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[Video] Kaninchen auf der Wiese (hkm)
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Brauner Bär & Familie
Süchtig


Anmeldungsdatum: 26.07.2010
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 26.09.2010 16:56    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn ich meine bescheidene Beitragsanzahl hier im Forum unbedingt zügig steigern wollte, würde ich Dir kurz antworten, Bella Donna
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 26.09.2010 18:48    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Verena,

Du bist ganz schön hartnäckig… Wink

Menschen könnten mit Heu und Wasser tatsächlich nicht überleben – bzw. nur eine begrenzte Zeit. Unser Organismus ist auf den Konsum rohfaserreicher Nahrung nicht ausgelegt. Auch wenn man in heutiger Zeit diesen Fakt gern ändern würde, ist es aber tatsächlich so, dass wir zu den Allesfressern gehören. Ein gewisser Ballast ist auch für uns in der Nahrung wichtig, aber der hat noch niedrigere Grenzen als für Kaninchen. Mittlerweile werden auch für Menschen bestimmte Krankheiten immer häufiger, die mit einem zu hohem Ballastanteil in der Nahrung zu tun haben, aber die Ursache wird selten erkannt. Beispiel:
http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/did=2258124/xo4az5/index.html

Das Problem am Thema „Rohfaser“, Cellulose“ und „Verdaulichkeit" ist, dass seit Jahrzehnten bestimmte Formulierungen in Veröffentlichungen von anderen übernommen und unüberprüft weitergereicht werden. Das geht bis hin zu Vorlesungsunterlagen an Universitäten. Die Doktorarbeiten haben in der Literaturauswahl fast identische Quellen und manchmal frage ich mich, ob diese tatsächlich gelesen wurden oder einfach nur der eingedampfte Inhalt (Zusammenfassung) aus einer früheren Arbeit übernommen wurde. Ich habe in den letzten Jahren auch diese Quellen gelesen und zusätzlich viele andere. Außerdem habe ich unsere Tiere, die von Bekannten und die, über die mir in Zuschriften berichtet wird und deren Gesundheit am Ende ist. Manche Tiere sind so versaut, dass sie tatsächlich nur noch Heu und Wasser bekommen, weil dem Halter schon Schweißperlen auf der Stirn stehen, wenn er 10g Möhre hinlegen soll.

Das ist aus einer Veröffentlichung von Cheeke aus dem Jahr 1983:
Cheeke (1983) hat Folgendes geschrieben:
Rabbits, along with horses and guinea pigs, are examples of the third animal type, the nonruminant herbivores. These animals have an enlarged hind-gut (cecum and colon) which is a site of bacterial fermentation of fiber. One of the interesting facts about rabbits is that their ability to digest fiber is poor. For many years, it was commonly assumed that rabbits could digest fiber well because they are herbivorous and readily eat fibrous feeds such as alfalfa, clover, grass, etc. However, studies of fiber digestibility indicate that rabbits have a very poor ability to digest fiber. The reason for this appears to be that the digestive tract of the rabbit is adapted to the utilization of fibrous feeds but not to use of fiber itself. In essence, rabbits get rid of fiber as rapidly as possible, and retain the non-fiber components for digestion. Alfalfa is 20-25% fiber, which means that it is 75-80% non-fiber components. The digestive strategy of the rabbit is to ignore the fiber, and concentrate on the 75-80% non-fiber fraction. The rabbit hindgut is able to selectively excrete large fiber particles in the feces, and retain solubles and small particle sizes in the cecum for fermentation. Examination of fecal pellets of rabbits indicates that they are composed primarily of undigested fiber. The handling of fiber in the rabbit digestive tract is illustrated in the following diagram.


Es gibt auch noch andere Quellen, in denen darauf verwiesen wird, dass wohl allein aus der Tatsache, dass Kaninchen große Mengen Nahrung mit einem hohen Gehalt an Rohfaser fressen, angenommen wird, dass diese auch von ihnen verdaut wird. Es wird genauso so oft darauf hingewiesen, dass das eben nicht der Fall ist – genauso oft, wie dieser Hinweis beharrlich ignoriert wird. Die Kenntnis, dass Kaninchen schlechte Faser-(Cellulose-)Verdauer sind, ist schon sehr alt – und nach wie vor aktuell, weil sich das Verdauungssystem nicht ändert.

