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Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema

 
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Vanessa87
Ökomöke


Anmeldungsdatum: 12.01.2008
Beiträge: 1474
Wohnort: D - Leverkusen

BeitragVerfasst am: 03.10.2009 15:43    Titel: Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema Antworten mit Zitat

Aufgrund einer Diskussion die ich gerade per PN in einem Rattenforum ( www.rattenforum.de ) führe, erstelle ich diesen Thread.
Hier könnte man gegebenenfalls mal die verschiedensten Rattenfuttermischungen aufführen und Erfahrungsberichte beischreiben, wie die Tiere das fressen.

In der PN wurde mir unter Anderem diese Seite verlinkt:

http://www.schlarattenland.de

Negativ finde ich, dass sie sogenannte "Wiesenheupellets" als Alternative zu echtem Heu anbietet. http://www.schlarattenland.de/futter/projekt/bestellen/heupellets.php
Seh ich jetzt keinen Sinn drin, da man echte Kost eben nicht mit Pellets gleichsetzen kann. Dazu kommt, Heu ist keine richtige Nahrung für Ratten. Zumindest habe ich noch keine Ratte kennengelernt, die Heu regelrecht frisst.
Meine Tiere haben am Heu (ich sammel mein Heu ausschließlich selbst) immer nur wenn es noch grün gesammelt und getrocknet wurde, ein wenig rumgenagt, und natürich, wenn es "reif" gesammelt wurde, die Saaten rausgepiddelt und gefressen.
Anstonsten wurde es ausschließlich als Nistmaterial oder zum Spielen benutzt.

Dann hatte ich noch irgendwas mit Futterbrei gelesen, was mir auch nicht so gefiel.

Teilweise sind die Texte sehr lang und ich habe nun auch nicht die Zeit mir alles durchzulesen.

Bei ihren Futterkomponenten:
http://www.schlarattenland.de/futter/projekt/komponenten.php
finde ich sehr viele verschiedene Pellets, unendlich viele Flocken, Schrot und getrocknete Kost.
Pellets gehören für mich nicht in artgerechte Nahrung und Ratten bevorzugen frische Kost und keine getrocknete.

Schrot und Flocken, dagegen habe ich nichts, sollte aber nicht Hauptbestandteil des Futters sein, sondern eher eine Art Leckerchen und oder für alte / kranke Tiere.

Meine Tiere bekommen ja auch massig Haferflocken, eben weil sie sie über alles lieben. Trotzdem haben sie auch unbehandelten Hafer mit im Futter. Wobei meine ungeschälten Hafer ungerne fressen,. während sie mir die Finger für Haferflocken, gechälten und Nackthafer abbeißen.

Hier ein Link zu einem Thread des dazugehörigen Forums:
http://forum.schlarattenland.de/viewtopic.php?f=8&t=507
In dem Thread werden verschiedene Rattenfutterarten die dort gemischt werden aufgeführt. Mir fällt dabei auf, dass sehr viele getrocknetes Obst, Gemüse und Kräuter verwendet wird.
Ich bin nicht so für das ganze getrocknete Zeugs, sondern bevorzuge Frischkost. Meine Tiere lehnen das getrocknete Zeugs auch überwiegend ab, es sei denn ich greife auf diese Zuckerbomben zurück. Aber das ist ja nicht Sinn der Sache.

Durch diese HP ist das "Bielefelder Rattenfutter" entstanden, deren Zutaten folgende sind:

Zitat:
7% Buchweizen
9% Dinkel
15% Hafer
5% Hanfsamen
5% ganze Maiskörner
5% Mohnsamen
15% Reis
15% Roggenflocken
5% Rosinen
4% Sonnenblumenkerne
15% Weizenflocken


An sich keine schlechte Mischung, aber doch noch arg langweilig. Es könnten noch weitere Saaten miteinbezogen werden.

Interessant finde ich, dass jeder gleich einen Aufstand macht wenn man Rosinen liest, aber keiner über dieses Futter schimpft, wie es bei meinem Futter ja damals der Fall war. Das ging ja hin bis zu "verantwortungslose Fütterung, wie kann man nur, nichts ist besser als Rattima, also warum sollte man was anderes füttern?! U.s.w....

Warum sie nun nicht auf Weizen, Roggen und Mais verzichten und das durch sinnvollere Komponenten ersetzen, weiß ich auch nicht. Finde auch den Gehalt an Getreide recht hoch.

Gut so Sachen wie Mohn habe ich schon lange nicht mehr im meinem Futter, einfach weil meine Tiere das eh nicht fressen. Es ist ihnen einfach zu klein. Aus der Hand werden ab und an solche Fisselskörner aber gerne mal genommen.

Hier im Vergleich mal die Murxsche Mischung, mit der ich angefangen habe, die aber viel zu teuer ist und von der meine Tiere die Hälfte liegengelassen haben, weil sie die Saaten in anderen Mengen fressen.



Zitat:
Mehlsaaten:
- 15% Glanz (Kanariensaat, Spitzsaat) 750g
- 15% Amaranth 750g
- 15% einer Hirsemischung 750g (Japanhirse, Mannahirse, Platahirse, Rote Hirse, Senegalhirse, Silberhirse,….)
- 10% Hafer im Spelz (entweder geschrotet vom Bauern o. Reiterhof, o. Futterhafer) 500g (5kg 3,60€ (Internet))
- 10% Quinoah 500g
- 10% ungereinigte Gerste (gibts beim Bauern) 500g
- 5% Paddyreis 250g
- 5% Grünkern 250g
- 2% Grassamen 100g
- 2% Dinkel 100g
- 1% Kamut 50g

Ölsaaten:
- 30% Buchweizen 1500g
- 20% Kardisaat 1000g
- 10% Negersaat 500g
- 5% Leinsaat 250g
- 5% Sesam 250g
- 5% Sonnenblumenkerne 250g
- 5% Kürbiskerne 250g
- 5% Hanfsamen 250g
- 5% Dari (Vogelhandel) 250g
- 2% Mohn 100g
- 2% (Marien)Distelsamen 100g
- 2% Milo (Vogelhandel) 100g
- 1% Nachtkerzensamen (Vogelhandel) 50g
- 1% Chiahsamen (Samenhandel im Internet) 50g
- 1% Zicchoriensaat (Vogelhandel, Samenhandel im Internet) 50g
- 1% sonstige Sämereien (Salatsamen, Senfsaat, Mungobohnen, Rübsen, verschiedene Nüsse mit Schale ... ) 50g


