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Saboe Süchtig
Anmeldungsdatum: 06.01.2006 Beiträge: 68
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Verfasst am: 16.06.2009 23:27 Titel: Kalziumarme Ernährung |
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Hallo
Da mein Spike Nierenprobleme hat, bekam ich von der Tierärztin den Auftrag, auf kalziumarmes Futter zu achten. Hättet ihr vor allem in den Bereichen
Sämereien
Frischfutter (von draußen) und
Gemüse (eher unwichtiger)
Tipps, was sich gut als "Nierendiät" eignet? Zudem sollte das Futter möglichst reich an Feuchtigkeit sein, und auch nicht zu viel Eiweiß - oder wenn dann hochwertiges, sprich gut verdauliches Eiweiß - enthalten. Das mit dem Eiweiß kam nicht von der Tierärztin, sondern hab ich mittlerweile durchs Recherchieren herausgefunden - bin da also nicht 100%ig sicher.
Ich hoffe, ihr konnt mir etwas weiterhelfen.
Danke schonmal und beste Grüße
Sabine |
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davX Team

Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 17.06.2009 00:48 Titel: Re: Kalziumarme Ernährung |
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Spike ist ein Degu, sollte vielleicht noch angemerkt sein, für alle, die deine Degus nicht kennen . _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold

Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 17.06.2009 02:35 Titel: Re: Kalziumarme Ernährung |
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Warum sollte eine kalziumarme Ernährung bei Nierenproblemen helfen?
Auch Degus brauchen eine relativ kalziumreiche, also kräuterreiche, Ernährung ... eine kalziumarme Ernährung würde weitere Probleme, wie z. B. Skelettprobleme oder Zahnprobleme, nach sich ziehen.
Wie wurde das Nierenproblem festgestellt und diagnostiziert?
Konnte herausgefunden werden, was es genau für eine Nierenerkrankung ist?
Welche Symptome traten auf?
Bei den meisten Nierenerkrankungen ist es wichtig, nur noch hochwertiges Eiweiß und viel, viel Wasser zu füttern, um die Nieren gut zu durchspülen und nicht zu belasten.
Für Degus bedeutet das:
- Weglassen von Fertigfutter (auch wenn es von der Firma JR Farm kommt)
- Weglassen von getrocknetem Gemüse (insbesondere getrocknetes Wurzelgemüse, wie die obligaten getrockneten Möhren oder gar Erbsenflocken)
- Weglassen von Pflanzen mit hohem Gehalt an Senfölglycosiden (Kohl, Kohlrabi und Co), hohem Oxalsäuregehalt (Spinat, Mangold, Ampfer)
- Viel frische Kräuter, wasserreiche und zuckerarme Früchte, soweit angenommen (Gurke und Tomate z. B., frißt halt nicht jeder Degu)
- Sämereien sind trocken ... Hafer, Amaranth, Quinoah und an Ölsaaten Sesam beispielsweise enthalten hochwertige Eiweiße. Sie sollten möglichst nur noch gekeimt gefüttert werden ... Keime enthalten mehr Wasser, jedoch den gleichen Mineralstoffgehalt, wie Samen. Stärke und Zucker sind reduziert, das belastet dann nicht noch zusätzlich das Insulinsystem. Phytate in den Mehlsaaten sind abgebaut.
- Im Winter auf wasserreiches Gemüse ausweichen, also Möhren samt Kraut, Gurke, Tomate etc
- Helfen sollten auch ausschwemmende Kräuter, wie Ackerschachtelhalm, Brennessel, Bärentraubenblätter, Blätter von Himbeere und Brombeere; speziell Brennessel wird von Degus fast nur getrocknet gefressen (vielleicht frißt jedoch Spike junge Brennesseltriebe auch frisch), Ackerschachtelhalm läßt sich leicht mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm verwechseln, weshalb es meist sicherer ist, auf getrockneten Ackerschachtelhalm aus der Apotheke oder der Kräutertee-Ecke zurückzugreifen.
