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Fundstück: "Deguzuchtauflösung"

 
   Degupedia-Forum » Stachelschweinverwandte (Hystricognatha) » Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 06.12.2009 02:12    Titel: Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Antworten mit Zitat

Kurz und knapp:

"Hallo möchte meine Deguzucht aufgeben. Habe zehn Degus aus den Jahen 2007, 2008 und 2009 abzugen. Die Tiere sind handzahm. Günstig abzugeben.
Nicht als Reptilienfutter !!"


Quelle: http://www.tiere-kleinanzeigen.com/detail.php?LNr=37412

bei 10 Tieren wohl nicht gerade die grosse Zucht.

edit: ich hätte noch ein altes Beispiel aus der Zeitschrift "Science", in der eine Deguzuchtauflösung beschrieben wird. Dort sind es aber glaubs 200 Tiere, teils Inzuchtlinien bis in die 4. Generation, aufgebaut für Labortierhaltung (med. Zwecke). Bei Gelegenheit will ich das mal herauskramen.
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Vanessa87
Ökomöke


Anmeldungsdatum: 12.01.2008
Beiträge: 1474
Wohnort: D - Leverkusen

BeitragVerfasst am: 06.12.2009 13:37    Titel: Re: Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Antworten mit Zitat

Naja ob das wirklich ne Zucht oder eher ne Hobbyvermehrung auf süß und niedlich war? Wink
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Robert Lembke
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 07.12.2009 20:40    Titel: Re: Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Antworten mit Zitat

Ja, was heisst schon Zucht? Und was ist Vermehrung? Wink
Hier wird nach irgendwelchen Kriterien im kleinen Stile ausgesucht, andernorts die Random-Zucht im grossen Stile inklusive Inzuchtlinien... es gibt da schon krasse Unterschiede, aber nur schon wer unterscheiden möchte, Zucht = gezielte Auswahl, seriös und Vermehrung = random, unseriös... das greift doch zu kurz.

Ich denke solche Fundstücke wie oben sind interessante Barometer, da sie die Spitze des Eisbergs der Deguvermehrung/zucht zeigen. Offiziell findet man zwar kaum grössere Infos, nicht zuletzt da in den grossen Foren dazu kein Platz gewährt wird, aber wegdiskutieren kann man es ebenfalls nicht. Daher halte ich die Augen offen und finde es spannend, sowas festhalten zu können.
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 07.12.2009 20:59    Titel: Re: Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Antworten mit Zitat

Wie versprochen, hier wäre noch der Text von der Deguzucht, es sind allerdings 300 Tiere, nicht 200 wie ich anfänglich behauptet hatte:

Zitat:

Degu Colony Available
We have developed a breeding colony of the Chilean hystricognathous rodent Octodon degus for biomedical research. The degu is a rat-sized rodent related to the guinea pig; it is easily maintained and handled in the laboratory and breeds readily. The gestation period is 90 days, and the mean litter size is six pups. The degu has two thymus glands and often develops cataracts.
Approximately 300 production animals are maintained as a closed, random-breeded colony. In addition, we have established an inbreeding program and maintain a foundation colony of some 200 animals produced by strict sibling matings. Some lines in the inbreeding program have reached the fourth generation. All animals are pedigreed.
The Animal Resources Branch of the National Institutes of Helat has elected to terminate support for the colony, and we are anxious to distribute these animals to interested investigators before the colony is destroyed. There is no charge for the animals, but we ask recipients to pay for shipment.

Quelle: Boraker, D.K. (1976): Degu Colony Available. Science 192: 322.


Fremdwörter/Fachbegriffe:
hystricognathous, kommt von hystricognahta/hystricognathi und bezeichnet vereinfacht gesagt Stachelschweinverwandte (zu denen die Degus zählen), man könnte es als in etwa mit "stachelschweinverwandt" übersetzen. Genau genommen müsste man hystricognatha bzw. hystricognathi und hystricomorpha unterscheiden, welche sich auf unterschiedliche Merkmale des Schädels bzw. dessen Kaumusel beziehen, was aber den Rahmen sprengen würde.
breed=Zucht
gestation period=Tragzeit
mean litter size=durchschnittliche Wurfsgrösse
pups=Junge
thymus glands=Thymus-Drüsen

to maintain=halten
random-breeded colony=Zufallszucht/Randomzucht (vgl. Inzucht-Artikel von Rodent-Info)
inbreeding=Inzucht
foundation colony=Gründungerkolonie
sibling matings=Geschwisterverpaarungen
pedigree=Stammbaum, sprich im Zusammenhang des Textes bedeutet das, sie haben einen Stammbaum.

