könnte man wechseln zwischen extensiver Nutzung des ganzen Freilaufs und intensiver Nutzung eines solchen Teilquadrats. Ist das eine sinnvolle Idee? Vielleicht nicht, aber ich finde sie zumindest interessant. Und man sollte ja auch Ideen haben, die man ausprobieren kann.

Dann zum Thema Standortweider vs. Wandertiere:

Was sind denn alles noch Standortweider?
Vermutlich wären das auch Präriehunde, oder?
Und Degus wohl auch? Chinchillas?
Und was wäre mit Maras?

Zitat:

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Interessant ist, dass genau das auch bei Degus untersucht wurde und man fand auch den entgegengesetzten Effekt. Dort wo Degus sind, können diese einen Einfluss darauf haben, dass sie das Wachstum solcher Strauchinseln hemmen und verhinden können durch ihre Aktivitäten. Das waren glaubs Studien von Fuentes und Kollegen in den 1980er Jahre zum Thema "shrub clumps".

Zitat:

Tja - und dann darf man bei der ganzen faszinierenden Sache das Bodenleben nicht vergessen - das ändert sich nämlich auch mit der Beweidung. Beispielsweise nehmen in Strauch-Baum-Inseln die Pilze zu ... und auch hier stehen wir erst ganz am Anfang des Verständnisses, was da alles abläuft!

Naja ganz so neu ist das nicht. Gibt ja mehrere Leute, die sich da intensiv damit beschäftigen, gerade bei der regenerativen Landwirtschaft oder denken wir an Elaine Ingham usw.

Zitat:

Je mehr der Mensch es nun schafft, eine hohe Diversität an Tieren, Pflanzen und Pilzen in ein Gebiet zu bringen, desto mehr kann der Mensch dort als Nahrung abgreifen ... und hier haben wir sehr unvermutete Oasen geschaffen: Städte!
Diese werden kulinarisch bislang nur wenig genutzt, trotzdem auch hier das Leben durch die hohe Artenvielfalt explodiert.
Ich glaub, ich schweife nun zu sehr ab ... *seufz*

*g* das ist doch das Schöne, die Umwege in interessante, thematische Gebiete. Die Städte bieten ein enormes kulinarisches Potenzial, die nach einer kurzen Blüte während des 19. Jahrhunderts jetzt wieder weitgehend brach liegen. Die Permakultur hat das Thema zwar auf dem Radar, aber es gibt immer noch viele Widerstände, Ängste und viel Unwissenheit, die verhindern, dass dieses Potenzial voll ausgeschöpft werden kann.
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