- Zweige samt Blättern oder Knospen von Birke, Linde, Weide, Haselnuß, Pappel, Erle, Ulme; im Winter am Besten in die Vase stellen und austreiben lassen vor dem Verfüttern.
- viele frische Blüten, wie Rosenblüten, Sonnenblumenblütenblätter etc
Heu sollte in mehreren Sorten vorliegen, damit Spike sich das qualitativ hochwertigste Heu raussuchen kann ... wenn er nicht mehr an Heu rangeht, umso besser, dann heißt es, daß das Frischeangebot ausgewogen genug ist. Leider ist das bei Degus fast nicht zu erreichen.
Die Kost sollte trotz aller Einschränkungen möglichst abwechslungsreich sein, wobei Abwechslung nicht bedeutet, jeden Tag was anderes, sondern vielmehr, möglichst viel frische Kräutersorten, möglichst unterschiedliches Gemüse etc an einem Tag - auch wenn das heißt, daß man letztendlich ne Menge entsorgen muß. Mußt du schauen, was bei dir machbar ist, was nicht (hat nämlich auch keinen Sinn, sich auf den Kopf zu stellen und zu versuchen, jeden Tag 50 Kräuterarten anzubieten, wenn man weder das Geld zum Kaufen, noch die Zeit zum Sammeln hat ... das muß alles im Rahmen bleiben.) _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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atropa belladonna Freak

Anmeldungsdatum: 02.12.2008 Beiträge: 1252
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Verfasst am: 17.06.2009 08:12 Titel: Re: Kalziumarme Ernährung |
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Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: |
Wie wurde das Nierenproblem festgestellt und diagnostiziert?
Konnte herausgefunden werden, was es genau für eine Nierenerkrankung ist?
Welche Symptome traten auf? |
Das würde mich auch interessieren. |
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Saboe Süchtig
Anmeldungsdatum: 06.01.2006 Beiträge: 68
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Verfasst am: 18.06.2009 22:43 Titel: |
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Vielen vielen Dank für die ausführliche Antwort. Auch die Tierärztin hat mir von Fertigfutter abgeraten, da gibts aber "leider" nichts zu streichen, das kriegen sie schon länger nicht mehr. Gleiches gilt für Erbsenflocken - getrocknete Möhren kriegen sie allerdings bisher schon. Ich werde deine Ratschläge berücksichtigen - das Keimen der Samen ist eine super Idee! Eigentlich naheliegend, aber drauf kommen muss man eben
Zu deinen Fragen: Soweit ich bisher herausgefunden habe, kann bei einer Niereninsuffizienz nicht mehr so viel Kalzium aus dem Darm aufgenommen werden - zuerst hielt ich das für einen Widerspruch, denn demnach müsste man ja eigentlich mehr Kalzium füttern, um die Versorgung damit aufrecht zu erhalten. Ich kann da jetzt auch nur vermuten, weil ich noch zu wenig darüber weiß, aber offensichtlich fördert Kalzium Nierensteine, und wenn dann mehr Kalzium durch den Darm kommt (weil weniger aufgenommen werden kann), dann ist das wohl für die Nieren schlecht... Nun, wie gesagt, das sind Vermutungen.
Zur Diagnose: jetzt wo ihr fragt... es sind eigentlich nur vage Indizien: Ich hab ihn beim Tierarzt vorgestellt, weil ich ihn mehrmals sehr lange (jeweils bestimmt eine Minute am Stück) beim Trinken beobachtet habe. Die Tierärztin untersuchte dann zuerst die Augen: eine leichte Trübung war vorhanden. Klar, der Verdacht lag auf Diabetes. Das wurde dann aber über einen Bluttest ausgeschlossen (Wert: 85). Mehr gibt es nicht. Das ist die ganze Diagnose. Also Ausschlussverfahren. Inzwischen hab ich schon irgendwo (Deguforum glaub ich) gelesen, dass Linsentrübung auch von einer Nierenerkrankung kommen kann - oder einfach als erbliche Alterserscheinung.
