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Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant?

 
   Degupedia-Forum » Tierernährung und Pflanzen » Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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bobbylein
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Anmeldungsdatum: 18.06.2010
Beiträge: 123
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BeitragVerfasst am: 17.06.2016 16:39    Titel: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Hallo Ihr Kaninchenkenner,

so oft es geht, gehe ich zur Wiese am Abend. Am Anfang, also Anfang April konnte ich beginen, haben sich meine beiden Nasen darüber gestürzt und es aufgefuttert, auch alles, was ich an Weide und Apfelzweigen mitgebracht habe.

Komischerweise hat das in den letzten zwei Wochen sehr nachgelassen.
Es wird Wiese gegessen, aber nicht so begeistert wie davor und es werden auch auch immer noch gekaufte Kräuter wie Dill oder Kerbel verputzt. Und die Zweige werden komplett ignoriert. Die werden erst genommen, wenn sie ganz trocken sind oder auch gar nicht.

Kann es sein, dass die Qualität des Grüns wegen des ständigen Regens nicht so hoch ist und die Kaninchen deswegen weniger interessiert sind oder ist es auch so, dass sie sich daran gewöhnt haben und jetzt ein bisschen langweilig finden?

Des weiteren finde ich es seltsam, dass sie Apfelzweige generell interessanter finden, wenn diese von einem Baum kommen, der am Wegrand steht, aber die Zweige von Bäumen auf einer grünen Wiese eher uninteressant. Obwohl diese Zweige grün und schön und wunderbar aussehen und ich denke: "Wie appetitlich, das werden die zwei bestimmt lieben".
Nö: Die werden dann einfach ignoriert.

Ich verstehe das nicht. Sad

Habt Ihr eine Idee, warum das so ist?

LG,
Bobbylein
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
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BeitragVerfasst am: 17.06.2016 17:36    Titel: Re: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Das Wiese momentan eher uninteressant ist, also nicht mehr so gern gefressen wird, wie im April, beobachten auch Meerschweinchenhalter.
Meine Chins bevorzugen momentan saftige Stadtwiesen statt der Naturschutzwiesen ... klar, die Wiesen werden langsam alt, bilden Blüten und Samen und damit verholzen die Stengel sowohl der Gräser, als auch der Kräuter.
Nun müssen jedoch gerade die kleinen Weidegänger, wie Meerschweinchen, Kaninchen, Chinchilla und Co mit der Futtermenge haushalten - es darf nicht zu schwerverdaulich werden, da sie keinerlei Möglichkeit haben, große Mengen an Pflanzenmaterial zu fermentieren, wie es beispielsweise ein Rind kann (Rinder können ein Fünftel ihres Gesamtgewichtes im Magen fermentieren lassen ... und haben sogar vier unterschiedliche Magenkammern, in welchem das Fermentiergut immer weiter aufgeschlossen und schließlich für den Darm vorbereitet wird, beim Meerschweinchen ist das schätzungsweise höchstens ein Zehntel ihres Eigengewichtes, was sie in den Blinddarm schieben können, beim Kaninchen sollte es noch weniger sein).
Das heißt, alles, was zu grob ist und zu große, verzweigte Moleküle sind (halt verholzende Stengel beispielsweise) müssen aus dem Nahrungsbrei raussortiert, in Köttel verpackt und ausgeschissen werden - bei einer Wiese, die schon in voller Blüte steht, kötteln Meerschweinchen die Hälfte dessen, was sie in die Futterluke schieben, als Köttel hinten wieder raus! Das ist der einzige Grund, weshalb sie ihr Eigengewicht Wiese innerhalb von 24 Stunden in sich hineinschieben können.