Warum fressen Kaninchen eigentlich soviel? Ein Grund ist das Wasser, also der geringe Trockensubstanzgehalt, ein zweiter, dass dieser geringe TS-Gehalt auch noch viel Rohfaser beinhaltet. Für Wiederkäuer ist das kein Problem, sie haben mehrere Mägen, während das Kaninchen nur über einen verfügt (Monogastrier). Außerdem steht ihm nur wenig Zeit zur Verfügung, aus der Nahrung die benötigten Nährstoffe zu ziehen. Es nimmt also nur zwangsläufig die rohfaserhaltige Nahrung auf und versucht, diese effektiv zu verwerten. Den Mechanismus dafür hat Ruckebusch entdeckt und bereits 1973 beschrieben. Auch Cheeke schreibt darüber und formuliert es recht treffend: das Kaninchen ist bestrebt, die Faser zu ignorieren und sich auf die 75-80% Nichtfaser-Fraktion zu konzentrieren. Das geschieht mit Hilfe des bereits erwähnten „Fusus coli“. Der trennt die Faser von den leicht verdaulichen Bestandteilen, die im Blinddarm weiterverarbeitet werden, während die Faser zügig ausgeschieden wird. Darüber gibt es mittlerweile zig Veröffentlichungen, aber wenn man immer nur die gleichen Quellen liest und weitergibt, übersieht man schon mal die wichtigen. Leider gibt es die wirklich guten Arbeiten nur in Englisch, was vielleicht auch noch ein Hindernis darstellt.

Jetzt könnte man hergehen und sagen: ok, lassen wir im Industriefutter halt die Faser weg, wenn sie sowieso nicht gebraucht wird. Tatsächlich ist auch der Rohfasergehalt im Industriefutter über die Hälfte niedriger als in der natürlichen Nahrung (in der Trockensubstanz). Tatsächlich haben aber auch die meisten, der mit diesem Zeug ernährten Tiere, ein massives Problem. Der Grund ist die fehlende Peristaltik, auch Darmmotilität genannt. Da die Verdauungsorgane nur schwach bemuskelt sind, sind sie auf Nachschub und Ballast angewiesen, der den gesamten Verdauungsvorgang in Schwung hält. Im Fall von zu wenig Rohfaser kommt es zur so genannten Hypomotilität, d. h. zu einer verminderten Bewegungsfähigkeit oder Beweglichkeit des Darms und die verdaulichen Bestandteile der Nahrung bleiben zu lange im Blinddarm. Die Folgen davon nennt man Enterotoxämie/ hämorrhagische Blinddarmentzündung (Vergiftungen durch im Darm entstehende Gifte von Clostridium perfringens) auch Enterokolitis genannt.

Jetzt sind ja die Industriefutterleute nicht dumm. Man erhöht einfach den Faseranteil in der Nahrung und schon ist alles paletti. Denken sie. Aber was passiert? Jetzt bewegt man sich an die andere Grenze der sowieso schon engen Gasse, die durch das fehlende Wasser geschaffen wurde. Die Tiere müssen jetzt nämlich wegen des höheren Ballastanteils in der Nahrung mehr fressen, weil sie ja versuchen, den Nährstoff- und Energiegehalt auf einem konstanten Niveau zu halten. Ist der Anteil an trockener Nahrung aber sehr hoch, bewegt sie sich auch nur langsam durch den Verdauungstrakt, weil die „Kraft“ nicht ausreicht, sie durchzuschieben. Aus der Nahrung wird ja auch noch das letzte bisschen Flüssigkeit gesogen, die der Körper braucht. Der schlimmste Fall ist der Stillstand des Nahrungsbreis, die Folgen davon nennt man auch Enterotoxämie/Enterocolitis. Ja, ich wiederhole mich. Der Darm ist praktisch „gelähmt“ und die eigentlich nur passant vorkommenden schädlichen Bakterien vermehren sich in fröhlicher Runde, weil jetzt auch der pH-Wert steigt und das Klima für sie immer besser wird. Ballermann im Blinddarm sozusagen.

Und weißt Du was? Auch das wissen mittlerweile die Industriefutterleute. Sie wissen sogar ziemlich genau, ab welchem Rohfasergehalt das in Pellets passiert: nämlich ab ca. 22%. Normalerweise sind Kaninchen in der Lage, sehr große Rohfasergehaltsschwankungen zu tolerieren – in der natürlichen Nahrung. Dadurch, dass das Wasser entfernt wurde, hat man nur noch einen Spielraum zwischen 10 – 20%. Es entscheiden also 10% über Gut und Böse, aber da noch die Qualität der Rohfaser einen großen Einfluss hat, wird der Spielraum noch enger.