Ein weiteres Indiz für eine Nierenerkrankung ist evtl. sein geringes Gewicht von 180g, Tendenz derzeit leicht sinkend.
Viele Grüße
Sabine |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold

Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 19.06.2009 09:43 Titel: Re: Kalziumarme Ernährung |
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Wieviel Calzium tatsächlich aus dem Futter aufgenommen wird, ist von Parathormon und Vitamin D abhängig ... je mehr Vitamin D du zuführst, desto mehr Calcium wird aufgenommen. Die Effekte über kaputten Darm, Brei vs strukturiertes Futter etc sind insgesamt geringer und machen sich erst dann bemerkbar, wenn das Verdauungssystem endgültig ruiniert wurde.
Wir haben es hier mit einem sehr ausgeklügelten Regelmechanismus zu tun, der Degu nimmt über Blinddarmkot für ihn verwertbares Vitamin D auf, stellt Parathormon und Vitamin D her und regelt damit selbst die Aufnahme von Calcium aus dem Futter, das läßt sich nur durch die künstliche Zufuhr von Vitamin D oder mit zuwenig Calcium im Futter beeinflussen - und Beides hat Nachteile für das Skelett, da dieser Regelmechanismus letztendlich auch bestimmt, wieviel Calcium in die Knochen eingelagert oder ausgelagert wird ... fütterst du künstliches Vitamin D, wird mehr Calcium in Knochen eingelagert, die Knochen werden spröde und brechen leicht, fütterst du zuwenig Calcium, wird Calcium aus den Knochen ausgebaut, die Knochendichte nimmt ab, die Knochen brechen leichter. In beiden Fällen kommt es früher oder später zu Kieferveränderungen, die wiederum zu Zahnfehlstellungen führen.
Das zweite Regelsystem ist der Calciumgehalt im Blutplasma ... der wird vom Körper konstant gehalten. Wird zuwenig Calcium gefüttert, wird einfach Calcium aus den Knochen herausgelöst, bevor schlimmere Schäden im Nervensystem und Zellaufbau enstehen. Calcium ist eines der wichtigsten Mineralstoffe, welche zugeführt werden müssen! Um dieses Regelsystem Blutcalciumgehalt zu stören, müßtest du so wenig Calcium verfüttern, daß es zu erheblichen Mangelerscheinungen kommt, der Degu stirbt ...
Ein weiteres Regelsystem ist die Fähigkeit vom Degu, bei zu trockener Kost seinen Harn einzudicken ... es gibt etliche Schutzmechanismen in Niere und Blase, die eine Urolithiasis (Blasen- und Nierensteine) dabei verhindern. Dieses System kann eigentlich nur durch in die Blase und Niere eindringende Bakterien als Kristallisationspunkte außer Kraft gesetzt werden. Durch Trockenheit eingedickter Darm + Bakterien als Kristallisationspunkte = Urolithiasis, und das wiederum kann nur in Gefangenschaft bei zu trockener Kost und feuchter Umgebung passieren, in der Heimat ist entweder das Futter trocken und die Umgebung sehr keimarm, weil starke Sonneneinstrahlung und wenig Feuchtigkeit (Trockenzeit eben) oder es ist feuchte Nahrung ad lib da und viele Bakterien ...
Durch zuviel Calcium im Futter kann keine Niereninsuffizienz entstehen, es wurde nur von der Futtermittelindustrie postuliert, daß ein zu hoher Calciumgehalt Urolithiasis verursachen könne - dies ist jedoch bei naturnaher Fütterung nicht möglich und bei Industrienahrung hauptsächlich durch die absolut unnatürliche Trockenheit des Futters und unnatürliche Aufbereitung des Futters gegeben, der Calciumgehalt ist da nur noch ein weiterer Faktor unter vielen Tausend Faktoren. Ein Zusammenhang von Urolithiasis und Calciumgehalt des Futters bei naturnaher Ernährung dagegen konnte noch in keiner einzigen Studie nachgewiesen werden, im Grunde genommen nicht mal der ursächliche Zusammenhang zwischen Calciumgehalt der Nahrung und Urolithiasis in Industriefutter! Nicht von ungefähr sind in Fertigfuttermitteln die Calciumwerte exorbitant hoch - das gibt weniger Schäden im Organismus, wie ein zu niedriger Calciumgehalt! Mit naturnaher Kost wirst du nie auf die Mengen an Calcium, wie sie in mit Mineralstoffen angereicherten Industriefuttermitteln enthalten sind, kommen können, denn du fütterst ja nicht nur Brennessel und Sesam, sondern eben auch calciumarme Pflanzen, die viel zu wenig Calcium enthalten ... das wird nur über die calciumreichen Pflanzen wieder ausgeglichen. Eine zu calciumreiche Ernährung mit abwechslungsreicher, naturbelassener, der Tierart entsprechender Kost ist nicht möglich!
