davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 25.10.2013 22:20 Titel: Vivisektion um 1872: Früher Tierschutz |
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Huhu,
radikale Parolen, überzogene Forderungen, diffaminierung des Gegners und Verunsicherung der Bevölkerung... sind das neuartige und modische Erscheinungen von radikalen Strömungen, die sich selbst als Tierschützer oder Tierrechtler bezeichnen? (der Umgang mit den Begriffen Tierschutz und Tierrecht wird bekanntlich oft nicht so genau genommen, auch ist Tierschutz kein geschützter und genau definierter Bereich, dessen Auslegung daher auch stark abhängig von der Wahrnehmung)
Das Gegenteil ist der Fall, schon vor über 100 Jahren gab es eine emotionale und radikale Debatte, welcher im Namen des Tierschutzes geführt wurde. Sicher gab es auch damals gute Gründe, die damalige Haltung zu überdenken, andererseits wurden auch damals sachliche Argumente ignoriert. Insofern hat sich wohl nicht so viel geändert:
Zitat: |
Die Vivisektion
«Kampf der Vivisektion» lautet ein Mode-Schlagwort des Jahres 1872. Obgleich man bei weitem nicht mehr so sorglos viviseziert wie etwa zu Magendies Zeiten (1783 bis 1855), schlägt doch eine neuerliche Anti-Vivisektionswelle hoch.
Claude Bernard (1813-1878), der Magendie-Schüler und -Nachfolger trug Wesentliches auch zur experimentellen Pharmakologie bei. Er stellte fest, dasß Gifte nicht allgemein, sondern lokal angreifen und daß die Heilmittel genauso gezielt einwirken. Der Weg zu dieser wertvollen Erkenntnis hat ihn über den Tierversuch geführt. Nun ist er infamen Angriffen ausgesetzt. Er wird beschuldigt, gestohlene Schoßhündchen für seine Laboratoriumsexperimente zu verwenden. Für Bernards Gatting jedenfalls sind die Tierversuche Trennungsgrund. Fanatisierende Vivisektionsgegner wie beispielsweise Dr. Bigelow verbreiten Greueldarstellungen, die uns zwar im Wortlaut vorliegen, deren Wiedergabe wir aber um des guten Geschmackes willen vermeiden möchten. Die Öffentlichkeit indessen wird durch diese tendenziöse Propagandaschriften aufs tiefste erregt und beunruhigt. Institutionen und Gesellschaften zur Verhinderung der Vivisektion schießen wie Pilze aus dem Boden.
Pasteur bannt im Tierversuch die Tollwut. Auch er steht im Kreuzfeuer der emotionellen Angriffe. Lister verteidigt ihn mit aller Kraft: «Hätte Pasteur keine Tierversuche gemacht, so würde er das Mittel gegen Tollwut nicht gefunden haben.» Und Darwin sekundiert folgerichtig: «Werden nicht gerade die Tiere zuallererst von Pasteurs Werk profitieren?»
Quelle: S. 18, in: Rihner, Fred (1973): Medizin vor 100 Jahren. Werner Classen Verlag, Zürich, Stuttgart. 120 S.
| (Hervorhebungen von mir) _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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