Kaninchen können das nicht in dem Maße (dafür können sie effektiver Eiweiß gewinnen), sie sind noch mehr wie Meerschweinchen auf eiweißreiche, nährstoffreiche Pflanzenteile angewiesen ... verholzte Stengel geht gar nicht, nährstoffarm gewordene Blätter, wie sie die Meerschweinchen gerade noch so verwerten können, geht auch nicht so wirklich ... und sie können zudem nur ca. ein Drittel ihres Eigengewichtes innerhalb von 24 Stunden aufnehmen ... höchst ungünstig, wenn die Wiesen ihre Nährstoffe und Energie in die Samenanlagen stopfen.
Kurzum, tier weicht aus auf alles, was da leichter verdaulich und fermentierbar ist ...

Blätter sind Raufutter, kein Hauptfutter ... heißt also, wenn eh schon der Gehalt an unverdaulichen Pflanzenfasern zunimmt, brauchen sie weniger Blätter. Es werden nur noch die jungen, eiweißreichen Blätter gefuttert - sofern sie gefunden werden.
Und hier könnte dann auch das Geheimnis des Wegrand-Baumes liegen ... eventuell handelt es sich um eine Sorte mit nährstoffreicheren Blättern.
Auch wurzelechte Obstbäume haben oft deutlich länger im Jahr nährstoffreiche Blätter, die gepfropften Bäume dagegen sind nicht nur krankheitsanfälliger, sie können auch nicht so gut Nährstoffe sammeln - wenn es sich also um den Wegrandbaum um einen wurzelechten Baum handelt und die Wiesenobstbäume gepfropfte Bäume sind, könnte auch hier die Erklärung liegen.

Bei meinen Chinchillas das gleiche in Grün ... die Stadtwiesen wurden schon im Mai/April kahlrasiert, momentan wachsen sie deshalb nach, hatten jedoch noch keine Zeit, Blüten zu bilden. Selbst Malven auf den Stadtwiesen schieben nun gerade mal Knospen, während Wiesen, die erst im Heuet (Juli) kahlrasiert werden, hier in der Gegend schon blühende Malven zeigen und teils sogar schon Malven stehen haben, die anfangen, Samen zu bilden. Damit sind die Stadtwiesen in Limburg und Diez deutlich nährstoffreicher, wie die Naturschutzwiesen um die beiden Städte drumrum und werden deshalb von meinen Chinchillas lieber gefressen.

Paßt die Erklärung? Very Happy
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bobbylein
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Anmeldungsdatum: 18.06.2010
Beiträge: 123
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BeitragVerfasst am: 17.06.2016 18:58    Titel: Re: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Wow!! Das ist eine sehr interessante und sehr einleuchtende Antwort. Danke Dir Smile.

Klar, das könnte das mit den Blättern auch erklären. Die sind natürlich lange nicht mehr jung und so nährstoffreich wie die ersten im Jahr.

Trotzdem noch ein paar Rückfragen: zum einen werden "meine" Wiesen (am Stadtrand, englischer Garten München) regelmäßig wieder gemäht und ich frage mich, ob die Pflanzen, die nach einer "Rasur" wieder kommen, auch weniger Nährstoffe haben, weil der Boden ja sicherlich im Laufe eines Jahres verliert....
Oder ist die neue Ware Smile dann wieder interessanter für die Ninchen?

Und was sind "gepfropfte" Bäume? Den Ausdruck kenne ich gar nicht...
Und warum wurden aber auch riesige Bärenklau-Blätter gegessen?
(Ah Moment, das war noch ein bislang nicht gemähte Wiese, also erster Wuchs, vermutlich daher noch interessant).
Und: gibt es eine Lösung? Andere Wiesen suchen? Oder muss ich mir dann sagen, dass es halt leider so ist....
Andere Wiesen zu finden, ist schwierig, da muss ich weit raus fahren und dann kenne ich die Gebiete nicht so und neben Äckern, die gedüngt werden, nehme ich nicht gerne was mit.

Aber uff, ich bin erleichert besser zu verstehen, was los ist...

LG,
Bobbylein
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 17.06.2016 20:45    Titel: Re: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Zitat:

Und was sind "gepfropfte" Bäume? Den Ausdruck kenne ich gar nicht...