Und im Vergleich meine Mischung die nach mehreren Monaten des Experimentierens entstanden ist, mit der ich meine Tiere dann nachher richtig glücklich machen konnte:

Zitat:
Vanessa´s Rattenfutter
1. 2000g Paddyreis
2. 2500g Gerste
3. 2000g Buchweizen
4. 1500g Sonnenblumenkerne
5. 500g (Nackt**) Hafer (geschält)
6. 200g Milo
7. 500g Dinkel**
8. 150g Hanf
9. 100g Dari
10. 250g Kardi
11. 50g Mariendistelsaat
12. 20g Zirbelnüsse
13. 15g Amaranth**
14. 50g Grasmix
15. 10g Mungobohnen*
16. 10g Leinsaat (gold)**
17. 50g Perilla
18. 10g Sesam*
19. 10g Quinoa**
20. 25g Negersaat
21. 20g Gartenkressesaat
22. 10g Hagebuttenkerne
23. 10g Nachtkerzensaat
24. 10g Zichorie


So Sachen wie Zichorie, Nachtkerzensaat, Gartenkressensaat hab ich nachher ganz weggelassen und nur noch ab und an mal als Leckerchen aus der Hand gefüttert. Weil sie es einfach nicht mehr angerührt haben im Napf.


Ich finde es sehr gut, dass hier sehr viel rumexperimentiert wird. Ist ja eigentlich nichts anderes als das was ich mache, nur dass ich mich eben auf meine Tiere verlasse und nicht auf irgendwelchen wissenschaftlichen Studien unter denen gegebenenfalls sogar Pseudostudien sind, was ich aber nicht sagen kann, da ich keine Studien kenne, bezüglich Rattenernährung.

Für das Bielefelder Rattenfutter wurden, so wie mir gesagt wurde, mitunter "Supplemente für Tierernährung" und "Nutrient Requirements of the Laboratory Rat" verwendet. Was das ist, keine Ahnung. Ich kenne wie gesagt keine Studien und verlass mich auf meine Tiere was auch wunderbar klappt! Wink

Als ich angefangen habe mich für das Selbstmischen zu interessieren, hätte ich mich über so offene Threads gefreut. Stattdessen bin ich sofort klein gemacht worden und ohne es auch nur versucht zu haben wurde mir von allen Seiten entgegeggerufen dass es überhaupt gar nicht möglich sei, Ratten das Futter selbstzumischen, da sie ja soooo sensibel seien.

Ja genau, deswegen sind Ratten ja auch neben den Schaben einer der besten Überlebenskünstler der Welt. Weil sie so dumm sind und sich ihr Futter nicht selbst zusammenstellen können und sooo sensibel sind. Very Happy

Ich würde mich freuen wenn sich mal mehrere Selbstmischer zusammensetzen bzw wenigstens in einem Thread mal zuammenfinden.

EDIT: Schande über mein Haupt! Einer der wichtigsten Dinge habe ich vergessen!

Frischkost, ist meiner Meinung nach fast genau so wichtig wie das Körnerfutter und sollte dementsprechend genau so abwechslungsreich sein.
Meine Tiere kennen mittlerweile über 120 Futterpflanzen. Ich habe sehr viel rumexperimentiert und das ausschließlich zugunsten der Tiere.
Zugleich habe ich mittlerweile ein sehr umfangreiches Wissen was die Pflanzenwelt angeht. Ich finde solch ein Wissen sehr, sehr wichtig und eigentlich war es ja mal 0815-Wissen welches einfach in Vergessenheit geriet.
Somit hat die artgerechte Tierhaltung doch ein süß-schmeckendes Mitbringsel! Smile

Und jetzt auf liebe Rattenhalter! Los, meldet euch!

Vorallem Tiger und Mietze möchte ich hier gerne lesen! Wink
_________________
Ein Hund braucht sein Hundeleben.
Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit, sie zu bekommen!
Robert Lembke
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Serena-t
Fellnase


Anmeldungsdatum: 22.10.2008
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 03.10.2009 19:05    Titel: Re: Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema Antworten mit Zitat

Hallo!

Wie sieht es für sämtliche oben genannte Bestandteile mit folgenden Daten aus?

... Energiegehalt in Kalorien oder Kilojoule
... Protein
... Fett, einfach ungesättige Fettsäuren, mehrfach ungesättigte Fettsäuren
... Kohlenhydrate, davon Zucker
... Cholesterin
... den Vitaminen: Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin K, Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B6 (Pyridoxin), Vitamin B12, Biotin, Folsäure, Niacin, Pantothensäure
... den Mineralstoffen und Spurenelementen: Calcium (Ca), Chlor (Cl), Kalium (K), Magnesium (Mg), Natrium (Na), Phosphor (P), Kupfer (Cu), Eisen (Fe), Fluor (F), Mangan (Mn), Jod (J), Zink (Zn)
... den Aminosäuren Alanin, Arginin, Asparagin, Glutaminsäure, Glycin, Histidin, Isoleucin, Leucin , Lysin, Methionin, Phenylalanin, Prolin, Serin, Threonin, Tryptophan, Valin

Bevor ich nicht einen Großteil dieser Angaben für eine Zutat kenne, kommt sie für mich als Bestandteil in einem Futter überhaupt nicht in Betracht, weil es dann reine Willkür wäre, was man zusammenmischt und eine Ausgewogenheit unter diesen Umständen nur zufällig erreicht werden kann.

Ich wäre sehr interessiert, wo diese Angaben für die zum Teil nicht ganz alltäglichen Bestandteile zu finden sind.

