davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 04.02.2015 20:25 Titel: VG und Frans de Waal (Wilde Diplomaten) |
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Huhu,
der Titel ist vielleicht etwas ungewöhnlich. Was hat Vergesellschaftung mit einem Affenbuch zu tun?
Ich habe mir vor einiger Zeit in einem Antiquariat das Buch von Frans de Waal "Wilde Diplomaten. Versöhnung und Entspannungspolitik bei Affen und Menschen" (Carl Hanser, München, 1991) angeschafft. Auf das Buch gestossen bin ich auf meiner Zoo-Reise letzten Herbst, als ich auf Infotafeln im Burger's Zoo in Arnhem davon las, also vom Buch sowie von dessen Autor. Meine ursprüngliche Motivation war die Affenforschung genauer unter die Lupe zu nehmen und die Zusammenhänge aufzudröseln und neue Quellen aufzuspüren. Ein Thema das mich dabei auch interessierte, was können Tiere, wozu sind sie fähig?
Das Besondere an de Waal und seinem Buch ist, dass er auf das Thema Konflikte eingeht und beim kurzen Reinschmökern, blieb ich gedanklich schnell beim Thema Vergesellschaftung hängen, das mir bei den von ihm erwähnten Themen in den Sinn kam:
De Waal schreibt von Krieg und Frieden bei den Affen und zieht unter anderem Parallelen zur internationalen Politik bei uns Menschen. Ein zentrales Thema bei ihm ist unter anderem die Versönung und wie mit den zerbrochenen Scherben umgegangen wird, wenn es halt doch mal zu Konflikten in Beziehungen gegangen wird, sprich wie beanspruchte Sozialkontakte, die durch Aggression und Konflikte beeinträchtigt wurden, wieder repariert werden. Nur schon der Umstand, dass man sich mal Gedanken macht, dass Konflikte dazu gehören, dass sie entstehen können und man sich auch versucht klarer zu werden, wie sie entstehen können, in dem Falle jetzt bei Affen, aber so manches wird wohl bei Degus oder anderen Nagern nicht so gross anders sein, finde ich sehr spannend und auch hilfreich. Denn es regt zum Nachdenken an und es hilft, dass man sich Gedanken macht, wie die Tiere ihre Situation wahrnehmen und kann uns wohl auch helfen, besser zu beobachten.
Und noch etwas finde ich sehr wertvoll, Konflikte kann man nicht vermeiden, im Gegenteil, tut man den Deckel drauf und deckt sie ab, damit man sie nicht mehr sieht, dann besteht die Gefahr, dass sie sich anstauen und irgendwann explodieren sie - unschöne Sache. Je nach dem kann aber Konfrontation auch helfen, um Stauungen abzubauen und aus einer festgefahrenen Situation wieder wegzukommen. Konflikte sind letztlich nicht einfach etwas Negatives, ein Makel oder ein Unding, das uns strafen will, sondern es ist erstens mal etwas natürliches, das nun mal entsteht und bei dem es wichtig ist, wie es verarbeitet wird von Tieren und Halter und wie der Umgang damit ist. Konflikte können auch gut sein, wenn zum Beispiel Tiere zeigen, dass es Probleme gibt, dass zwei Tiere nicht zusammen passen oder dass die Haltung nicht optimal ist und die Tiere gestresst sind, usw.
Ich finde, es sind gerade solche Bücher, die sehr wertvolle Anregungen geben können. Wenn jemand genau hinschaut und versucht die Tiere zu verstehen und darüber reflektiert. Es sind zwar Affen, um die es geht, aber die Gedanken dazu und wie diese Tiere mit Konflikten, Aggression usw. umgehen, das sind Themen, die sind nicht bloss auf Affen beschränkt. So manches Problem, so manches Muster ist beispielsweise auch bei manchen sozialen Nagern ein Thema und ein Vergleich ist daher gar nicht so abwegig. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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