Gepfropfte Bäume sind veredelte Bäume, das heisst, man nimmt einen robusten Baum, meist ein Wildbaum oder eine robuste Sorte, schneidet dann von einer Sorte mit gutem Fruchtertrag einen Zweig ab, und pfropft ihn auf den robusten Baum, indem man für eine glatte Schnittstelle beim Zweig sorgt und man den robusten Baum, auf den man pfropft die Rinde einschneidet und für Kontakt zwischen Pfropfbaum und Zweig sorgt und das Ganze dann noch etwas fixiert, z.B. mit Baumwachs und/oder Bast und dann wartet, bis der Zweig angewachsen ist. Mit dieser Technik ist es dann auch möglich verschiedene Obstsorten auf einen Baum zu pfropfen, wobei zum Beispiel verschiedene Apfelsorten auf einem Baum möglich ist, wenn aber die Unterschiede zwischen den Sorten/Arten gross sind, zum Beispiel Birne und Kiwi auf einem Baum, sowas geht natürlich nicht.

Zitat:

Und: gibt es eine Lösung? Andere Wiesen suchen? Oder muss ich mir dann sagen, dass es halt leider so ist....

Für den Moment ist das suchen von anderen Wiesen wahrscheinlich die einzige Lösung. Für die Zukunft könntest du es grundsätzlich auch selbst etwas steuern, wenn du immer wieder von einer Stelle nimmst, dass an dieser Stelle dann bereits junges Grün nachwachsen kann, während der Rest der Wiese blüht und zur Samenreife kommt. Wobei diese Möglichkeit hat natürlich auch seine Grenzen, denn es macht ja nicht gerade einen guten Eindruck, wenn man bei einer fremden Wiese einfach einen (wenn auch kleinen) Teil "abmäht", aber im kleineren Stile und wenn man es so machen kann, dass es nicht gleich so offensichtlich ist, wäre das zumindest ein geeigneter Ansatz.

Zitat:

Trotzdem noch ein paar Rückfragen: zum einen werden "meine" Wiesen (am Stadtrand, englischer Garten München) regelmäßig wieder gemäht und ich frage mich, ob die Pflanzen, die nach einer "Rasur" wieder kommen, auch weniger Nährstoffe haben, weil der Boden ja sicherlich im Laufe eines Jahres verliert....
Oder ist die neue Ware Smile dann wieder interessanter für die Ninchen?

Dazu gibt es mehrere Dinge zu bedenken.
1. Die Bodenzehrung hängt von den Pflanzen ab, die darauf wachsen. Im Garten kennt man Stark-, Mittel- und Schwachzehrer. Zu den Starkzehrern gehören zum Beispiel Tomaten oder Kartoffeln, Mittelzehrer wiederum sind beispielsweise Salate und zum Beispiel Petersilie, während Schwachzehrer andere Küchenkräuter sind wie zum Beispiel Thymian oder Basilikum... das nur mal um das Ganze etwas zu veranschaulichen (und ohne Garantie, dass ich jetzt alles korrekt aufgezählt habe, weil frei aus dem Kopf und mir geht es auch mehr und das Konzept zu verstehen, dass nicht alle Pflanzen gleichviel Nährstoffe verbrauchen). Wiese gehört natürlich auch eher zu den Mittel- bis Schwachzehrern, da Wiese keine grossartigen, nährstoffreichen Früchte produziert, die abgeerntet und der Wiese entzogen würden. Die Nährstoffe verschwinden also nicht so schnell und aus einer fetten Wiese wird nicht einfach so über einige Monate eine Magerwiese... das dauert viele Jahre eher.
2. Die Gründüngung durch Pflanzen, zum Beispiel verschiedene Klee- und Luzernesorten sind dafür bekannt, dass sie dem Boden auch wiederum Nährstoffe (Stickstoff) zuführen. Der Boden düngt sich so auf natürliche Weise nach, natürlich niemals so extrem wie mit Gülle oder Kunstdüngern. Zudem wäre dann noch die Düngung durch Tiere, seien es Hunde oder Wildtiere wie Vögel etc. die bringen auch wieder ein bisschen was zurück, wobei ihr Einfluss wohl noch geringer sein dürfte.
3. Düngung durch Menschen, insbesondere durch Bauern, die Gülle oder andere Düngerformen ausführen (auf dem Land). In der Stadt kann es je nach dem auch andere Düngermöglichkeiten geben. Gerade Rasenflächen werden gerne mit Kunstdünger gedüngt. Das soll gegen Unkräuter helfen, da das englische Gras so kräftiger wächst als das Unkraut und es durch Verdrängung klein hält. Je nach dem können Nährstoffe mit dem Regen ausgewaschen werden (z.B. von Abfallcontainer, die nicht dicht sind) und dadurch kann etwas wiederum in den Boden gelangen, oder durch Essensreste, die einfach auf den Strassenrand gekippt werden und mit der Witterung langsam matschig werden und dann weggespült werden... usw. aber das wird sicher auch eher wieder eine untergeordnete Rolle spielen im Vergleich zur Düngung in der Landwirtschaft und bei englischen Rasenflächen.