Frischfutter ist für mich auch sehr entscheidend und Abwechslung wichtig, da über meine Futtermischung (das oben genannte Bielefelder Rattenfutter) bzw. überhaupt über Mischungen ohne Vitaminzusätze, der Vitaminbedarf nicht gedeckt werden kann und damit Frischfutter eine hohe Wichtigkeit erhält, die es bei der Fütterung von käuflichem Fertigfutter mit Vitaminzusätzen nicht hat.
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Tiger
Lästermaul


Anmeldungsdatum: 09.12.2008
Beiträge: 129

BeitragVerfasst am: 03.10.2009 20:19    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Immer gerne doch Wink

Ich habe zwar leider keine Ratten mehr, aber in den letzten Jahren selbstgemischt. Ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht.
Vorher bekamen sie Rattima. Das konnte ich im Gegensatz zur Saatenmischung nie Ad libitum anbieten, gerade die Kastraten wurden schnell übergewichtig. Zudem hatte ich weitaus mehr kranke Tiere, insbesondere Tumore. Kann natürlich auch Zufall gewesen sein, es war aber schon sehr auffällig.

Allerdings habe ich kein festes Mischverhältnis gehabt und öfter auch unterschiedliche Mischungen. Ich habe die einzelnen Saaten immer direkt bei der Fütterung gemischt. Von jeder Saat jeweils gerade soviel, dass am nächsten Tag noch etwas übrig war.
Trockengemüse gab es fast gar nicht, habe ich lieber frisch gefüttert. Da für die Kaninchen und Meerschweinchen ja sowieso jeden Tag was sein musste, war das billiger und einfacher. Sowohl Gemüse als auch Kräuter.

Heu hatten meine immer zur Verfügung, wurde hauptsächlich zum Nestbau verwendet, teilweise aber auch komplett gefressen.

Um besser einschätzen zu können, wie viel sie wovon fressen, habe ich 7 Tage lang jeden Tag gewogen, wie viel sie von welcher Saat gefressen haben. Verwendet wurden zu dem Zeitpunkt nicht allzu viele Sorten, das war irgendwie ein recht spontaner Versuch. Ich ärgere mich inzwischen, dass ich das nicht noch mal mit mehr Vielfalt wiederholt habe.

Hanfsaat : 8 g
Hirse (verschiedene Arten) : 2 g
Kanariensaat : 16 g
Buchweizen : 80 g
Leinsaat : 3 g
Grassamen (verschiedene Arten) : 2 g
Reis : 2 g
Quinoa : 125g
Amaranth : 2 g
Hafer (geschält) : 95 g
Gerste : 14 g
Dinkel : 26 g
Sesam : 41 g

Das Ganze für 6 Ratten. Zusätzlich gab es täglich noch einen Teller mit Gemüse und Kräutern (frisch und getrocknet), sowie etwas Vitaminpaste für jeden. Zudem zweimal die Woche eine Dose Katzenfutter (Almo nature) à 70g. Genauere Angaben hab ich mir leider dazu nicht notiert.

Ganz so schön sortenreich war diese Mischung nicht, sollte mehr sein. Allerdings fand ich es erstaunlich, dass meine Quinoa so bevorzugt haben. Vielleicht war es auch nur ein Tier, mit dem etwas nicht stimmte und daher dieses Saat bevorzugt wurde? Zu dem Zeitpunkt konnte ich aber nichts offensichtliches feststellen.

Vorher habe ich das Ganze 4 Tage lang mit Haferflocken versucht, davon haben sie deutlich mehr gefressen als vom ganzen Hafer. Leider kam ich wie gesagt nie dazu, den Versuch zu wiederholen, um Vergleichsdaten zu erhalten.

Studien zum Thema Nährstoffbedarf einzelner Ratten halte ich für fragwürdig. Ob der Nährstoffbedarf einer pelletgefütterten Laborratte wirklich verwertbare Werte liefert? Daher halte ich eine Fütterung mit Pellets auch für ein großes Risiko, diese Tiere haben keine Möglichkeit, irgendwas zu variieren und auszugleichen. Rationierte Gabe ist wiederum gerade bei größeren Gruppen auch nicht ideal, da eine Selektion nur beschränkt stattfinden kann. Insbesondere Fertigfuttermittel sind ja doch in ihrer Zusammensetzung sehr eingeschränkt.
Ein gewisses Grundwissen zur Fütterung sowie das Beobachten der Tiere ist natürlich immer nötig. Aber ein genaues ausrechnen irgendwelcher Nährstoffe halte ich für unnötig... die Ratten werden eine Saatenmischung letztendlich vermutlich sowieso nicht in diesem Verhältnis fressen.

Lieber möglichst große Abwechslung an bestenfalls natürlich belassenen Saaten bieten und den Tieren eine vernünftige Selektion ermöglichen. Frischfutter halte ich auch für sehr wichtig. Dabei nicht nur Gemüse, sondern auch frische Kräuter sollten m.E. regelmäßig angeboten werden.


Zwei Zitate zum Thema Ratten und Selektion habe ich auch noch. Leider hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit, die Quellen der Aussagen selbst zu überprüfen. Aber vielleicht hat sich jemand anders hier schon damit genauer befasst?

“There is extensive evidence that rats are able to sense toxicants and essential nutrients in their food and avoid foods that either contain toxins (Garcia et al., 1974) or are deficient in essential nutrients (e.g. Feurte et al., 2000; Rutkoski and Levenson, 2000). […]”
Quelle: Effect of wheat production system components on food preference in rats

„Tiere sind in der Lage, entsprechend ihren ernährungsphysiologischen Bedürfnissen geeignetes Futter auszuwählen. Laborratten haben sich als besonders geschickte Verkoster profiliert. Der Grund dafür liegt in dem wendigen Fressverhalten, das für alle omnivoren Tiere typisch ist. Aus einer Vielfalt möglicher Futterquellen, sowohl gefährlichen als auch bekömmlichen, muss ausgewählt werden. Bereits in der pränatalen Zeit erworbene Geschmackspräferenzen werden später durch eigene Erfahrungen verfeinert. So werden Futtercharakteristika wie Geruch, Geschmack, Textur mit der physiologischen Wirkung verknüpft und stabile, langanhaltende und sinnvolle Nahrungsgewohnheiten gebildet. Ratten lernen beispielsweise Futter mit unterschiedlichem Nährstoffgehalt zu unterscheiden und nach Bedarf auszuwählen. (SCLAFANI 1995).[...].“
Quelle

