Infrarotheizung im Deguzimmer?

[SaScha]

Hallo,
eigentlich wollte der Fragesteller seine Frage letzte Woche hier selber stellen. Aber die Forenanmeldung klappt nicht (lieber David, schaust Du mal in Deinen pn-Eingang?).

Das Thema wurde zuerst auf Facebook gestellt, aber da hatte keiner Ahnung. Und ich fand es nur für da auch zu schade (Beiträge rutschen schnell runter) - denn je nachdem, wie sich die Versorgung mit Gas bei uns weiter entwickelt stehen doch auch noch mehr Halter von Wohnungstieren vor der Frage.

Die Ausgangssituation und Frage war soweit ich sie verstanden habe:

Wegen der Gas-Problematik wird die Anschaffung einer richtigen/Raum- Infrarotheizung erwogen, die an die Wand montiert wird.
(Es geht also nicht um den Einsatz von Küken/Ferkellampen)

In diesem Raum leben auch die Degus (und auch andere Nager).
Die Überlegung vor der Anschaffung ist, ob diese Form des Heizens im Winter durch das andere Prinzips des Wärmens/Heizen Nachteile für die Degus haben könnte.
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Degus : Frischfutter, Pflanzenbestimmung, artgerechte Ernährung https://www.facebook.com/groups/219412381877377

[SaScha]

Heute hatte ich auch direkt etwas Muße zum Nachlesen und schreibe nun doch auch selber schon einmal etwas dazu. Aber da ich weder Heizungsspezialist noch Anwender dieser Heizungen bin, kommen hier vielleicht auch noch Einwände oder Details in Hinblick auf das Tierwohl über die Zeit zusammen.
Kostenfaktoren lasse ich dabei außer Acht, denn das war nicht die Frage. Und die Zeiten sind unruhig was Kosten für Rohstoffe und Energieträger sowie deren Knappheiten angeht und die Gegebenheiten wo+wie Tiere und ihre Zweibeiner wohnen sehr unterschiedlich.

Nach den vorliegenden Infos können Infrarotheizungen genauso auch in von Degus / Nagern mit bewohnten Zimmern eingesetzt werden, wenn man das möchte.
Es gibt einfach ein paar "Es-kommt-darauf-ans". Diese sind was den Gesundheitsaspekt angeht, vor allem abhängig von der Art und dem Material des Deguheims - und seiner Entfernung zur Infrarotheizplatte.

Wer es nicht kennt:
Infrarotheizungen sind in der Regel große Quadrate an Wand oder Decke. Sie leuchten nicht.

Sie heizen nicht wie herkömmliche Heizungen (Konvektionsheizungen), dadurch, dass sie ihre Wärme direkt an die sie umgebende Luft abgeben und diese erwärmen (und diese herumwirbelnde Warmluft wärmt dann verzögert alles andere im Raum und seine Wände mit auf).

Sondern sie funktionieren im Prinzip wie wir die Sonne an sehr kalten Wintertagen wahrnehmen: Diese Platten senden langwellige elektromagnetische Strahlen aus. Diese wärmt aber nicht/kaum die sie umgebende Luft auf, sondern (in einem gewissen Radius) sehr schnell und gut feste und flüssige Objekte. Diese absorbieren und reflektieren diese Wärmestrahlen.

Für unser Wohn- und Deguzimmer heißt das: die Menschen, Tiere, Wände und die Möbel in angemessener Entfernung zur nach vorne ausstrahlenden Heizung werden innerhalb weniger Minuten und zuerst angenehm gewärmt.
Und geben ihre Wärme mit der Zeit aber auch an die Raumluft ab.

Das heißt für die Degus im Raum, dass sie bei gut durchdachtem Einbau nicht (wie wohl oft befürchtet) auf kalten Flächen sitzen müssen und nur selber Strahlungswärme abbekommen.
Im Gegenteil: sind sie im angemessenen Abstand der Heizquelle, wird ihnen damit schnell angenehm warm. Aber auch ihr Käfig bleibt nicht eisig. Er erwärmt sich bei geeignetem Material gleich mit – wie etwas später dadurch auch die Raum- und Käfigluft.

Die Strahlungswärme gilt als durchblutungsfördernd - aber soweit ich finden konnte, sind da wie zwar viele Ängste, aber keine seriösen Hinweise, dass sie ungesund sind. Infrarotheizungen können auch in Kinderzimmern verbaut werden (gerade da diese oft voller Spielmöbel stehen, wärmt sich dieses damit gut auf).

Als Vorteile neben schneller Wärme gilt auch für Allergiker, dass die Luft (und damit Haare und Staub) nicht so verwirbelt wird.