Um den Nährstoffgehalt eines Bodens zu bestimmen, lohnt sich auch der Blick auf die Pflanzen. Wenn Löwenzahn und andere Unkräuter wie zum Beispiel Breitwegerich besonders gross wächst, dann ist das ein klares Zeichen, dass der Boden sehr fett ist. Auch üppig wachsende Brennnesseln sind ein klares Zeichen für sehr fette Böden. Bei vielen gedüngten Wiesen (Landwirtschaftsland) ist es jedoch nicht so deutlich sichtbar. Das beste Zeichen ist oftmals dann die Pflanzenartenarmut und das Fehlen von Pflanzen, die magere Böden anzeigen. Für uns, die Wiese sammeln von Bedeutung ist jedoch die Beschaffenheit der Pflanzen. Einerseits ist die Wuchshöhe ein guter Indikator, alles was höher ist als Knöchelhöhe ist schon im Begriffe deutlich Nährstoffe abzubauen und wenn es dann mal Kniehöhe hat, ist es meistens kaum noch was wert, ausser man sammelt es wegen den nun heranreifenden Samenstände (wobei die Samenstände auch nicht bei allen Tierarten gleich beliebt sind).
Dann auch wichtig ist das Wuchsstadium der Pflanzen. Wenn die Pflanzen Blüten bilden verlieren sie ebenfalls deutlich an Nährstoffen und das verstärkt sich nochmals, wenn dann die Samen heran reifen. Manche Arten sind sogar so extrem, dass sie mit der Samenreife ausdorren und die Pflanze dazu die meisten Nährstoffen aus den nun absterbenden Teile abzieht... abgesehen von den reifen Samen sind solche Pflanzen dann praktisch wertlos.
Sehr hilfreich ist zudem auch die Beurteilung der Festigkeit oder Zähigkeit der Pflanzen beim Pflücken und zerteilen. Je jünger die Triebe, Blätter etc. desto einfacher kann man sie abreissen und mit den Fingern zerteilen. Je zäher die Pflanzen werden, desto mehr schwer verdauliche Zellulosen und Lignine haben die Pflanzen in ihren Zellen eingelagert und desto weniger Energiegehalt haben die Pflanzenteile dann. Du kannst auch beobachten, wie Pflanzen im Laufe der Zeit von einer anfänglich eher zarten Blattrosette mit zarten und wenig faserigen Stängeln nach und nach verholzen oder zumindest durch Einlagerung von Zellulose und Lignin zäh und faseriger werden. Versuche dir vorzustellen, du müsstest die Stängel essen und dementsprechend zubereiten, zum Beispiel für einen Salat, wie würden sich diese Stängel im Mund anfühlen, so wie alte Erbsenschoten oder Spargel, die Fäden ziehen und strohig schmecken, oder noch zart und jung? Deinen Tieren geht es natürlich ähnlich und sie bevorzugen auch eher zartes "Wiesengemüse".
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 17.06.2016 20:53    Titel: Re: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Das kommt auf den Boden drauf an und dem, was tatsächlich sich auf den Wiesen angesiedelt hat - und letztendlich auch, ob und mit was gedüngt wird.