charge=Gebühr (gemeint Kosten, die für die Degus verlangt werden)
shipment=Versand

Kurzfassung:
Einleitend wird kurz der Degu erklärt als rattengrosser Stachelschweinverwandter, der mit dem Meerschweinchen verwandt sei. Kurze Angaben zu Zucht und Anatomie.
Dann wird die Zucht beschrieben, bestehend aus 300 Zuchttieren, welche als geschlossene Randomzucht vermehrt werden. Die Zucht erfolgt durch strikte Geschwisterverpaarungen und alle Degus haben Stammbaum (sprich einen Nachweis, woher sie kommen).
Diese Zucht muss leider aufgelöst werden, da die Forschungsgelder für den weiteren Betrieb dieser Zucht gestrichen wurden. Die Tiere werden daher gratis abgegeben. Die Abnehmer sind aber gebeten die Versandkosten zu übernehmen.
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Torben
Süchtig


Anmeldungsdatum: 13.08.2009
Beiträge: 85

BeitragVerfasst am: 09.12.2009 14:03    Titel: Re: Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Antworten mit Zitat

davX hat Folgendes geschrieben:
Ja, was heisst schon Zucht? Und was ist Vermehrung? Wink
Hier wird nach irgendwelchen Kriterien im kleinen Stile ausgesucht, andernorts die Random-Zucht im grossen Stile inklusive Inzuchtlinien... es gibt da schon krasse Unterschiede, aber nur schon wer unterscheiden möchte, Zucht = gezielte Auswahl, seriös und Vermehrung = random, unseriös... das greift doch zu kurz.

Das sehe ich auch so. Leider sind die Begriffe Zucht und Vermehrung im Heimtierbereich anscheinend genau so definiert. Dabei ist die eigentliche Unterscheidung relativ einfach und sagt nichts über die Seriösität aus. Bei der Zucht geht es um die gezielte genetische Veränderung, bei der Vermehrung darum, aus wenigen Tieren (wahlweise gezielt) mehr Tiere zu machen. Hobby„zuchten“ haben meist beides als Ziel, erfüllen jedoch in der Regel nur letzteres.

Es geht übrigens um 500 Degus. Bei den genannten 200 Degus handelt es sich wohl um den Beginn einer Zucht. Bei den 300 Degus geht es dagegen um eine Kolonie, die der Vermehrung dient („production animals“). In der Tierzuchtlehre gilt die Zufallspaarung nicht als Zucht. Als wesentliche Voraussetzung für ein Hardy-Weinberg-Gleichgewicht kann sie vielmehr zu einer als ungezüchtet geltenden Population führen. Offensichtlich war man neben Inzuchtlinien auch daran interessiert, eine große Anzahl von Degus möglichst original zu erhalten.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 09.12.2009 22:23    Titel: Re: Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Antworten mit Zitat

Wenn wenigstens tatsächlich Hobbyzuchten nur eine Vermehrung wäre, dann wär ja nix gegen zu sagen ... aber wenn das Zuchtergebnis sich deutlich von den Ausgangstieren unterscheidet, hat ganz klar eine Zucht stattgefunden - nur leider entspricht das Zuchtprodukt selten den hehren Zuchtzielen ...

Um es mal auf deutsch zu sagen, es gibt leider nur allzuviele Hobbyzuchten, welche es schaffen, selbst aus dem gesündesten Tierstamm noch kränkliche Monster zu züchten. Die sog. Kinderzimmerzuchten schneiden da gar nicht mal so schlecht ab, das sind nämlich wiederum mehr oder weniger reine Vermehrungen, bei denen die Tochtergenerationen etwa dem Gesundheitszustand und Aussehen der Elterngeneration entspricht.
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atropa belladonna
Freak


Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 10.12.2009 00:17    Titel: Re: Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Antworten mit Zitat

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Die sog. Kinderzimmerzuchten schneiden da gar nicht mal so schlecht ab, das sind nämlich wiederum mehr oder weniger reine Vermehrungen, bei denen die Tochtergenerationen etwa dem Gesundheitszustand und Aussehen der Elterngeneration entspricht.


