Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Tiger Lästermaul
Anmeldungsdatum: 09.12.2008 Beiträge: 129
|
Verfasst am: 13.05.2009 21:12 Titel: Kaninchenkrankheiten (RHD, Myxo. E.c.) |
|
|
Hallo,
ich "darf" ein Seminar über Kaninchen und ihre Erkrankungen halten. Leider sind mir einige Dinge noch nicht so wirklich klar, vielleicht kann mir jemand von euch noch weiterhelfen.
RHD:
Wurde gegen die Australischen Wildkaninchen eingesetzt. Ich vermute ohne Erfolg? Leider habe ich bisher nicht wirklich etwas aufschlussreiches gefunden (vielleicht bin ich auch nur blind).
Myxomatose:
Wie sieht es mit Resistenzen in Europa aus? Ich habe da verschiedene Aussagen gefunden. Gibt es hier ebenfalls Resistenzen und wenn nicht, warum?
E. cuniculi:
Warum erkranken die einen Kaninchen, die anderen aber nicht? Haltung, Fütterung natürlich, aber wie sieht es mit genetischen Ursachen aus?
Was ist mit deutschen Wildkaninchen? Laut einer Studie von '96 sind sie nicht als "Erregerreservoir" anzusehen. Ist das aktuell? Und was genau heißt es? _________________ Gruß
Tiger
„Sonderbar: Je mehr man herausfand, desto weniger wusste man.“
Aus: Die Schlacht der Nomen |
|
Nach oben |
|
|
Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
|
Verfasst am: 13.05.2009 22:07 Titel: Re: Kaninchenkrankheiten (RHD, Myxo. E.c.) |
|
|
RHD hatte binnen kurzer Zeit die Kaninchen fast ausgerottet gehabt - es gab nur ein klitzekleines Problem mit feuchtkalten Gebieten:
Rabbits on the back foot – but naturally they’re fighting back
Ach ja ... RHD in den USA ist doch bestimmt auch wichtig in dem Zusammenhang?
Da gibts inzwischen sehr viel englischsprachige Seiten zu ...
Myxomatose schlägt überall in einem bestimmten Rhytmus zu, egal ob Australien oder Europa. Die Intervalle belaufen sich dabei auf ca. 3 - 4 Kaninchengenerationen, also ca. 7 - 10 Jahre.
Dabei gilt grob vereinfacht gesehen folgender Turnus:
1. Generation (schwere Verlaufsform):
Fast 90% dieser Generation überleben die Myxomatose nicht.
2. Generation
Die Myxomatose verläuft abgeschwächt, ohne Behandlung überlebt mehr oder weniger die Hälfte aller Kaninchen.
3. und 4. Generation:
Die Kaninchen infizieren sich an der Myxomatose, die Symptome sind nur wenig ausgeprägt, alle Kaninchen überleben. Spätestens die vierte Generation Kaninchen bekommt diese Immunität nicht mehr mit und bekommt wieder Kaninchen, welche die schwere Verlaufsform zeigen, 90% der Kinder der vierten Generation sterben.
Das Ganze ist stark vereinfacht dargestellt, ich versuche die Literatur noch herauszufinden, wo du diesen Turnus genauer nachlesen kannst.
Du kannst davon ausgehen, daß es E. cuniculi schon in der Steinzeit und zu Eiszeiten gab ... es ist vermutlich mit dem Kaninchen entstanden. Genauso dürfte eine "Durchseuchung" von über 90% der Kaninchenbestände normal sein - ohne daß auch nur ein einziges Kaninchen jemals an dieser Krankheit erkrankt.