Ganz Interessant finde ich auch das hier:
„1950 hatte K.Becker ähnliche Untersuchungen am Mageninhalt von viertausend Wanderratten angestellt. Das Ergebnis: 39% bestanden aus Körnerfutter und Sämereien. 34% aus Früchten, Gemüse und Gräsern und nur 10% aus Fleisch und Fisch.“

Stammt aus irgendeinem älteren Rattenbuch, leider habe ich mir den Titel nicht aufgeschrieben und hatte das Buch nur ausgeliehen. An die Untersuchungen selbst bin ich bisher leider auch nicht herangekommen. Die Aussage wäre demnach auch noch zu überprüfen.
Interessant dabei finde ich den hohen Anteil an Frischfutter im Vergleich zu Saaten. Wie sieht das denn bei euch mit dem Verhältnis aus?
_________________
Gruß
Tiger

„Sonderbar: Je mehr man herausfand, desto weniger wusste man.“
Aus: Die Schlacht der Nomen
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 03.10.2009 20:25    Titel: Re: Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema Antworten mit Zitat

@Serena-t:
Dein Futter muß ja ziemlich teuer sein, denn deine Anforderung ist nur dann zu erfüllen, wenn du dein Futter vor dem Verfüttern jedesmal vollständig analysieren läßt ... schon alleine ob ein roter Boskop (Apfelsorte) auf eisenhaltigem Boden oder auf einer gut gedüngten Apfelplantage, dessen Boden inzwischen mineralstoffmäßig ausgelaugt ist, entscheidet darüber, wieviel Eisen im Apfel tatsächlich zu finden ist.
Auch beim Industriefutter weißt du eben nicht, wieviel von was drin ist - denn, die Futtermittelhersteller brauchen nicht mal diese ganzen Werte angeben, und selbst wenn sie es tun, dürfen die tatsächlich im Futter enthaltenen Werte um bis zu 30% abweichen! Erst die schriftliche Anfrage zur Charge muß wahrheitsgemäß und ohne diese erhebliche Toleranz angegeben werden - ließ zu diesem Thema einfach mal sehr aufmerksam die Futtermittelverordnung!

Aber selbst wenn du weißt, was in dem Futter drin ist - wie willst du wissen, wie der Bedarf deiner Ratten tatsächlich aussieht?
Wenn du ein Laborfutter dir holst, wo alles drin ist, was Ratte angeblich braucht, und du fütterst deine Ratten ausschließlich damit, zeigen sie weitaus mehr Erkrankungen, wie Ratten, die möglichst abwechslungsreich ernährt werden ... Tumore tauchen selbst bei sehr alten Ratten mit abwechslungsreicher, naturbelassener Ernährung im ersten Lebensjahr so gut wie gar nicht auf, der Anteil der über dreijährigen Ratten ist mit abwechslungsreichem naturbelassenen Futter deutlich höher wie mit der vorkonfektionierten und normierten Laborpelleternährung! Diverse Krankheiten, wie Mycoplasmen und Co, treten bei einer naturbelassenen abwechslungsreichen Ernährung deutlich seltener auf. Nierenerkrankungen sind bei Ratten, welche naturnah ernährt werden, ein Fremdwort, vor allem dann, wenn sie so viel Frischfutter bekommen, wie sie haben wollen.

Der Grund dafür:
Ratten sind Allesfresser, keine Pelletfresser!
Sie sind an die wechselnden Nährstoffgehalte ihrer Nahrung, die sie vorfinden, angepaßt. Sie sind zudem an diverse sekundäre Pflanzenstoffe angepaßt, wie Thymol, Carvacrol, Polyphenole, Kieselsäure, diverse Carotinoide usw usf ... sie brauchen all diese Stoffe, um gesund zu bleiben. Diese ganzen sekundären Pflanzenstoffe werden jedoch in den Angaben zu dem, was Ratten überhaupt brauchen, gar nicht berücksichtigt!
So vermindert beispielsweise ein hoher Kieselsäureanteil den Bedarf an Calcium, Ratten brauchen kein Vitamin A, da sie dieses vollständig aus diversen Carotinoiden herstellen können, dafür brauchen sie jedoch wiederum verschiedene Carotinoide wie beispielsweise Lutein, um ihre Augen vor Licht zu schützen ... das gilt insbesondere für die rotäugigen Ratten, die kein Augenpigment einlagern können.

Alle Aminosäuren sind in genügendem Maße überall drin, wo Eiweiß drin ist ... also jeder Pflanze und jedem Tier. Ratten als Allesfresser, die durchaus mit einem sehr hohen Anteil an Pflanzen zurechtkommen, kommen sogar mit Eiweiß klar, was wie fast alle Pflanzen nur wenig von Methionin, Lysin, Tryptophan und Cystein enthält ...
Weiterhin wurde beim Bielefelder Futter nicht beachtet, daß Weizen, Dinkel und Roggen extrem hohe Gehalte an Phytinsäure enthalten, welche wiederum den Abbau von Eiweißen behindern - damit sind die Aminosäuren aus Weizen, Dinkel und Roggen für Ratten lange nicht so gut verwertbar, wie beispielsweise in Buchweizen.

Also - welch einen Grund hat denn nun das darauf achten, was drin ist in der Mischung?

Übrigens, alleine daß diese unsägliche Murxmischung immer noch kursiert und immer wieder aufgewärmt wird, zeigt mir, daß es ein riesiger Fehler war, sie überhaupt rauszugeben ... egal welche dieser Murxmischungen!
Die von mir tatsächlich angemischten und bewährten Mischungen sahen nachher so aus:

Handvoll Glanz
Pi mal Schnauze Senegalhirse
Ach, Leinsaat hab ich ja auch noch da
der Sesam muß unbedingt langsam weg
ach wie fein, da ist ja noch ein Rest Nachtkerzensamen!
wow, ich hab da ja mal noch so Chiasaat ... naja, bißl kann man den Ratten ruhig gönnen
Erbsen? Fressen die die überhaupt - egal, können auch noch ein paar zu ...
rote Linsen, klar, die hatten sie letztesmal gefressen und hab ich auch noch da
Senfsaat - jo!
Kressensaat? Klar!
oh ... Paddyreis ... klar, kann mal mehr zu ...
ach ja ... Amaranth
und Buchweizen gleich die ganze Packung
Quinoa - hmm, ist diesmal teuer gewesen ... also weniger
...