Die Symptome für Urolithiasis wären Eiweiß im Harn, oder sogar Blut im Harn, Harnverhalten, gekrümmtes Sitzen durch Schmerzen etc, nicht jedoch Linsentrübungen ... die sind wiederum ein Hinweis auf Niereninsuffizienz - die Niere arbeitet nicht mehr korrekt und kann bestimmte Abfallstoffe, wie z. B. Harnstoff, nicht mehr genügend entsorgen. Das ist wiederum über den Calciumgehalt im Futter gar nicht zu beeinflussen!
Nicht nur das, es gibt sogar eine Form der (erblichen) Niereninsuffizienz, bei der zuviel Mineralstoffe über die Nieren ausgeschieden werden - wenn du nun bei einer solchen Form der Niereninsuffizienz auch noch calciumarm fütterst, was passiert dann wohl?
Wie du es auch drehst und wendest, egal wo du eingreifst, mit der Reduzierung des Calciumgehaltes greifst du in sehr komplexe Regelkreise ein - ohne auch nur annähernd eine Reduzierung vom Calciumgehalt im Harn erreichen zu können. Dafür gefährdest du die Restgesundheit deines Degus!
Die Regelschraube, wo du ansetzen kannst, ist einzig das Wasser ... je mehr Wasser du in den Degu hineinbekommst, desto mehr Harnstoff kann ausgespült werden, desto verdünnter ist der Harn, desto weniger weitere Schäden können entstehen. Wenn du tatsächlich den schleichenden Prozeß einer Niereninsuffizient allerdings aufhalten und heilen willst, dann müßtest du genau wissen, was die Ursache für die Niereninsuffizient ist und wie die Störung genau aussieht - und genau das ist am lebenden Degu normalerweise nicht feststellbar!
Du kannst also die Beschwerden mit einer wasserreichen Kost lindern, hoffen und beten ... mehr nicht!
Wenn es sich um eine Niereninsuffizienz handelt, ist dies ein schleichender, nicht genügend diagnostizierbarer Prozeß, der beim Degu irreparabel ist - eben weil man nicht herausfindet, was die Niereninsuffizienz ausgelöst hat. Was noch viel schlimmer ist, es gibt eine Form der Niereninsuffizienz, die bei Jungtieren durch Fertigfutter und Schimmelpilzgifte ausgelöst werden kann. Den Jungtieren ist dabei noch nix anzusehen, aber nach vier bis sechs Jahren kommt es zu Linsentrübungen, Vitalitätseinbußen, oft auch Eiweiß im Harn. Irgendwann sterben diese Tiere - und man kann absolut nix beim Nager dagegen unternehmen!
Und noch eine Möglichkeit der Niereninsuffizienz haben wir: Alkaloide durch Endosymbionten in Gras ... und hier wiederum wäre wichtig, woher dein Heu kommt, was du verfüttert hast. Gerade das Heu, was man im Zoofachhandel bekommt, sind Heuzusammensetzungen mit hohem Anteil an Weidelgräsern - diese leben sehr oft mit Endosymbionten zusammen, welche diese gefährlichen Alkaloide produzieren. Dabei sind die Weidelgräser besonders leistungsfähig, die besonders viele Alkaloide produzieren - und sie werden weiterhin auf Leistungsfähigkeit hin gezüchtet! Neben Abort und Unfruchtbarkeit ist Niereninsuffizienz einer der Symptome für die Vergiftung mit dieser Art Alkaloide.
