davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 01.06.2018 12:31 Titel: Re: nahrhafte Landschaften |
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Mittlerweile habe ich Band 1 und 2 (inzwischen gibt es 4 Bände, also noch zwei weitere).
Kurze Inhaltsangabe und einige Details zu Band 1:
Der Band 1 hat ein separates Kapitel zum Thema "Speiselaub und Schnaitelnutzung". Es werden Fichtenprodukte vorgestellt, dann Laub und Grünmehle... nur schon die Idee, dass man aus getrocknetem Laub Mehl herstellen kann ist interessant, man findet was über Winternutzung (unter anderem werden auch Gesetze in Österreich erwähnt, welche regelten "wieviel an Bäumen oder 'Grastaxen' den einzelnen Bauern zustanden") und Schneitelung und sehr spannend, das Thema Efeu - Ebheu wird auch wieder recht ausführlich behandelt. Der Efeu heisst in Österreich auch Ewigheu und Jost Trier (1963) schrieb zum Namen zudem noch: "Im Worte Ep-Heu, das wir infolge eines griechelnden Irrtums Efeu lesen, haben wir noch heute Heu im Sinne von 'Laub'."
Man fütterte es offenbar vorallem Schafen und Ziegen und man brühte es in Wasser ab, wenn man es in grösseren Mengen fütterte, da man so die Giftstoffe (Hederin) aus den Blättern bekam. Das würde eigentlich auch in den Beitrag über Epheu passen, den wir hier auch noch irgendwo hätten.
Fast noch spannender fand ich in selbem Buch, gleich anschliessend an den Epheu, "Waldblätter zur Erzeugung von Schwarzem Tee", und zwar indem man Himbeer-, Brombeer- und Erdbeerblätter fermentiert, indem man sie in Wasser einweicht, durchknetet, dann zusammenrollt und an einem warmen Ort aufhängt und das Prozedere dann einige Male wiederholt.
Oder auch interessant zu erwähnen die Kornelkirsch-"Oliven", dass man die Früchte in Salzwasser, Essig oder Öl einlegt. Man kann die ganz reifen Früchte nutzen, welche aber offenbar nicht lange haltbar sind oder noch unreif, wenn sie schon leicht Farbe haben und dann zuerst in Salzlake einlegen und danach in Öl oder in Essig einlegen. Das Buch ist eine gute Inspirationsquelle um da selbst auszuprobieren. Wer die Kornelkirsche kennt, weiss, dass ihr grosser Stein etwas mühsam bei der Verarbeitung ist und daher ist die Idee daraus Oliven zu machen doch sehr bestechend.
Meine Mutter machte aus Kornelkirschen mal Ketchup, was auch interessant war, da die Süsse mit der Säure sehr ähnlich war wie bei normalem Ketchup. Man kann auch klassisch Marmelade etc. daraus machen oder sie für Liköre nutzen.
Ein weiteres interessantes Gewächs, das behandelt wird, ist die Lampionblume (Physalis alkekengi), deren Früchte roh nicht essbar sein sollen, wobei der Autor anfügt: "Allerdings probierte ich den rohen Verzehr von mehreren reifen (!) Beeren ohne schädliche Nachwirkungen aus."
Man soll offenbar die Früchte beim Ernten gleich aus der dunkelorangen Hülle befreien, da diese Bitterstoffe abgebe. Anders bei der Kapstachelbeere (P. peruviana), welche man erntet, wenn die Hülle trocknet und man sie gut mit Hülle sammeln und lagern kann. Das selbe gilt auch für die kleinere, weniger saure Ananaskirsche (Physalis pruinosa).
Ein umfangreiches Kapitel gibt es dann auch über Pilze, Farne und Isländisch Moos.
Den ersten Teil habe ich euch jetzt unterschlagen, der ist aber ebenso interessant. Besonders spannend fand ich da die Ausführungen über Ampfer bzw. Alpenampfer. Beim Wandern ist mir öfters auch schon aufgefallen, dass in den Bergen in der Nähe von Häusern oft gewisse Pflanzen vorkommen, insbesondere der gute Heinrich war mit bei den letzten Wanderungen in der Region um Fribourg, Gruyeres, Genfersee aufgefallen.
Die Ampfer diente in den Alpen als Gemüse: "Im Berner Oberland und in Teilen des Wallis wurden 'die Blagdenblätter mit anderen gesammelten Kräutern wie Brennesselsprossen und Guter Heinrich gekocht und oft unter Zutat von etwas Mehl gedämpft' (Brockmann, 1921)."
Anmerkung Blagde ist der Name für die Blacke oder Alpenampfer (Rumex alpinus). Im Tiefland nannte man auch andere breitblättrige Ampfernarten als Blacke, die man auf dem Acker ausstach, da sie als Platzräuber galten.
Man kann aus den Ampfern auch Sauerkraut machen und offenbar galten sie auch als Obstersatz, z.B. im Lötschental (Wallis, Schweiz) gemäss Brockmann 1921, oder als Ersatz für Rhabarber und dann letztlich auch als Heimittel, als Präparat für den Obstbau, für Futterzwecke, als Ampfersilage auch für den Winter und getrocknet wurde die Pflanze auch. Die Samen wurden offenbar in ganz Europa gehandelt!!
"Brockmann berichtet 1925: 'Bei ihren Wanderungen in fremde Landesteile, z.B. in den Jura und in die Vogesen, nehmen die Älpler die Pflanze mit, verschleppen sie von einem Gebirge in das Andere. Rumex alpinus ist also nicht nur eine einheimische "Sammelpflanze", sondern es ergeben sich bei ihr alle Übergänge zur Kulturpflanze, und zwar selbst heute noch, wo die Art beinahe nur noch als Tierfutter gebraucht wird'."
Kümmel und Löwenzahn werden in den folgenden Seiten dann behandelt und danach die Glockenblume, was doch auch wieder bemerkenswert ist, haben vermutlich nur sehr wenige Leute diese Pflanze auf dem Schirm beim Thema Wildgemüse. Unter anderem werden dann auch Nachtkerze (essbare Rübenwurzel) und Wald-Geissbart (Aruncus dioicus) erwähnt, letzterer wurde offenbar als Spargel zubereitet. Und dann kommen noch Hopfen und Thymian. Danach folgt ein Kapitel über Nüsse von Waldbäumen (Eicheln, Buchennüsschen, Ahorne und ihr Saft, Baumharze).
Zum letzten Kapitel "Schlussbetrachtungen" gibt es übrigens bei MixCloud eine Lesung dazu:
https://m.mixcloud.com/Phatline/nahrhafte-landschaft-schlussbetrachtungen-autor-michael-machatschek-buchkapitel-lesung/ _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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