Für Bodengehege die richtig in Reichweite der Strahler platziert sind, könnte sich sehr positiv auswirken, dass sich die Wärme gleichmäßig im Raum verteilt. (Dies ist ein Vorteil gegenüber Konvektionsheizungen und mäßiger Raum-Isolierung/offener Tür: Da herrschen sehr gerne Dauerzugluft und deutlich tiefere Temperaturen am Boden wo Hund und Kinder spielen, während es im oberen Raumdrittel schon allzu kuschelig warm ist).

Das Raumklima soll bei diesen Heizung nauch in Bezug auf die Luftfeuchtigkeit besser sein, da die Luft sich im Vergleich kaum bewegt.

Aber: Soweit ich nachlesen konnte, speichert GLAS die Infrarotwärme nicht und die Strahlen durchdringen sie schlecht.
Dies muss je nach Käfigart und Alter und Gesundheitszustand der Degus sehr wohl bedacht werden. Ein reines Glas-Nagerterrarium dürfte damit wirklich nur sehr langsam aufheizen. Nämlich nur so weit und erst dann, wenn wirklich die Raumluft auch gut durchgewärmt ist.
Da 99% der Glasterrarien eine unzureichende bis katastrophale Belüftung haben, wenn die Halter nicht durch große Auslassungen an der gesamten Front der Schiebtüren richtig großzügig nachgerüstet haben, ist diese Art des Heizens hier mE tatsächlich nicht anzuraten. Es dürfte noch länger dauern als sowieso mit einer herkömmlichen Heizung.
Denn hier herrschen an sich schon ganz andere Temperaturen und Ammoniak-Staub-belastungen als in der Raumluft der Menschen ringsum. Berichtete eine Halterin mit einem der großen bekannten Glasnager-Terras aus NRW, die diese Lochreihen zur Belüftung nutzen, doch vor ein paar Jahren im Sommer ganz stolz, dass es in ihrem Terra auch im heißen Hochsommer immer einige Grad und angenehm kühler sei als im Zimmer. Sie habe da nämlich identische Thermometer installiert. Dies sagt im Prinzip alles über die Möglichkeiten des Luftaustauschs, da dieser selbst bei größerem Temperaturgefälle innen-außen wohl damit nachweislich nicht funktioniert. Die Deguluft bleibt damit wo sie ist und es kommt überwiegend durch das gelegentliche Öffnen der Schiebetüren Sauerstoff / Wärme /Kälte vom Zimmer in den dekorativen Kasten.

Zurück zur Infrarotheizung kann man zumindest grob festhalten: Je mehr Glasfläche also zwischen Degu und Infrarotheizung ist, desto weniger Wärme bekommt der Degu direkt/zeitnah im Gehege, egal wo er da sitzt. Der Rest ist von der Belüftung und den weiteren Außenwand-Materialien abhängig. (Nur Glas: vermutlich ein relativ kühlerer Winter, wenn nicht rund um die Uhr geheizt wird).

Dies könnte auch bei transparent abgeteilten Bodengehegen ein Thema sein, je nach Standort/Winkel zur Heizung. Holz müsste dagegen ganz gut funktionieren, da sich dieses als fester Körper direkt auch aufwärmt und diese Wärme dann auch nach innen mit abgibt. Auch wenn eine Holzwand in der direten Strahlungslinie zwischen Degu und Infrarotheizung nach meiner Logik dennoch heißt, dass der Degu die direkten Wärmestrahlen zunächst nicht abbekommt.

Insgesamt ist es wichtig , dass man sich entsprechend seiner individuellen Gegebenheiten beraten lässt vor dem Einbau, damit Raumgröße und Heizungsgröße/Stärke gut passen. Hierbei sollte das Thema Käfig ja ruhig auch zur Sprache kommen.

Zu Standort und Größe/Anzahl der Strahler:
Die Wärme wird halbkreisförmig abgestrahlt und reicht gut 3-4 Meter. Je weiter am Heizkörper dran, desto wärmer.
Ein Tier-Käfig darf also auch nicht direkt davor stehen.
Doch auch zu weit hinten einem großen Raum bzw über Eck, kann es damit laut Infoseiten aber auch zu toten Winkeln kommen. Hier sind also dann weitere Infrarotheizkörper zu ergänzen.

Für Freilaufdegus gilt der gleiche Rat wie für Kinder: "Lassen Sie höchstens etwas Vorsicht walten, damit das Kind nicht in direkte Berührung mit der Infrarotheizung kommen kann. Die Oberflächentemperatur kann nämlich 90 – 100°C hoch sein. Deshalb eignet sich im Kinderzimmer eher eine Deckenheizung statt einer recht tief aufgehängten Wandheizung." (Quelle: https://www.heatness.de/ratgeber/infrarotheizung-kinderzimmer/ ) Also: Heizung so aufhängen, dass Degus nicht dort hochspringen können. Und wir alle wissen: Degus sind sehr findig und lieben zudem Wärmequellen.
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