Weiterhin können diese Gräser zeitweise einen Gehalt von über 40% Zucker und Stärke enthalten! Das ist mehr, wie eine vollständige Haferrispe (also mit Spelz und Blütenstengeln) enthält! Werden die Gräser ausgerechnet in der Stunde gemäht, in der solche Spitzenwerte an Stärken und Zuckern enthalten sind, hat man es also plötzlich mit einer Süßigkeit für Degus zu tun! Nun ist das dem gekauften Heu nicht anzusehen, du kannst nicht nachprüfen, wann das Heu geerntet wurde, du kannst es höchstens auf den Gehalt an Fructan untersuchen lassen und so herausbekommen, ob das Heu, was du gerade verfütterst, nur einen Gehalt von 10 - 15% an Fructanen enthält oder aber zu den überzuckerten Gräsern gehört, welche einen Fructangehalt von über 30% enthalten. Bei den großen Grasfressern, wie Pferden, Schafen und Rindern, stellt dieser Fakt eine nicht mehr zu übersehende wirtschaftliche Problematik da, die Tiere werden krank davon! Und trotzdem wird weiterhin munter empfohlen, den Zuckergehalt durch Zucht noch weiter in die Höhe zu treiben! Die Heue für Pferde, vermehrt auch die Heue für Rinder, werden vermehrt auf Fructangehalt untersucht - die Heue, welche in die Zooläden kommen, jedoch nicht!
Die Gräser, an welche sowohl unsere Heimtiere, als auch unsere Nutztiere, angepaßt sind, sind Gräser, die selbst in Spitzenzeiten nicht mehr wie 15% nichtstrukturelle Kohlenhydrate enthalten, normal sind Werte unter 5%!
Das Problem ist hierbei allerdings:
- Es ist immer noch zuwenig bekannt, insbesondere die Empfindlichkeit unserer Heimtiere auf Grasalkaloide ist noch gar nicht untersucht.
- Der Alkaloidgehalt eines Heues ist nicht bekannt, es gibt bisher keine routinemäßige Untersuchung in Europa.
- Es ist immer noch nix über die Wirkung von Fruktanen des Grastyps auf unsere Heimtiere bekannt.
- Der Fructangehalt in Heu ist unbekannt, man muß schon selbst sein Heu zur Untersuchung geben ... und das mit jeder gekauften Charge! Teures Hobby ...
- Viele unserer Heimtiere brauchen das Heu als Ersatzkost, inzwischen sind die ersten Nager im Handel aufgetaucht, die selbstgetrocknetes Gras oder Heu als natürliches Lebensmittel brauchen! (Pfeifhasen und einige Wühler, sie ernten in der Natur Gräser, lassen sie trocknen und lagern das Heu dann - das ist echtes Heu, was die herstellen und daran sind die auch angepaßt)
Niemand von uns kann abschätzen, ob hier überhaupt eine Gefahr für unsere Heimtiere existiert und wenn ja, wie hoch die Gefahr wirklich ist! _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Saboe Süchtig
Anmeldungsdatum: 06.01.2006 Beiträge: 68
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Verfasst am: 19.06.2009 10:20 Titel: |
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Hallo Murx
Ich bin echt sprachlos über dein Wissen, wahnsinn! Vielen Dank nochmal für die Hilfe.
Die Tierärztin hat eigentlich eh nur gesagt, ich soll vor allem kein luzernehaltiges Futter und Grünrollis und dergleichen füttern - Den Kalziumgehalt in meinem selbstmisch-Futter zu hinterfragen, war dann meine Idee, und wohl eine Überreaktion..
Die wesentlichen Änderungen, die ich jetzt vornehmen werde: Ich lasse die Sämereien vor dem Füttern keimen, und ich verzichte darauf, meinen Degus ab und zu mal "was Gutes zu tun", indem ich ihnen eine Packung Bio-Heu aus der Zoohandlung kaufe - sondern bleib beim Heu vom Rinder-Bauern ums Eck.