Lehmboden beispielsweise hält Nährstoffe ganz extrem zurück - in München gibt es eine Menge Hunde, welche die Wiesen und Rasen düngen, das heißt also, hast du in Städten Lehmboden, reichert sich durch die Hundedüngung die Nährstoffe an, die Wiesen werden immer nährstoffreicher (gleiches passiert auch auf Weiden).
Bei Sandboden hat man das Problem, daß die Nährstoffe recht schnell ausgewaschen werden - die Wiesen hagern recht schnell aus, zu gut deutsch, sie verlieren recht schnell Nährstoffe. Damit das nicht passiert, müssen sie stark beweidet werden oder es müssen sehr viele Hunde da hinmachen - kurzum, je beschissener die Wiese, desto nährstoffreicher ist sie auch, selbst bei Sandboden.

Nun haben gut gedüngte Wiesen speziell für Kaninchen einen echten Nachteil ... der Wirkstoffgehalt der Pflanzen sinkt, die Gesundheit der Pflanzen geht den Bach runter - und bei einigen Pflanzenarten sinkt auch der Nährstoffgehalt, weil die Pflanzen so schnell wachsen und die Nährstoffe sofort selbst verbrauchen. Sie sind dann zwar sehr grün und saftig und schön - aber für Kaninchen eher ungeeignet, man hat also das Gemüseproblem.

Bärenklau sollte gerade von Kaninchen in jeglichem Stadium gern gefressen werden - er bleibt bis zu seinem Tod im Herbst relativ saftig und die Furocumarine des Bärenklaus jucken Kaninchen nicht die Bohne - die nutzen höchstens die Furocumarine für sich und ihre Gesundheit. Ist also anders wie bei uns Menschen, für uns wird der Wirkstoffgehalt beim Bärenklau recht schnell zu hoch, der alte Bärenklau ist deshalb für uns ungenießbar und nur aus den jungen Blättern läßt sich schmackhaftes Gemüse bereiten.
Was zumindest meine Kaninchen nicht fraßen, waren die Samen des Bärenklaus ... der blieb schon aus Prinzip liegen.
Bärenklau hat noch einen Vorteil - er ist recht eiweißreich und wenn ich mich recht entsinne, ist das Aminosäurenmuster auch recht günstig - also viel der limitierenden Aminosäuren im Eiweiß.
Bin mir da aber nicht sicher und ich wüßt mom auch nicht, wo ich nachschauen könnte.

Ansonsten heißt es für dich wie immer in der Tierhaltung - ausprobieren, was geht, was geht nicht und beobachten.
Gerade in München lohnt es sich übrigens, mal stillgelegte Flächen abzusuchen - du findest da diverse Pionierpflanzen, wie beispielsweise weißen Gänsefuß, Gänsedisteln, Stachellattich etc - sehr gute Futterpflanzen für Kaninchen.
Leider sind die Münchner recht ordentlich - aber auch in München finden sich teils Nebenstraßen, die etliche Kräuter bieten, weil sich niemand drum kümmert, sie zu jäten. Beispielsweise kannst du an Steinmauern Zimbelkraut finden, zwischen den Pflastersteinen Löwenzahn, Brennessel etc. Auch da lohnt es sich, es einfach mal mitzubringen und auszuprobieren, ob es den Kaninchen schmeckt.
Auch Friedhöfe sind teilweise sehr ergiebige Sammelstellen - allerdings solltest du gerade bei Friedhöfen den Friedhofswärter kontaktieren und fragen, ob das auch in Ordnung ist, dort zu sammeln. Kontaktdaten des Friedhofwärters stehen meistens am Eingang der Friedhöfe.
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bobbylein
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Anmeldungsdatum: 18.06.2010
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BeitragVerfasst am: 22.06.2016 12:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

Vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten, es hat mich stark zum Nachdenken gebracht.