Meine Mischungen waren nie gleich, es waren immer andere Körner drinnen, je nachdem was da war. Es wurde nachgeschüttet und nur dann entsorgt, wenn die Körner durch draufpinkeln nix mehr waren. Das Körnermenü konnte durchaus schonmal nur aus selbstgesammelten Wildsaaten in ihren Samenständen bestehen, genauso wie sie selten auch mal aus ner gekauften Sechskornmischung (Weizen, Roggen, Hafer, Dinkel, Buchweizen) aus dem Bioladen bestehen konnte.
Wo ich drauf achtete - möglichst wenig Weizen. Weizen (Dinkel, Hartweizen, Weichweizen, Emmer, Nacktweizen) enthält ein Eiweiß, welches sehr hohe Mengen an Glutaminsäure enthält und das wiederum führt gemeinsam mit den überaus hohen Gehalten an Phytinsäure zu einer schlechten Aufnahme der seltenen Aminosäuren und einer extremen Belastungen der Nieren über den Überhang an Glutaminsäure. Dazu kommt die Beobachtung, daß Ratten, die Weizen bekommen, aggressiver und hyperaktiver sind, wie ohne Weizen. Eigentlich kam Weizen nur über die Sechskornmischung überhaupt in den Rattennapf, einfach wenn ich nix anderes grad da hatte ...

Aber - Rattenfutter besteht nicht nur aus Körnern.
Bei mir kam zusätzlich selbstgesammelte Kräuterwiese, Äste und Zweige diverser Bäume, Gemüse, Obst, das, was der Kater an Fleisch übriggelassenen hatte, Essensreste, Fisch usw usf rein ... meine Ratten waren gesund, Tumore gabs bei mir nur bei vier übernommenen Tieren und in zwei Fällen durch Mörtelstaub ausgelöst, ansonsten gar nicht (womit ich bei der hohen Anzahl an Ratten, die ich über mein Leben hin gehalten habe, unter 1% Tumore liege!) und in den letzten Gruppen, die ich konsequent so wie oben beschrieben gefüttert hatte, hatte ich erstaunlich viele Ratten, welche ihren dritten Winter erlebt hatten ...
Weiterhin gabs kaum Krankheiten ...
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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Serena-t
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Anmeldungsdatum: 22.10.2008
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 03.10.2009 20:35    Titel: Re: Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema Antworten mit Zitat

Hallo!

Da hier anscheinend rein nach Versuch und Irrtum gefüttert wird, halte ich es für überflüssig, dass ich hier weiterhin etwas schreibe.

Liebe Vanessa, ich habe das in etwa so erwartet.
Mir geht es aber um richtige Rattenfütterung und Selbermischen, nicht um willkürliche Versuche mit allen möglichen Körnern, die man sich so denken kann und die man dann nach Lust und Laune anbietet. Das hat für mich nichts mit richtiger Fütterung zu tun.
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 03.10.2009 20:41    Titel: Re: Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema Antworten mit Zitat

@Serena-t:
Hast du eigentlich gelesen, was ich geschrieben habe?
Woher weißt du denn, was eine RICHTIGE Rattenfütterung ist?
Kennst du denn überhaupt den Bedarf deiner Ratten?

Und woher kommen denn die Bedarfswerte der Laborrattenfütterung? - Sind die nicht durch Versuch und Irrtum entstanden?
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Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 03.10.2009 22:27    Titel: Re: Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema Antworten mit Zitat

Hallöchen,

meine Ratten haben früher ganz viel Frischfutter bekommen, alles was gearde da war, Obst, Gemüse, Kräuter (ja und hier weiss man eben auch nicht die genaue Zusammensetzung an Vitaminen etc., man hat lediglich Circawerte, die jedoch auch nichts helfen, wenn man den eigentlichen Bedarf einer Ratte pro Tag nicht kennt...hinzu kommen noch die individuellen Bedarfsschwankungen etc.) und eine Getreidekörner-Samen-Mischung. Zu der damaligen Zeit waren auch Pellets und andere ungeeignete Dinge mit drin enthalten, die wurden jedoch rigoros von meine Süßen gemieden! Meine 6 Rattis wurden alle relativ alt, so circa 3-4 Jahre und waren nie krank.

Heu und Stroh waren ebenfalls immer da. Diese wurden als Nestmaterial benutzt und es wurde mal dran rumgeknabbert...
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BeitragVerfasst am: 03.10.2009 22:35    Titel: Re: Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema Antworten mit Zitat

Hallo Serena,

erst mal herzlich willkommen hier im Forum. Smile

Deinen Aussagen entnehme ich, dass du nicht im Detail vertraut bist mit der Ernährung von wildlebenden Ratten (Haus- und Wanderratten), was ich aber als wichtig erachte für das Verständnis der Fütterung unserer Tiere. Das soll kein Vorwurf sein, ich möchte aber gerne bei den wesentlichen Grundlagen anfangen, die wichtig sind für eine Diskussion mit gleichlangen Spiessen (was aber sicher auch für die anderen hier interessant sein dürfte). Dazu muss ich auch gleich ausholen und kurz erklären, wie ich zum Thema Ernährung gekommen bin:

