davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
|
Verfasst am: 10.06.2016 22:09 Titel: Giftpflanzen wieder einmal (Einführung) |
|
|
Huhu,
Zur Zeit beschäftigen mich wieder mal die Giftpflanzen, hier eine kleine Diskussion von Google Plus:
https://plus.google.com/+DegupediaDe/posts/ex5BjjM2UGa
Hier den Text nochmals:
Die Angaben zur letalen Dosis haben leider einen grossen Schönheitsfehler, da sie etwas implizieren, was so nicht ist: dass der Körper einer bestimmten Tierart eine feste Grenze hatte für eine giftige Substanz. Dazu muss man aber verstehen, wie der tierische Körper mit Giften umgeht, bzw. wie eine Vergiftung entsteht: grundsätzlich ist das tierische Körper vielen Giften ausgesetzt und verfügt dafür ein leistungsfähiges System an Entgiftungsmechanismen,hauptsächlich in Leber und Niere. Deren Verstoffwechslung und Entgiftungsleistung kann wiederum durch andere Substanzen beeinflusst werden. Zusätzlich spielt auch die Darmflora eine nicht unwichtige Rolle und ist, nebenbei bemerkt, der Grund, wieso man bei Tieren oft sagt, man solle das Futter nicht abrupt ändern, da es zu Verdauungsprobleme kommen könne. Gerade bei Weidegänger (Herbivoren) haben wir nun das Problem, dass sich diese Bakterienflora auch noch in den Entgiftungsprozess einklinkt und dazu führt, dass Giftpflanzen für wilde Weidetiere (Rehe, Kaninchen, verwilderte Ziegen usw.) in der Regel kein Problem sind. Der Bauer dagegen, der seine Viehherde nach langer Überwinterung auf eine Weide lässt, die mittlerweile stark von Giftpflanzen befallen wurde, hat das Problem, dass der Verdauungstrakt der Tiere sich nicht anpassen konnte und schon kleine Giftmengen starke Vergiftungssymptome hervorrufen können. Die körpereigene Entgiftung ist überfordert mit den plötzlich auftretenden Giftmengen, es treten Vergiftungssymptome auf. Wildtiere umgehen das Problem, dass sie neue, möglicherweise problematische Pflanzen anfänglich nur in kleinen Mengen fressen und dem Körper Zeit geben, sich anzupassen.
Bei den afrikanischen Akazien, an denen sich Giraffen tödlich vergiften können, sind Stress der Akazien (Trockenstress und Tierfrass), welche die Giftproduktion ankurbeln, und mangelnde Nahrungsquellenalternativen bei den Giraffen das Problem, denn solange die Vegetation üppig grünt, haben die Giraffen genug Nahrungsalternativen und die Akazien haben wenig Grund viel Energie in die Giftstoffproduktion zu setzen, da es billiger ist, abgefressen Zweige wieder nachwachsen zu lassen, solange genug Wasser vorhanden ist.
Für Vergiftungen gibt es also klare Umstände, die dazu führen, was auch zeigt, dass Giftpflanzen für Wildtiere (und bei guten Haltungsbedingungen auch bei pflanzenfressenden Haustieren) im Alltag kaum Probleme bereiten. Die Meerschweinchen wiederum wurden vermutlich einst von den Abfallhaufen der in den Anden lebenden Indios angelockt, was etwa vor 3000 bis 6000 Jahre seinen Anfang nahm. Da werden wohl neben den Abfallen von Kürbissen, Mais und hierzulande unbekannten südamerikanischen Gemüsesorten wohl auch jene der Kartoffeln dabei gewesen sein, zumal Kartoffeln ein wichtiges Grundnahrungsmittel waren und es heute noch sind.
Unter den Tierhaltern findet daher seit einiger Zeit ein gewisses Umdenken statt. Exemplarisch ein paar (ältere) Diskussionen aus unserem Forum:
Umgang mit Giftpflanzen bei Wiesenfütterung
http://www.degupedia.de/forum/viewtopic.php?t=3550&highlight=giftpflanzen
Giftigkeit von Eibe
http://www.degupedia.de/forum/viewtopic.php?t=2588&highlight=giftpflanzen
Zur Eibe muss ich aber noch anmerken, dass nicht nur die Literatur die tödlichr Giftigkeit der Eibe in Zweifel stellt, sondern auch handfeste Beobachtungen: Wer öfters mal in Norddeutschland Raum Hannover, Magdeburg und Umgebung unterwegs ist, dem empfehle ich einen Abstecher nach Braunschweig. Unweit vom Hauptbahnhof gibt es einen Park mit Wildkaninchen, den Viewegsgarten, und dort wachsen auch einige Eiben. Bemerkenswert ist nun, dass die Kaninchen nicht nur unter den Eiben wohnen, sondern dass einige Eiben bemerkenswerte Frassschäden zeigen, Verbiss an den Zweigen und Nagespuren an der Rinde, bzw auch teilweise abgeschälte Rinde.
Eine gut verständliche Einführung in das Thema bietet das Buch "Ökologische Biochemie" von Jeffrey Harborne:
http://www.buecher.de/shop/allgemeine-biochemie/oekologische-biochemie/harborne-jeffrey-b-/products_products/detail/prod_id/39301459/
Auch sehr informativ, aber anspruchsvollere Kost, ist zudem der Fachartikel von Freeland & Janzen, der hier etwas erläutert wird:
http://www.degupedia.de/forum/viewtopic.php?t=3507&highlight=giftpflanzen _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
|
|