Die Wiesen, auf die ich gehe, werden gedüngt durch Pflanzen wie Klee, durch Vögel, Hunde und Menschen. Anderer Dünger kommt hier nicht drauf, da bin ich mir 100% sicher. Das sind wirklich Wiesen, bei denen nicht eingegriffen wird.
Aber sie werden ungefähr alle 8 Wochen abgemäht, das ist total sicher. LEIDER!

Ich habe mich nach Euren Beiträgen gefragt, ob diese Wiesen nicht auch schon überdüngt sind, da die Sachen schon recht schnell wachsen. Ich habe es eher auf den vielen Regen geschoben.
Zitat:
Sie sind dann zwar sehr grün und saftig und schön -

Genau das habe ich teilweise auch. Es ist grün und sieht so saftig aus, dass ich denke: „Oh, wie schön, das werden sie bestimmt mögen“ aber die Kaninchen stürzen sich gar nicht wie erwartet drauf.
Und ich habe bei „viel gedüngt“ halt immer gedacht, dass damit nur Dünger durch Bauern drauf gemacht, gemeint ist.

Auf Friedhöfen habe ich schon geschaut, aber die Wiesen dort sind immer richtig kurz abgemäht und auf den Gräbern…..<schluck> . Ich habe das einmal gemacht, dass ich Löwenzahn von einem Grab mitgenommen habe, aber damit kam ich nicht zurecht, ich fand das so komisch, dass ich es gelassen habe. Nie wieder! Das geht für mich nicht.
Ansonsten: ja, es gibt hier in München immer wieder zwischen den Häusern Grünflächen, aber ich bin da sehr vorsichtig, direkt neben meinem Haus sind Grünflächen mit kleinen Spielplätzen, aber ich habe da auch schon Wild-Kaninchen gesehen. Oder neben der Tram-Strecke ist auch viel Grün, viele richtig schöne Pflanzen, aber die sind sehr schnell sehr groß und es kacken viel Hunde drauf.

Also, ich muss immer sehr viel schauen, ich habe sehr viel ausprobiert seit ich hier wohne und bin dann an „meinen“ drei Wiesen hängen geblieben. Als ich direkt neben meinem Haus gepflückt habe, waren die Nasen immer wieder krank. Irgendwann habe ich das sein lassen, weil ich den Eindruck hatte, dass es mit dem Pflückort zusammenhängt.
Übrigens habe ich noch eine andere Wiese entdeckt, die eine komplett andere Zusammensetzung hat. Dort wachsen zum Beispiel zwei Pflanzen so stark, dass fast nur noch diese Pflanzen zu sehen sind. Gras und Gräser gibt es darauf kaum. Da ist auch der Bärenklau so richtig trocken. Das hängt vermutlich auch mit dem Boden zusammen, oder? (ich weiß nicht, was das für Pflanzen sind, habe entsprechend Bilder gemacht und wäre um Aufklärung dankbar, siehe Pflanzenbestimmungs-Forum).
Ich habe den Bärenklau mitgenommen, aber puh, der sieht trocken aus. Wird aber gegessen!

Ich habe in der Nachbarschaft sogar eine Kleingarten-Anlage, das wäre das Paradies, da gibt es schöne große Rosenstöcke am Wegrand, aber ich kann das ja nicht klauen und man sieht nicht immer die Leute, zu denen das Gartenstück gehört. Es gibt auch schöne Apfelbäume und Birnenbäume da…nur so richtig traue ich mich auch nicht, zu fragen.