Angefangen hatte alles mit meinen ersten Degus. Ich habe durch Foren gelernt, dass die üblichen Müsli-Mischungen im Zoofachhandel nicht artgerecht sind. Schnell stiess ich auf einen tollen Beitrag, in dem die damals tonangebenden Ernährungsexperten über die Ernährung von Degus diskutierten. Dabei wurden auch Grundlagen aufgerollt, wie sich Degus in der Wildnis in Chile ernähren. Damit war meine Neugier geweckt und ich wollte mehr wissen. Bei den Degus haben wir das grosse Glück, dass es sehr gute Ernährungsstudien gibt, die an wildlebenden Degus in Chile gemacht wurden und die gut zugänglich sind und erst noch in englischer Sprache (viele Literatur ist sonst auf Spanisch). Diese Umstände haben meine Degu-Ernährung und jene, die in den Deguforen vertreten wird, wesentlich beeinflusst. Es geht um eine vielseitige, rohfaserreiche Kost aus Kräuter und Blüten (Degus sind im Gegensatz zu Ratten keine Allesfresser, sondern Pflanzen und Kräuterfresser), welche mit Sämereien (insbesondere Vogelsaaten) angereichert wird. Das wird so seit sicher 5-10 Jahren so praktiziert, wenn nicht noch länger, wobei vor dem Jahr 2000 der Einfluss durch die käuflichen Futtermischungen doch gross war, da die meisten gerade ihre ersten Erfahrungen sammelten und viele auch bald feststellten, dass diese Mischungen meist nicht so toll waren. Eine Marke mit V sorgte damals für viel Ärger und Frust...

So und durch diese Arbeit hat mich der Ehrgeiz gepackt, dass ich auch bei den Ratten der Ernährung auf den Grund wollte und habe in den letzten zwei Jahren viele Fütterungsstudien von Wanderratten und Hausratten gesammelt. Die Ernährung der beiden Rattenarten ist sehr ähnlich, wobei die Hausratten tendenziell mehr Pflanzenkost zu sich nehmen. Zuvor hatte ich mich mit Frasschutzstoffen und Abwehrmechanismen bei Futterpflanzen beschäftigt und stiess da das erste Mal auch auf die Rattenernährung, da die Ratten sehr interessant sind in ihrem Verhalten, wie sie mit problematischem Futter umgehen und wie schnell sie lernen können, was für sie verträglich ist und was nicht. Dazu kommen sehr leistungsfähige Anpassungen des Darmtrakts, insbesondere dessen Mikroorganismen, die lernen kann, innerhalb weniger Tage gewisse Pflanzengifte zu entgiften, vorausgesetzt, sie wird langsam daran gewöhnt. Natürlich gilt das nicht für alle Gifte, aber dieser Mechanismus zusammen mit dem lernbedingten Fressverhalten ist bei Ratten sehr leistungsfähig und wird, so mein Eindruck, gerade von Rattenhaltern masslos unterschätzt.

Dies erscheint mir denn auch der Grund, auf dem eines der wesentlichen Missverständnisse fusst:

Zitat:

Wie sieht es für sämtliche oben genannte Bestandteile mit folgenden Daten aus?

... Energiegehalt in Kalorien oder Kilojoule
... Protein
... Fett, einfach ungesättige Fettsäuren, mehrfach ungesättigte Fettsäuren
... Kohlenhydrate, davon Zucker
... Cholesterin
... den Vitaminen: Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin K, Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B6 (Pyridoxin), Vitamin B12, Biotin, Folsäure, Niacin, Pantothensäure
... den Mineralstoffen und Spurenelementen: Calcium (Ca), Chlor (Cl), Kalium (K), Magnesium (Mg), Natrium (Na), Phosphor (P), Kupfer (Cu), Eisen (Fe), Fluor (F), Mangan (Mn), Jod (J), Zink (Zn)
... den Aminosäuren Alanin, Arginin, Asparagin, Glutaminsäure, Glycin, Histidin, Isoleucin, Leucin , Lysin, Methionin, Phenylalanin, Prolin, Serin, Threonin, Tryptophan, Valin

Bevor ich nicht einen Großteil dieser Angaben für eine Zutat kenne, kommt sie für mich als Bestandteil in einem Futter überhaupt nicht in Betracht, weil es dann reine Willkür wäre, was man zusammenmischt und eine Ausgewogenheit unter diesen Umständen nur zufällig erreicht werden kann.


Hand aufs Herz, glaubst du eine wilde Ratte muss all diese Werte kennen, damit sie sich richtig ernähren kann? Oder umgekehrt gefragt, meinst du, wenn du all diese Werte kennst, kannst du die täglich schwankenden Nährstoffbedürfnisse deiner Ratten treffen? Du kannst sie ja nicht mal fragen, wie es ihnen geht und nach was sie Lust haben, sprich nach welchen Nährstoffen ihr Instinkt verlangt. Es kann doch letztlich nur die Ratte selber die benötigten Nährstoffe in den Mengen zu sich nehmen, in denen sie sie gerade zum aktuellen Zeitpunkt benötigt.
Als Halter haben wir aber die Aufgabe, ihnen eine entsprechend breite und abwechslungsreiche Futterpalette anzubieten, dass sie genau das auswählen können, was sie nötig haben. Genau daher ist eine grosse Vielfalt wichtig.
Und Sämereien sind da noch eher unproblematisch. Kompliziert wird es bei Pflanzen, da den Durchblick zu behalten, denn diese wollen vorsichtig angefüttert werden, angefangen bei den unproblematischen und sich dann vorsichtig herantasten an Gewürzpflanzen und so manches Wildkraut, das bei nicht vorsichtiger Anfütterung unter Umständen Probleme hervorrufen kann. Doch da kommen bald die ersten Probleme: welches sind die Giftpflanzen, welche sind gut geeignet und welche Giftpflanzen-Infos sind verlässlich, wo wird falsch informiert, wie kann ich da den Durchblick bewahren etc. Da hilft letztlich nur das Sammeln von Erfahrungen, viel Erfahrungen, einerseits durch Literatur, Erfahrungen von anderen Haltern etc. andererseits führt kein Weg daran vorbei, selber Erfahrungen zu sammeln, die Risiken abwiegen, so dass die Tiere nicht unnötigen Gefahren ausgesetzt werden, aber doch es möglich ist, die Futterpalette stetig zu erweitern, zu verbessern und den Tieren ein qualitativ hochwertigeres und vielseitigeres Futterangeobt zu bieten.
Denn gerade Generalisten, die nicht auf eine bestimmte Pflanze spezialisiert sind, und dazu zählen sowohl die Degus wie eben auch die Ratten, brauchen eine grosse Auswahl, da sie durch eine vielfältige Palette potenzielle Gifte verdünnen und damit das eigene Entgiftungssystem im Körper weniger stark strapaziert wird, denn bekanntlich macht die Menge das Gift. Kommt zuviel, überlastet das die körpereigene Entgiftung und es kommt zur Vergiftung mit all seinen Auswirkungen.