Die obere Grenze von 22% wurde auch von Cheeke und Mitarbeitern gezogen, und zwar deshalb:
Cheeke (1983) hat Folgendes geschrieben:
For some time the OSU Rabbit Research Center has been suggesting higher fiber levels to combat enterotoxemia, one of the many causes of enteritis in rabbits. We have recently become aware of some interesting field cases of mucoid enteritis. Both does and fryers begin going off feed, develop a gelatinous type stool, begin drinking large quantities of water and grind their teeth. These rabbits die in a few days. A post mortem examination has been conducted on several rabbits from these cases and most have a blockage in the digestive tract. Detailed questioning of the owners of these rabbits has yielded some common information. Either the rabbits have been on diets that are very high in fiber (22% and greater) or they are at a moderate fiber level (15-20%) and are supplemented with hay, straw or some other fibrous material. This information has led us to speculate on the possibility of an upper limit for fiber in rabbit diets. A number of feeding trials have been designed to answer this question. As the results of this research becomes available, it will be published in the Journal. However, because research takes a great deal of time, rabbit raisers should begin immediately to examine the fiber level in their rabbit diet formulation if a true mucoid enteritis outbreak occurs.

(Nur am Rande: Heu hat Rohfasergehalte von 20-35% - in der Frischesubstanz!!!)

Also: bereits seit 1981 ist bekannt, was hohe Rohfasergehalte in der trockenen Nahrung von Kaninchen bewirken können. Hier fällt auch bereits der Begriff „Mukoide Enteritis“. Darüber hatte ich mich mal mit Dr. Rossi unterhalten. „Geforscht“ wird derzeit aber nur nach einem Impfstoff – die Ursachen werden äußerst schwammig formuliert und natürlich ist man sich uneinig.

Das ist jetzt „nur“ das, was trockene Nahrung im Kaninchen bewirkt. Da sind also die Nähr- und Wirkstoffe noch gar nicht berücksichtigt. Teilweise hatte ich das aber schon beschrieben. Heu ist im Prinzip wie Pellets ein Trockenfutter, „nur“ mit einem geringeren Energie- und Nährstoff-, aber einem wesentlich höheren Rohfasergehalt.

Im Prinzip lässt sich das Dilemma Rohfaser/Wasser folgendermaßen darstellen:

Trockenfutter < frische Gräser/Kräuter > Heu

In der Mitte ist das Ideal, links und rechts befinden sich die Alternativen. Je weiter man sich von der Mitte entfernt, umso kritischer wird das Futtermittel. Ganz simpel.

Jetzt habe ich mal Fragen an Dich, nachdem ich so viel geschrieben habe:
1. Warum wundert man sich heute eigentlich über Krankheiten wie Enterocilitis bzw. Mukoide Enteritis (ME), wenn Tiere mit Heu als Hauptfutter und Industrietrockenfutter ernährt werden?
2. Warum gibt es diese Krankheiten bei Wildkaninchen nicht?
3. Warum weiß eine promovierte Tierärztin nichts davon? (Zur Erinnerung: ich hatte Ihr angeboten, die Quellen zu schicken – sie hätte sich noch nicht einmal um die Beschaffung kümmern müssen!)
4. Wenn man der Meinung ist, nur Heu und Wasser wäre gut für Kaninchen – wie will man dann Krankheiten behandeln, die genau deswegen entstehen?

Für den Menschen treffen die beschriebenen Vorgänge in ähnlicher Weise zu, nur dass der Rohfaser so gut wie gar nicht verdauen kann. Aber was Darmmotilität und die Notwendigkeit eines Mindestballastgehaltes sowie eine obere Grenze dafür angeht, ist es vergleichbar.

Ein wichtiger Punkt für Fr. Dr. Drescher ist der Blinddarmkot. Dessen Bedeutung für das Kaninchen ist bis heute noch nicht geklärt. Im Ernst. Man vermutet zwar, dass er zur Unterstützung der Verdauung dient sowie für Proteine, Fettsäuren und Vitamine sorgt. Für die Zeit, in der dem Kaninchen keine oder nur beschränkt Nahrung zur Verfügung steht, mag das zutreffen. Interessant ist aber zum Beispiel der Umstand, dass keimfrei gehaltene Kaninchen den Blinddarmkot nicht fressen. Warum, weiß man nicht. Eine eigenständige Versorgung mit Vitaminen der B-Reihe leitet man allein aus der Tatsache ab, dass im Kot von Kaninchen, die kein Vitamin B erhalten, trotzdem sogar höhere Mengen nachweisbar sind. Das heißt für mich nichts weiter, als dass es dieses Vitamin synthetisiert. Langzeituntersuchungen gibt es aber nicht.
Boback (1970) hat Folgendes geschrieben:
Besonders gierig nach dem Vitaminkot ist das Kaninchen im Winter, während im Sommer der Bedarf geringer ist, wenn durch Futter eine ausreichende Vitaminversorgung erfolgt.