LG,
Bobbylein
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 22.06.2016 14:20    Titel: Re: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Dünger durch Klee oder durch Gründüngung ergibt sehr schnell wachsende und nährstoffreiche Wiesen. Das liegt daran, daß das Bodenleben extrem rege ist und die Nährstoffe deshalb nur soviel abgegeben werden, wie die Pflanzen wirklich brauchen. Dazu stellt sich hier recht bald ein Netzwerk an Bodenpilzen, Bakterien, Einzellern, diversen weiteren Bodenorganismen und Pflanzen ein, die einen sehr regen Austausch an Nährstoffen, Wasser, Zucker etc pflegen, so daß alle am Netzwerk beteiligten Organismen genau das abbekommen, was sie gerade brauchen. Weiterhin bildet so ein Netzwerk auch noch ein sehr effektives Netz gegen Freßfeinde aus - wer einen Kampfstoff gegen die gerade fressende Feindschaft hat, stellt den her und gibt ihn an das Netzwerk ab, welches diesen Kampfstoff wiederum großräumig verteilt. So können in funktionierenden Netzwerken teilweise Wirkstoffe in Pflanzen gefunden werden, welche überhaupt nicht typisch sind für diese Pflanzen.
Der Nachteil - gelangen irgendwelche Pflanzenschutzmittel in solche Netzwerke, werden diese auch sehr effektiv verteilt. Vor allem Insektenschutzmittel und Schutzmittel gegen Kanin und Co werden großräumig verteilt und als Fraßschutzstoff genutzt.
Zum Glück für uns Sammler gelangen allerdings meist auch Fungizide und Herbizide in solche Netzwerke und zerstören diese nach und nach - das heißt, man sieht es dann oft an absterbenden Pflanzen, die von der Gartenseite oder Feldseite her absterben bei sonst gesund erscheinender Wiese. Dann kann man solche Wiesen meiden ...
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Anmeldungsdatum: 18.06.2010
Beiträge: 123
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 15.05.2017 17:47    Titel: Re: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich glaube, dass ich schon wieder diesen Punkt erreicht habe, dass die Ninchen die Wiese uninteressant findn.
Am Freitag Abend musste ich entdecken, dass meine Standard-Wiesen abgemäht waren..."Schock". Daher bin ich auf zwei, drei andere Wiesen gegeangen. Am Freitag fand das das männliche Kaninchen noch interessant, aber gestern blieb fast alles liegen. Ich war echt überrascht. Eigentlich brauche ich gar nicht mehr holen, wenn das Zeug sehr hoch steht, oder?

Könnte das Desinteresse auch daran liegen, dass die Wiese nass war?

Ich habe den Eindruck, dass sie das nicht so mögen. Aber ein Kaninchen draußen muss doch auch nasse Wiese futtern...?
Ich war sehr entäsucht, denn seit drei Tagen versuche ich wirklich noch mehr mit zu bringen als vorher, mehr Vielfalt und einfach mehr an Menge. Selbst der Bärenklau blieb liegen, das verstehe ich gar nicht....

Viele Grüße
Barbara
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 17.05.2017 13:50    Titel: Re: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Je älter Kräuter und Gräser werden, desto uninteressanter werden sie für Kaninchen.
Das liegt daran, daß Kräuter und Gräser zunehmend Lignine einlagern und die Nährstoffdichte abnimmt. Junge, ligninarme und eiweißreiche Blättchen werden mit zunehmenden Alter immer weniger gebildet.
Kaninchen sind jedoch auf eine hohe Nährstoffdichte bei (für Gras- und Kräuterfresser) geringe Rohfaserdichte angewiesen - der Magen- und Blinddarminhalt reicht nicht aus, genügend Pflanzenmaterial für eine effektive Bakteriengärung zur Verdauung von lignifiziertem Material oder von cellulosereicher Kost. Wird zuviel faserreiche Kost gefressen, hungern Kaninchen buchstäblich mit gefülltem Magen und Darm.
Sie werden also nur die jungen Blatteile der Wiese fressen ... das heißt, je höher die Wiese wird, desto mehr bleibt liegen und desto mehr muß gesammelt werden, um die Kaninchen mit Wiese überhaupt noch satt bekommen zu können.
Während von einer jungen Wiese schätzungsweise 2/3 der Wiese die bevorzugte faserärmere und eiweißreiche Kost ist, so sind es bei einer Wiese kurz vor Samenbildung nur noch schätzungsweise 1/10 der Wiese, der Rest besteht aus für Kaninchen nahezu unverdaulichen Stengeln und wenig verdaulichen älteren Blättern.