Außerdem werden die getrockneten Kräuter soweit möglich durch frische ersetzt - ist zum Teil schon geschehen. Vor allem für den Winter muss ich mir noch was einfallen lassen.
Schmerzen scheint er übrigens keine zu haben. Eiweiß und Blut im Urin könnte ich mal mit Teststreifen testen, auch wenns letztlich nichts bringt...
Also nochmal lieben Dank für alles. Den Text könnte man fast direkt so nehmen und als Wiki-Artikel einstellen Da hab ich nämlich zuerst nachgeschaut, bin aber nicht fündig geworden.
Liebe Grüße
Sabine |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold

Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 19.06.2009 11:56 Titel: Re: Kalziumarme Ernährung |
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Luzerne birgt eine ganz andere Gefahr, wie ausgerechnet Calcium - sie enthält diverse Eiweiße, welche beispielsweise als Trypsinhemmer fungieren ... solche Enzyme müssen mit Hitzebehandlung geplättet werden, denn sie sind giftig und verändern das Blutbild. Wenn jedoch Pflanzen hitzebehandelt werden, werden nicht nur giftige Eiweiße deaktiviert, sondern empfindliche Eiweiße werden genauso zerbrochen, zerhackstückelt und an den unmöglichsten Stellen kaputtgemacht. Ihre typische Faltung geht verloren. Sie können so zwar leichter von eiweißabbauenden Enzymen zu Aminosäuren zerlegt werden, durch die Zerstörung der natürlichen Faltung der Eiweiße und das Zerbrechen an Stellen, wo sie nie von Enzymen zerlegt worden wären, entstehen Bruchstücke, die wiederum ihrerseits Giftwirkung entfalten können oder aber Bruchstücke mit seltenen Aminosäuren, die nicht weiter von körpereigenen Enzymen zerlegt werden können. Gerade bei den Bakterien gibt es immer wieder Spezialisten, die selbst mit solch merkwürdigen Bruchstücken noch was anfangen können - und das sind überdurchschnittlich häufig Bakterien, die eher schädlich für den Degu sind, weil sie beispielsweise aus solchen Bruchstücken ihrerseits wieder Gifte aufbauen können, welche die Darmschleimhaut in Blinddarm und Dickdarm angreifen.
Auch hier ist ein Feld, was bis heute kaum wissenschaftlich bearbeitet wird. Zudem lassen sich die Wirkung solcher Eiweißbruchstücke, welche per Zufall enstehen, nicht mal im Ansatz vorhersagen, das sind Hunderte von Stoffen, welche da entstehen können, in der Natur jedoch höchst selten vorkommen (und in der Rohkosternährung wildlebender Degus gar nicht vorkommen, die futtern nämlich keine Kochkost!)
Sämtliche dadurch entstehenden Abfallstoffe, welche über die Darmwand aufgenommen wird, müssen über die Niere wieder ausgeschieden werden! Welch eine zusätzliche Belastung der eh schon ramponierten Niere!
Mit den Grünrollies kommt zusätzlich noch dazu, daß sie nicht nur trocken sind, sondern zudem auch noch aus feinstgemahlenem Pflanzenmaterial bestehen. Der feingemahlene Nahrungsbrei verlangsamt die Darmpassage derartig, daß eventuell in den Dünndarm gelangende Bakterien nicht mehr rausgeschoben werden können - die Folge sind Gärungen im Dünndarm mit Gasentwicklung. Bei den Ausscheidungsprodukten handelt es sich auch um Säuren, die wiederum die Darmschleimhaut angreifen. Und nicht nur das, durch das Absinken des pH-Wertes in verschiedenen Teilen des Darmtraktes sterben große Mengen an Bakterien ab - und das gibt Abfall, welcher teilweise auch wieder über die Darmschleimhaut aufgenommen wird - und über die Niere wieder entsorgt werden muß!