Es war auch für mich anfänglich eher ein Schock, mich mit der Feststellung abzufinden, dass all diese Nährwerttabellen letztlich nur wenig nützen und die Tiere eben am besten wissen, was sie brauchen. Aber letztlich haben mir dann meine Erfahrungen recht gegeben, nachdem ich mich langsam heranwagte an neue Pflanzen und meine Tiere gut beobachtete, anfänglich immer skeptisch, ob sie tatsächlich zurechtkommen und sich nicht überfressen, sich nicht vergiften, aber die Tiere sind nicht dumm und die Pflanzen warnen meist auch entsprechend, wenn sie nicht gefressen werden wollen und sich mit Pflanzenstoffen schützen.

Zitat:

Mir geht es aber um richtige Rattenfütterung und Selbermischen, nicht um willkürliche Versuche mit allen möglichen Körnern, die man sich so denken kann und die man dann nach Lust und Laune anbietet. Das hat für mich nichts mit richtiger Fütterung zu tun.

Meinst du die "richtige Rattenfütterung" sei etwas anderes als willkürliche Fütterungsversuche? Alle käuflichen Futtermittel wurden auf Basis von willkürlichen Futtermischungen zusammengestellt, häufig wurde eine Mischung für ein anderes Tier genommen und nach Gusto angepasst für die neue Tierart. So wurde für Kaninchen bei den Schweinen die Inspiration geholt, bei den Chinchillas durfte das Kaninchenfutter dienen, das leicht angepasst wurde usw. In den Anfängen wurde sogar mit den Nutztieren so mancher sehr abenteuerliche Fütterungsversuch angestellt. Da wurde alles mögliche getestet, was irgendwie den Eindruck erweckte, es könnte fressbar sein. Sogar Torf wurde teilweise den Futtermischungen beigemischt. Wäre da nicht eine Futtermittelverordnung gekommen, wäre das wahrscheinlich so munter weiter gegangen.

Apropos ich rede hier auch aus eigener Erfahrung. Ich habe selber bei einer Futtermischung mitgewirkt und habe mich ausgetauscht mit anderen erfahrenen Tierhalter, die mir über Beispiele berichteten, wie so manche Futtermischung entstanden ist. Und wie früher die Mischungen entstanden sind, auf denen heute noch so manche traditionsverwurzelte Marke fusst (man denke an Berkel, Ovator, Deuka, etc.), da hilft ein Blick in Fachliteratur über die Entwicklungsgeschichte der Mischfutterindustrie. Die ist äusserst aufschlussreich. Dazu ist auch in Fachzeitschriften wie z.B. der Journal of Nutrition (zu deutsch Zeitschrift für Ernährung) oder British Journal of Nutrition das eine oder andere Interessante zu entnehmen. Dazu gäbe es die Branchenzeitschrifen wie z.B. "die Mühle" usw.

Ich kann dir da wirklich nur empfehlen, dich damit mal etwas genauer beschäftigen. Es ist ein hochspannendes Themengebiet, das so manche Überraschung bereithält, aber keineswegs simpel oder gar öde ist.
Hinter einem Pellet stehen ebenso komplizierte wie auch interessante Abläufe und Verarbeitungsschritte, wie z.B. bei einem Müslifutter z.B. für Hühner oder bei einem Einzelfutter oder einer Saatenmischung.
_________________
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Vanessa87
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BeitragVerfasst am: 04.10.2009 22:00    Titel: Antworten mit Zitat

Oje, da liegt man mal nen Tag flach im Bett und dann kommt man hier nicht hinterher mit Lesen... Shocked
Ich schreib nun nur ein wenig was dazu, bzw antworte Tiger, da ich noch nicht ganz fitt bin.

Zitat:
Allerdings habe ich kein festes Mischverhältnis gehabt und öfter auch unterschiedliche Mischungen.


Genau DAS finde ich immer sehr wichtig. Habe ich auch immer gemacht. Habe immer so um die 10kg gemischt und dann immer ein wenig neu variiert.
Momentan, da ich ja aufhöre und nur noch 5 Tiere habe, schmeiß ich einfach nur noch das zusammen was ich noch hab und so wie sie es eben gern fressen. Halt ähnlich wie die Mischungen, nur ohne Waage Wink

Zitat:
Heu hatten meine immer zur Verfügung, wurde hauptsächlich zum Nestbau verwendet, teilweise aber auch komplett gefressen.


Interessant, es scheint also wohl doch einige Ratten zu geben die auch komplettes Heu fressen. Was war es für Heu?

Zitat:
Hanfsaat : 8 g
Hirse (verschiedene Arten) : 2 g
Kanariensaat : 16 g
Buchweizen : 80 g
Leinsaat : 3 g
Grassamen (verschiedene Arten) : 2 g
Reis : 2 g
Quinoa : 125g
Amaranth : 2 g
Hafer (geschält) : 95 g
Gerste : 14 g
Dinkel : 26 g
Sesam : 41 g


Ich bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Ratten fressen.

Meine Tiere hätten diese Saaten in ganz anderen Mengenverhältnissen gefressen. Lynya hatte doch auch selbst gemischt. Soweit ich weiß hatte sie damals Unmengen an Quinoa und Amaranth und so Kleinkram drin. Ihre Tiere haben das Zeugs auch in großen Mengen gefressen. Meine fraßen es nicht mals in großen Mengen, wenn ichs ihnen aus der Hand gefüttert hatte. Meine haben aber generell Kleinzeugs kaum angerührt. Außer Kolbenhirse, dafür haben sie ALLES getan. Aber so mit im Futter (außer Milo und Dari) haben sie Hirse zu 95% liegengelassen. Und ich spreche hier von 20 Ratten unterschiedlichster Herkünfte!