Ich persönlich wich dann aus auf Rotkleepflückstellen, Topinamburkraut, hab nach Luzernewiesen geschaut, die ich sensen durfte bzw hatte bei meiner Hauptwiese, wo ich sensen durfte, darauf geachtet, einen Großteil der Wiese schon weit vor der Blüte zu sensen ... nur Teile blieben stehen, damit die Pflanzen aussamen konnten und die Wiese nicht artenmäßig verarmte.
Auch Brachen waren im Sommer für mich sehr interessant und im städtischen Bereich alle Ruderalzonen, weil man da viel Gänsedisteln, Stachellattich und sowas alles findet, was auch im Alter viel für Kaninchen nutzbares Blattmaterial liefert.
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BeitragVerfasst am: 17.05.2017 19:05    Titel: Antworten mit Zitat

... das gilt übrigens nicht nur für Kaninchen, sondern auch für Degus. Wiese wird grundsätzlich nur bis Anfang Mai gerne gefressen, danach nimmt die Begeisterung für Gräser ab und man widmet sich hauptsächlich den Blüten (Wiesensalbei, Margeriten, diverse Labkräuter, Glockenblumen, Weißdorn usw).

Gras sichle ich momentan nur noch für die Winterlagerung.

Nach der ersten Mahd der Wiese, auf die ich hauptsächlich gehe, wirds nochmal interessant (die erste Mahd erfolgt dort erst Mitte Juni), aber spätestens ab Mitte Juli kann ich Wiesenfütterung dann komplett vergessen. Dann weiche ich wieder hauptsächlich auf das aus, was bei mir im Garten wächst (wieder Blüten, Blätter, Kräuter).
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BeitragVerfasst am: 20.05.2017 21:51    Titel: Re: Warum ist die Wiese nicht mehr so interessant? Antworten mit Zitat

Ja wenn das Gras nachwächst, dann wird es wieder interessant. Das Ganze ist dann abhängig von der Beweidung. An Stellen, an denen die Wildkaninchen das Gras kurz halten, bleibt es energiereicher und der Nährstoffgehalt bleibt besser. Unser Problem ist halt, dass die Kaninchen noch so kurzes Gras fressen können, das wir kaum ernten können, da es so kurz ist.

Dass Degus Blüten mögen, konnte ich auch beobachten, insbesondere die Glockenblumen waren äusserst begehrt. Laubkräuter waren ziemlich uninteressant, eher baba, Salbeiblüten fütterte ich wiederum, soweit ich mich erinnern kann, nie oder wenn dann als Beiprodukt. Wiesenmargeriten hatte ich wiederum kaum zur Verfügung, aber die Gänseblümchen waren durchaus beliebt, das Berufkraut dagegen etwas weniger, zumindest in grösseren Mengen nicht, Weissdorn mochten sie vorallem im Herbst, wenn er Früchte trug *g*. Aber Herbstastern waren auch sehr begehrt und Ringelblumen, welche auch eher Herbstblüten sind. Nachtkerzenblüten waren auch noch relativ beliebt, Malvenblüten teilweise auch. Ach, Löwenzahnblüten waren auch noch recht beliebt.
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