Die Fettsäuren können einen Energiebeitrag von 10 – 30% liefern. Dr. Drescher leitet daraus wohl ab, das Kaninchen ein kleines Kernkraftwerk sind, denn sie schlägt 30% auf 100% drauf. Sie kennt offenbar den Umstand nicht, dass (über-)ausreichend versorgte Tiere ihren Blinddarmkot schon mal liegenlassen. Der Energiebeitrag aus den Fettsäuren ergänzt einen Mangel und ist nicht der Luxus einer Überversorgung. Wenn der Blinddarmkot ein Kaninchen angeblich so effizient „ernähren“ kann, warum sterben dann aber Wildkaninchen auch an Nährstoff- und Energiemangel?

Das Überleben von Kaninchen in vermeintlich „furztrockenen“ Gegenden ist ein beliebter Punkt der Heu-Fraktion. Der kommt früher oder später immer in’s Spiel Wink Ich werde das in Kürze mal auf meiner HP darstellen, damit ich es nicht immer wiederholen muss.

Flüssigkeitsverluste gleicht das Kaninchen vor allem in heißen Gegenden durch den Aufenthalt in Erdbauen aus. In wirklich extrem unwirtlichen Gegenden kommen Wildkaninchen gar nicht vor – in Australien gibt es sie nördlich des Wendekreises des Steinbocks so gut wie gar nicht. Grünpflanzen haben, solange sie im Erdreich verwurzelt sind, immer einen hohen Wassergehalt. Man sieht Wildkaninchen selten trinken, eben weil der Wassergehalt grüner Pflanzen sehr hoch ist. Deshalb nahm man auch lange Zeit an, sie benötigen kein zusätzliches Wasser. Selbst Rinde von Sträuchern und Bäumen hat einen Wassergehalt von ca. 50% - auch, wenn man’s nicht glauben mag. Kann man aber bei „Tierernährern“ nachlesen, wenn man die Zeit dafür hat. Auch in Spanien kommen Kaninchen nur dort vor, wo sie genügend Nahrung zum Überleben finden. Murx hat sich ja dazu schon geäußert

Wenn man Gräser als relativ nährstoffarm bezeichnet, muss man erst einmal klären, auf was sich das bezieht, denn im Vergleich zu Heu sind sie ganz klar nährstoffreicher. Die Zuchtgräser liefern den Kaninchen die gleichen Nährstoffe wie Wildgräser, aber im Gepäck haben sie halt zusätzlich etwas, was sie widerstandsfähiger macht - und Kaninchen krank. Riesenkaninchen nur mit Wiese zu ernähren und damit gesund zu erhalten, halte ich persönlich für schwierig bis unmöglich. Zuchtrassen haben oft einen Nachteil gegenüber ihren wilden Verwandten – in diesem Fall ist das gesamte Verdauungssystem nicht im selben Verhältnis zu Körpergröße mit gewachsen. Hier fehlen mir aber eigene Erfahrungen, weil wir nie Riesen hatten.

Du willst Dich mit einem Dritten über das Thema unterhalten? Das wird schwierig. Die Grundlagen sind einigen natürlich bekannt. Aber die Schlussfolgerungen werden zum Teil recht abenteuerlich. Siehe auch Prof. Dr. Hoy. Wink Der Grund dafür ist recht einfach: die meisten, die sich mit so etwas auskennen, arbeiten für Futtermittelhersteller oder sind diesen über Gelder, die für bestimmte Arbeiten bereitgestellt werden, verbunden. Zum Teil werden aber den Leuten schon im Studium die Hirne vernebelt. Dort ist das Kaninchen tatsächlich immer noch ein Rohfaserverdauer…

herzliche Grüße,
Andreas
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 26.09.2010 23:33    Titel: Re: [Video] Kaninchen auf der Wiese (hkm) Antworten mit Zitat

Kurzer Einwurf meinerseits (ich muss allerdings gestehen nicht alles gelesen zu haben).