Treten jedoch durch falsche Selektion in der Zucht Kaninchen mit Immunitätsproblemen auf, erkranken diese früher oder später - es ist also ein reines Zuchtproblem. Wer auf große Würfe hin selektiert, selektiert gleichzeitig E. cuniculi-resistente Kaninchen. Ich vermute, daß auch die Fütterung eine Rolle spielen könnte - wird, wie heute modern, darauf geachtet, daß die Kaninchen 80% Heu fressen müssen, weil sie nicht genug Frischfutter bekommen, oder aber es wird hauptsächlich mit Pellets gefüttert, könnte es sein, daß die Kaninchen nicht nur im Darm und vom Stoffwechsel her erkranken, sondern daß sie eben auch diese Immunitätsschwäche entwickeln, welche Grundvorraussetzung für die Erkrankung selbst ist.
Wenn du die Studie, die das belegt, hier im Forum oder im Haustierforum in meinen Posts nicht findest, such ich dir diese Studie nochmal raus ...
Daß es E. cuniculi schon in der Steinzeit gegeben haben muß, ist ein logischer Schluß aus der Tatsache, daß wir es hier mit Pilzen zu tun haben (Microsporidien sind zellparasitierende Pilze). Es dauert lange, bis sich hier Mutationen durchgesetzt haben. Die Generationenfolge an sich ist auch viel länger, wie von Bakterien. Dazu kommt, daß E. cuniculi weit verbreitet ist und in mind. drei Typen vorkommt.
Ein guter Einstieg bietet hier die Wikipedia. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
|
Nach oben |
|
|
davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
|
Verfasst am: 14.05.2009 17:50 Titel: Re: Kaninchenkrankheiten (RHD, Myxo. E.c.) |
|
|
Huhu,
kennst du diesen Thread schon?
http://www.degupedia.de/forum/viewtopic.php?t=1307
Ich hatte mich vor guter Weile mal mit Erkrankungen bei Kaninchen und anderen Hasentieren beschäftigt. Allerdings nicht so tiefgründig, muss ich zugeben.
Insofern...
Zitat: |
RHD:
Wurde gegen die Australischen Wildkaninchen eingesetzt. Ich vermute ohne Erfolg? Leider habe ich bisher nicht wirklich etwas aufschlussreiches gefunden (vielleicht bin ich auch nur blind).
|
Doch der Erfolg blieb nicht aus, aber es bildeten sich, soweit ich das richtig in Erinnerung habe, Resistenzen. Das Problem von Myxo wie auch RHD, sie sind sehr effektiv und können sich verheerdend auf die endemische Kaninchenpopulation in Europa (Spanien, Südfrankreich!) auswirken, andererseits haben sich gerade Viren in Australien und Neuseeland als sehr geeignete Bekämpfungsmethode bewährt, da sie sehr wirtspezifisch wirken und Nebenwirkungen, die du bei den meisten Bekämpfungsmethoden hast, sehr gering sind. Ihre Wirkung hat aber auch Limiten und die Tierbestände erholen sich. Dazu kommt, sie müssen sehr gezielt eingesetzt werden um eine möglichst grosse Wirkung zu erzielen, die passende Jahreszeit mit der passenden Kombination an Massnahmen ist wichtig. Daher ist Populationsdynamik, das Verhalten der Tiere usw. so wichtig in der "Schädlingsbekämpfung".
Um nochmals zurückzukommen zu den endemischen Kaninchenpopulationen und den invasiven Populationen, da herrscht eine bizarre und sehr fragile Kreuzverbindung, denn jede Bemühung zur Bekämpfung der invasiven Populationen kann die Schutzbemühungen der endemischen Populationen zurückwerfen und umgekehrt. Gerade bei Viren ist es sehr schwierig, da diese, einmal freigesetzt schnell unkontrolliert sich verbreiten können. _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter. |
|
Nach oben |
|
|
Tiger Lästermaul
Anmeldungsdatum: 09.12.2008 Beiträge: 129
|
Verfasst am: 17.05.2009 17:16 Titel: |
|
|
Vielen Dank _________________ Gruß
Tiger
„Sonderbar: Je mehr man herausfand, desto weniger wusste man.“
Aus: Die Schlacht der Nomen |
|
Nach oben |
|
|
|