Lass das mal nicht die falschen Leute lesen Confused [auch wenn Du möglicherweise tendenziell recht hast, so könnte dieses Statement von gewissen Personen durchaus falsch verstanden und umgesetzt werden. Nun, ich denke, Du weißt, wie ich das meine]
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Torben
Süchtig


Anmeldungsdatum: 13.08.2009
Beiträge: 85

BeitragVerfasst am: 10.12.2009 01:12    Titel: Antworten mit Zitat

@ Murx

Bei Deinem Beispiel handelt es sich eindeutig nicht um eine Zucht. Dafür fehlt die gezielte Veränderung. Bei einer Zucht kann es zwar auch zu Rückschritten kommen, die fließen jedoch nicht in das Ergebnis ein. Wenn sich gar kein Zuchtfortschritt einstellt, dann wird eine Zucht abgebrochen. Erst, wenn die Tiere trotzdem zwecks Haltung als Heimtier vermehrt werden, ergibt sich ein Problem. Das würde übrigens auf Tiere, denen absichtlich Anfälligkeiten für bestimmte Krankheiten angezüchtet werden, ebenso zutreffen.

Die Vermehrung der falschen Tiere ist das, was sich letztlich negativ auf den Heimtierbestand auswirkt. Vermehrung schließt nun wirklich nicht aus, dass die Tiere ausgewählt werden. Denk doch auch nur an die ganzen Leute, die Tiere mit bestimmten Farben vermehren. Da könnte die Verpaarung im Kinderzimmer tatsächlich die Art der Vermehrung sein, bei der im Schnitt am wenigsten Schaden angerichtet wird, weil sie der Zufallsverpaarung am nächsten kommt.
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 13.12.2009 00:05    Titel: Re: Fundstück: "Deguzuchtauflösung" Antworten mit Zitat

Ja, mit den 500 hast du in der Tat recht. Ich hatte das nicht mehr so genau durchgelesen, nachdem ich das vor längerer Zeit mal anderswo abgetippt und eingestellt hatte. Daher wohl auch die Unsicherheit wegen den 200 und 300 Tiere, weil beides steht ja im Text. Die 300 sind die Random-"Zucht" und die 200 die Inzuchtlinien. Diese beiden Zuchtprogramme (um das mal so salopp auszudrücken) liefen offenbar damals nebeneinander her. Bei den Inzuchten erreichten damals einige Tiere schon die vierte Generation... die Zucht stand wohl noch am Anfang.

Wenn ich mir das so überlege, dürften vermutlich die Zuchtlinien in den Labs in Chile vermutlich ähnlich aufgebaut sein und ich gehe davon aus, dass die wahrscheinlich über viele Jahrzehnte nun funktionieren und wir möglicherweise da sogar richtig etablierte Inzuchtlinien haben. Schon damals in den 1960er Jahre, als aus jenen Kreisen welche ans Wellcome Institute nach London kamen und von Barbara Weir untersucht wurden, gab es schon Indizien, die später zu Vermutungen führten, dass die Tiere aus etablierten Inzuchtlinien stammen könnten.

Übrigens kann die Zucht einen Einfluss haben auf die Vergesellschaftung von Tieren? Kann es sein, dass durch lange Inzucht die Tiere plötzlich sehr unkompliziert sich verhalten, wenn zwei fremde Tiere zusammengesetzt werden?
Soweit ich weiss gelang zumindest beim Goldhamster, dass gewisse Tiere durch Zucht umgänglicher wurden, dass eine Haltung von zwei Tieren möglich wurde, was ja sonst nicht ihrer Art entspricht.

Zitat:

Offensichtlich war man neben Inzuchtlinien auch daran interessiert, eine große Anzahl von Degus möglichst original zu erhalten.

...was ja durchaus auch sinnvoll wäre.
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