Was ich noch interessant finde ist die Fütterung von Tieren.
Meine Tiere kennen bisher die unterschiedlichsten Tiere, alle roh verfüttert:
Spinnen, Asseln, Käfer, Motten, Fliegen, Larven, Mehlwürmer, Schaben, Grillen, Heimchen, Heuschrecken, Regenwürmer, etc.
Alles habe ich unvermengt am Stück gefüttert. Manches zum Jagen (Heuschrecken, Grillen), manches aus der Hand bzw aus dem Napf.

Dann kennen sie rohen Fisch. Kleine mir unbekannte Fischies, gefangen im Fluss und Goldfische. Fische wurden alle komplett "mit Haut und Haaren" gefuttert.

Beim Kochen gabs ab und an mal Reste, vor der Erhitzung wie Hähnchenfilet oder Hackfleisch.
Dann hatte ich als ungefutterte Reste vom Hund noch rohes Kaninchen. Einen ganzen Kopf mit Haut, Fell, Augen, Ohren, allem drum und dran gefüttert. Übrig blieben ein paar Haare und Fellfetzen und ein leicht angenagter Schädel. Gehirn wurde sorgfältig ausgelutscht.
War sehr erstaunt wie sehr meine Ratten auf tierische Kost, vorallem aber rohes Fleisch abfahren. Habe aber auch einige Tiere gehabt, die nicht so scharf auf tierische Kost waren. Einige waren so scharf darauf, dass sie sich regelrecht drum geprügelt haben. Sogar teils so stark dass ich solche Sachen nur in meinem Beisein füttern konnte, um regelmäßig dazwischen zu gehen.
Tierische Kost habe ich aber nie Ad Libitum gefüttert. Sicherlich würden sie irgendwann ruhiger werden und davon weniger fressen.

Zitat:

Interessant dabei finde ich den hohen Anteil an Frischfutter im Vergleich zu Saaten. Wie sieht das denn bei euch mit dem Verhältnis aus?


Meine haben ähnlich hohe Mengen an Frischfutter gefressen. Allerdings nur wenn es äußerst abwechslungsreich war. Momentan bevorzugen meine restlichen 5 Tiere Körnerfutter, Nüsse füttere ich momentan ad libitum und für gekochte Essensreste tun sie momentan auch alles.
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Vanessa87
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BeitragVerfasst am: 04.10.2009 22:18    Titel: Antworten mit Zitat

So ich versuch mal weiter zu antworten:

@ Murx:

Zitat:
Handvoll Glanz
Pi mal Schnauze Senegalhirse
Ach, Leinsaat hab ich ja auch noch da
der Sesam muß unbedingt langsam weg
ach wie fein, da ist ja noch ein Rest Nachtkerzensamen!
wow, ich hab da ja mal noch so Chiasaat ... naja, bißl kann man den Ratten ruhig gönnen
Erbsen? Fressen die die überhaupt - egal, können auch noch ein paar zu ...
rote Linsen, klar, die hatten sie letztesmal gefressen und hab ich auch noch da
Senfsaat - jo!
Kressensaat? Klar!
oh ... Paddyreis ... klar, kann mal mehr zu ...
ach ja ... Amaranth
und Buchweizen gleich die ganze Packung
Quinoa - hmm, ist diesmal teuer gewesen ... also weniger
...


hihi Very Happy Auf diese Art füttere ich momentan meine restlichen Tiere. Ich kauf ab und an mal ein paar Saaten neu und schmeiß sie mit zum schon vorhandenen Futter und misch sie unter. Dann schau ich was ich noch alles so da hab und misch das pi mal Daumen nach Gefühl (kenn ja meine Tiere) mit unter.
Meine Tiere fahren recht gut damit und freuen sich, dass es momentan sehr viel Mariendistelsaat und Zirbelnüsse gibt. Very Happy
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Tiger
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Anmeldungsdatum: 09.12.2008
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BeitragVerfasst am: 06.10.2009 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Interessant, es scheint also wohl doch einige Ratten zu geben die auch komplettes Heu fressen. Was war es für Heu?

Das Heu stammt von den Bauern der Umgebung. Meine Vielzitzen- und Farbmäuse fressen es ebenfalls, obwohl sie auch frische Wiese bekommen.

Zitat:
Außer Kolbenhirse, dafür haben sie ALLES getan. Aber so mit im Futter (außer Milo und Dari) haben sie Hirse zu 95% liegengelassen.

Das habe ich auch schon mehrfach bei Ratten und Mäusen beobachtet. Woran liegt es, dass Kolben so eine Begeisterung auslösen?
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Gruß
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Murx Pickwick
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BeitragVerfasst am: 07.10.2009 07:33    Titel: Re: Futter selbstmischen - ein hoch diskutiertes Thema Antworten mit Zitat

Kolbenhirse wird noch unreif geerntet und dann getrocknet, damit die Körner nicht rausfallen ... Hirse der gleichen Art dagegen ist vollgereift, damit die Körner leicht beim Ernten herausfallen. Da liegt eigentlich der einzige mir bekannte Unterschied ... allerdings bevorzugten normalerweise fast alle meine Ratten und Mäuse reifen Samen, milchreife Samen dagegen wurden oftmals verschmäht - anders bei Kolbenhirse, und hier wiederum war es ausgerechnet die Kolbenhirse für Hansi und Bubi aus dem Zooladen, welche bevorzugt wurde. Biokolbenhirse wurde liegengelassen.

Auffällig bei mir das Verhalten der Ratten - erst stürzten sie sich auf konventionelle Kolbenhirse wie blöd, dann ließen sie sie liegen und fraßen sie gar nicht mehr ...

Also Zuckercouleur, was eventuell so wie über Zweigstücken und Blätter drübergekippt wird, damit es besser angenommen wird?
Aber das ist jetzt nur noch reinste Spekulation ...
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saloiv
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Anmeldungsdatum: 14.03.2009
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BeitragVerfasst am: 07.10.2009 10:19    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Kolbenhirse wird noch unreif geerntet und dann getrocknet, damit die Körner nicht rausfallen ... Hirse der gleichen Art dagegen ist vollgereift, damit die Körner leicht beim Ernten herausfallen. Da liegt eigentlich der einzige mir bekannte Unterschied ...

Noch ein Unterschied: Kolbenhirsen werden wohl manchmal geschwefelt, Hirse hingegen nicht.
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