Zitat:

Wir Menschen könnten mit Heu und Wasser nicht überleben, oder? Weil wir nicht in der Lage sind, Cellulose in Zucker aufspalten.

Die Zellulose wird nicht von körpereigenen Enzymen gesplalten, sondern von Mikroorganismen und das braucht Zeit. Das gilt für Mensch wie auch Kaninchen. Inwiefern wir die aufgespaltene Zellulose verwerten können ist mir nicht bekannt. Es gäbe nämlich auch für uns die Möglichkeit dass durch den Abbau zu kurzkettigen Fettsäuren, welche als eines der wenigen Verdauungsprodukte noch im Dickdarm aufgenommen werden kann, wir diese verwerten könnten. Kaninchen können dies. Allerdings haben die Kaninchen ein anderes Problem: Die schnelle Darmpassage, welche eine kurze Verweildauer im Darm erfordert. Alles was nicht klein genug ist, dass es platzsparend im Blinddarm parkiert werden kann, wird unverdaut ausgeschieden. Sprich die meisten Rohfasern kann das Kaninchen nicht verdauen, weil es sich einfach nicht lohnt. Ein kleiner Teil wird durch Kauen und mechanische Bewegungen zerkleinert so dass die kleinen Teile davon vom Trennungsmechanismus im Dickdarm zurückgehalten werden.
Falls dich das Thema interessiert, ich hätte noch einen Text zum Thema mit Quellen, den ich vor ein paar Jahren erarbeitete.
Ich hatte damals ziemlich tief in der Literatur gewühlt deswegen.

Zitat:

Kaninchen können das und beschaffen sich so selbst aus völlig ausgedörrtem Zeug, teils aus Steppengräsern und furztrockenen Bodendeckern anscheinend immer noch genügend Mineralstoffe, ätherische Öle und wer weiss was. Wasser liefert der Morgentau. Oder wie überleben die zierlichen Wildkaninchen auf der iberischen Halbinsel oder in Australien in Gegenden, wo saftiges, fettes Wiesengrün und Bäume gar nicht vorhanden sind?

Selbst in der Wildnis ist nicht alles einfach völlig ausgedörrt. Ich habe mich zwar nicht im Detail mit Australien oder Spanien auseinandergesetzt, aber mit den Trockengebiete Chiles, konktret mit der Peruanischchilenischen Küstenwüste, die Atacama und die anschliessenden Steppengebiete. Das Problem ist auch hier, wird es zu trocken fehlen geeignete Nahrungsquellen und nicht selten auch das Wasser. Die Tiere werden da nicht die benötigten Ressourcen zum dauerhaften Überleben finden.
Und wo die Bedingungen besser sind, hast du auch Cacti und Pflanzen, welche dem Klima trotzen. In Chile hast du während der Regenzeit üppige Kräuterfluren, die langsam austrocknen. Während der Trockenzeit sind es immergrüne Hartlaubsträucher, welche Nahrung bieten oder auch Speicherfrüchte (sogenannte Geophyten) können Wasser konservieren und bieten unter Umständen selbst bei schlechten Jahreszeiten frisches Grün. Natürlich wird während dieser Notzeit mehr Getrocknetes aufgenommen, aber das ist eigentlich nicht gross was anderes als die Winterzeit bei uns. Das Futterangebot nimmt massiv an Qualität und Vielfalt ab.

edit:
Ach ja in Chile gibts übrigens auch Wildkaninchen. Sie sind allerdings nicht so gut erforscht hier. Ich hab aber auch ein paar Studien zum Thema irgendwo noch rumliegen...
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Brauner Bär & Familie
Süchtig


Anmeldungsdatum: 26.07.2010
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 27.09.2010 00:04    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist unglaublich, Andreas! Könntest Du mir bitte die Quellenangaben und die Studie schicken, David. Danke.

Zuletzt bearbeitet von Brauner Bär & Familie am 20.04.2011 15:10, insgesamt einmal bearbeitet
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 27.09.2010 17:28    Titel: Antworten mit Zitat

Nee, Verena - weißt Du, was wirklich unglaublich ist?

Das 1997 in Frankreich "plötzlich" eine Seuche vom Himmel fällt, die "Enterocolitis" genannt wird und die die gleichen Symptome zeigt, wie sie von Cheeke schon 15 Jahre vorher beschrieben wurden.

Das ist unglaublich!