Degus sind nicht an feingemahlene und gepreßte Nahrung angepaßt, sondern daran, grobe Nahrung einzuspeicheln und mit den Backenzähnen zu zermahlen. Dabei entstehen ganz andere Molekülbruchstücke, Eiweiße bleiben dabei weitestgehend unberührt und werden erst im Magen durch die Magensäure in bestimmter Art und Weise entfaltet und nachfolgend von diversen Enzymen in Aminosäuren zerlegt.
Es hat also keineswegs mit dem Calciumgehalt in Fertigfutter zu tun, daß solche Futtermittel schlecht bei Nierenerkrankungen sind, sondern schlichtweg mit dem sehr hohen Verarbeitungsgrad!
Du kannst übrigens selbst etwas zum Wissensgewinn beitragen:
Notier dir genau, was du deinen Tieren zu futtern gibst, wie du sie hältst, wie das Wetter ist, wie sie sich fühlen, welche Aktivität sie zeigen ... tauchen Probleme auf (Linsentrübungen bei Degus) und viele haben sehr genaue Aufzeichnungen darüber gemacht, kann man sie sammeln und statistisch auswerten. Das gibt Hinweise darauf, was wir als Halter falsch machen! Erst auf Studien zu warten, welche von irgendwelchen Unis veröffentlicht werden, ist der falsche Ansatz.
Wenn eine derartig genaue Aufzeichnung beispielsweise von allen Deguhaltern existieren würde, und es würde anhand dieser Aufzeichnungen sich rausstellen, daß ausgerechnet das gute Bergwiesenkräuterheu von den Firmen Lebensglück und Denknixnach bei den Leuten viel verfüttert wurde, wo diese Linsentrübungen gehäuft auftauchen, dann könnte man einfach ein paar Chargen dieser Heusorten nach USA schicken und auf beispielsweise Grasalkaloide untersuchen lassen ... eine Untersuchung kostet nur 50 Euro, plus Porto und mehrere Proben wäre das eine Ausgabe von unter 400 Euro und man kann ausschließen oder aber bestätigen, daß Grasalkaloide eine Rolle bei der Linsentrübung bei Degus haben. Oder später kommt der Verdacht auf, daß es Schimmelpilzsporen im Futter von PM Bauernhof der Auslöser sein könnte - kommen genügend Halter an und haben Linsentrübungen auch bei Degus, die nie PM Bauernhof bekamen und nur wenige Halter beschreiben diese Linsentrübungen, wenn sie PM Bauernhof gefüttert haben, kann man ausschließen, daß es nur die Firma PM Bauernhof ist usw usf.
So aber müßten von zig unterschiedlichen Heusorten Proben in die USA geschickt werden ... und dann auch noch Degus kontrolliert mit diesen Heusorten gefüttert werden ...
DAS kann sich keiner leisten, das ist ein Stochern im Dunkeln!
Aus diesem Grund hab ich auch diesen Thread hier angelegt, ich will einfach sammeln, was im Krankheitsfalle und bei gesunden Tieren an Heu gefüttert wurde ... wenn es einen Zusammenhang gibt, sollte sich das, wenn sehr, sehr viele Halter da mitmachen, herausfinden lassen, wenn nicht, sollte sich das genauso herausfinden lassen!
Je genauer beschrieben werden kann, was an Heu gefüttert wurde, vielleicht sogar Haltungsbedingungen, Wetter, Herkunft des Heues - wäre klasse! Das ist eigentlich viel wichtiger, wie das "Wissen", oder besser gesagt, meine Versuche, komplexe Sachverhalte, so wie ich sie verstanden habe, einfach darzustellen ... _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Saboe Süchtig
Anmeldungsdatum: 06.01.2006 Beiträge: 68
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Verfasst am: 22.06.2009 20:12 Titel: |
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Hallo Murx
Danke nochmal. Die Problematik mit stark verarbeitetem Futter ist mir bekannt - wenn auch jetzt noch deutlich mehr . Ich werde das, was ich über mein Heu weiß, mal in deinen Thread schreiben.
Liebe Grüße
Sabine |
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