Very Happy

PS: Quellen sind 'raus.
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 27.09.2010 23:40    Titel: Re: [Video] Kaninchen auf der Wiese (hkm) Antworten mit Zitat

Andreas hast du ihr mein Text mit den Quellenangaben geschickt (Kotfressen Hasentiere)? Ich hätte ihn zur Zeit nicht griffbereit und hochgeladen ist er leider auch nicht mehr.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 28.09.2010 10:07    Titel: Re: [Video] Kaninchen auf der Wiese (hkm) Antworten mit Zitat

Zitat:
Das 1997 in Frankreich "plötzlich" eine Seuche vom Himmel fällt, die "Enterocolitis" genannt wird und die die gleichen Symptome zeigt, wie sie von Cheeke schon 15 Jahre vorher beschrieben wurden.

Das ist doch absolut normal und in jedem Bereich sichtbar ... Sad

Es gibt keine neuen Krankheiten - aber es gibt ne Menge haltungsbedingter und futterbedingter Krankheiten, die alle schonmal beschrieben wurden, teilweise sogar jahrhunderte vorher - mit Grund, nur die biochemische Aufdröselung fehlte natürlich ...
Heute gibts dafür nen neuen, hübschen Namen und nen neuen hübschen Impfstoff und alles ist paletti, an der Haltung und Fütterung braucht man auf die Art nix zu ändern, weil geht ja eh nicht, ihr wißt ja, Unternehmensführung und Gewinnmaximierung und so. Schließlich ist es nunmal absolut notwendig, die pro Großvieheinheit gebrauchten 1,2ha für die Futtergewinnung outzusourcen, damit wir hier noch mehr Viecher auf noch weniger Platz stapeln können ...
Manchmal, wenn ich mich mit alten Leuten, die kurz nach dem zweiten Weltkrieg Tiere gehalten hatten oder über deren Eltern, welche Tiere gehalten hatten, rede, wird mir echt schlecht, was diese Leute noch als Selbstverständlichkeit wußten, über das man nicht mal schreiben brauchte, einfach weil es so selbstverständlich war wie das tägliche Aufstehen! Und heute ist das alles plötzlich keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern die Auswirkungen, daß man die Tiere nicht mehr so hält, wie damals, sind ansteckende Seuchen mit hochtrabenden Namen, die mit aller Macht mit Impfstoffen und Medikamenten behandelt werden müssen!
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"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

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Luder
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Anmeldungsdatum: 29.06.2009
Beiträge: 365

BeitragVerfasst am: 28.09.2010 11:16    Titel: Re: [Video] Kaninchen auf der Wiese (hkm) Antworten mit Zitat

Dazu fällt mir ein das mir letztens ein alter Mann über den Weg lief als ich pflückte. Er fragte mich ob ich das etwas für Kaninchen pflücken würde. Als ich das bejahte staunte er. Er meinte, früher hätten sie das immer so gemacht aber ihm wurde erst kürzlich erzählt das man das heute nicht mehr mache, da viel zu viel giftige Sachen dabei wären.

Ihn hatte schon gewundert das die Tiere früher das wohl vertrugen aber er schob es auf Überzüchtung usw. weil das wohl auch als Erklärung kam.

Er meinte auch, früher hätten sie nie was aussortiert sondern den kompletten Haufen verfüttert und es wären nie Tiere davon gestorben.
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Das Problem vieler Hunde ist die konsequente Inkonsequenz ihrer Halter.
Oliver Jobes, (*1966)
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Brauner Bär & Familie
Süchtig


Anmeldungsdatum: 26.07.2010
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 30.09.2010 12:39    Titel: Antworten mit Zitat

vom Autor gelöscht

Zuletzt bearbeitet von Brauner Bär & Familie am 20.04.2011 15:08, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Brauner Bär & Familie
Süchtig


Anmeldungsdatum: 26.07.2010
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 26.10.2010 12:05    Titel: Antworten mit Zitat

vom Autor gelöscht

Zuletzt bearbeitet von Brauner Bär & Familie am 20.04.2011 15:03, insgesamt einmal bearbeitet
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 26.10.2010 15:46    Titel: Re: [Video] Kaninchen auf der Wiese (hkm) Antworten mit Zitat

Ich bezweifel, daß da ne Antwort kommt ... Very Happy
Professoren mögen es überhaupt nicht, wenn ihre Kompetenz in Frage gestellt wird und ihre sich selbst rechtfertigende wissenschaftliche Arbeit angezweifelt wird - und sollte dann auch noch der Sold ins Spiel kommen ... au weih!
Na da sind sie ja dann ganz und gar eingeschnappt Laughing
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